Nichtoffener Realisierungswettbewerb in zwei Phasen | 09/2022
Neubau Technisches Verwaltungsgebäude Düsseldorf
©ATP architekten ingenieure
VIew 01
2. Phase / 2. Rundgang
Architektur, Tragwerksplanung, TGA-Fachplanung
Landschaftsarchitektur, TGA-Fachplanung, Verkehrsplanung
Görtzen Stolbrink & Partner mbB, Beratende Ingenieure für Brandschutz
Brandschutzplanung
Erläuterungstext
Städtebau:
„Nähe trifft Freiheit –
Ein hybrides Ensemble zelebriert das Selbstverständnis der Zukunftsstadt Düsseldorf.“
Unser Konzept integriert das Technische Verwaltungsgebäude (TVG) selbstbewusst als nahbares, urbanes Zentrum: Als zentrales Gelenk vereint es alle bestehenden Achsen, wächst aus der grünen Umgebung des IHZ-Parks heraus und öffnet sich nach oben. Ganz nach dem Motto Düsseldorfs trifft im Gebäude „Nähe“ in Form der städtischen Anbindung an Park und Infrastruktur auf „Freiheit“ in der Entfaltung des Gebäudes in Höhe und Weite.
Wir folgen dem Leitgedanken, die Bebauung direkt gegenüber dem IHZ-Park und der Moskauer Straße als menschenzugewandtes Zentrum erlebbar zu machen und mit dem Bürohochhaus einen prägnanten Hochpunkt für die Umgebung zu schaffen. Die vier Glieder des 28-geschossigen Turms sind in alle Richtungen als gegeneinander versetzte Baukörper konzipiert. So wird das Volumen optisch aufgebrochen, der Bau wirkt von allen Seiten schlank und filigran und es entsteht eine optimale Lichtsituation. Die zentral angelegte, transparente und begrünte Säule des Büroturms wirkt wie das grüne Rückgrat des TVG. Der Sockel nimmt die Höhe der umliegenden Gebäude auf und integriert den Neubau logisch, harmonisch und unaufgeregt in die Umgebung. Er öffnet sich zum Park hin und schafft dennoch einen intimen und ruhigen Raum. Mit seiner Begrünung verschmilzt er mit dem Park, führt ihn vertikal fort und verleiht der innovativen Bürolandschaft in den oberen Geschossen die außergewöhnliche Qualität von Naturräumen. Einer der Baukörper erhebt sich, markiert damit den Eingang des Gebäudes und ist sein „Gesicht“.
Gliederung:
„Leichtigkeit und Offenheit in alle Richtungen –
ein Haus für die Menschen.“
Anders als bei konventionellen Bürotürmen bildet unser Entwurf eine Komposition aus Hochhaus und lebendigem Sockelbau mit öffentlichen Funktionen in den ersten Geschossen. Im Erdgeschoss entsteht eine durchlässige Eingangsebene als öffentlicher Raum. Über drei Etagen erstrecken sich belebende, publikumsorientierte und menschenzugewandte öffentliche Nutzungen wie Bürger:innenzentrum, Konferenz- und Schulungsbereiche sowie ein Café. Durch die Verknüpfung von Büronutzung, Alltagsleben und Natur lassen wir Stadtleben und Arbeitswelt ineinandergreifen.
Das Resultat: Der Park kommt ins Haus. Der Turm selbst gliedert sich in vier Teile, die durch eine vertikale grüne Blickachse miteinander verbunden sind. Es entstehen unterschiedlich gestaltete moderne und zweckmäßige Büroflächen für flexible Nutzungen und unterschiedliche Entfaltungsmöglichkeiten für kreative und progressive Persönlichkeiten. So vermitteln wir Vielfalt, Flexibilität und Dauerhaftigkeit als Wert.
Architektur:
„Bürger:innenorientiert, freundlich, funktional –
„Bürger:innenorientiert, freundlich, funktional –
Eine Architektur, die Zugehörigkeit schafft.“
Haupteingang – Sockelgeschoss (-4,50 m):
Der Haupteingang befindet sich auf der Ebene des IHZ-Parks, am Ost-Eingang der U-Bahn-Haltestelle D-Handelszentrum/Moskauer Straße. Er liegt direkt unter dem Turm, am Schnittpunkt der beiden Hauptachsen des Parks, was dem Gebäude und seinem Standort Stimmigkeit und Selbstverständlichkeit verleiht. Der Haupteingang ist als doppelhoher Raum konzipiert, der die Besucher:innen mit einem herausragenden Blick auf den Park empfängt und zum Verweilen in der Cafeteria einlädt. Das Stadtmodell Düsseldorf findet als „Star“ im Eingangsbereich den privilegiertesten Platz im gesamten Gebäude. Von hier aus haben Besucher:innen Zugang zu den Schulungsräumen und den Publikumsflächen Moskauer Straße. Eine Treppe, die die Topografie des Geländes fortführt und nicht nur als Durchgang, sondern auch als architektonisches Element dient, bietet Raum für Kommunikation und Begegnung und verbindet den IHZ-Park mit der Moskauer Straße. Der Konferenzbereich erstreckt sich über drei Ebenen und verfügt unter anderem über einen 450 Quadratmeter großen Saal mit Tageslicht aus dem Innenhof. Er ist über die Haupterschließung und eines der Treppenhäuser im südwestlichen Teil des Gebäudes angebunden. Die Räume, in denen Tageslicht wichtig und erwünscht ist, sind um den Innenhof im Erdgeschoss, Funktionsräume wie Werkstatt und Druckerei hinter dem Eingangsbereich angeordnet.
