modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2017

Neubau Kreativwirtschaftszentrum Alter Schlachthof 57

Ansicht vom Schlachthofgelände

Ansicht vom Schlachthofgelände

Anerkennung

Preisgeld: 2.000 EUR

Bez+Kock Architekten Generalplaner GmbH

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebaulicher Rahmen und gestalterische Einfügung

Das bauliche Volumen des Kreativwirtschaftszentrums ist durch den Bebauungsplan sehr
präzise vorgegeben, dies wird im vorliegenden Entwurf auch respektiert. In seiner
Materialität und Anmutung sucht das Projekt jedoch seinen eigenen Weg.

Die bisher errichteten Neubauten auf dem Areal suchen in ihrer Erscheinung offenbar den
maximalen Kontrast zu den historischen Bestandsbauten des Schlachthofensembles, welche
von der mineralischen Schwere des roten Sandsteins geprägt sind. Blech, Glas, Eternit und
eine helle, in Teilen aggressive Farbigkeit und Formensprache der Architekturen schwächen die qualitätsvolle Ensemblewirkung des Schlachthofareals spürbar.

Der vorgeschlagene Neubau übt sich deshalb in gestalterischer Zurückhaltung und versucht
in seiner Erscheinung die haptischen Qualitäten des Ensembles mit zeitgenössischen Mitteln
fortzuschreiben. Das Haus zeigt sich als klar artikulierter Baukörper, dessen kräftige
Tragstruktur aus rotbraun eingefärbtem Ortbeton in rauer Bretterschalung erstellt wird. Seine
matt texturierte Oberfläche knüpft mit ihrem warmen Farbton und der changierenden
Unperfektion des Ortbetons an die Patina der hervorragend gealterten historischen
Schlachthofgebäude an.

Trotz der großformatigen tief sitzenden Fensteröffnungen, dominiert die mineralische
Anmutung des Hauses. Die Öffnungen knüpfen ihrer Proportion und dem staccatoartigen
Rhythmus der Fensterteilung an die Tradition großartiger Industriebauten zu Beginn des
20.Jahrhunderts an.

Funktional orientierte Sachlichkeit, Sorgfalt in Proportionierung, Detail und Materialwahl
treten an die Stelle architektonischen Spektakels und gewährleisten so eine unaufgeregte
gestalterische Einfügung des Neubaus ins Schlachthofareal.



Flexible Funktionalität und architektonischer Charakter

Das Kreativwirtschaftszentrum wird als streng durchgerastertes Regal interpretiert, dessen
häufig wechselnde Befüllung mit maximaler Flexibilität möglich ist. Der Grundriss des
Skelettbaus wird nur durch wenige Stützen und Tragwände eingeschränkt, der eng getaktete Fassadenrhythmus erlaubt den Anschluss von Bürotrennwänden an nahezu beliebiger Stelle.

Die Wände zwischen Büros und Flur sollen zu großen Teilen verglast ausgeführt
werden, so dass sich eine kommunikative Offenheit innerhalb der Büroeinheiten ergibt. Der
Mittelflur verfügt eine großzügig bemessene Breite, die eine Nutzung als Besprechungs- und
Pausenzone erlaubt. Innerhalb der gewählten Maßlichkeiten sind auch offenere
Bürokonzepte problemlos realisierbar.

Der zentral angeordnete vertikale Erschließungsachse bildet innerhalb eines maximal
flexiblen Hauses eine adress- und charakterbildende Ausnahme. Zwischen den zu beiden
Seiten angeordneten Bürobereichen entwickelt sich hier eine kommunikative Hausmitte über
sämtliche Etagen. Eine offene Treppe, kleine gegeneinander versetzte Lufträume mit
galerieartigen Sitzgelegenheiten geben Raum für zufällige oder geplante Begegnungen der Mieter und Besucher des Hauses.

Von der Treppe aus ergibt sich ein Blick über den angrenzenden Messplatz, während die Galerien zum Schlachthofareal hin orientiert sind. Zwei notwendige Treppenhäuser an den Stirnseiten des Hauses sichern die Rettungswege im Gebäude.

