Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025
Neubau Werkstätten berufliche Ferdinand-von-Steinbeis-Schule in Tuttlingen
©Günter Hermann Architekten
Visualisierung
ein 4. Preis
Preisgeld: 20.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Tragwerksplanung
Brandschutzplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Mit dem Entwurf der Werkstätten der Ferdinand-von-Steinbeis Schule an der zentralen Stadteinfahrt Tuttlingens wird ein Schulensemble aus mehreren Epochen städtebaulich prominent ergänzt. Dem Wunsch der Ausloberin dem Gebäudeensemble, letztlich der Schule an sich, eine stärke Präsenz zu geben und die Sichtbarkeit an der Theodor-Heuss-Allee aufzuwerten, wird mit den sieben Fingern des Neubaus zwar entsprochen, wenngleich diese Entscheidung der Verfasser zu einer überbordenden Dominanz führt, die von der Jury durchaus hinterfragt wird.
Ist die Ausbildung von Sheddächern durchaus nachvollziehbar und vermittelt sie den technischen Nutzungen, die das Gebäude aufnehmen muss, einen guten Ausdruck, wird davon unabhängig diese alles überlagernde Geste in der Jury kontrovers diskutiert.
Die Kompaktheit des Baukörpers und dessen einheitliche Fassung geben dem neuen Bauteil eine Kraft, die gegen das vielfach größere Volumen des Gebäudebestandes gut bestehen kann. Der geringe Fußabdruck und das gelungene Harnrücken im Nordosten an den Gebäudebestand ist überzeugend, ergibt sich doch ganz selbstverständlich ein großzügig bemessener Freiraum, der für die Pausenfläche eine gute Aufenthaltsqualität erwarten lässt.
Auch wird mit dem Zugang im Erdgeschoß dem bestehenden Hauptzugang in Haus C keine Konkurrenz gemacht, der räumliche Kante des Neubaus arrondiert den Schulhof und gibt dem Campus eine weitere Platzwand.
Über die Fügung zum Bestand ergibt sich in der Diskussion im Preisgericht ein ambivalentes Bild. Die Richtung des Ost-West-verlaufenden Hauses C aufzunehmen ist richtig, wenngleich die Fügung und das Verschneiden der Dachflächen nicht die Qualität aufweist, welche die Großform des Entwurfs an sich zeigt.
Den siebenteiligen Baukörper in dem Rhythmus 2 2 3 zu fassen und ein derart überzeugendes Funktionscluster auszubilden, ist die eigentliche Stärke des Entwurfs.
Werkstatt, Universalraum und Klasse, um einen aufgeweiteten Flur mit eingelegter, einläufiger Treppe an einem Luftraum anzuordnen, überzeugt. Eine Lösung, die in Verbindung mit der Staffelung der einzelnen Finger zu einer Raumfolge führt, die im Betrieb einen Mehrwert für die Nutzer darstellt. Die funktionalen Belange der Schule sind gut abgebildet.
Die Konstruktion ist simpel und führt zu einem Freiheitsgrad, der mit Blick in die Zukunft und auf mögliche Raumanpassungen richtig gewählt ist.
Die Stahlbetonkonstruktion, mit den zeitgemäßen Komponenten vorgeschlagen, ist die richtige Antwort auf die Lasten, die in den Obergeschossen durchaus aufgenommen werden müssen. Eine Betonkernaktivierung vorzusehen, welche die Konstruktion inkludiert, wird begrüßt.
Die wirtschaftlichen Kennwerte des Entwurfs spiegeln die Vorgaben der Auslobung wider.
Der Anspruch der Verfasser eine robuste Fassade mit industriellem Charakter vorzusehen ist nachvollziehbar. Wenngleich die Materialwahl, sie mit gefalteten Aluminiumpaneelen auszubilden, keine Befürworter in der Jury findet. Dieser eher unzeitgemäße Vorschlag fügt sich nicht in die Vorstellungen und Zielvorgaben, die heute an ein öffentliches Gebäude gestellt werden.
Insgesamt wird mit dem Entwurf ein Beitrag eingereicht, der über eine kluge Setzung des Neubaus und eine geschickte Gliederung zu überzeugen vermag, allerdings wird die wenig überzeugende Fortschreibung des Gebäudebestandes als zu vordergründig und dominant empfunden.
Ein Baukörper, der sich mehr zurückgenommen hätte, wäre nach ausgiebiger Diskussion in der Jury, besser mit dem Gebäudeensemble verbunden.
©Günter Hermann Architekten
Visualisierung
©Günter Hermann Architekten
Lageplan
©Günter Hermann Architekten
Modellfoto
©Günter Hermann Architekten
Modellfoto