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Einladungswettbewerb | 06/2024

Neubau Verwaltungs-, Produktions-, Labor- und Logistikkomplex für den DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg in Mannheim

Perspektive Haupteingang

Perspektive Haupteingang

1. Preis

Preisgeld: 20.000 EUR

wörner traxler richter

Architektur

Erläuterungstext

Sebastian Pfau
Björn Bischoff

Annalena Orlob
Darshan Rajendra
Eugen Hildmann
Levin Dolgner


Auszug aus dem Preisgerichtsprotokoll

Die Arbeit zeichnet sich durch eine geschickte Gliederung des Gesamtensembles in drei unabhängige Gebäude aus, wobei die recht großen Volumina des Produktions- und des Lagerbereiches in sich nochmals durch einen Versatz im Baukörper gegliedert sind. Durch diese leichten Vor- und Rücksprünge entstehen auch im Außenraum attraktive Freiflächen, die auf selbstverständliche Art als Tiefhöfe oder für die Anlieferung genutzt werden.

Die Fuge zwischen Bauteil A (Verwaltung) und B (Labore / Produktion) vermittelt mit Hilfe einer großzügigen Freitreppe zwischen dem niedrigeren Straßenniveau und dem höheren Parkplatzniveau, sodass neben dem südlichen Haupteingang auch ein ganz selbstverständlicher Zugang für Fußgänger und Radfahrer von Norden entsteht. Direkt auf Straßenniveau ist als zusätzliches Angebot eine Fahrradgarage angeordnet, die die Vorteile dieser doppelten Erschließung nutzt. Auf dem oberen Terrassenniveau befinden sich jeweils separate Zugänge zu den Bauteilen A und B. Öffentliche (Blutspende) und interne Bereiche sind dadurch klar voneinander getrennt; für Publikum und Mitarbeitende ergeben sich klare Wege, die sich auch im Inneren in gut strukturierten und belichteten Erschließungsbereichen und gut proportionierten Begegnungszonen fortführen.

Die Anforderungen aus dem Raumprogramm sind umgesetzt, wobei die Produktionsbereiche im EG und 1. OG etwas zu klein dimensioniert sind. Dies lässt sich jedoch problemlos durch Wegfall der eigentliche nicht benötigten Flurzonen heilen. Gut dimensionierte Lichthöfe ermöglichen eine hervorragende Belichtung der Arbeitsräume.

Defizite sind im Bereich der Logistik zu erkennen. Die tägliche Anlieferung der Blutspenden im Labor- / Produktionsbereich ist nicht dargestellt, - hier ist teilweise mit Parallelanfahrten zu rechnen; eine Anlieferung über den Lagerbereich ist nicht praktikabel. Eine Andienung direkt am Produktionsbereich mit kurzen Wegen zu den Lastenaufzügen müsste Im Zuge einer weiteren Überarbeitung nachgewiesen werden. Auch die Lage des Entsorgungsbereiches in der äußerten südöstlichen Ecke des Ensembles ist auf Grund der langen Wege nicht praktikabel. Der Stickstofftank muss aus wirtschaftlichen Gründen (Druckleitung) nahe an der Produktion angeordnet sein.

Die Fassaden sind sehr gut proportioniert und detailliert und lassen einen spannenden Wechsel von Fenster- und Lüftungselementen erwarten. Bei der Verwendung von Holz wäre jedoch auf die Dauerhaftigkeit und geringen Pflegeaufwand zu achten. Dies gilt in besonderer Weise für die Lagerhalle, die fast vollständig mit Holz verkleidet ist. Dabei ist auch auf die Verträglichkeit von Holz und Fassadenbegrünung zu achten. Der sommerliche Wärmeschutz ist durchdacht, dies gilt auch für das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept.

Insgesamt handelt es sich um einen durchdachten Entwurf mit klarer, attraktiver Architektursprache, der die funktionalen Erfordernisse des DRK gut umsetzt und wirtschaftliche Realisation und Betrieb erwarten lässt.



