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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Paul-Ehrlich-Institut in Langen

Eingangshalle als Schaufenster

Eingangshalle als Schaufenster

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 270.000 EUR

heinlewischer

Architektur

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

WETZEL & von SEHT

Tragwerksplanung

W+P Ingenieure

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Das neue Gebäudeensemble ordnet sich kammartig um einen zentralen Erschließungs- und Kommunikationsring. Ein großer, der Belegschaft zugänglicher Garten bildet das „grüne Herz“ des Entwurfes. Ein sechsgeschossiges Eingangsgebäude empfängt die Besucher mit einer zentralen Eingangshalle, die wie ein Schaufenster einen direkten Blick auf die Aktivitäten des Instituts, z. B. bei Tagungen, und den zentralen Garten zulässt.

Die modular aufgebauten Institutsbereiche sind als kompakte dreigeschossige Riegel an den Erschließungsring angeschlossen, auch die Erweiterungsflächen fügen sich entsprechend ein. Die innere Erschließung der Laborriegel erfolgt über die Verbindungsachsen beidseitig des zentralen Gartens. In einem Laborcluster sind die Laborflächen als Kombination von vier Nutzungseinheiten zusammengefasst, dem Laborbereich gegenüber liegen zwei frei gestaltbare Nutzungseinheiten für Büros.

Das neue Institut wird in einen landschaftlich gestalteten „grünen Rahmen“ eingebettet. Es gelingt so, den wichtigen Baum- und Strauchbestand im Anschluss an die Paul-Ehrlich-Straße zu erhalten, erforderliche Infrastrukturen in der Gebäudeumgebung einzugrünen und ausreichend Freiflächen für die Regenwasserversickerung und eine artenreiche und vielfältige Begrünung freizuspielen.

Die Konzeption der grünen Mitte, der umlaufende Wandelgang und die modulare Funktionstypologie haben die Jury überzeugt. Besonders die Reduzierung auf wenige, tragfähige räumliche Strukturen zur Bewältigung der sehr komplexen Aufgabe spricht aus Sicht des Preisgerichts für die Qualität und die Zukunftsfähigkeit des Entwurfs.

Team
Dr. Alexander Gyalokay (verantwortlicher Partner), Laura Schwarzenberger, Binta von Rönn, Wojciech Wiśniewski, Joschua Kron, VgV: Agnieszka Bertram, mit Studio Vulkan Landschaftsarchitektur, München, Wetzel & von Seht, Berlin und Weber & Partner, Köln

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude ist kammartig strukturiert und empfängt den Besucher mit einem 6-geschossigen Empfangsgebäude, welches lichtdurchflutet ist. Trotz der recht langen Gebäudefront gegenüber der Paul Ehrlich Straße wird die Struktur nicht
als Ganzes wahrgenommen, da die Straßenfront durch die Gliederung der Gebäude und Geschossigkeit gut strukturiert ist.

Das Raumprogramm wird durch einzelne Gebäudebestandteile erfüllt, die sich an einem Umgang angliedern und über einen großen Institutsgarten angebunden werden, somit wird eine gewisse Leichtigkeit gegenüber den Bestandgebäuden und deren Kleinteiligkeit erzeugt.

Positiv hervorzuheben ist der große Abstand zur Nachbarbebauung. Die Erweiterung wird über ergänzte Baukörper im hinteren Grundstücksteil sichergestellt und beeinträchtigt die Funktionen des dann bestehenden Gebäudes nicht.

Der architektonische Raumeindruck wird durch den konsequenten Außenraumbezug und die Durchgrünung gestärkt. Die einläufigen an den Fluren angeordneten Treppen verbinden die einzelnen Geschosse miteinander. Die Aufweitung am Kopf der Gebäude dient der Kommunikation und dem Verweilen, hier sind neben den WC-Anlagen auch Bespre- chungsinseln angeordnet.

Der Gebäudekomplex stellt sich hell und lichtdurchflutet dar, wobei die Fassadengliederung und -gestaltung nicht in allen Punkten nachvollziehbar ist. Das zugrundeliegende Raster ist zu prüfen und ggfs. zu modifizieren.

Durch die Struktur der Gebäudeteile ist eine Büronutzung in unterschiedlichen Strukturen möglich: Einzel-, Zellen, open space, etc. möglich.

