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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022

Neubau Kita mit Schule in Aichwald-Aichschieß

3. Preis

Preisgeld: 13.000 EUR

bwb backeweberbleyle architekten

Architektur

Sophia Hartwig Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Im Ortsteil Aichschiess der Gemeinde Aichwald soll die bestehende Grundschule durch den Neubau einer Kindertagesstätte mit Schule und Kernzeitbetreuung ersetzt werden. Zudem soll anstelle des alten Kindergartens die Schulstraße als durchgehende Straße ausgebildet und die freiwerdenden Flächen für Wohnnutzung weiterentwickelt werden.

Das parkartige Baugrundstück ist durch einen sehr schönen, zu erhaltenden Baumbestand geprägt. 

Leitideen des Entwurfs sind der Erhalt des Baumbestandes und die Einfügung in Außenraum und Ortsbild. Bis auf sehr wenige Bäume kann der Baumbestand fast in Gänze erhalten werden und bietet den zukünftigen Nutzern einen wunderschönen, parkartigen Außenraum mit Schatten spendenden Bäumen, Stauden, Gehölzen, Fahrflächen, Sand- und Wasserspiel, Kletter- Rutsch- und Versteckspiel und viel freier Bewegungsfläche.

Ideenteil

Für die Fläche östlich der Schulstraße wird eine Wohnbebauung mit einem Doppelhaus und zwei Einzelhäusern vorgeschlagen, die die Körnung der umgebenden Bebauung aufnimmt. Die Wohngebäude gruppieren sich um einen Wohnhof, der von allen Parteien als gemeinschaftliche Fläche genutzt werden kann.


Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf setzt seinen Neubau bewusst in die zweite Reihe und präsentiert sich mit einem grünen Garten an die Alte Dorfstraße. Der Pavillon und der wertvolle Baumbestand am Dorfplatz werden erhalten und aufgewertet durch einen barrierefreien Fußweg, der entlang des neuen Kitaund Schulgebäudes zu dem Bolzplatz und Spielplätzen führt, bevor er an die Schulstraße anschließt. Seine Maßstäblichkeit erhält der Entwurf durch seine strukturelle Gliederung: Vier modular aufgebaute Baukörper verbinden sich unter einem gefalteten Dach zu einem spannenden Neubau, der hohe Flexibilität in seiner späteren Nutzung verspricht. Die spielerische Setzung der Module ermöglicht Öffnungen zu den angrenzenden Frei- und Erschießungsräumen, aber auch eine sehr spannende Gliederung der Fassaden.

 

Die stringente Grundstruktur ist in den Grundrissen natürlich mit Abweichungen vom geforderten Raumprogramm erkauft. Insbesondere die gemeinsamen Bereiche Kita/Schule/Kernzeit und geforderte Nebenräume sind zu knapp bemessen. Die vorliegende Typologie, die eher im Wohnungsbau zu finden ist, zeigt in den fehlenden Flächen auch ihre innere Zwänge.

 

Kritisch diskutiert werden auch die Eingangssituationen: Die schöne Belichtungssituation und die Öffnung zum Freiraum kann nicht darüber hinweg täuschen, dass die Eingänge nach der Größe der Treppenhäuser dimensioniert sind und nicht nach den Erfordernissen der Nutzung. Innerhalb der Module sollten der Grundidee folgend Änderungen und Anpassungen möglich sein: Mit einer Drehung des Gruppenraums im nördlich gelegenen Modul könnte man beispielsweise eine andere Fassadengliederung der Nordfassade und damit eine bessere Adressbildung zur Alten Dorfstraße gewinnen. Der Ruheraum, der im angrenzenden Modul unmittelbar an die Außenspielfläche grenzt, könnte mit der Verlegung von Schlafen und von der Kleingruppe an den Gruppenraum besser positioniert werden.

 

Der Entwurf definiert das EG-Niveau der Kita auf 454.00 NN über dem Kreuzungsbereich der Alten Dorfstraße und liegt 2,5 m unterhalb des bestehenden Bolzplatzes. Mit dieser gemittelten Höhenlage gelingt es der Arbeit im Nahbereich der Gebäude sinnhafte Freibezüge ohne großen Geländesprünge zu realisieren. Der Geländeverlauf wird im Gebäude durch einen Höhenversatz von 1 m ausbalanciert. Der Öffentlichkeit wird mit der Definition eines Dorfplatzes und einer großzügigen Nord-Süd-Durchwegung ein attraktives Angebot gemacht. Kritisch diskutiert wird die Aufenthaltsqualität des abgetreppten und nordseitigen Freibereichs zur Alten Dorfstraße. Der Eingangsbereich von Kita und Schule ist klar ablesbar. Gemeinsam genutzte Vorflächen ermöglichen einen attraktiven grünen Vorbereich zur Schulstraße. Die Parkplätze sind aufgelockert durch die Setzung von Bäumen sinnvoll platziert. Hinterfragt werden kann Verhältnis von den großzügigen öffentlichen Freiflächen zu den Außenanlagen von Kita und Schule. Die Dimensionierung der öffentlichen Durchwegung ist im Blick auf Versiegelungsgrad und Angemessenheit zu überprüfen.

Die räumliche Nähe der Kernzeitbetreuung zu den öffentlichen Spielflächen und dem Bolzplatz bieten sinnvolle Synergien in der Nutzung.

 

Durch seine zu knapp bemessenen Flächen hat der Entwurf im Vergleich der eingereichten Arbeiten gute wirtschaftliche Kennzahlen, ein niedriges Gebäudevolumen und eine günstige Flächeneffizienz. Die geplante Konstruktion in Holzbauweise mit Brettsperrholzdecken und Holzständerwänden verspricht dabei eine zeitgemäße und nachhaltige Lösung. Der Wärmeenergiebedarf soll über eine Wärmepumpe bereitgestellt werden. Die Dachflächen des Gebäudes werden mit PV-Elementen zur Erzeugung von Eigenstrom genutzt.

 

Im Ideenteil wird ein kleiner Wohnhof angeboten, der mit einem Doppelhaus und zwei Einfamilienhäusern die Körnung der benachbarten Bebauung aufnimmt. Es wird angeregt über das Angebot von einem großzügigen Wohnhaus mit einer Wohnung pro Geschossebene nachzudenken, um alternative Wohnformen am Standort bei gleicher oder ähnlicher Körnigkeit anbieten zu können.

 

Der Entwurf gewinnt durch seine selbstverständliche Setzung des Neubaus für Kita und Schule und den sicheren Umgang mit der schwierigen Topografie. Aichschiess erhält neben einer neuen Kita und Schule auch einen neuen öffentlichen Freiraum, der das Ortsbild stimmig ergänzt.