Erläuterungsbericht

Leitidee
In der Schnittachse zwischen den Stadtteilen Seckenheim, Friedrichsfeld, Neckarhausen und Edingen entsteht der neue, markante Gebäudekomplex für das Deutsche Rote Kreuz. Drei Gebäudebausteine mit unterschiedlichen Nutzungen bilden ein Gebäudeensemble mit Campuscharakter, das mit seinem architektonischen Auftritt selbstbewusst auf das heterogene Umfeld zwischen Bahn, Landschaft und industriellen Fertigungshallen reagiert. So entsteht eine Insel der Architektur, die den Auftakt für eine nachhaltige, städtebauliche Entwicklung des Areals setzt.
Eine besondere Herausforderung stellt die Vernetzung der Schauseite des Grundstücks zur Seckenheimer Hauptstraße mit dem Inneren des neuen Campus dar. Der vorhandene Niveausprung um beinahe ein volles Geschoss wird als räumliches Potenzial aufgegriffen. Eine großzügige Freitreppe verbindet im Außenraum die beiden Niveaus und wird im Innern der Gebäude fortgeführt. Eine leichte Holzelementfassade fasst in ihrer übergeordneten Struktur die einzelnen Bauteile zur einer Gebäudefamilie zusammen und variiert dennoch geschickt entsprechend der jeweiligen Nutzung. Die neuen Gebäude nehmen Rücksicht auf das vorgefundene, landschaftliche und ökologische Potenzial des Ortes und versuchen in ihrer Setzung den bestehenden Baumbestand zu erhalten und in die Qualitäten des neuen-Campus zu integrieren.

Städtebauliches und architektonisches Konzept
Der Ort ist durch seine heterogene Umgebung zwischen Bahn, landwirtschaftlich genutzten Flächen und industriellen Fertigungshallen geprägt. Dazwischen soll eine neue, selbstbewusste Architektur mit einem campusartigen Charakter entstehen. Der neue Gebäudekomplex für den DRK-Blutspendedienst positioniert sich selbstbewusst entlang der Seckenheimer Hauptstraße und fasst mit einer markanten Gebäudeflucht die Bau-Linie entlang der Straßenkante und berücksichtigt alle zentralen Aspekte des vorliegenden B-Plan-Entwurfes. Von Seckenheim kommend bildet der Bauteil A des neuen Gebäudeensembles einen Hochpunkt aus, welcher der Verwaltung des DRKs ein repräsentatives Gesicht verleiht. Die große Besonderheit des Ortes stellt die Verbindung zwischen der Schauseite zur Hauptstraße und dem Inneren des neu geschaffenen Campus dar. Der Hauptzugang zu den Gebäuden erfolgt von der Campusmitte aus über einen Vorplatz, der den Geländeversatz von etwa 4 Metern zwischen Straßenniveau und Campusmitte durch eine großzügige Außentreppe überwindet. Ein duales Foyer schafft im Zusammenspiel mit dem leicht erhöhten Vorplatz eine räumliche Klammer zwischen den Bauteilen A und B. Die Kantine und die Konferenzbereiche verknüpfen im Inneren der Gebäude die Platz- und Straßenebene. Der modulare Aufbau der Gebäude lässt im Zusammenspiel mit der Übergeordneten Fassadentypologie eine schlüssige Gebäudefamilie entstehen und zeichnet sich durch ein hohes Maß an Flexibilität der Gebäudenutzung aus. Der Entwurf bezieht dabei bereits eine mögliche interne wie externe Erweiterbarkeit um zusätzliche Module in seine Konzeption mit ein.

