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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025

Neubau Mehrfamilienhäuser im Wohngebiet Schafhof in Kirchheim unter Teck

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 14.000 EUR

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Architektur

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Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Sozialer Wohnraum im Wandel: Zukunftsweisend, nachhaltig und bezahlbar
Der soziale Wohnungsbau dient heute nicht nur der Schaffung bezahlbarer Wohnungen, sondern steht zunehmend im Zeichen von Wirtschaftlichkeit und ökologischer Verantwortung. Nachhaltige und energieeffiziente Bauweisen reduzieren die Betriebskosten und entlasten insbesondere Haushalte mit niedrigem Einkommen, für jene insbesondere die Energiekosten einen großen Anteil der Wohnnebenkosten ausmachen. Unser Entwurf für den sozialen Wohnungsbau am Schafhof vereint Nachhaltigkeit und Energieeffizienz und leistet damit einen entscheidenden Beitrag zu einer sozial gerechten und ökologisch verantwortungsvollen Gesellschaft.

Städtebauliches Konzept: Integration
Das Quartier am Schafhof fügt sich nahtlos in die Umgebung aus Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie großzügigen Grünflächen ein. Zwei alte Baumreihen flankieren die Zufahrt zum Schafhof und bilden ein „grünes Tor“ zum Stadtteil aus. Das Gelände fällt in Richtung Nord-Ost ab. Um sich an diese Topografie anzupassen, werden dreigeschossige, modulare Holzbauten in Split-Level-Bauweise geplant. Die Länge der Baukörper wird aufgebrochen, wodurch sich die Bebauung an die Körnung der Umgebung anpasst. Die Gebäude orientieren sich an den Proportionen der benachbarten Reihenhäuser und folgen zudem dem Verlauf der Straße „Zu den Schafhofäckern“. Das Quartier besteht aus vier Mehrfamilienhäusern, die paarweise durch Eingangsbereiche und Gemeinschaftsplätze verbunden sind. Haus 1b ist von der Straße zurückgesetzt und beherbergt im Erdgeschoss den Quartiers-Gemeinschaftsraum. An diesem Punkt entsteht ein zentraler Platz, der das neue Quartier mit dem bestehenden Stadtteil verbindet und als sozialer Mittelpunkt dient. Die Gebäude verlaufen längs zur Straße, wodurch Sichtachsen ins Grün erhalten bleiben. Um das Grundstück optimal zu nutzen, wird vorgeschlagen, die Bebauungsgrenze im Südosten minimal zu überschreiten, ohne die bestehenden Bäume zu gefährden, und das Leitungsrecht um 0,5 Meter zu
verschieben, um eine flächeneffizientere Bebauung zu gewährleisten.

Vielseitige Wohnkonzepte im Quartier: Raum für Veränderung
In den vier Gebäuden entstehen 32 Wohneinheiten mit 1 bis 4 Zimmern. Ein modulares System ermöglicht vielfältige, flexible Wohnungsvarianten. Die Wohnungen verteilen sich auf drei Geschosse, wobei etwa zwei Drittel der Erdgeschosswohnungen (vorwiegend 1- und 2-Zimmer-Wohnungen) barrierefrei zugänglich sind. Durch den späteren Anbei eines Aufzugs könnten auch die oberen Etagen barrierefrei gestaltet werden. Im Erdgeschoss sind zur Straße hin funktionale Räume wie Fahrrad-, Müll- und Technikräume untergebracht. Auf ein Kellergeschoss wird verzichtet, da alle Wohnungen über eigene Abstellräume und Waschmaschinenanschlüsse verfügen. Die Zugänge zu den Wohnungen befinden sich in der Gemeinschaftszone zwischen
den Gebäuden und werden über „vis-à-vis“ Laubengänge erreicht.
Die Wohnungen werden über eine Diele erschlossen, von der Bad, WC, Abstellraum und Garderobe abgehen. Einheitlich gestaltete Fertigbad-Zellen bieten natürliche Belichtung und Belüftung. Der Wohnbereich erstreckt sich über die gesamte Gebäudebreite. Dieser wird auf der einen Seite von einem privaten Balkon ins Grüne und auf der anderen Seite von einem Laubengang als halböffentlichen Treffpunkt flankiert. Alle Wohnungen sind in einer Südwest-Nordost-Ausrichtung angelegt, was für eine optimale natürliche Belichtung sorgt. Das Achsrastermaß von 3,25 m sorgt für flexible Grundrisse, die individuell
angepasst werden können. Alle Bereiche in der Wohnung sind gleichwertig und flexibel zu koppeln. Schalträume erlauben die Vergrößerung oder Verkleinerung von Wohnungen, um verschiedene Wohnkonzepte abzubilden, von WG-Varianten bis hin zu Einliegerwohnungen. Innenwände lassen sich leicht ergänzen oder entfernen, sodass Räume wie Diele, Küche oder Schlafzimmer an individuelle Bedürfnisse angepasst werden können.
Im Erdgeschoss von Haus 1b ist ein Gemeinschaftsraum geplant, der mit eigenem Eingang, WC-Anlage, Küche und Abstellraum ausgestattet ist. Der Raum ist hierdurch autonom nutzbar; öffnet sich zum Quartiersplatz und zum Straßenraum hin und bietet damit einen lebendigen Treffpunkt für die Bewohner des Quartiers und des umliegenden Stadtteils Schafhof. Dieser Bereich soll den sozialen Austausch und die Gemeinschaft fördern und zu einem lebendigen Mittelpunkt des Quartiers werden.

