Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023
Neubau Schule am Wasserwerk in Burgdorf
©loomn architekturkommunikation
1. Preis
Preisgeld: 84.375 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Aixin Xuan, Fleur Keller, Maddalena Barbieri, Faezeh Nekouyan, ANASTASIJA MASALSKAJA, Irene d'Alessandro
loomn architekturkommunikation
Visualisierung
Erläuterungstext
Die identitätsstiftende, höhengestaffelte Kubatur setzt einen markanten Bezugspunkt für die neue Schule am Wasserwerk. Der moderne Schulbau geht dabei auf die besonderen Bedürfnisse der Förderschüler im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung ein und bietet viel Raum für selbstorganisiertes Lernen, die Förderung individueller Interessen und Fähigkeiten sowie gemeinschaftliche Aktivitäten.
Lage und Ausrichtung der Schule mit Sporthalle richten sich konsequent nach den funktionalen Anforderungen. Der Haupteingang ist mit dem großzügigen Vorbereich nach Süden in Richtung der Adolf-Michelsen-Straße auf die Haupterschließungsseite orientiert und lädt mit transparenter Geste in die neue Schule ein. Auch das zweite wichtige Thema, die strukturelle Ordnung der Verkehrsströme für die Schulbring- und Holbewegungen, werden mit dieser großzügigen Platzfläche bedient. Die offene multifunktionale Fläche integriert die Kleinbus-Haltezone und steht dann vor allem nach dem Bringen und Abholen für verschiedene Aktivitäten der SchülerInnen zur Verfügung. Die große, zentrale Bauminsel belebt den Platz und nimmt Regenwasser auf. PKW-Stellplätze und Fahrradstellplätze werden gut zugänglich im Eingangsbereich angeordnet.
Der Haupteingang führt direkt auf die Schulstraße, der zentralen Erschließungs- und Kommunikationsachse, die alle Funktionen zusammenbindet. Über diese Magistrale gelangt man auf kurzem und direktem, niveaugleichen Weg zu allen Jahrgangsstufen. Die Räume aller drei Stufen, Primar, Sek I und Sek II sind erdgeschossig angeordnet und ermöglichen so die flexible Anpassung der Stufengröße und der jeweiligen Anzahl an Klassenräumen. Gleichzeitig eröffnet die erdgeschossige Lage allen Klassen den unmittelbaren Freiraumbezug mit eigener Terrasse.
Die durchgängige Gartenzone vor den Klassen mit Außenterrasse kann von allen Schülern und Schülerinnen niveaugleich erreicht und benutzt werden. Locker verteilte Baumgruppen gliedern den Gartenbereich und ordnen somit allen Klassen eigene Gartenzone zu. Kleine Spielinseln und Sport- und Spielgeräte werden in der ganzen Gartenzone verteilt. Eine umlaufende Heckenpflanzung gewährleistet die Sicherheit.
Insgesamt ist Ziel der Freiraumgestaltung gleichzeitig Freiheit und Sicherheit im gesamten Schulgelände zu erreichen. Der Freiraum gliedert sich in drei Bereiche: den offenen Schulhof mit Aktivitätsangeboten, die eingefriedete Gartenzone der Klassen und den Vorplatz mit temporäreren Parkmöglichkeiten. Das ganze Schulgelände wird durch dichte Pflanzung und Bäume unter Einbindung der Zäune geschützt. Zwischen der Förderschule und IGS Burgdorf werden zwei Toranlagen und Wegeverbindungen vorgeschlagen, um den „Ein Campus-Gedanken“ erlebbar zu machen. Die Bäume und Sträucher sind heimisch und so gewählt, dass sie Lebensräume für Insekten anbieten und die Biodiversität erhöhen.
Der Schulhof erhält eine großflächige Liegewiese in Norden, in die das Kleinspielfeld integriert ist. Die Liegewiese selber bietet auch viel Raum für freie Bewegung und Raum zum Rückzug in naturnahe Atmosphäre. Das von Sitzbänken gesäumte grünes Klassenzimmer ist frei in der Wiese platziert. Im südlichen Teil des Schulhofs ist für Fahraktivitäten und auch für freies Spielen geeignet.
RÄUMLICHE ORGANISATION UND GESTALTUNG
Die Verteilung und Anordnung aller Bereiche ist klar gegliedert und nach deren internen Bezügen gestaffelt. Der Haupteingang führt direkt in den zentralen Eingangsbereich, die sich licht und offen präsentiert, und von dort auf die zentrale Magistrale.
Flankierend am Eingang liegt die Aula und ermöglicht die selbstverständliche Verknüpfung der einzelnen Bereiche zu einem hochattraktiven Bereich mit einer großen Bandbreite an Bespielungsvarianten. Der direkt angeschlossene Außenraum ermöglicht zudem den Einbezug der Freiflächen für Veranstaltungen und sichert zudem die taghelle Atmosphäre der Bereiche.
Vom Eingang gelangen die Schüler im weiteren direkt zu den einzelnen Jahrgangsstufen, die sich jeweils als räumliche Einheiten um die beiden Innenhöfe gruppieren. Ebenfalls direkt dem Eingang zugeordnet und somit zentral im Gebäude erschließt der Vertikalpunkt aus Treppe und Aufzug das erste Obergeschoss mit den Therapie- und Fachunterrichts-räumen sowie der Verwaltung. Ein weiterer autarker Eingang ist direkt von der Straße Vor dem Celler Tor zu erreichen und ermöglicht den autarken Zugang zur Sporthalle. Insgesamt sind alle Innen- und Außenbereiche barrierefrei zu erreichen.
