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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2025

Neubau Krone-Quartier für Wohnen und Pflege in Ravensburg-Oberzell

Modell

Modell

1. Preis

Preisgeld: 33.000 EUR

HILDEBRAND + SCHWARZ Architekten GmbH

Architektur

freiraumwerkstadt

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ENTWURFSIDEE | STÄDTEBAU
Mit dem Krone-Quartier bekommt die Ortschaft Oberzell einen neuen Ort, an dem sich
Gemeindeleben entwickeln kann. Dieser wird bewusst als Dorfplatz gestaltet und vom
bestehenden Bankgebäude und den neuen Einrichtungen gerahmt. Hier ist der Ort für Dorffeste
oder für ein zufälliges Treffen beim Gang zum Bäcker oder zum Arzt. Alle Eingänge und auch die
öffentlichen Freibereiche der neuen Nutzungen orientieren sich konsequent zum neuen
Dorfplatz.
Die neuen Gebäude nehmen in Größe und Struktur den Duktus des ländlichen Raums von
Oberzell auf. Von Ravensburg kommend markiert der erste Baukörper mit seiner rechtwinkligen
Stellung zur Straße den eigentlichen Ortseingang. Er verlangsamt den Verkehr und zeigt die
Besonderheit der Situation. Durch die leichte Drehung nach Osten öffnet sich der Dorfplatz
zusätzlich zur gegenüberliegenden Josef-Strobel-Straße. Die Lage der Baukörper schafft eine
Differenzierung in den Freianlagen zwischen den öffentlich und privat genutzten Flächen bis hin
zum geschlossenen Dementengarten.
GEBÄUDESTRUKTUR
Die Eingänge zu den Gebäuden und zum Foyer sind konsequent zum Dorfplatz hin orientiert. Die
Gebäude selbst sind in sich so organisiert, dass öffentliche Bereiche zum Platz und damit zur
Öffentlichkeit orientiert sind und die privaten Nutzungen ins Grüne zum ruhigen Gartenbereich
liegen. Es entsteht eine leichte Auffindbarkeit der einzelnen Einrichtungen.
Im östlichen Gebäude öffnet sich die Bäckerei mit ihrer überdachten Außensitzfläche direkt auf
den Platz, ist von der Straße aus gut sichtbar, hat Kurzzeitparkplätze direkt am Ladenbereich und
eine gesonderte Anliefermöglichkeit. Auch der mit dem Café koppelbare Mehrzweckraum hat
eine direkte Anbindung zum Platz und ins gemeinsame Foyer. Hier entsteht so zusätzlicher
Raum für größere Veranstaltungen. Die Arztpraxis im 1. Obergeschoss ist schnell und
unabhängig erreichbar. Die betreuten Wohnungen im 2. Obergeschoss orientieren sind in OstWest-Richtung und erhalten die erforderliche Privatheit. Hier sind die rollstuhlgerechten
Wohnungen mit direktem Zugang zur Tiefgarage angeordnet.
Über das zwischengeschaltete, gemeinsame Foyer werden sowohl Pflegedienstbüro,
Andachtsraum und auch die erdgeschossige Tagespflege im westlichen Haus erschlossen. Die
Terrasse der Tagespflege nach Süden mit direktem Zugang zum Dementengarten ermöglicht die
geschützte Nutzung dieses Freibereiches. Die Zimmer der betreuten Wohngemeinschaft im 1.
Obergeschoss sind alle mit Ost-West-Ausrichtung geplant. Der Gemeinschaftsbereich erlaubt
neben seiner sonnigen Westausrichtung auch einen Blick auf den Dorfplatz hinunter. Die
betreuten Wohnungen im 2. Obergeschoss mit Loggien sind ebenfalls Ost-West orientiert. In
den Obergeschossen entsteht eine Wohnung mehr wie im Raumprogramm beschrieben. Das
Dachgeschoss eignet sich sehr gut für einen Ausbau um weitere ca. 6 Wohnungen. So könnte
auf einfache Weise zusätzlicher Wohnraum zur Refinanzierung geschaffen werden.
Zur Kostenoptimierung wird nur ein Gebäude unterkellert. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt von
Osten her. Somit ist nur eine halbgeschossige Höhendifferenz zu überwinden. Die weiteren
Stellplätze sind oberirdisch angelegt. Beide Gebäude sind komplett barrierefrei geplant.578213
KONSTRUKTION | ENERGIEKONZEPT
Es entstehen zwei kompakte Gebäude mit einem sehr guten Hüllflächenverhältnis. Die
Gebäudegeometrie mit einem wirtschaftlichen Achsraster ermöglicht eine einfache wie auch
modulare und schnelle Bauweise. So wird eine konsequente und ökologische Holzbauweise in
Holz- bzw. Holzhybridkonstruktion möglich.
Die erdberührten Bauteile werden in Massivbauweise aus Beton hergestellt. Decken und
Innenwände sind aus Holz- bzw. Massivbauteilen und Außenwände in Holztafelbauweise
ausgeführt. Entscheidender Vorteil dieser Bauweise ist der hohe Grad an Vorfertigung, der die
Bauzeit verkürzt. Durch die klaren Formen und konstruktiv optimierten Spannweiten wird mit
einer ökologischen Bauweise vor allem eine sehr wirtschaftliche Bauweise grundgelegt.
Als Wärmeerzeugung wird eine Wärmepumpe mit Stromversorgung über die eigene PV-Anlage
vorgeschlagen. Somit können insbesondere während der höheren Temperaturen im Sommer
sehr kostengünstig die erforderlichen Lüftungen betrieben werden. Der außenliegende
Sonnenschutz unterstützt den sommerlichen Wärmeschutz. Es wird die Möglichkeit einer
Nachhaltigkeitszertifizierung ohne größere Zusatzmaßnahmen erwartet.
FREIRAUMPLANUNG
Die Freiräume um das Krone-Quartier Oberzell gliedern sich in 3 große Teilbereiche: der
öffentliche Vorplatz zur Straße hin, der Dementengarten und der Gemeinschaftsgarten südlich
des Neubaus.
Vorplatz: Der neue Dorfplatz fungiert zukünftig als Treffpunkt für Dorfgemeinschaft, Bewohner
und Besucher. Nutzungen wie Feste und Veranstaltungen, bespielen und beleben zukünftig die
Fläche. Er ist so dimensioniert, dass auch die Stellung des Mai- oder Narrenbaumes gut möglich
ist.
Ein kleines Café und verschiedene freie Sitzmöglichkeiten bieten Raum für Kommunikation und
Austausch. Versickerungsfähige Beläge, Fahrradstellplätze, Bänke zum Verweilen und viele
Begrünungszonen sorgen für ein hohes Maß an positiv ökologischer Entwicklung im Ort.
Dementengarten: Geschützt zwischen den zwei Gebäudeteilen ist der kontemplative
Dementengarten platziert. Um eine üppig begrünte Pflanzinsel führt ein sicherer Rundweg.
Vereinzelte Bauminseln mit Rundbänken bieten Schutz vor Wind und Sonne, und laden zum
Ausruhen, Austausch und zum Beobachten von Vögeln ein. Der Gemeinschaftsgarten ist über
ein kleines Gartentor im Süden erreichbar.
Gemeinschaftsgarten: Im Südwesten schließt sich der Gemeinschaftsgarten für die Bewohner
und Besucher an. Der großzügige Garten fügt sich in die angrenzende Landschaft ein, eine
Streuobstwiese nimmt die artgerechte, ländliche Bepflanzung auf. Ein kleiner barrierefreier
Spazierweg unter den Obstbäumen mit Sitzmöglichkeiten lädt die Nutzer zu Bewegung ein.
An die Tagespflege schließt sich eine Terrasse und eine kleine Platzfläche aus
wassergebundener Decke an. Sie erhält Hochbeete, Bauminseln mit Rundbank und eine
Boulefläche. Die vielseitigen Angebote geben den Nutzern wichtige Anreize und Möglichkeiten in
der Gemeinschaft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Es gelingt den Verfassern des Entwurfs durch die Setzung von zwei einfachen Satteldachbaukörpern (mit einem 1-geschossigen Verbindungsbau als klar definierte Adresse für einen zentralen Eingang samt Kommunikations- Foyer für die Teilnutzungen) ein städtebaulich überzeugendes Ensemble.

