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Einladungswettbewerb | 12/2022

Neubau Südwestmetall Verbands- und Bürogebäude in Ulm

Ansicht

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2. Preis

blocher partners GmbH

Architektur

Architekturmodelle Boris Degen Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Entwurfskonzept

Leitidee
Aus den Vorgaben des Bebauungsplanes und den städtebaulichen Randbedingungen entwickeln wir ein innovatives und identitätsstiftendes Verbandsgebäude mit einem vielfältigen Angebot an unterschiedlichen Büroflächen und Veranstaltungsräumen.
Unser städtebauliches Konzept sieht vor den neuen Eckbaustein als markantes Städtebauliches Element in das neu entstehende Theaterviertel einzubringen. In direkter Nachbarschaft zu dem neu entstehenden Jugendtheater soll ein ebenso interessanter, aber nicht konkurrierender oder gleicher Baukörper gegenübergestellt werden. Unser Baukörper sieht vor, sich als Verbandsgebäude der Südwestmetall, nach außen klar Ablesbar als Auftakt in das neue Areal abzubilden.
Mit einer klaren und ablesbaren Aufteilung der Nutzungen stellt der Baukörper ein nach Außen ablesbares Ensemble dar welches sich, genau wie der Verband, unter einem Thema sich vereinen lässt. Geeint als freundliches, offenes und transparentes Gebäude wird die Öffentlichkeit an einer Teilhabe eingeladen und ein Austausch miteinander gefördert.
Die Kombination aus unterschiedlichen Gestaltungen und Nutzungen prägt den Gesamteindruck des Gebäudes und lässt einen besonderen Städtebaulichen Baustein entstehen, der ein hohes Maß an Identität und Wiedererkennungswert mit sich bringt.

Konzept
Das Bürogebäude wird vertikal in 3 differenzierte Zonen unterteilt, welche alle ihre eigene Identität erhalten. Unterteilt in einen Sockel der Südwestmetall, dem Fremdvermieteten Büroflächen im Zentrum und dem Solarkraftwerk im Dachgeschoss. Für die Nutzer der Veranstaltungsflächen und der SWM gibt es den Hauptzugang an der Ecke Zeitblom-/Neutronstraße. Die Fremdmieter erhalten ebenso wie die SWM einen öffentlich Sichtbaren Zugang entlang der Neutronstraße, dieser kann auch von der Südwestmetall genutzt werden, falls der Veranstaltungsbereich für eine Externe Veranstaltung genutzt wird (dank zweiseitig nutzbarem Empfang).
Der Sockel steht mit den öffentlichen Nutzungen wie den Veranstaltungsflächen am urbanen Kontext. Kurze Wegebeziehungen und eine Transparente, freundliche Wirkung in den außenraum werden vermittelt. Das einladende zweigeschossige Foyer bietet einen angemessenen Auftakt für die Flächen der Veranstaltung und die darauffolgenden Flächen der SWM. Als Bindeglied zwischen den Flächen Büroflächen der SWM und dem Veranstaltungsbereich finden sich einladenden, öffentliche Coworking Flächen wieder welche auch bei einer Veranstaltung genutzt und integriert werden können. Ein Angenehmes ankommen im Verbandsgebäude wird dadurch sichergestellt.
Der Mittelteil des Gebäudes nutzt die Maximal sinnvolle Geschossfläche des Grundstückes. Um dem Problem der besonderen tiefe entgegenzuwirken und zusätzliche Qualitäten zu verorten, wird die Gebäudetiefe reduziert und neue Freiräume geschaffen. Anstelle von einem Innenhof werden die Qualitäten bewusst umliegend nach außen hingeführt, um eine effiziente Erschließung gewährleisten zu können und dabei auch bestmögliche Ausblicke zu gewährleisten. Ergänzt werden die umlaufenden Balkongebereiche mit einer Umlaufenden Begrünung, welche sich auch von außen für die Mieter ablesbar macht und etwas Natur zurück in das karge Umfeld bringt.
Das Dachgeschoss wird zu unserem Solarkraftwerk. Um die erforderlichen Mengen an Energie aufzubringen, werden große Flächen für die PV Anlage notwendig. Neben einer ganzflächigen Solarisierung der Dachfläche werden für die Energieerzeugung auch Flächen in der Fassade notwendig. Um diese auch sinnvoll Nutzen zu können, werden diese bei uns zu 90% im Dachgeschoss abgebildet, da dort eine Verschattung durch Nachbargebäude am geringsten ist. Um die Flächen hinter dem Solarkraftwerk Nutzbar zu machen, werden neben dem Einbringen von einem Sheddach noch Rücksprunge in der Fassade geschaffen. Diese Maßnahmen helfen nicht nur der Nutzbarkeit, sondern optimieren auch die Orientierung des Paneeles. Das Dachgeschoss hat durch die besondere Form das Potenzial, zu einem Innovationshub zu werden und interessante zukunftsorientierte Ausstellungen zu beherbergen.
Im gesamten entsteht somit ein interessanter, diverser Baukörper welcher sich nach Außen, wie der Verband selbst, als ein buntes Ensemble verschiedener Individuen in einer Gemeinschaft abzeichnet.