EG bis 1. OG – Moskauer Straße (+0,00 m):
Alle Elemente der ersten Ebenen sind dank des Innenhofs im Sockelgeschoss weitgehend natürlich belichtet. Die Publikumsflächen, die auf dieser Ebene die Eingangssituation zur Moskauer Straße schaffen, erstrecken sich über zwei Etagen. Im Erdgeschoss befinden sich ein allgemeiner Warte- und Beratungsbereich, die DLZ-Einwohnerwesen-Pass- & Personalausweisstelle sowie das Frontoffice von Amt 64 – Wohngeld/Wohnungsvermittlung. Im 1. Obergeschoss liegt das Bürger:innenservicezentrum, das DLZ-Einwohnerwesen-Bürgerbüro mit den Beratungsräumen des Bezirkssozialdienstes (BSD). Alle Bereiche sind durch die zentrale Freitreppe neben dem Wartebereich verbunden. Auch das Treppenhaus mit Aufzügen im nordöstlichen Teil des Gebäudes verbindet die beiden Ebenen. Darüber hinaus sind im 1. OG die VTLZ-Tunnel und die Verkehrsleitzentrale untergebracht. Diese haben einen separaten Eingang an der Moskauer Straße im Erdgeschoss, um die Zugänge zu entbündeln und nach Funktionalität anzulegen.
Büroflächen – Obergeschosse:
Ab dem 2. Obergeschoss sind die Büroräume sowohl im Sockelbau wie auch im Hochhaus organisiert. Funktional sind die Gemeinschafts- und Infrastrukturflächen im inneren Teil des Blocks und die Arbeitsplatz- und Bürofläche im äußeren Teil angeordnet, sodass eine zur Stadt hin orientierte Bürolandschaft entsteht. Im Sockelgeschoss sorgen Verbindungsbrücken zwischen verschiedenen Abteilungen für kurze Wege. Die spezielle Gebäudeform erlaubt einerseits eine effiziente Organisation der Büroräume und ermöglicht es, ausnahmslos alle Büroräume mit natürlichem Licht zu versorgen. So wird die Grundlage für ein gesundheitsförderliches und motivierendes Arbeitsumfeld geschaffen.
Das Personalrestaurant und die Cafeteria sind im 6. Stockwerk angesiedelt, um den Mitarbeiter:innen in ihren Erholungsphasen einen einzigartigen Blick auf den Park zu bieten. Drei der vier Treppenhäuser des Gebäudes bieten einen Zugang zum gastronomischen Bereich in der Gebäudemitte. Daneben befinden sich im Staffelgeschoss zur Moskauer Straße hin einige Technikbereiche, die mit einer begrünten Fassade und einem Dach aus Photovoltaikelementen verkleidet sind und so Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit auch nach außen sichtbar machen.
Hochhaus:
Das Volumen des Turms ist in vier vertikale Elemente gegliedert, die nach außen hin wie eine Komposition aus vier Türmen wirken. Die Fugen im Hochhaus sorgen für eine natürliche Belichtung der Büroflächen. Die Arbeitsplätze verfügen über eine gemeinsame Infrastruktur, Aufenthaltsräume und informelle Treffpunkte, die ein flexibles und mobiles Arbeitsleben ermöglichen. „Grüne Lungen“ in Form von vertikalen Verbindungen über mehrere Etagen und bepflanzte Terrassen bieten gute Kontaktmöglichkeiten mit der Stadt und der umgebenden Landschaft. Damit das Hochhaus zum städtischen Leben beiträgt, ist im Turm u. a. ein spektakulärer öffentlich zugänglicher Aussichtspunkt geplant. Die Büroflächen oder „Nachbarschaften“ (2x 400 m² Büroeinheiten) sind um grüne Loggien herum organisiert, die der Bürolandschaft eine außergewöhnliche Qualität verleihen.
Fassade:
Die moderne, freundliche Fassade des Gebäudes fächert sich optisch auf und schafft durch Knicke und den alternierenden Einsatz von Photovoltaikelementen und Kletterpflanzen eine attraktive und somit angemessene Repräsentanz des Ensembles. Die einzelnen Gebäudeelemente lassen sich mit geringem Aufwand wieder voneinander trennen, umgestalten, austauschen oder recyceln.
