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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024

Neubau Labor- und Bürogebäude für das Umweltbundesamt in Bad Elster

Anerkennung

Preisgeld: 25.000 EUR

HENN

Architektur

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

ahw Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Dr. Heinekamp Labor- und Institutsplanung

TGA-Fachplanung

HHP Nord-Ost

Brandschutzplanung

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

Erläuterungstext

Zugangsbereich von Norden
In unmittelbarer Nähe des Haupteingangs sind die zentralen Erschließungsbereiche angeordnet. Hier befinden sich die 37 erforderlichen PKW-Stellplätze, der Anlieferungsbereich für Sattelzüge, das Fahrradhaus mit 20 Stellplätzen sowie fünf Besucherstellplätze an Fahrradbügeln. Die befestigten Flächen zeichnen sich durch eine lockere Fugenstruktur mit großzügigen Rasenfugen aus. Zudem sind die Flächen locker mit Bäumen überstellt, was ihnen eine natürliche Atmosphäre verleiht. Die befestigten Flächen gehen sanft in die östlich angrenzende Wiesenfläche über.

Erlebnisraum Weiße Elster
Ein schmaler, 1,5 Meter breiter Erlebnispfad schlängelt sich malerisch entlang der Weißen Elster. Drei einladende Holzterrassen entlang dieses Weges eröffnen reizvolle Ausblicke auf das Wasser und schaffen Sitz- und Aufenthaltsbereiche mitten in der Natur. Diese Rückzugsorte fügen sich nahtlos in den Landschaftsraum ein und bieten eine direkte Verbindung zum angrenzenden Gebäude.

Erlebnistopografie und Wasserkläranlage
Der im südlichen Bereich gelagerte Bodenaushub wird neu modelliert und zu einer vielseitigen Erlebnistopografie umgestaltet. Dabei entstehen abwechslungsreiche Landschaftsräume mit Senken und Erhebungen, die sowohl feuchte als auch trockene Lebensräume bieten. Die höheren Bereiche können zusätzlich mit dem vorhandenen Schotter- und Sandmaterial abgemagert werden, um die Vielfalt für Biotop- und Pflanzstandorte zu steigern.
In den tiefer liegenden Bereichen werden die einzelnen Komponenten der Pflanzenkläranlage integriert. Das Brauchwasser wird vom Gebäude aus über Pump- und Verteilerschächte zu zwei Schilfbett-Modulen geleitet. Diese Module sind mit gewöhnlichem Schilfrohr (Phragmites australis) bepflanzt und so konstruiert, dass ein vertikaler Durchfluss unter der Oberfläche der Pflanzenkläranlage ermöglicht wird.
Am Boden der Anlage wird das gereinigte Abwasser gesammelt und anschließend über einen Sammelschacht in den „Schönungsteich“ geleitet. Von dort aus kann das geklärte Wasser in die Weiße Elster eingeleitet werden. Die Pflanzenkläranlage ist großzügig dimensioniert und erfüllt die Anforderungen der geplanten Mitarbeiteranzahl. Darüber hinaus schlagen wir vor, den Schönungsteich zu erweitern, um zusätzlich das Regenwasser der Dachflächen aufzunehmen. Auf diese Weise entsteht eine Naturbadestelle, die den Standort zusätzlich bereichert.

Außenbereich und Anbindung
Wir schlagen vor, entlang der Bahnhofstraße jeweils eine zusätzliche Bushaltestelle in beiden Fahrtrichtungen südlich und nördlich der Zufahrt zu realisieren. Diese sollen optimal an die bestehenden Fußwege angebunden werden, einschließlich einer Bodenmarkierung für Fußgänger auf der Brücke. Im östlichen Bereich wird eine Verbindung zu den vorhandenen Fuß- und Radwegen geschaffen. Die Einhausung für Müll- und Flaschenlager wird harmonisch in die Geländetopografie integriert. Zudem erfolgt eine Neupflanzung von Bäumen, die sich in lockerer Struktur nahtlos an das angrenzende Waldgebiet anschließt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Einfachheit und Klarheit des Baukörpers in Volumetrie und Proportionen, in Verbindung mit der äußeren Materialität des Stahlbaus, wird als angemessen und wohltuend empfunden. Gleichwohl wird im Preisgericht kontrovers diskutiert, ob dieser ästhetische Ansatz in der Anmutung nicht zu „technisch und kühl“ in diesem Landschaftsraum wirkt.

Die quadratische Grundfläche des Neubaus erscheint etwas groß dimensioniert in Bezug auf die landschaftliche Tallage. Die Freiräume werden differenziert entwickelt und arbeiten mit den unterschiedlichen Qualitäten im Bestand. Das Wegenetz im südlichen Bereich kann ggf. etwas reduziert werden. Das gleiche gilt für die intensiv bespielten Parkflächen. Ansonsten erlauben belebtere und ruhigere Aufenthaltsräume im Freien ein breites Nut- zungsspektrum und gute Erlebbarkeit des parkähnlichen Naturraum. Der wassernahe Pfad wird aufgrund seiner Realisierbarkeit und Dauerhaftigkeit im dichten ufernahen Vegetati- onsbestand hinterfragt. Eine durchgängig öffentliche Durchwegung parallel zum Ufer wird jedoch als positiv bewertet.

