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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2024

Neubau Pandemieresilienzzentrum in Halle (Saale)

Außenperspektive

Außenperspektive

ein 1. Preis

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

GrünPlan Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

RenderAtelier

Visualisierung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept und äußere Erschließung
Städtebaulich teilt sich das Pandemieresilienzzentrum in zwei Gebäudeteile nördlich und südlich der Ernst-Grube-Straße auf zwei unterschiedlichen Grundstücken. In direkter Nähe zum Universitätsklinikum Halle ist das PRZ 1 / Forschung und Labore durch eine filigrane Brückenkonstruktion mit dem PRZ 2 / Lehre und Training baulich verbunden.
An der Ecke Ernst-Grube-Straße / Weinbergweg besetzt das PRZ 2 durch seine fünfgeschossige Bebauung als markanter Stadtbaustein den nördlichen Eingang zur Universitätsmedizin Halle. An der Campusachse erhält das PRZ 2 einen Haupteingang, welcher in ein kommunikatives Foyer leitet. Dieses führt zu einem weiteren Eingang an der Weinbergweg. Hin zur südlich gelegenen Wohnbebauung staffelt sich das PRZ 2 als dreigeschossiger Baukörper ab und formuliert hierdurch einen angemessenen städtebaulichen Übergang aus.
Das Forschungs- und Laborgebäude PRZ 1 wir mit drei Vollgeschossen und einem Technikgeschoss ausgebildet und hat seinen Haupteingang an der Ernst-Grube-Straße.
Durch das Gebäude PRZ 1 erhält das Klinikum einen wichtigen, derzeit fehlenden baulichen Endpunkt an der Ostseite.
Über ein repräsentatives Treppenhaus gelangt man in den Unterrichtsbereich im 1.OG. Von hier aus erfolgt die Anbindung über eine weitere filigrane Brückenkonstruktion zum Universitätsklinikum im Bereich der sog. Südmagistrale in der Ebene U01. In Blickrichtung Weinbergweg hin zur Ernst-Grube-Straße zeigt sich das Gebäudeensemble als maßstäblicher Vermittler zwischen Bestand und Neubebauung. In diesem Kontext wird eine unprätentiös wirkende filigrane Brückenkonstruktion vorgeschlagen, welche die gewünschte Verbindung beider Gebäudeteile sicherstellt. Entlang der Ernst-Grube-Straße erfolgt über eine Rampe die Zufahrt zu der unter dem PRZ 2 liegenden Tiefgarage.

Innere Erschließung und räumliche Organisation
PRZ 2:
Über die beiden Haupteingänge gelangt man in das „Herz“ des Gebäudes PRZ 2 für Lehre und Training mit seiner zentralen Treppenanlage, Frontoffice und Wartebereich. Dieser inneren Erschließungsachse ist im Erdgeschoss die Multifunktionsfläche der Aula zuschaltbar angeordnet. Ebenso befindet sich nördliche dieser zentralen Mitte der Bereich der 3-D Druckwerkstatt. Südlich gelegen, befindet sich in EG der Bereich Skillslab / self directed learning center.
Über die Treppe, bzw. Aufzugsanlagen gelangt man in den Puplic-Flur des 1.OG mit Empfang und kommunikativen Aufenthaltsinseln.
Um Synergien zu nutzen, ist das Simulationszentrum und das Assessment Center in den ersten beiden Obergeschossen angeordnet. Hierbei ist es auch möglich die beiden Funktionen ebenen Weise anzuordnen.
Die Grundrisse sind dabei so organisiert, dass eine Trennung der Wege Schauspieler und Studierenden erfolgt und ein reibungsloser Ablauf des Einsatztrainings gewährleistet ist. Im 2. OG bildet sich der Wechsel zwischen Simulationszentrum und das Assessment Center weiter ab. Die Orientierung in diesen Bereichen ist übersichtlich und logisch aufgebaut.

Eine optionale gewünschte künftige Umrüstbarkeit auf Laborfunktion ist durch die flexible Tragstruktur und des Laborrasters von 3,60 m und geplanten Installationshöhe problemlos zu realisieren.
Neben den Bereichen Skillslab / self directed learning center und dem Digital-Health-Care-Hub befindet sich im 3.OG eine Cafeteria mit Zugang zu einer Dachterrasse, von welcher aus der Blick über den Medizin-Campus Weinberg schweift.
Neben den Mitarbeiterbereich und seiner Bürozellenstruktur sind im 4. OG Simulationsräume, Besprechungs-, und Seminarräume der Bereiche Digital-Health-Care-Hub und Skillslab / self directed learning center angeordnet.
In der Addition entsteht ein Raumgefüge mit einem zentralen Bereich und dezentrale Flächen, eine der Arbeitsplatzqualität und Kommunikation fördernden Organisation, Gestaltung und Lichtführung.
Auf der Dachfläche ist ein gestaffeltes Technikgeschoss für die notwendigen Lüftungs- und sonstigen haustechnischen Anlagengruppen vorgesehen.
Im Untergeschoss des PRZ 2 befindet sich neben einer zentral angeordneten Technikzentrale mit angegliederten Schachtbauwerken auch die Tiefgarage mit ihren 59 Stellplätzen.

