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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Neubau Realschule Kolkrabenweg 65 in Köln-Vogelsang

1. Preis

Hausmann Architektur

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

rendertaxi architektur.bilder

Visualisierung

Erläuterungstext

Leitbild

Der Ansatz, ein zukunftsweisendes Schulkonzept für die Realschule am Kolkrabenweg zu entwickeln, ist sehr zu begrüßen. Aber was heißt das?
Betrachtet man den heutigen Schulalltag, so ist es an der Zeit, typologisch grundlegende Veränderungen für die immer wiederkehrenden gleichen monotonen Typen von Lern- und Schulräumen aufzuzeigen. Schulen sind heute lebendige Raumgebilde, die auf die Anforderungen der Pädagogik jetzt und in Zukunft reagieren müssen.
Dementsprechend sind innere Strukturen zu hinterfragen und neu zu entwickeln.
Die Klasse als bestimmender Lernort hat nicht ausgedient, muß aber in ein Raumgefüge von verschiedenen lebendigen Lernbereichen integriert werden. Monofunktionale Flure haben dagegen ausgedient. Mehr Lernraum ist durch die geschickte Integration der Erschließungsflächen leicht zu erzielen.
Dies ist die Voraussetzung unseres Entwurfs.

Städtebauliche Einbindung

Vorgeschlagen wird von uns ein klar gegliedertes Ensemble von Schule, Sport und Freibereichen, das sich eigenständig zum Quartier zeigt, ohne Bezüge zu negieren. Durch die Gebäudeform wird der Freibereich zoniert und in einzelne Themen (Schulhof / Sport) gegliedert.
Durch die Lage und die kompakte Bauform bleibt die bestehende Sporthalle unangetastet, so dass eine Erstellung von Schule und Sport in einem Abschnitt möglich ist.
Der Eingang zur Schule und Sporthalle liegt im südlichen Teil des Kolkrabenwegs innerhalb der Sackgasse. Der großzügige gemeinsame Vorplatz wird der Funktion Schule gerecht und ist in den Eingangszonen überdacht ausgebildet. Ebenso können hier Kleinbusse Schule und Sport direkt andienen.
Die Stellplätze sind südlich dem Vorplatz zugeordnet und lassen sich so optimal nutzen. Die Fahrradstellplätze sind nördlich angeordnet und direkt von den Verwaltungsbereichen einsehbar.

Schulhaus

Das Schulhaus selber zeigt sich als dreigeschossiger kompakter Baukörper, der sich im Erdgeschoss mit der Sporthalle innenräumlich verbindet. Durch verschiedene Atrien im Inneren belichtet und strukturiert, erzielt der Bau eine hohe Kompaktheit, die sich sowohl wirtschaftlich als auch energetisch positiv auswirkt.
Direkt nach Betreten des Schulhauses empfängt einen der erste wichtige Baustein des Hauses:
Forum, Aula, Selbstlernzentrum und Mensa werden als Raumlandschaft inszeniert, die unterschiedliche Nutzungen ermöglicht. Die Aula bildet dabei den zentralen Knotenpunkt. Sie ist Marktplatz, Kommunikationszentrum und Treffpunkt für die Schule. Für Veranstaltungen lässt sie sich von den übrigen Bereichen abkoppeln.
Das zentrale Atrium belichtet die Aula großzügig von oben und verbindet über die Vertikale alle weiteren Geschosse über Blickbeziehungen mit der Mitte der Schule.
Die Verwaltung ist direkt zum Forum und Eingang orientiert, und schafft so eine gute soziale Kontrolle der Zugangsbereiche.
Über eine großzügig dimensionierte, direkt ans Forum angebundene Treppe erreicht man die oberen beiden Geschosse. Diese gliedern sich in drei Cluster, die über das zentrale Atrium miteinander verbunden werden. Jeweils zwei Cluster sind den Klassen vorbehalten, der dritte beherbergt Informatik, Musik und Lehrküche so wie im oberen Geschoss wie gewünscht die Naturwissenschaften.
Ziel des Entwurfs ist es, ein großzügiges und differenziertes Angebot an Lernräumen zu entwickeln. Durch das Lehrerraumprinzip fehlen im Raumprogramm Gruppenräume als Ausweichflächen. Um dies zu kompensieren, bilden wir Lerninseln aus, die den Klassen zugeordnet, Raum für Förderung, Gruppenarbeit und selbstständiges Arbeiten geben. Sie lassen sich hervorragend in den täglichen Lernprozess integrieren, ohne die eigentlichen Erschließungsflächen einzuengen.
Um das zentrale Atrium werden weitere Flächen für Kommunikation und Arbeiten angeboten. Der Luftraum zum Forum ist offen oder verglast denkbar und kann in der weiteren Entwicklung erörtert und geklärt werden.

Sporthalle

Die Sporthalle wird über den Vorplatz optimal erschlossen. Direkt an das Schulhaus angebunden ist sie auf kurzem Wege auch innenräumlich zu erschließen. Die Sportfreiflächen sind direkt angebunden und lassen so eine optimale Nutzung erwarten.

Freiraum

Das Freiraumkonzept verfolgt diesen Anspruch auf Abwechslung und Aufenthaltsqualität und orientiert sich an den Grünflächen des Biesterfeldes als Umfeld des Schulgrundstückes mit seinen Sport- und Spielflächen und parkähnlichem Charakter der Freiflächen. Dieser Charakter soll auf dem Schulgelände fortgeführt werden. Locker verteilte Baumgruppen und Einzelbäume rahmen das Grundstück und schaffen einen Übergang zum angrenzenden Grünzug, gleichzeitig bilden sie Orte mit unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten und Qualitäten aus.