Konstruktion:
Unser Entwurf sieht ein Holzhybridsystem als Tragwerk vor, weshalb das angewandte Schema auf einem 4,05- Raster basiert. Die Untergeschosse bestehen aus einer reinen Stahlbetonkonstruktion. In den oberen Geschossen sind die tragenden Wände und Innenstützen aus Stahlbeton und die Fassadenstützen in Holzbauweise geplant. Die Regelgeschossdecken weisen eine maximale Spannweite von 8,1 m auf und sind als Plattenbalken-Decken in Holz-Hybridbauweise geplant. Die Einleitung der Horizontaltkräfte erfolgt über den Deckenspiegel in den innenliegenden zentralen Aussteifungskern. In den ersten sieben oberirdischen Geschossen ist die Südfassade nach innen versetzt, sodass die Vertikallasten aus den Fassadenstützen der Regelgeschosse über schräg verlaufende Stahlbetonstützen aufgenommen und in die Tragelemente der Untergeschosse eingeleitet werden. Die dadurch entstehenden zusätzlichen Abtriebskräfte werden ebenfalls geschossweise über die Stahlbetondeckenscheiben in den zentralen Stahlbetonkern abgeleitet.
Die Gebäudeaussteifung des Hochhauses erfolgt über den zentralen Stahlbetonkern, bestehend aus Treppenhaus- und Aufzugschachtwänden. Die Aussteifungskerne werden miteinander starr über die Scheibenwirkung der Stahlbetondecke gekoppelt.
Die vertikalen Geschosslasten werden sowohl über die Kernwände als auch über die Fassaden- und Innenstützen abgetragen. Sämtliche Stützen sind im Gesamtsystem als gelenkig angeordnete Pendelstützen berücksichtigt.
Die Gründung des Hochhauses mit den sehr hohen und punktuell anfallenden Lasten erfolgt über eine Pfahl-Tiefgründung. Im Zusammenspiel der Bodenplatte mit den Umfassungswänden und Geschossdecken der Untergeschosse wird ein „steifer“ Kasten erzeugt, der die hohen horizontalen Kräfte aus Windbeanspruchung und Abtriebskräften aufnimmt und über die Tiefgründung in den Baugrund ableitet. Die Lasteinleitung in den Baugrund durch die Pfahlgründung ist dabei so ausgelegt, dass für die bestehenden Bebauungen keine Mitnahmesetzungen erzeugt werden.
Das Sockelgebäude und die Tiefgarage werden über eine Fundamentplatte flach gegründet. Die Gebäudeunterkanten liegen bis ca. 3,0 m unterhalb des Grundwasserspiegels. Dementsprechend sind die Bodenplatte und die erdberührten Außenwände gegen drückendes Wasser abzudichten und daher als wasserundurchlässige Bauteile geplant.
Freiraum – Landschaft:
Der Freiraum des neuen technischen Verwaltungsgebäudes ist geprägt durch die innovative und nachhaltige Gestaltung, welches sich nahtlos mit dem vorhandenen Haifa-Park verbindet.
Der rücksichtsvolle Umgang mit dem Bestand lag dabei ebenso im Fokus wie die Entwicklung eines zukunftsorientierten Freiraums. Bei der Neugestaltung werden sowohl die Bedürfnisse der Mitarbeiter und Besucher des Parks berücksichtigt als auch ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, Biodiversität in der Stadt und dem Klima erfüllt. Der vorhandene See wird erhalten und an den Rändern mit Pflanzungen versehen, welche als Wasserfilter funktionieren und zu Biotopen inmitten Stadt werden. Sitzstufen und Stege am Rande des Wassers ermöglichen das Naturerlebnis während der Mittagspause hautnah zu genießen. Der wertvolle Baumbestand wurde erhalten, spendet Schatten und trägt zur Verbesserung des Kleinklimas und der Biodiversität bei. Der Vorplatz des neuen technischen Verwaltungsgebäudes erhält durch die besonderen Dachkonstruktionen eine einzigartige Atmosphäre. Sie schützen den belebten urbanen Platz vor Sonne und Regen und leiten das, bei Regen gesammelte, Wasser in Zisternen ab. Der strukturierte Belag des Vorplatzes spiegelt die Fassade des Gebäudes wider und gibt der Verwaltung eine klare Adresse im Stadtraum.
Die Fassade und die Dachflächen des Gebäudes werden begrünt. Die Begrünung sorgt zum einen für eine Abkühlung des Gebäudes als auch für einen positiven Einfluss auf das städtische Kleinklima Gleichzeitig entstehen Habitate für Insekten und andere Kleinlebewesen. Photovoltaikanlagen versorgen das Gebäude mit nachhaltigem Strom. Die Dachterrassen des Verwaltungsgebäudes sind intensiv begrünt und dienen den Mitarbeitern als Rückzugsort für die Pause. Eine Urban-Gardening Terrasse mit Roof-Top Bar lädt mit einem atemberaubenden Blick über den Park zum Verweilen ein.
Durch die achtsame Neugestaltung entsteht eine Synergie zwischen Neuem und Alten, durch welches das neue technische Verwaltungsgebäude zum Trittsteinbiotop und (Natur-)Erlebnisraum für Mitarbeiter und Besucher wird
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