PRZ 1:
Im Bereich des Haupteinganges befindet sich die Anlieferung für Proben und der Bereich Forschung und Labore im EG. Mit einen Standartlaborraster von 3,60 m. und einer lichten Raumhöhe der Labore bei 3 m und 1m Installationshöhe bietet die Struktur bestmögliche Voraussetzungen für Labore. Eine Nachrüstbarkeit ist hier jederzeit gegeben. Sowohl Großraum Labore als auch kleinere Laboreinheiten mit einem Mittelflur sind dabei möglich. Die Laborflächen entlang der Fassaden können bei Bedarf auch als Auswerteplätze dienen. Weitere Labore für Virologie und Infektionsserologie befinden sich im Untergeschoss und werden über einen Lichthof belichtet.
Im 1.OG befindet sich neben dem Seminarbereich und Praktikumsraum die Anbindung des Klinikums an das PRZ 1 über eine foyerartigen Flur Zone entlang des Unterrichtsbereiches erfolgt die weitere Anbindung über eine zweite filigrane Brückenkonstruktion an das PRZ 2.
Die Büroflächen und deren Besprechungsbereiche sind in 2.OG zusammengefasst. Hier sind die Raumhöhen der Funktion entsprechend optimiert.
Analog des PRZ 2 befindet sich ebenfalls auf dem Dach des PRZ 1 ein gestaffeltes Technikgeschoss für die notwendigen Lüftungs- und sonstigen haustechnischen Anlagengruppen.

Architektursprache, Fassadengestaltung, Konstruktion
Die Konstruktion der Neubauten ist in Hybridbauweise geplant.
Dabei sind sowohl die Untergeschosse, die Treppenhauskerne und brandschutzrelevante Bauteile als Beton- Massivkonstruktion vorgesehen. Die Gebäudeaussteifung erfolgt über die Erschließungs- und Technikkerne. Die Fassadenelemente und die Ausbauwände sind in Holzbauweise vorgesehen. Die Fassade ist dabei fein akzentuiert und bildet die Gebäude- und Konstruktionsstruktur nach außen ab. Über die Materialität der Fassade wird die Holzbauweise konsequent fortgesetzt.
Mit der Abbildung Retentionsflächen auf den Dachbereichen und den Photovoltaikelementen an der Fassade wird das ökologische Gebäudekonzept nach außen sichtbar.
Das Ausbauraster/Laborraster ist mit 1,20 m geplant. Das Konstruktionsraster ist mit einem Grundraster von 3,60 m geplant und bietet somit eine hohe Flexibilität für den Ausbau der Laborflächen (z.B. als Großraumlabor oder kleinere Laboreinheiten).
Die Gliederung der Fensterebene ist aus dem Ausbauraster abgeleitet und bietet flexible Anschlussmöglichkeiten für die Raumtrennwände. Im Inneren sind die Räume durch einen Materialwechsel aus hell gefassten Wandflächen, hell lasierten Holzflächen und Glas geprägt. Im Zusammenspiel mit hellen Bodenbelägen und einem abgestimmten Farb-Materialkonzept entstehen lichtdurchflutete Räume, die sowohl offen für das Arbeiten und Forschen in Gruppen aber auch abgeschirmt für geschützte Arbeit konzeptioniert sind und einen angenehmen Ort für die Arbeit und Forschung schaffen. Alle Glasflächen, inkl. des Oberlichtes erhalten einen außenliegenden Sonnenschutz.

Brücken
Die Verbindungsbrücken sind als Fachwerkträgerbrücke konzipiert und können als eigenständige Bauteile an die Gebäude angesetzt werden. Zur Aufnahme der Lasten sind vom Gebäude abgekoppelte Brückenauflager vorgesehen. Zur Aufnahme der Unterschiedlichen Bauteilverformungen werden die Bauteilanbindungen flexibel ausgeführt. Mit entsprechenden Vorbereitungsmaßnahmen können somit die Brückenkonstruktionen auch zu einem späteren Zeitpunkt an die bereits errichteten Gebäude angedockt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf für den Neubau des Pandemieresilienzzentrum auf zwei Teilflächen mit einer Brückenverbindung, fügt sich gelungen in die heterogene städtebauliche Situation und trägt mit seiner angemessenen baulichen Dimension und der Gebäudekonfiguration zu der geforderten Einfügung in die umliegende Bebauung nach §34 bei.