Es fügt sich ganz selbstverständlich in die heterogene dörfliche Bestandsstruktur ein und zoniert das Grundstück gekonnt in einen großzügigen öffentlichen Dorfplatz im Norden mit guter Raumbildung und – durch den Versatz der beiden Hochbauten und den Schrägverlauf der Grenze - in bedarfsgerecht definierte Freiräume im Süden.

Das Verschwenken des östlichen Hauses aus dem orthogonalen System wird kontrovers diskutiert, wegen der trichterförmigen Öffnung und besseren Erlebbarkeit des öffentlichen Treffpunkts aber mehrheitlich begrüßt.

Die Zufahrt zur kompakten Tiefgarage liegt richtigerweise im tieferliegenden Osten des Grundstücks und damit im nicht bebaubaren Bereich.

Das westliche Haus ist nicht unterkellert.

Oberirdische Stellplätze finden sich vor dem straßenseitigen Giebel des Cafés sowie an der Abfahrt zur Tiefgarage – zusammen mit dem bestehenden Überweg über die Josef- Strobel- Straße erscheint dieser Bereich verkehrlich etwas überfrachtet.

Die vorgeschlagene Holzkonstruktion der oberirdischen Bauteile wird aus Gründen der Nachhaltigkeit begrüßt, die Fassaden wirken allerdings noch sehr schematisch.

In beiden Häusern wird ein zweiter baulicher Rettungsweg vermisst.

Auch das Fehlen der Grundrisse des 2. Dachgeschosses wird bedauert, zumal die Ansicht Ost eine sehr unruhige Gestaltung der Dachflächen mit Dachflächenfenstern und Loggien zeigt, die eine Nutzung von Photovoltaik erheblich einschränkt.

Freiraumplanerisch dominiert ein großzügiger Platz, der sich zum öffentlichen Straßenraum öffnet und von ihm als verkehrsberuhigter Bereich erweitert vorgeschlagen wird.

Er wirkt im Entwurf allerdings noch unstrukturiert.
Es fehlen prägende Baumstrukturen zur Beschattung sowie Sitz- und Aufenthaltsmöglichkeiten.

Eine teilweise Entsiegelung wäre wünschenswert.

Gemeinschaftsgarten und Demenzgarten sind gut zoniert und zugeordnet, müssen aber auch – wie der Dorfplatz – vertieft ausgearbeitet werden. Hier fehlen noch weitere fachliche Aussagen.

Der Entwurf lässt aufgrund seiner differenzierten Gestaltung und seinen Kenndaten eine hohe Wirtschaftlichkeit erwarten und stellt einen funktional, wie gestalterisch wertvollen Beitrag zur Lösung der gestellten Aufgabe dar.
Lageplan

Lageplan

Perspektive

Perspektive