Die Erschließungsflächen sind großzügig dimensioniert, so dass auch Raum für Spiel und Aufenthalt vorhanden ist. Ihre interessanten, wechselnden Aus- und Einblicke und ihre hervorragenden Lichtverhältnisse durch die Innenhöfe machen die Erschließungsflächen zu Funktionsflächen mit hoher räumlicher Qualität. Somit entstehen attraktive innere Aufenthaltszonen mit einer Abfolge von Orten der Begegnung, die neben einer leichten Orientierung insbesondere die interne Kommunikation und Identifikation der Schüler mit Ihrer Schule fördern.
Innerhalb des eigentlichen Schulgebäudes verlaufen im Erdgeschoss der erste und der zweite Rettungsweg zu Zugängen notwendiger Treppenräume bzw. zu Ausgängen ins Freie.
Die Fach-Cluster der Obergeschosse sind jeweils in Nutzungseinheiten unterteilt. Der erste Rettungsweg aus den Aufenthaltsräumen führt je Nutzungseinheit auf die allgemein genutzten Flächen und dort weiter zu einem Zugang in einen notwendigen Treppenraum oder zu dem zentralen Treppenraum, der im Sinne der Musterschulbaurichtlinie als Halle. Der zweite Rettungsweg für die Aufenthaltsräume führt jeweils über die benachbarte Nutzungseinheit in einen weiteren notwendigen Treppenraum bzw. die Halle.
FASSADE UND MATERIALIEN
Die geometrisch klare und einfache Abwicklung der Fassade sowie die kompakte Bauform, die zu einer Minimierung der Hüllflächen führt, stellen die Grundlage einer wirtschaftlichen Erstellung und Unterhaltung der Fassade dar. Horizontal leicht gegen die Verglasung bzw. Verkleidung hervortretende Lisenen strukturieren den Baukörper plastisch und geben ihm eine angenehme Maßstäblichkeit. Die Fenster haben einen Flächenanteil von unter 50%, so dass der solare Energieeintrag, der durch den effizienten, außenliegenden Sonnenschutz als Raffstore minimiert wird, in einem günstigen Verhältnis zur Tageslichtnutzung steht.
Die Hülle wird in einer hohen thermischen Qualität errichtet, die ununterbrochene Dämmebene verhindert konstruktive Wärmebrücken. Die Fenster werden mit 3-fach Verglasung versehen.
PV-Module werden auf den Dachflächen eingesetzt und tragen zur regenerativen Energiegewinnung bei.
KONSTRUKTION UND WIRTSCHAFTLICHKEIT
Die tragende Struktur ist in Holz-Hybrid-Bauweise konzipiert. Durch die Verwendung von Holz und Beton für die tragende Struktur, kann die Betonmenge gegenüber einem reinen Massivbau auf ca. 50% reduziert werden, ohne jedoch „zu leicht“ zu werden. Die Geschossdecken enthalten mit 16cm Beton gerade soviel Masse, dass die Anforderungen an die Akustik im Schulbausbau erfüllt werden. Durch die Lateinsparung können die Gründungsbauteile wesentlich geringer dimensioniert werden.
BSH Träger der Güte GL28c mit Abmessungen von 28/28cm wirken über Kerven im Verbund mit der dünnen Betonplatte und substituieren so ca. 14cm Beton. Die Stützen sind ebenfalls in Holzbauweise geplant, ebenfalls aus GL28c. Für die aussteifenden Erschließungskerne wird die Stahlbetonbauweise vorgeschlagen. Die durchgehende Deckenplatte der Holz-Hybriddecken wird schubsteif mit den Kernen verbunden. Die vorgeschlagene Struktur ermöglicht grosse Spannweiten und so eine hohe Flexibilität für das jetzt vorgeschlagene und spätere Grundrisslayouts.
Sämtliche Stahlbetonbauteile sollten aus RC-Beton hergestellt werden, also aus Beton mit Zuschlagstoffen aus Betongranulat (Betonabbruch). Durch CO2-reduzierten Zement kann die CO2 Bilanz nochmals verbessert werden.
Da Kerven als Schubverbindung zwischen Holz und Beton verwendet werden, ist eine sortenreine Trennung der Materialien im Falle eines Rückbaus möglich.
Die Bauzeit kann aufgrund der hohen Vorfertigung im Werk, auf ein Minimum reduziert werden. Dies sichert neben einer schnelleren Fertigstellung eine geringere Baustelleneinrichtung und weitere Folgekosten.
Die tragenden Holzbauteile werden auf Abbrand bemessen. Die Verbindungsmittel werden mit einer Überdeckung ausreichend lange geschützt.
Beurteilung durch das Preisgericht
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Innenperspektive
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Städtebauliches Konzept
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Lageplan
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Konzept
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Erschließung und Flexibilität Konzept
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Grundriss Erdgeschoss
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Grundriss 1. Obergeschoss
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Funktionsdiagramme
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Schnitt - Ansicht Süd
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Ansicht West
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Fassade