Fassade
Selbstbewusst und mit einer gewaltigen Strahlkraft setzt sich die Konzipierte Fassade deutlich von den Umliegenden Fassaden ab. Moderne, zeitlose und robuste Materialien bilden hierbei den Ausgangspunkt der Entwicklung wieder. Metalle und Gläser bilden den äußeren Kern der Fassade ab während in den geschützten Bereichen warme und einladende Hölzer zum Einsatz kommen. Im Zwielicht des Materialwechsel finden sich eine Bepflanzungen wieder welche das Fassadenbild auflockern und dabei auch dem stark bebauten städtischen Umfeld etwas Natur zurückgeben möchte.
Das Solarkraftwerk mit seiner äußeren Gestalt bildet dabei einen Dialog zwischen Ausblick und solarer Nutzung ab. Es verhüllt weder den Blick auf das Münster, noch verhindert es eine maximale Nutzung des Dachgeschosses als solaren Kollektor. Die in der Hülle zum einsatzkommenden Dünnschichtphotovoltaikmodule können dabei dank einer UV durchlässigen Bedruckung in eine Metallische Gestalt gebracht werden.
Das durch die Dreiteilung geprägte Fassadenbild wird durch ein feines Aluminiumgerüst umschlossen und behutsam gebunden.

Nachhaltigkeit
Das bewusst nachhaltig geplante Gebäude im neu entstehenden Theaterviertel wird zukünftige Gebäude im sich entwickelten Quartier als Leitbild prägen.
Als energiepositives Gebäude setzt es hierbei höchste Maßstäbe an eine nachhaltiges Energiemanagement. Mit effizienten Fassaden die neben den Dachflächen auch die Fassadenflächen gestalterisch Prägen, werden die auch drei Grundprinzipien der Nachhaltigkeit berücksichtigt.
Effizienz – Leichtbau & Kompakte Gebäudehülle, sowie Flächeneffizientes Bauen
Suffizienz – Passivhausstandart & Artenreines Fassadenelemente, sowie Nachhaltigkeit als sichtbarer Lifestyle
Konsistenz – Nutzung von Solarstrom (wo sinnvoll) & Bauen mit Nachhaltigen Rohstoffen, sowie einer Um Nutzbarkeit
Erfüllung verschiedenster Qualitäten und Aspekte der Nachhaltigkeit.
// Ökologische Qualitäten – Schaffung neuer Grünräume ergänzend in den Fassadenbereichen trotz Überbauung des Grundstückes sowie die Reduktion des Trinkwasserbedarfs und Abwasseraufkommen durch Regenrückhaltung, Grauwassernutzung und den Einsatz von sparsamen Armaturen im Gebäude. Auch die Auswahl der Baumaterialien hinsichtlich Ihrer Schadstoffreinheit, Ressourcengewinnung und Auswirkungen im Lebenszyklus sowie deren Rückbau und Recyclings Fähigkeit wird berücksichtigt.
// Ökonomische Qualität – Einfache Grundrisse und eine hohe Geschosshöhe sorgen für eine einfache und flexible Umnutzung der Obergeschossigen Flächen welche breit angeboten werden können. Der Haustechnisch vorgeschlagene „low-Tech“ Ansatz reduziert die Kosten im Lebenszyklus und die Flächen werden vollständig vermietet oder eigen genutzt.
// Sozikulturelle und funktionale Qualität – Öffentliche zugängliche Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität im Foyer und im Dachgeschoss bieten hohen Komfort. Das öffentliche Auftreten des Gebäudes wertet das sonst sehr einfache Straßenbild deutlich auf und wirkt einladend auf die Nachbarschaft. Gleichwertig der Anbindung an den Außenraum wird im Gebäude ein hoher Komfort für die Gebäudenutzer angestrebt.
// Technische Qualität - Konzipiert als Passivhaus mit möglich wenig Fassadenversprüngen wird die Fassade höchsten Anforderungen an der Qualität gerecht. Ebenso wird die Reinigungsfreundlichkeit bei der der Konstruktion mitgedacht. Die meisten Fensterflächen können von Balkonen aus gereinigt werden und ermöglichen eine hindernisfreie Grundrissgestaltung. Auch in den Untergeschossen erhält die Mobilitätsinfrastruktur ausreichend Kapazität für eine künftige Elektromobilität und ausreichend viele Fahrradstellplätze in der Tiefgarage und im Erdgeschoss erhöhen die Attraktivität der Fahrradnutzung.
// Prozessqualität – Zur Prozessopitmierung wird über eine BIM Plattform frühzeitig sichergestellt und später auch bei der Bauausführung bestmöglich überwacht.
// Standortqualität – Über die nahegelegene Haltestellte und die damit gegebene Anbindung an das ÖPNV Netz liegt das Gebäude jetzt schon an einer starken Position.