Die Außenanlagen der Schule werden, der städtebaulichen Figur des Neubaus und seiner Raumanordnung folgend, schlüssig um das Gebäude angeordnet.
Ein großzügiger Vorplatz markiert den Eingangsbereich und bietet Raum für eine Vorfahrt vom Kolkrabenweg aus. Einzelne Bänke laden Schüler, Lehrer und Eltern gleichermaßen zum Verweilen ein und dienen als Treffpunkt. Nördlich angrenzend befindet sich der Fahrradstellplatz für ca. 120 Fahrräder sowie Einhausungen für 8 Müllcontainer. Südlich des Vorplatzes an der neuen Turnhalle werden 15 PKW-Stellplätze angeboten. Beide Stellplatzbereiche werden von einer Hecke mit Zaun eingefasst, die eine direkte Einsehbarkeit verhindert und gleichzeitig die Möglichkeit zum Absperren bietet.
Im Norden des Schulgebäudes wird der Pausenhof verortet. Hier können sich die Schüler ungestört an Spiel- und Sportgeräten austoben oder auf der Sonnenbank vom Unterreicht ausruhen. Neben der befestigten Pausenhoffläche werden unter den Bäumen in der Wiese kleine Spielflächen verteilt, 2 Tischtennisplatten ergänzen das Angebot.
Zwischen Neubau und Biesterfeld-Grünzug befinden sich die Anlagen für den Schulsport: eine 100m –Laufbahn, eine Weitsprunganlage sowie eine Wurfanlage. Südlich davon, neben der neuen Turnhalle, ist das Kleinspielfeld für Basketball oder Streetsoccer untergebracht.
Zwischen Aula und Turnhalle entsteht ein Hof, hier bietet sich die Möglichkeit, einen kleinen Schulgarten anzulegen sowie Unterricht im Freien, im „grünen Klassenzimmer“ abzuhalten.
Ganz im Norden des Grundstückes könnte relativ ungestört vom Schulbetrieb die Wohnung für den Hausmeister mit dazugehörigem kleinen Garten untergebracht werden.
Die Feuerwehrzufahrt erfolgt über den Parkplatz an der Turnhalle vom Kolkrabenweg aus, könnte aber auch von Norden über den Pausenhof geführt werden.

Konstruktion

Die gesamte Konstruktion der Schule wird als Betonskelettkonstruktion entwickelt. Alle Decken werden unterzugslos ausgebildet.
Die Fassade wird in den Obergeschossen als elementierte Holz - Alu Fassade in zertifiziertem Passivhausstandard entwickelt. Die erdgeschossigen Bereiche werden als Pfosten- Riegelkonstruktion, ebenfalls entsprechend Passivhausstandard zertifiziert, ausgebildet. Die geschlossenen Fassadenflächen werden in Aluminium, im Farbton Bronze eloxiert, vorgeschlagen, die Unterkonstruktion ist auf die Passivhaustauglichkeit abzustimmen.
Alle Ausbauteile werden standardisiert ausgebildet, der Einsatz von Fertigteilen ist wirtschaftlich zu überprüfen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit nimmt die städtebaulichen Bezüge in Vogelsang mit deutlich gegliedertem Baukörper unspektakulär auf, ohne sich zu verstecken.

Die Architektur assoziiert nicht unmittelbar ein Schulgebäude. Dazu tragen insbesondere die metallische Außenhaut und das breit gelagerte Erdgeschoss bei. Die Betonung des Eingangs ist jedoch hinreichend deutlich.

Der zentrale Eingangsbereich mit der Aula wird großzügig durch ein abgesenktes Bodenniveau, eine Öffnung über drei Ebenen und eine geschickte Verbindung mit dem Ganztagsbereich als „Lernlandschaft“ inszeniert. Von diesem zentralen
Verteilungsort gehen gleichberechtigte Wege in die funktional sinnvoll gegliederten Bereiche. Auch die Erschließung der Sporthalle ist selbstverständlich in die Wegeführung integriert, ihre erdgeschossige Lage wird begrüßt.

Die beiden Obergeschosse sind ausschließlich den Unterrichtsräumen vorbehalten, wobei positiv anzumerken ist, dass die Klassenzimmer konsequent an den Außenwänden des Gebäudes ausgerichtet sind. Durch den gebäudehohen
Luftraum des Forums, die Belichtung über drei Atrien und den unregelmäßigen Gebäudegrundriss entstehen interessante und wohldurchdachte Flurabfolgen mit hohen Aufenthaltsqualitäten und gut funktionierenden Lernnischen.

Das auch als Aula vorgesehene Forum ist allerdings als zentraler Bestandteil des Schulgebäudes tatsächlich aufgrund der mangelnden Schalltrennung nur schwer für geschlossene Veranstaltungen abzutrennen.

Die Sporthalle umfasst mit ihrer separaten Erschließung einen geschützten Freibereich, der als grünes Klassenzimmer fungiert.

Entsprechend des Grundrisses des Schulgebäudes entstehen drei eindeutig definierte Freiräume. Dabei sind die Sportflächen günstig zur Sporthalle und zur benachbarten Wohnbebauung positioniert. Der Eingangsbereich am südlichen
Kolkrabenweg ist sehr großzügig. Diese Flächen fehlen im Pausen- und Bewegungsbereich. Insgesamt verzahnen sich
die östlichen Freibereiche auf angenehme Weise mit dem benachbarten Waldgrundstück.

Das Gebäude kann in nur einem Bauabschnitt realisiert werden und ist trotz großzügiger Erschließungsflächen überaus kompakt und dadurch relativ kostengünstig zu erstellen und energieeffizient zu betreiben. Gute Details zur Erreichung des Passivhausstandards sind bereits zu erkennen.