Freiraumplanerisches Konzept: Wohnen zwischen Nachbarschaft und Natur
Das Quartier wird zur Straße hin durch einen „grünen Filter“ aus Bäumen und Sträuchern geschützt, der Sicht- und Lärmschutz bietet. Die fünf Bestandsbäume werden erhalten, durch Neupflanzungen ergänzt und bilden eine Pufferzone zum öffentlichen Raum aus. Zufahrten aus Rasenfugenpflaster ermöglichen in Sonderfällen die motorisierte Erschließung des Quartiers. Die Quartiersmitte dient als Herzstück und Erweiterung des Gemeinschaftsraums. Sie ist multifunktional gestaltet, bietet Raum für Begegnung und lädt mit Sitzgruppen und einer Sitzkante zum Verweilen ein. Zwischen den Gebäuden schaffen Grünflächen Abstände zwischen den privaten Terrassen und öffentlichen Wegen. Die Pflanzungen sorgen für einen sanften Übergang
zwischen den beiden Zonen, ohne dass raumtrennende Hecken den Freiraum unnötig unterteilen. So bleibt der Freiraum zwischen den Gebäuden offen und großzügig. Pflegeleichte Pflanzungen sorgen für eine ansprechende Gestaltung mit saisonaler Vielfalt.
Ein Naturpfad im Norden bildet den Übergang zwischen Nachbarschaft und Natur. Aktionspunkte wie ein Spielplatz, eine Tischtennisplatte und ein Rutschhang fördern Begegnung und Spiel. Sie wechseln sich mit heimischen Gebüschflächen ab und schaffen so ein abwechslungsreiches Bild aus Flora und Aktivität. Der Rundweg um das Retentionsbecken bietet einen weiteren Spazierweg. Hier wird eine bestehende Gehölzfläche als Waldkurve fortgesetzt, während auf der anderen Seite eine sonnige Wiesenkurve mit Obstbäumen für eine ganz andere Atmosphäre sorgt. So entstehen verschiedene ökologische Nischen, die wohl nicht nur bei den Kleinsten den Entdeckungsgeist anregen.

Materialität und Gestaltung: Holz als prägendes Element
Das neue Quartier setzt auf Holz als zentrales gestalterisches und konstruktives Element. Die Fassaden aus lasierter Tanne sind durch ein einheitliches Achsraster mit wiederkehrenden Fensterelementen gegliedert und werden durch die Zweifarbigkeit der Holzverschalung aufgelockert. Die Holzfassaden vermitteln Wärme und Natürlichkeit, fördern das Wohlbefinden der Bewohner und bereichern das Stadtbild. Begrünte Fassaden integrieren die Gebäude noch stärker in die Umgebung. Die lichtdurchfluteten Innenräume zeichnen sich durch warme Farben und haptische Wandverkleidungen aus, die zudem ein angenehmes Raumklima unterstützen. Holzoberflächen an den Wänden und Brettsperrholz-Decken mit sichtbarer Oberfläche (optional: Abhangdecken) unterstreichen die hochwertige Materialität. Die Balkone sind zum Grün hin ausgerichtet und schaffen private Rückzugsräume im Freien. Um den Außenbereich freizuhalten werden die Fahrrad- und Müllräume in die Gebäude integriert. So entsteht eine nachhaltige und naturnahe Gestaltung, die sich harmonisch in die Umgebung einfügt und eine einladende Atmosphäre schafft.

