Nichtoffener Wettbewerb | 07/2025
Neubau Rathaus Kupferstadt Stolberg
©wittfoht architekten | korner images
1. Preis
Preisgeld: 210.093 EUR
Landschaftsarchitektur
schlaich bergermann partner - sbp SE
Tragwerksplanung
Transsolar Energietechnik GmbH
Energieplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Städtebaulich gekonnt und zugunsten einer angemessenen Vorzone wird der viergeschossige, versetzt angeordnete Rathausneubau hinter dem Alten Rathaus eingerückt. Die Besucher werden über eine großzügige Treppen- und Rampenanlage in das Gebäude geführt. Betont wird der Eingangsbereich durch das darüberliegende überhöhte 4. Stockwerk, in dem sich die Kantine befindet.
Gegliedert und gut belichtet wird das neue Rathaus durch zwei Gebäudeeinschnitte, einmal als Innenhof und zum anderen als eine überdachte Halle über dem Bürgerbüro.
Über den Haupteingang erreicht man direkt über einen Counter das Bürgerbüro und die Bürgerbesprechungsbereiche. Im westlichen Gebäudeteil befindet sich im Erdgeschoss der Konferenz- und Besprechungsbereich, der zudem über einen zweiten Eingang über die Nord- Ost-Ecke verfügt. Ein Zugang von der Straße An der Krone – wichtig für die ÖPNV-Nutzungen – wird vermisst.
Die funktionale Trennung im Erdgeschoss – einerseits Meeting-Zentrum, andererseits Bürgerservice, Empfang, Wartebereich und Café – wird als positiv bewertet. Die offene Gestaltung trägt zu einer einladenden Atmosphäre bei, unterstützt die Orientierung und fördert das Sicherheitsgefühl durch klare Sichtverbindungen. Die zentral gelegene Rezeption ermöglicht eine gezielte Steuerung der Besucherströme. Die Wegeführung und Orientierung sind für Besucher wie für Mitarbeitern im positiven Sinne einfach und schlüssig.
Der große Besprechungsraum im Meeting-Zentrum lässt sich öffnen und in den angrenzenden Bereich integrieren, was dessen multifunktionale Nutzung weiter steigert – beispielsweise bei politischen Abendveranstaltungen.
Der Grundriss des Back Offices bietet eine breite Auswahl an Arbeitsplatztypen und ermöglicht so eine vielfältige ABW-Arbeitsumgebung. Wechselnde offene und geschlossene Bereiche schaffen Zonen mit unterschiedlicher Dynamik und Rückzugsmöglichkeiten. Die beiden Lichthöfe begünstigen eine angenehme Atmosphäre und die Realisierung ergonomischer Arbeitsplätze jenseits der Außenfassade. Der Entwurf lässt vermuten, dass sich das Architekturbüro intensiv mit den Prinzipien von Activity Based Working auseinandergesetzt hat.
Die vorgeschlagene Primärkonstruktion aus Holz und Recyclingbeton ist zeitgemäß. Durch den hohen Einsatz von Holz im Tragwerk und Fassade wird ein erfreulich hoher Anteil nachwachsender Rohstoffe eingesetzt. Das vorgeschlagene Raster mit 5,4 x 5,4 m erscheint wirtschaftlich. Eine Holzfassade prägt das äußere Erscheinungsbild. Die differenzierte Ausgestaltung wird kontrovers diskutiert.
Für die Süd- und Westfassade wird eine vorgehängte, begrünte Fassade mit Pflanztrögen vorgeschlagen, die als Filter und zur Abkühlung dienen soll.
Der räumlich gut proportionierte Vorplatz mit einem Natursteinpflaster, welches bereits im umgebenden Stadtbild verwendet wird, verbindet sich dadurch gelungen mit der Stolberger Innenstadt.
Die untere Platzfläche erhält dem Kaiserplatz zugeordnete Grün-Inseln, diese erscheinen in ihrer Form allerdings eher fremd im umgebenden stadträumlichen Kontext. Das Potential des schmalen Zwischenraums zwischen historischem und neuem Rathaus scheint mit Hinblick auf Aufenthaltsqualitäten und differenzierte Grünräume nicht ausreichend ausgeschöpft. Auch die schmale Wegeverbindung entlang der Fraktionsbüros wird kritisch gesehen.
Grundsätzlich wird begrüßt, dass die sonstigen nicht überbauten Freiflächen als unversiegelte Grünflächen angelegt sind. Insbesondere auf der Südseite wächst der Freiraum mit der aufgehenden Fassadenbegrünung gelungen zu einer Einheit. Dieser konstruktive Sonnenschutz lässt ein angenehmes Raumklima an der Südwestseite erwarten.
Kritisch wird die enge Gasse auf der Ostseite gesehen, die eine großzügige Anbindung an den Bahnhof / ÖPNV vermissen lässt.
Gefördert wird die Fahrradinfrastruktur durch eine eigene Zufahrt.
Das vorgeschlagene Technikkonzept mit einer Brunnen-Wärmepumpenheizung und einer aktiven Flächenbeheizung in Lehmbauplatten scheint schlüssig. Ebenso der Vorschlag für die Lüftungstechnik in den Büroflächen als freie Lüftung. Die Lüftungstechnik der sonstigen Räume erfolgt mechanisch, zentral oder dezentral. Die Technikflächen befindend sich im Untergeschoss.
Aufgrund der klaren Gebäudestruktur und kompakten Gebäudefigur kann eine wirtschaftliche Umsetzung erwartet werden.
In der Gesamtschau der eingereichten Arbeiten kann der Beitrag besonders überzeugen und bietet mit seinen modernen Arbeitswelten für Bürger und Mitarbeiter einen attraktiven und zukunftweisenden Ort.
©wittfoht architekten | korner images
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