Sowohl die Anbindung an das UHK, sowie die Verbindung zum geplanten Theoretikum werden durch die Lage der Zugänge gut in den Gebäuden reflektiert. Besonders die innere Erschließungsachse, die von den Verfassern als ‚Herz‘ des PRZ 2 bezeichnet wird, und die Campus Promenade im Süden des Gebäudes, öffnen adressbildend die Ost-Westverbindung und stärken den Zusammenhang der unterschiedlichen Nutzungen. Das Atrium bietet für den Nutzer die Möglichkeit natürliches Licht bis ins Erdgeschoss zu führen und die Qualität der innenliegenden Räume aufzuwerten. Die Sichtbarkeit des Atriums von außen wird jedoch nicht in der Fassade gestalterisch unterstützt. Kritisiert werden auch der nicht ausreichend große Vorbereich beim Hauptzugang und die Nähe der Gebäudeecke zu den Verkehrsflächen.

Die innere Struktur, das konstruktive System und die Anordnung der Funktionen sind gut geeignet, um den Betrieb für Forschung und Labore zu ermöglichen. Die angemessen dimensionierte Verkehrsfläche im Süden ermöglicht einen guten Zuschnitt der Großraumlabore. Erschließung und Schächte sind richtig platziert.

Der Anschluss an das PRZ 2 und die Höhenlage der wichtigen Verbindungsbrücke zwischen den beiden Gebäudeteilen funktionieren nicht. Der Entwurf zeigt keine Verbindung zwischen der Brücke und dem räumlich wertvollen drei-geschossigen Atrium als vertikaler Verteiler. Die Abfahrt zur Tiefgarage liegt grundsätzlich straßennah richtig im Norden, jedoch zu nahe am Kreuzungsbereich des Kreisverkehrs.

Die Lage des Haupteingangs zum Gebäude PRZ 1 im Südwesten wird kontrovers diskutiert, jedoch als sinnvolle Zuordnung im Anschluss an das UHK gesehen.

Die innere Struktur, das konstruktive System und Anordnung der Funktionen sind gut geeignet um den Betrieb für Forschung und Labore zu ermöglichen. Die angemessen dimensionierte Verkehrsfläche im Süden ermöglicht einen guten Zuschnitt der Großraumlabore. Erschließung und Schächte sind richtig platziert.

Die Unterbauung im Untergeschoss mit Lager- und Technikräumen liegt außerhalb des B-Plan und muss einer Prüfung auf Durchführbarkeit unterzogen werden.

Die Idee, die Höhen beim Gebäude PRZ 2 von fünf auf drei Geschosse nach Süden zur Wohnbebauung zu reduzieren und damit auch eine große Dachterrasse anzubieten, wird von der Jury sehr begrüßt und ermöglicht auch den notwendigen Nachbarschaftsschutz. Nutzungsverteilung und Anordnung der Funktionen sind sinnvoll gewählt jedoch auch mit einem hohen Verkehrsflächenanteil ausgestattet.

Die Hybrid-Bauweise mit der Fassadenausbildung aus Holz vermittelt ein zeitgemäßes und auch in Bezug auf nachwachsende Rohstoffe geeignetes Konzept mit einer robusten Konstruktion aus Beton und Fassaden in Holztafelbauweise. Die differenzierte, feingliedrige Gestaltung der Fassaden, auch mit Fotovoltaik- Verschattungselementen führt zu einem einladenden Ausdruck der Gebäudeensembles. Auch im Innenraum führen die Holzoberflächen zu einer guten Raumatmosphäre und einer freundlichen Aufenthaltsqualität.

Der Entwurf differenziert im Freiraum angemessen zwischen PRZ 1, das weitestgehend im Grünen steht und dem PRZ 2, welches mit seiner großen begrünten Dachterrasse auf einem neuen, weitgehend verkehrsfreien Stadtplatz verortet ist. Diese Setzungen lassen eine gute Orientierung mit Schwerpunktsetzung PRZ 2 im Freiraum zu und ermöglichen sehr gut die Hinführung in den Campusbereich nach Süd-Ost.

Insgesamt bietet der Entwurf mit Grundrisskonfiguration, Bauweise, Gestaltung und Ausdruck einen sehr guten und zukunftsfähigen Beitrag zur Aufgabenstellung.
Innenperspektive

Innenperspektive

Lageplan

Lageplan

Modell

Modell