Die vier erdgeschossigen Studioeinheiten mit jeweils eigenem Zugang und Schaufenstern
verzahnen das Gebäude mit seiner Umgebung. Seitlich des Haupteingangs wird ein
übergeordneter Meetingpoint angeboten, der auch für kleine Ausstellungen oder Hausevents
vielfältig genutzt werden kann.

Im 4.Obergeschoss sind die drei übrigen zentralen Besprechungs- und Seminarräume als
Denkfabrik untergebracht. Von hier aus ist auch ein Ausgang auf die gemeinsam genutzte
Dachterrasse möglich. Das Holzdeck wird von einer intensiven Dachbegrünung umspült und
verfügt so über eine hohe Aufenthaltsqualität.

Sämtliche Räume des Hauses orientieren sich nach Osten oder Westen. Auf den beiden
Stirnseiten des Hauses wird das Regal mit schachbrettartig gegeneinander versetzten
Pflanztrögen befüllt. Die hier vorgesehene Bepflanzung rankt sich über die gesamte
Gebäudehöhe und trägt somit dem Wunsch nach einer Fassadenbegrünung Rechnung. Die
Begrünung ist nicht nur Applikation, sondern fester Bestandteil des architektonischen
Konzeptes.

Die Wand- und Deckenoberflächen innerhalb des Hauses werden roh belassen, als
Bodenbelag ist ein monochromer Kautschukbelag vorgesehen. Die Installationsführung
erfolgt offen sichtbar. Das gestalterische Leitbild eines veredelten Rohbaus ergibt einen
Werkstattcharakter der den Ansprüchen der kreativen Nutzerschaft in hohem Maße
entspricht.

Beurteilung durch das Preisgericht

1. Preis Nr. 1013 17.000,- €
2. Preis Nr. 1007 12.000,- €
3. Preis Nr. 1002 7.000,- €
Anerkennung Nr. 1003 2.000,- €
Anerkennung Nr. 1015 2.000,- €


Die Verfasser des Entwurfs schlagen einen streng gegliederten Baukörper vor, der durch die Art der Fassadengestaltung und die Auswahl der Materialien und Farben an die Industriearchitektur des vorigen Jahrhunderts erinnert.

Die robuste Struktur, sowohl das Tragwerk als auch die Fassade betreffend, ermöglichen eine relativ hohe Flexibilität bei der Bildung von Nutzungseinheiten unterschiedlichster Größen. Nicht überzeugend erscheint der Jury die Wahl der Ausführung der Fassade in rot gefärbtem Ortbeton. Auch wenn die Absicht der Verfasser verstanden wird durch die Farbgebung eine Verbindung zur historischen Umgebung herzustellen erscheint die Ausführung zu aufwendig.

Für die Fassadenbegrünung schlagen die Verfasser großformatige Pflanztröge vor, die in die geschlossenen Stirnseiten der Baukörper integriert werden. Diese Ausführung ist sehr aufwendig, sowohl in Herstellung als auch Unterhalt und kann deshalb nicht empfohlen werden. Die Organisation der Grundrisse ist nachvollziehbar, funktional und plausibel, wenngleich sich die Ausloberin an der einen oder anderen Stelle eine höhere Innenraumqualität gewünscht hätte. Trotz großzügiger Dimensionierung der Mittelgangerschließung, bietet diese nur wenig Aufenthaltsqualität. Die Wirtschaftlichkeitskenndaten liegen im günstigen Bereich und die massive Bauweise mit einem hohen Anteil geschlossener Flächen der Hüllen ermöglichen eine nachhaltige Bauweise. Insgesamt erfüllt die Arbeit alle wesentlichen Anforderungen der Auslobung und wird insgesamt als sehr gelungener Beitrag gewürdigt.
Ansicht vom Messplatz

Ansicht vom Messplatz

Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Ansichten längs

Ansichten längs

Ansichten quer + Schnitte

Ansichten quer + Schnitte

Detail

Detail