Energiekonzept
Als erforderliche Grundlage für das Plusenergiehaus wird eine intelligente Anordnung und Ausformung des Gebäudes erachtet. Das Ziel eines städtebaulich und energetisch optimierten Entwurfs besteht darin, die passive und aktive Solarnutzung zu maximieren, einen hohen Komfort für die Bewohner im Innen- und Außenbereich zu erreichen sowie eine flächensparende Energieinfrastruktur aufzubauen.
Es wird eine dem Passivhausstandart entsprechende hochgedämmte Gebäudehülle (U < 0,15 W/(m²K)) realisiert.
Die Bebauungsstruktur ist sehr kompakt, was sich in einem niedrigen A/V-Verhältnis ausdrückt.
Eine hohe Tageslichtversorgung in den Bürobereichen wird durch die Fensteranordnungen erzielt.
Es wird das optimale Fensterflächenverhältnis herangezogen, um die maximal möglichen solaren Gewinne zu erzielen und die thermischen Verluste zu reduzieren.
Die Balkonartigen Trassen erzielen eine Verschattung der Fensterflächen bei hochstehender Sonne (Sommer) und ermöglichen die Nutzung der solaren Gewinne bei tiefstehender Sonne (Winter), dadurch werden in jeder Jahreszeit Vorteile erzielt.
Der Einsatz von sparsamer und energieeffizienter Technik reduziert die Bedarfe.
Der tatsächliche Energieverbrauch der Gebäude fängt erst mit dem Gebäudebetrieb an. Daher wird über ein technisches Monitoring die Verbräuche (Energie und Medien), die Anlagentechnik sowie die Raumkonditionen im Betrieb überwacht. Nur so kann ein optimaler und effizienter Betrieb der Anlagentechnik ermöglicht werden. Neben einer Ressourceneinsparung erfolgt eine Reduktion der Betriebskosten.
Auf Grund des „low-Tech“ Ansatzes werden Fehlerquellen beim Zusammenspielen verschiedener Anlagen deutlich reduziert
Durch die Informationsverfügbarkeit können Nutzerinformationen zum Verbrauch bereitgestellt werden
Das innovative Energiekonzept folgt dem Ansatz einer ganzheitlichen Sektorenkopplung von Strom, Wärme und dem Mobilitätssektor. Die Sektorenkopplung nimmt eine Schlüsselrolle im Rahmen der Energiewende ein.
Strom
- Das Gebäude wird maximal solarisiert. Der Kopf dient als „Solarkraftwerk“ und wird rundherum mit PV Modulen ausgestattet.
- Zentrale Stromspeicher können genutzt werden, um kurzzeitige Abweichungen zwischen erneuerbarer Erzeugung und Energiebedarf im Stromnetz auszugleichen und die Eigenstromnutzung zu steigern. So können z.B. zu jeder Zeit die erforderlichen Ladeleistungen für die Elektromobilität bereitgestellt werden.
Wärme
- Die Wärme wird über einen Fernwärmeanschluss in Kombination mit Niedertemperatur-Heizflächen (Fußbodenheizung) bereitgestellt.
- Es erfolgt eine dezentralen Trinkwassererwärmung
- Auf Grund der hocheffizienten Gebäudehülle (geringe Transmissionswärmeverluste) können die internen Lasten des Gebäudes im Winter aktiv in das Energiekonzept einbezogen werden. Die Wärmeabgabe der Geräte dient als Wärmequelle.
Lüftung
- Auf Grund des lärmintensiven, innerstädtischen Standorts sowie zur Reduktion der Wärmeverluste ist eine mechanische Lüftung notwendig. Diese wird mit einem Wärmerückgewinnungsgrad von > 85% ausgestattet.
- Um die vorhandenen Technikkomponenten auf ein Minimum zu reduzieren wird die Kälteerzeugung in die Lüftungsanlage integriert. Dabei kann die meiste Zeit auf die Adiabate Verdunstungskühlung zurückgegriffen werden. Um auch im Hochsommer einen hohen thermischen Komfort zu ermöglichen ist zusätzlich eine Kompressionskältemaschine in das Lüftungsgerät integriert.
- Durch den Verzicht auf eine gesonderte Kältemaschine werden Flächenpotentiale auf dem Dach zu Gunsten der maximal möglichen PV Menge frei.
- Der Zeitpunkt des maximalen Kältebedarfs deckt sich mit dem maximal möglichen PV Ertrag.
- Die vorhandenen Leitungen der Fußbodenheizung können im Sommer genutzt werden, um nachts Kälte in die Räume einzubringen und dadurch die Lastspitzen abzusenken. Durch die hybride Bauweise steht eine thermische Speichermasse zur Verfügung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen eine sehr selbstbewusste städtebauliche und architektonische Setzung in unmittelbarer Nachbarschaft des expressiven Theatergebäudes vorm Die Kubatur reizt das städtebaulich mögliche Volumen aus und setzt damit einen starken Akzent zum Auftakt in das Theaterviertel. Die Entwurfsverfasser Schichten gleichsam die unterschiedlichen Nutzungstypologien und Einheiten übereinander und zeigen diese Schichtung ganz explizit in Ihrer Fassade.