Erschließungs- und Freiraumkonzept
Man erreicht den Neubau des Verwaltungs-, Produktions-, Labor- und Logistikkomplexes für den DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg und Hessen von der Seckenheimer Hauptstraße kommend über den Bärlochweg. Die bestehenden Parkplatzflächen werden erhalten, erweitert und aufgewertet. Von dort erreichen Mitarbeiter und Spender den leicht erhöhten Haupteingang der Bauteile A und B. Die Zugänge zu den, nur im Gartengeschoss miteinander verbundenen, Gebäudeteilen A und B erfolgt über einen wohl proportionierten, überdachten Vorplatz. Von dort werden ebenerdig und barrierefrei die zentralen Bereiche für die Spender, Mitarbeiter und Gäste der des DRK erreicht. Die Logistikerschließung erfolgt ebenfalls über den Bärlochweg und wird separat zum Gebäudeteil C geleitet. Dort sind die Warenannahme, die Garage und die Entsorgung räumlich voneinander getrennt vorgesehen. Die Warenannahme verfügt durch den Versatz des Gebäudevolumens über einen natürlichen Vorplatz inklusive Rangierfläche, die Zufahrten der Garage sind räumlich getrennt, in der Nachbarschaft zur Anlieferung vorgehalten. Die Entsorgung erfolgt räumlich geschützt über die Rückseite des Gebäudes. Ein besonderes Potenzial wird im vorhandenen Radschnellweg entlang der Seckenheimer Hauptstraße gesehen. Von hier wird eine eigene Abfahrt auf den neuen Campus vorgesehen. Vis-a-Vis des Haupteingangs erreicht man vom Straßen-Niveau einen eigenen Mitarbeiterzugang zur großzügigen Fahrradgarage. Von dort verbindet eine großzügige Freitreppe die beiden Geländeniveaus und schafft eine Durchlässigkeit zur neuen Campus-Mitte.
Das Freiraumkonzept für das neue Gebäudeensemble basiert auf einer behutsamen Aufwertung der vorgefundenen Freiraumqualitäten einer Stärkung des Campus-Charakters der Architektur und einem Erhalt der vorhandenen ökologischen Potenziale. Der Parkplatz wird in seiner bestehenden Struktur erweitert und um eine Vorzone ergänzt, die einen geschützten Übergang zu den Hauptzugängen der Gebäude ermöglicht. Wo möglich wird die versiegelte Oberfläche des bestehenden Parkplatzes aufgebrochen und durch Baumpflanzungen aufgewertet. Der vorhandene Baumbestand und die schützenswerten Biotopflächen werden in das Freiraumkonzept des neuen Campus integriert und so weit wie möglich erhalten. Lediglich der Vorplatz zum Haupteingang mit der Freitreppe erhalten einen gepflegten, urbanen Charakter. Die Außenräume entlang der Straße werden renaturiert und somit ein Teil des ökologischen Gesamtkonzepts des Areals. Der Gehölzstreifen entlang der Bahnlinie wird als natürliche Pufferzone erhalten. Auf dem Niveau der Hauptstraße wird als Erweiterung der Kantine ein großzügiger Außenbereich vorgesehen, der das Innere der Gebäude mit den Freianlagen verwebt.

Konstruktion und Materialität
Das Tragwerk für alle Bauteile ist als Holzhybridtragwerk geplant. Es basiert auf einem Konstruktionsraster von 1,35 Meter. Das Grundprinzip innerhalb dieser Geschosse ist die Ausbildung von Deckentischen als Halbfertigteil-Decken aus Stahlbeton, an welche Holzbetonverbunddecken angehangen werden. Im Bereich der stützenfreien Produktions- und Lagerflächen kommen Rippendecken zum Einsatz, welche die großen Spannweiten in diesen Bereichen gewährleisten. Durch das gewählte Konstruktionsprinzip können eine kurze Bauzeit durch Vollmontagsystem, geringe Gründungslasten durch geringes Eigengewicht, eine sehr gute Nachhaltigkeit (nachwachsender Rohstoff, geringerer CO2-Verbrauch, demontierbar) und außerhalb der Produktionsbereiche glatte Deckenuntersichten (Trennwandanschlüsse etc.) realisiert werden. Darüber hinaus ist die Brandschutzklassifizierung in F90-A über Abbrand möglich. Das komplette Gartengeschoss, welches sich aufgrund der Topografie im Bereich des hundertjährigen Hochwassergebietes liegt, ist als reine Stahlbetonkonstruktion angedacht. Auf dem gegenüber dem Straßenniveau leicht angehobenen Gartengeschoss kommt eine umlaufende, betonierte Brüstung für den erweiterten Hochwasserschutz zum Einsatz. Alle nicht erdberührten Fassaden sind als vorgefertigte Holzelementfassaden geplant, welche an den dahinterliegenden Holzstützen, Deckenrändern und Unterzügen reversibel befestigt sind. Hierdurch kann eine schnelle Errichtung durch werkfertige gleiche Fassadenmodule, optional ein schneller und effektiver Rückbau sowie eine hohe Wiederverwendbarkeit der Elemente gewährleistet werden.
Die Grundstruktur der Fassade ist für alle drei Bauteile gleich aufgebaut, variiert aber in ihren Anforderungen und Öffnungsgraden bezogen auf die jeweilige Nutzung der Bauteile. Darüber hinaus bieten die vortretenden Lisenen im Zusammenspiel mit einem außenliegenden, textilen Sonnenschutz eine natürliche Verschattung für die dahinterliegenden Nutzungen. Es wird auf einen wirtschaftlichen Glasflächenanteil (<40%) der Fassaden geachtet, daher kommt ein opaker Lüftungsflügel und eine durchlaufende Brüstung zum Einsatz. Die Bauteile verfügen über ein hohes Maß an Kompaktheit, sowie ein einheitliches Trag- und Ausbauraster, welches ein hohes Maß an Standardisierung und Vorfertigung ermöglicht.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine geschickte Gliederung des Gesamtensembles in drei unabhängige Gebäude aus, wobei die recht großen Volumina des Produktions- und des Lagerbereiches in sich nochmals durch einen Versatz im Baukörper gegliedert sind. Durch diese leichten Vor- und Rücksprünge entstehen auch im Außenraum attraktive Freiflächen, die auf selbstverständliche Art als Tiefhöfe oder für die Anlieferung genutzt werden.