Die Arbeit ist in der inneren und äußeren Gestaltung von hoher Qualität. Die Gliederung und Proportion der Fassaden, die konstruktive Logik der Holz-Stahl-Konstruktionen und die Materialwahl im Inneren und Äußeren lassen eine angenehme Arbeitsatmosphäre erwar- ten.

Der leicht schwebende Eindruck des Baukörpers kann gestalterisch nachvollzogen werden, führt jedoch zu Einschränkungen in der Barrierefreiheit des Hauptzugangs und der Anlieferung.

Die Zonierung und Stapelung der Funktionen ist sinnfällig gelöst. Die Bewertung der funktionalen Anordnung sowie der S2 und S3 Bereiche wird grundsätzlich positiv beurteilt. Die Raumgliederung um das zentrale Atrium als verbindendes Element der Funktionsbereiche sowie der öffentlichen und internen Bereiche bietet kurze Wege und gute Orientierbarkeit.

Der Entwurf zeichnet sich durch ein sehr gutes A/V-Verhältnis und eine hervorragende Kubatur der Gebäudehülle aus. Die Fassade verfügt über ausgewogene Fensterflächenanteile mit einem guten Verhältnis von opaken zu transparenten Bereichen. Eine starke Auskragung dient als effektiver Sonnenschutz, allerdings sollte geprüft werden, wie sich diese auf die Tageslichtqualität im Inneren auswirkt, da sie möglicherweise beeinträchtigt wird. Zusätzlich ist ein außenliegender textiler Sonnenschutz vorgesehen. Das System wird kritisch im Hinblick auf die Wartungsintensivität beurteilt.

Im Bereich der Wärme- und Kälteversorgung weist das Konzept Defizite auf. Die Positionierung des Kaltwassersatzes in einem zurückversetzten Bauteil, kombiniert mit der Führung von Außenluft und Fortluft, wirft Fragen zur Praktikabilität auf, die gelöst werden müssten. Zudem ist die geplante, am Standort nicht zulässige Geothermieanlage problematisch. Der Nachweis der Spitzenlastabdeckung ist in der weiteren Bearbeitung zur prüfen. Positiv hervorzuheben ist die sorgfältige Behandlung der Laborbereiche. Insgesamt besteht bei der Arbeit in Bezug auf ökologische Aspekte und eine ganzheitliche Energiekonzeption weiterer Überarbeitungsbedarf.

Die Lage der Technikzentrale in der Mitte des Gebäudes wird im Hinblick auf die Übertragung Abluft / Frischluftansaugung kritisch gesehen.

Es fehlen Aussagen wie die Vollklimatisierung der Labore realisiert werden soll. Deren Auswirkungen auf die Energiebilanz sind nachzuweisen. Die Druckkaskade, Abluftfilterung und Redundanz der Energieversorgung bzw. RLT Anlagen für die S3 Labore sind weiter zu detaillieren. Ebenso ist das geforderte GLT Konzept nicht ausreichend konkretisiert.

Die Energiekennwerte liegen im mittleren Bereich des Teilnehmendenfeldes. Die dezentralen Lüftungsgeräte widersprechen dem Konzept der natürlich belüfteten Bürobereiche und erhöhen den technischen Bedarf sowie den Wartungsaufwand.

Während die ständigen Arbeitsbereiche an der Fassade angeordnet sind und mit Tageslicht versorgt werden, entstehen durch den kompakten und tiefen Baukörper teilweise unbelichtete Bereiche und innenliegende Flure, wodurch der Kunstlichtbedarf erhöht wird.

Die Arbeit liegt in allen Flächen- und Raumkennwerten im mittleren Bereich und lässt keine besonderen Aufwendungen erkennen. Die Modulare Struktur lässt zudem ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und Nutzungsflexibilität zu. Die Stahl/Holz Konstruktionen setzten sich ernsthaft mit den Themen der nachwachsenden Rohstoffe, Wertstoffkreisläufe und Rezyklierbarkeit auseinander. Durch die gezielt eingesetzte Holz-Hybrid-Stahl- Konstruktion wird der konstruktive Aufwand reduziert und der Einsatz von Grauer Energie im gesamten Lebenszyklus optimiert. Dies ist im Laborbau ein über den bisherigen Standard hinausgehender Ansatz.

Insgesamt handelt es sich um eine Arbeit, die in der Funktionalität und der architektonischen Bearbeitung von Fassade, Konstruktion und Raumgliederung von hoher Qualität geprägt ist, aber nicht das gewünschte Bild zur Identifikation mit der Aufgabe und dem Ort herstellt. Für einen interdisziplinären Wettbewerb ist die Ausarbeitung des Energiekonzeptes nicht ausreichend.
landschaftliche Einbettung

landschaftliche Einbettung

Wettbewerbsgebiet

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