Das Grün ist Teil des Gebäudes. Neben dem Institutsgarten hat jeder Gebäudeteil seinen direkten Außenraumbezug.

Leider ist keine Differenzierung der Begrünung und Artenvielfalt zwischen den Gebäudeteilen erkennbar, sondern lediglich im Institutsgarten. Die Bezüge sind auf das grüne Herz akzentuiert. Die Dachflächen werden extensiv begrünt, so
dass Wasser zurückgehalten und erst zeitverzögert der Versickerung zugeführt werden kann. Durch die Gründächer und den begrünten Innenhof kann ein gewisses Maß an Verdunstungskühlung sichergestellt werden. Der Vorplatz ist klar als Adresse ausgeprägt und führt in die Gebäude. Querbeziehungen im Institutsgarten sollten in einem weiteren Bearbeitungsprozess beachtet und gestärkt werden.

Die Prüfung des Raumprogrammes lässt auf eine Erfüllung des Raumprogrammes schließen, in einzelnen Bereichen sind Abweichungen vorhanden, die kompensiert werden können.

Die Kühl- und Ultrakaltbereiche wurden im Keller vorgesehen, dies ist für das PEI keine zufriedenstellende Lösung. Etliche Substanzen werden zwar längerfristig gelagert, aber eine Vielzahl von Substanzen wird täglich benötigt und muss daher auf kurzem Wege erreichbar sein bzw. zur Verfügung stehen. Es müssen die unterschiedlichen Sicherheitsstufen berücksichtigt werden.

Das Zentrallabor, bestehend aus Lösungslabor, Nährbodenküche und Betriebslabor (S2) und die Spülküche sind bzgl. der Größe und Funktionalität hinsichtlich Andienung und Güterverteilung zu prüfen. Eine Trennung der Bereiche in unrein (Inaktivierung) und rein (Wiederaufbereitung) ist erforderlich.

Die zentrale Inaktivierung ist notwendig, es ist keine Verteilung der Autoklaven über das Gebäude gewünscht.

S3 Labore und Tierhaltung: Die Labore zu den Tierställen sind nicht zufriedenstellend zugeordnet. Eine Abgrenzung der Hochsicherheitslabore zum sonstigen Institut ist ggf. nicht eindeutig zu erkennen, aber unbedingt sicherzustellen. Eine Anbindung der S3-Tierställe zu den Laborbereichen ist vertikal geplant – die Module können getauscht werden, um die Zuordnung im selben Geschoss herzustellen.

Die Technik – gerade im Hochsicherheitsbereich S3 – muss direkt zugänglich sein, damit kontinuierlich eine Wartung möglich ist. Ein Technikgeschoss über dem 1. OG S3-Tierhaltung/S3-Labor fehlt.

Die Bewertung entwurfsrelevanter Nachhaltigkeitskriterien erhält eine eher niedrigere Bewertung, da die Bearbeitungstiefe nicht mehr Aussagen erkennen lässt. So fehlen u. A. Aussagen zum Außenraum im Sinne der Nutzgehölze und Pflanzen. Das Materialkonzept ist eher traditionell, die Fassadengestaltung wenig differenziert. Hier würde sich das Preisgericht deutlichere und innovativere Aussagen wünschen. Die Kompaktheit und Flächeneffizienz sind jedoch gut. Die städtebaulichen Vorgaben wurden bis auf den nordwestlichen Fußweg von 3 m eingehalten.

Die gemachten Angaben lassen darauf schließen, dass der Bau und Betrieb wirtschaftlich erfolgen kann. Die gewünschte Flächeneffizienz ist eingehalten, obwohl ein großes Maß an Fluren und Verteilflächen vorhanden ist, die jedoch sinnfällig und angemessen angeordnet sind.

Insgesamt kann die Arbeit durch ihre Konzeption der grünen Mitte, des umlaufenden Wandelgangs und der modularen Funktionstypologie überzeugen, sie weist durchaus Mängel in der Funktionsverteilung auf, die jedoch aufgrund der mo- dularen Struktur leicht anpassbar erscheinen (auch im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen).

Gerade die Reduzierung auf wenige, tragfähige räumliche Strukturen zur Bewältigung der sehr komplexen Aufgabe überzeugt das Preisgericht von der Qualität und Zukunftsfähigkeit des Entwurfs.
Leitideen

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Lageplan

Lageplan

Ansicht Paul Ehrlich Straße

Ansicht Paul Ehrlich Straße