Die Fuge zwischen Bauteil A (Verwaltung) und B (Labore / Produktion) vermittelt mit Hilfe einer großzügigen Freitreppe zwischen dem niedrigeren Straßenniveau und dem höheren Parkplatzniveau, sodass neben dem südlichen Haupteingang auch ein ganz selbstverständlicher Zugang für Fußgänger und Radfahrer von Norden entsteht. Direkt auf Straßenniveau ist als zusätzliches Angebot eine Fahrradgarage angeordnet, die die Vorteile dieser doppelten Erschließung nutzt. Auf dem oberen Terrassenniveau befinden sich jeweils separate Zugänge zu den Bauteilen A und B. Öffentliche (Blutspende) und interne Bereiche sind dadurch klar voneinander getrennt; für Publikum und Mitarbeitende ergeben sich klare Wege, die sich auch im Inneren in gut strukturierten und belichteten Erschließungsbereichen und gut proportionierten Begegnungszonen fortführen.

Die Anforderungen aus dem Raumprogramm sind umgesetzt, wobei die Produktionsbereiche im EG und 1. OG etwas zu klein dimensioniert sind. Dies lässt sich jedoch problemlos durch Wegfall der eigentliche nicht benötigten Flurzonen heilen. Gut dimensionierte Lichthöfe ermöglichen eine hervorragende Belichtung der Arbeitsräume.

Defizite sind im Bereich der Logistik zu erkennen. Die tägliche Anlieferung der Blutspenden im Labor- / Produktionsbereich ist nicht dargestellt, - hier ist teilweise mit Parallelanfahrten zu rechnen; eine Anlieferung über den Lagerbereich ist nicht praktikabel. Eine Andienung direkt am Produktionsbereich mit kurzen Wegen zu den Lastenaufzügen müsste Im Zuge einer weiteren Überarbeitung nachgewiesen werden. Auch die Lage des Entsorgungsbereiches in der äußerten südöstlichen Ecke des Ensembles ist auf Grund der langen Wege nicht praktikabel. Der Stickstofftank muss aus wirtschaftlichen Gründen (Druckleitung) nahe an der Produktion angeordnet sein.

Die Fassaden sind sehr gut proportioniert und detailliert und lassen einen spannenden Wechsel von Fenster- und Lüftungselementen erwarten. Bei der Verwendung von Holz wäre jedoch auf die Dauerhaftigkeit und geringen Pflegeaufwand zu achten. Dies gilt in besonderer Weise für die Lagerhalle, die fast vollständig mit Holz verkleidet ist. Dabei ist auch auf die Verträglichkeit von Holz und Fassadenbegrünung zu achten. Der sommerliche Wärmeschutz ist durchdacht, dies gilt auch für das Energie- und Nachhaltigkeitskonzept.

Insgesamt handelt es sich um einen durchdachten Entwurf mit klarer, attraktiver Architektursprache, der die funktionalen Erfordernisse des DRK gut umsetzt und wirtschaftliche Realisation und Betrieb erwarten lässt.
Lageplan

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Modellfoto

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