An der Südöstlichen Gebäudeecke öffnet sich ein ausgesprochen großzügiges, fast museales Foyer mit großer Ausstrahlung in Richtung der Neutorstraße und der Zeitblomstraße. In einem 2-geschossigen Luftraum führt eine repräsentative Freitreppe aus eine für informelle Besprechungen gutgeeignete Mezzaninebene und von dort über eine Rampe auf die erste Büroebene. Der Veranstaltungssaal im EG ist dem Foyer sehr schlüssig zugeordnet, beide Räume können bei Bedarf zu einer großzügigen Einheit zusammengeschaltet werden.

Die Vertikalerschließung der Bürogeschosse ist sehr kompakt als ein Sicherheitstreppenhaus zentral in der Dunkelzone des Gebäudes angesiedelt und erlaubt in den Regelgeschossen eine flexible und effektive Erschließung der umlaufend an den Fassaden Angelagerten Büroräume. Aus dieser Erschließungssystematik ergibt sich eine hohe Flexibilität zur Anordnung und Gliederung der Büroeinheiten. Umlaufend um die Bürogeschosse lagern sich laubengangartige Terrassen an, die einerseits zusätzliche Qualität für die dahinterliegende Büronutzungen bieten, andererseits ausreichend Raum für eine wirksame Fassadenbegrünung bereitstellen

Ein überhöhtes Dachgeschoss für freier zu gestaltende Büronutzungen bieten ein besonderes Raumerlebnis. Eine gefaltete Fassade, die PV-Anlagen als einen integrativen Bestandteil der Gebäudegestaltung aufnimmt, markiert einen sehr besonderen und weit sichtbaren Abschluss des Baukörpers. Die Besondere Faltung der Fassade setzt sich in einem shed-artigen Dach fort. Eine in das Dach eingeschnittene Dachterrasse bietet große Freiraum- und Aufenthaltsqualität für die Nutzer des Dachgeschosses. Die gerichtete Belichtung in Richtung der historischen Innen Stadt und des Münsters bietet absehbar ein spektakulärer Ausblick und einen außergewöhnlichen Raumeindruck. Die Haustechnik ist geschickt in den Gebäudekubus integriert, aufstörende Technikaufsätze wird verzichtet.

Das Haus ist spektakulär in seiner äußeren Wirkung, weist mit seiner besonderen Schichtung und integrativen Energiegewinnung in die Zukunft. In dieser Besonderheit entfernt es sich allerdings sehr weit von seinem Kontext und setzte einen weiten, u.U. zu großem Kontrast zu der eigentlichen Städtebaulichen Dominante des Theaterneubaus bzw. -Anbaus. Ob diese Geste der Aufgabe angemessen ist, wird im Preisgericht kontrovers diskutiert.

Wünschenswert wäre, dass die Fassadenbegrünung an ein gebäudeintegriertes Wassermanagement angeschlossen wird. Fassadenbegrünung wird begrüßt, Betrieb unterhalt und Wartung sind noch nicht geeignet dargestellt und müssten in einer weiteren Durcharbeitung noch ausgeführt werden.
Ansicht

Ansicht

Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss

Konzept

Konzept