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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025

Neubau Mehrfamilienhäuser im Wohngebiet Schafhof in Kirchheim unter Teck

Anerkennung

Preisgeld: 9.000 EUR

STUDIO SF Simon Fischer & Architekten GmbH

Architektur

Mätsch GmbH - ehemals KuKuk Freiflug

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Team | Simon Fischer, Stephanie Vetro, Seraphin Ernst, Janine Beck


Ansatz und Ziel des Entwurfes ist ein attraktives, vielseitiges und lebendiges Quartier zu generieren, das sich mit einer für den Ort angemessenen Körnung sensibel in die Umgebung einfügt. In offener Bauweise entsteht ein kommunikativer Städtebau, mit einer gemeinsamen Mitte, kleineren Treffpunkten in verschiedenen Aufenthaltsqualitäten und durchdachten Durchwegungen, die auch den Anschluss an die Nachbarschaft nicht außer Acht lassen.

Die Architektur besticht aus einem lebendigen Arrangement mehrerer Einzelhäuser, welche über Laubengänge und einer zentralen Erschließung zusammengeschlossen sind. Die einzelnen Baukörper werden geschickt angeordnet, sodass eine klare Trennung zwischen öffentlichen Plätzen, halböffentlichen Höfen und privaten Rückzugsräumen entsteht. Während die Gemeinschaftsflächen auf den Laubengängen und der zentrale Begegnungsraum im Erdgeschoss als nachbarschaftliche Treffpunkte und Kommunikationsräume dienen, sind die Aufenthaltsbereiche der Wohnungen davon abgewandt angeordnet und bieten attraktives, ruhiges Wohnen.

Die Wiederholung immer gleicher Grundrisstypen ermöglicht eine serielle Modulbauweise und flexible Grundrissgestaltung gleichermaßen. Durch die klare Gliederung zwischen Wohn- und Nebenräumen und ein regelmäßiges Achsraster können innerhalb eines Wohnhauses vielfältige Wohnungsgrößen abgebildet werden. Der Laubengangtypus bietet die Möglichkeit Mehrgenerationen-, Gruppen-, Single- und barrierefreie Wohneinheiten in einem Haus zu vereinen. Heterogene Wohnformen stehen für ein integratives, soziales sowie belebtes Wohnquartier. Der Wohnungsmix ist vielfältig und reagiert durch die flexible Bauweise auf künftige, gesellschaftliche Veränderungen. Verschiedene Wohnungsgrößen und -formen dienen diversen Bewohnergruppen, sprechen zahlreiche Bevölkerungsschichten in verschiedenen Lebensphasen an und begünstigen die soziale Durchmischung des Ortes. Gemeinsame Höfe und der zentrale Quartiersplatz vernetzen die Bewohner und stärken die Gemeinschaft und Nachbarschaft.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser ordnen das Raumprogramm in zwei Gebäude, die jeweils aus vier Baukörper bestehen. Diese sind windflügelartig um den Innenhof organisiert. Die Baukörper sind angenehm dimensioniert und fügen sich gut in Größe und Maßstab in den bestehenden Kontext ein. Vor dem Begegnungsraum entsteht ein gut proportionierter Vorplatz, positiv wird der Materialwechsel des Baukörpers gesehen, dadurch wird die halböffentliche Nutzung des Bauteils ablesbar. Die nördlichen Gebäudeteile reagieren auf das abfallende Gelände folgerichtig mit einem halbgeschossigen Höhenversatz. Die Zugänglichkeit ist bei beiden Gebäuden gut auffindbar. In der Mitte der Gebäude befindet sich eine offene Laubengangerschließung. Den Verfassern gelingt es durch die geschickte Grundrissorganisation, dass die notwendige Privatheit gegeben ist. Trotz der räumlichen dichte des Innenhofs sind die Wohnungen gutbelichtet, da bei allen Wohnungen ein Durchwohnen angeboten wird und sich die Wohnungen hauptsächlich nach Außen orientieren. Kontrovers wird die Größe des Innenhofs diskutiert, als reine Erschließungsfläche wirkt diese angemessen, wenngleich hinsichtlich der Belichtung ein großzügiger Innenhof wünschenswert wäre. Bei allen Wohnungen ist das Bad natürlich belichtet, die Zugangssituation zu den einzelnen Wohneinheiten ist deutlich zu Eng und ist verbesserungswürdig. Die vorgeschlagenen gemeinschaftlichen Außenbereiche an den Enden der Laubengänge werden als qualitätsvolle private Außenräume interpretiert zugehörig zu den jeweils angrenzenden Wohnungen. Durch die robuste Grundstruktur der Grundrisse ist der geforderte Wohnungsmix nachgewiesen. Auch die vorgeschlagene Raummodulbauweise ist im Inneren gut ablesbar. Die Verfasser schlagen für einen sehr hohen Vorfertigungsgrad und schnelle Realisierung der Gebäude, die Herstellung unter Verwendung von industriell gefertigten Raummodulen vor. Die hierfür gewählte Holzrahmenbau- bzw. Balkenstruktur ist sehr materialeffizient, führt jedoch zu großen Bauhöhen im gesamten Schicht- bzw. Deckenaufbau. Konsequent soll auch die unterste Fußbodenebene in Holzbauweise ausgeführt werden. Durch die anstehenden extrem anspruchsvollen Klimabedingungen über den sogenannten Kriechkellern ist eine sorgfältige konstruktive Ausbildung und Materialwahl zur Sicherstellung der Dauerhaftigkeit erforderlich. Der architektonische Ausdruck ist schlicht und selbstbewusst, die Komposition der Fassaden sowie die Materialwahl der farbigen Fensterelemente in Kombination mit der naturbelassenen Holzschalung wirkt einladend und ansprechend. Zusammenfassend überrascht der Entwurf mit seiner selbstverständlichen städtebaulichen Setzung und seinen guten Außenraumbezügen für alle Bewohner. Jedoch wirkt sich die Kleinteiligkeit und die damit verbundene große Hüllfläche in Herstellung und Betrieb negative auf die Wirtschaftlichkeit aus.