Konstruktion: Modularität und Nachhaltigkeit im Fokus
Die Gebäude sind für eine elementierte Bauweise ausgelegt. Durch die Kompaktheit und die Regelmäßigkeit der Gebäudestruktur ist eine geringe Anzahl unterschiedlicher Bauteilelemente ausreichend. Diese Bauweise garantiert eine effiziente und kostengünstige Konstruktion und Ausführung. Die Wiederverwendbarkeit und Langlebigkeit trägt zur Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung im Bauwesen bei. Dachflächen und Geschossdecken bestehen aus Brettsperrholzelementen. Die tragenden Wände werden in Holzrahmenbauweise umgesetzt und sind je nach Erfordernis als aussteifende Elemente ausgebildet. Fehlende tragende Innenwandelemente werden durch Unterzüge ersetzt. Aus Gründen der Dauerhaftigkeit und dem Kosten-Nutzen-Aspekt wird die Balkon- und Laubengang-Stahlkonstruktion als vorgestellte Konstruktion ausgeführt. Hierbei wird die wasserführende Ebene der Außenwand nicht unterbrochen. Etwaige Schwachstellen zum ungewollten Wassereintritt können somit verhindert werden. Die Gründung erfolgt mit Streifenfundamenten oder Bodenplatten aus Stahlbeton. Auf ein Kellergeschoss wird aufgrund der Split-Level-Bauweise verzichtet.
Insgesamt zeichnet sich die Bebauung durch seine durchdachte Elementbauweise, die klare sich zurücknehmende Gebäudekubatur und die effiziente Nutzung des Baugrundstücks aus. Diese Merkmale tragen dazu bei, ein funktionales, ästhetisches und zugängliches Wohnkonzept zu schaffen, das den Bedürfnissen aller Bewohner gerecht wird.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 1020 schlagen mit ihrem Beitrag vier senkrecht zur Straße orientierte Baukörper vor, die durch eine Staffelung der Topografie folgen. Diese Abtreppung gliedert die Gebäude in kleinformatigeres Volumen mit angenehmen Proportionen und der Umgebungsbebauung entsprechenden Abmessungen. Die durch die Anzahl an Baukörpern bedingte eher geringen Gebäudeabstände werden kontrovers diskutiert. Durchwegungen an den Grundstückslängsseiten und Wegeverbindungen zwischen den einzelnen Baukörpern bilden ein engmaschiges Wegenetz. Das Grundstück erscheint damit fast übererschlossen. Viele Wege stören zudem die Privatheit von Schlaf- und Wohnräumen. Je zwei der Baukörper sind mit einem offenen Treppenhaus und kurze angehängte Laubengänge verbunden, wobei die drei um ein halbes Geschoss abgestaffelten Gebäudeteile über kurze Treppenläufe als Split-Level angebunden sind. Die Lage der vertikalen Erschließung ist geschickt gewählt. Trotz Laubengang wird die Privatheit von Wohn- und Schlafräumen nicht gestört. Die durchgesteckten, gut belichteten Grundrisse überzeugen durch eine kompakte innere Erschließung und einen hohen Anteil an nutzbarer Wohnfläche. Der Gemeinschaftsraum liegt an der richtigen, gut sichtbaren Stelle. Der gegenüber den Nachbarn etwas kürzere Baukörper lässt Raum für einen großzügigen Vorplatz, der die gemeinschaftliche Nutzung in den Außenbereich erweitert. Die Fahrradabstellflächen an den Stirnseiten der übrigen Baukörper wirken hingegen zum Straßenraum hin wenig attraktiv. Die nachzuweisenden Nebenräume sind in den Wohnungen nachgewiesen. Abstellflächen für Kinderwagen sind nicht dargestellt. Die disziplinierte Ordnung der Grundrisse ermöglicht eine wirtschaftliche Bauweise in Holz mit gleichen Bauteilabmessungen. Über die vorgeschlagene durchgehende, tragende Mitteltrennwand können Lasten effizient abgetragen werden. Badmodule und angehängte Balkone in Leichtbauweise lassen sich ebenfalls einfach und wirtschaftlich umsetzen. Die Verfasser schlagen die Verwendung von vorgefertigten großformatigen Decken-, Wand- und Fassadenelementen (Elementbauweise) vor. Dies ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad und lässt eine schnelle bauliche Umsetzung zu. Die im Schnitt dargestellten Wand-, Decken und Dachaufbauten sind baukonstruktiv schlüssig und lassen einen qualitätsvollen Holzbau erwarten. Der Schichtaufbau erfüllt hohe Ansprüche hinsichtlich des Schallschutzes. Die gewählte Spannrichtung der Geschossdecken lässt durch die Reduktion der Primärkonstruktion auf wenige tragende Bauteile eine hohe Flexibilität in den Raumgrößen im Grundriss zu. Jedoch sind hierfür leistungsfähige Holzbausysteme notwendig. Auch die Gestaltung der Baukörper überzeugt: Wenige, konsequent eingesetzte Gestaltungselemente bilden ein einheitliches architektonisches Vokabular, aus dem gut proportionierte Fassaden mit einfachen Mitteln entwickelt werden. Der Entwurf liegt aufgrund seiner mittleren Volumen- und günstigen Flächeneffizienz im mittleren Bereich aller eingereichten Arbeit. Insgesamt überzeugt die Arbeit durch die Sparsamkeit der eingesetzten Mittel. Es gelingt ihr, sich trotz ihrer verhältnismäßig hohen baulichen Dichten angemessen in die Umgebung einzufügen und sensibel auf die Topografie des Ortes zu reagieren.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Konzeptpiktogramm

Konzeptpiktogramm

Erdgeschoß

Erdgeschoß

Obergeschoß

Obergeschoß

Schnitt

Schnitt

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht West

Ansicht West