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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neubau Wohn- und Geschäftshäuser Breite Straße in Berlin-Mitte

Ansicht Nord-Ost

Ansicht Nord-Ost

3. Preis / Los 4

Preisgeld: 7.500 EUR

Winking · Froh Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Der sogenannte „Verbinder“ versteht sich auf den ersten Blick und aus städtebaulicher Sicht als klassischer Lückenschluss, in Form und Duktus eines typischen Berliner Vorderhauses. Erst den zweiten Blick erkennt man das Besondere. Ein städtisches Haus das aufgrund seiner Nutzungsmischung für kulturnahes Gewerbe und Wohnen durch seine hohe Transparenz besticht. Während die sichtbar in den Neubau integrierten Grabungsfunde des ehemaligen Kaufhaus Hertzog den älteren historischen „Genius Loci“ sichtbar machen, interpretieren die Fassaden die jüngere Geschichte des Ortes. Sie nehmen Bezug zur Nachkriegsmoderne und dem Internationalen Stil der DDR-Bauten, insbesondere zur gegenüberliegenden Zentral- und Landesbibliothek von Heinz Mehlan mit ihren charakteristischen Fensterbändern und dem von Fritz Kühn geschaffenen Bronzespalier der Eingangstür.

Erschließung
Der Neubau erhält ein an der nordwestlichen Brandwand angeordnetes Sicherheitstreppenhaus. So entstehen für das Gewerbe größtmögliche aber auch kleinteilig vermietbare Nutzungseinheiten unter 400 qm. Über ein Foyer an der Breiten Straße werden der Vorraum mit Aufzug und ein belichtetes Treppenhaus repräsentativ erschlossen. Eine zweite Zugangsmöglichkeit besteht an der Hofpassage über eine einläufige Außentreppe und die Dachterrasse im 1. Obergeschoss. Er dient zusätzlich den Bewohnerinnen, Bewohnern und Kindern des Hauses

Disposition, Integration der archäologischen Funde .
Das Erdgeschoss mit besonderer Raumhöhe bietet eine multifunktionale Gewerbefläche für kulturelle Nutzungen. Über einen zweiseitig offenen und wettergeschützten Hof sowie zusätzliche Flächen im Untergeschoss werden die Grabungen für das Gewerbe und Passanten der Hofpassage in Szene gesetzt. Durch das Durchstecken der Gewerbefläche an die Hofpassage entsteht eine hohe Transparenz, ggf. auch für gastronomische Angebote. Die ersten vier Obergeschosse sind als offene, flexible Großräume für Gewerbe konzipiert oder können kleinteilig in Ateliers, Studios oder Büroräume geteilt werden. Für das Wohnen in den beiden obersten Geschossen werden aufgrund der Verkehrslärmsituation und wegen der seitlichen Anordnung des Treppenhauses besondere Wohnformen vorgeschlagen: Geschosswohnen, einhüftig zum ruhigen Hof und Maisonettetypen an der Breiten Straße, mit Schlafräumen zur lärmabgewandten Seite. Die Maisonetten erhalten zusätzlich einen Söller als Dachterrasse.

Konstruktion, Materialien und Fassaden.
Das Gebäude wird schwerspeichernd in Umweltbeton errichtet. Die Fassaden erhalten Vormauerschalen aus sandfarbenem und hell engobierten Umweltziegeln. Ein besonderer und preiswerter, energieschonend mit Niedertemperatur gebrannter Ziegel der aus Natursteinabfällen bzw. rezyklierten Sanden fossilfrei hergestellt wird. Die „Wandpfeiler“ sind als offenes Spalier in Filtermauerwerk geplant. Das Spalier bildet zugleich die Absturzsicherung der dahinter liegenden Holz-Verbund-Fensterbänder und eine Rankhilfe für im Zwischenraum aufgestellte Pflanzen. Der Mauerwerksverband des Spaliers zieht sich plastisch auch über die Brüstungen und die Attika. Die Balkone der Wohnnutzung sind filigran in Stahl mit Blechgitter und Umwehrungen aus Harfengeländern geplant.

Tragwerk
Um die Gründung so zu planen, dass die historische Substanz unbeeinflusst und die archäologischen Funde unangetastet bleiben, wird eine Tiefgründung auf Pfählen geplant. Diese Gründungsvariante ermöglicht zudem eine möglichst ressourcenschonende Gründungskonstruktion, da die Last aus den darüberliegenden Bauteilen direkt in Pfähle eingeleitet und in den Baugrund abgetragen werden kann. Je nach Belastung wird die Tiefgründung individuell angepasst und optimiert. Die Stärke der Sohlplatte in den Kellerbereichen wird so auf ein Minimum reduziert. Das Gebäude hat eine zum Untergeschoss korrespondierende Tragstruktur, bestehend aus dem über alle Geschossebenen verlaufenden Gebäudekern, sowie einem gleichmäßig angeordnetem Stützenraster. Der direkte Lastabtrag ohne komplexe Abfangkonstruktionen führt zu einer wirtschaftlichen und nachhaltigen Konstruktion mit einem hohen Maß an Flexibilität in den Obergeschossen. Um zusätzlich eine möglichst r ressourcenschonende Tragkonstruktion zu erhalten, wurde die Anordnung von tragenden Bauteilen wie Stützen und Wänden auf das statische Minimum reduziert. Der geplante Stahlbetonskelettbau eignet sich bestmöglich für die Umsetzung dieser Tragstruktur und kann als Low-Tech-Bauweise einen effizienten Lastabtrag sicherstellen. Die Bauweise bedeutet ein Höchstmaß an Kosteneffizienz. Die Vorteile des Materials werden bestmöglich genutzt werden, da in den jeweiligen Geschossebenen gleichbleibende Nutzlastanforderungen vorherrschen und ein einheitliches Stützenraster geplant ist. Die Deckenstärke wurde auf das statische Minimum entsprechend den Brandschutzanforderungen reduziert. Infolge von integrierten Hohlkörpern in der Decke im Bereich des Vordaches über den archäologischen Funden kann das Gebäude leichter und schlanker geplant werden. Eine Verringerung des benötigten Materialverbrauches wird dadurch ebenfalls erzielt, sodass die CO2-Emission minimiert wird. Um den Impact auf den CO2-Footprint gering zu halten, ist die Verwendung von Recyclingbetonen mit CO2-reduzierten Betonrezeptoren vorgesehen. Durch die vorhandene Speichermasse wird zudem der Energiebedarf für den sommerlichen Wärmeschutz reduziert.

Gebäudetechnisches Konzept, Nachhaltigkeit, Energieeffizenz
Das schwerspeichernde Gebäude wird als Low-Tech und Nur-Strom-Haus mit minimaler technischer Gebäudeausrüstung konzipiert. Das Haus erhält eine überwiegend natürliche Belüftung über öffenbare Fenster. Die Nachtauskühlung ist über Öffnungsflügel im Bereich der Spaliere geplant. Raumlufttechnische Abluftanlagen mit Wärmerückgewinnung sind nur für betroffene, innen liegende Räume geplant. Die Beheizung und Kühlung erfolgt über eine Luft-Wasser-Wärmepumpe und für die Gewerbeflächen über eine Betonkernaktivierung der Geschossdecken. Die Wohnungen erhalten Fußbodenheizungen. Die Dachflächen sind als Retentionsdächer mit PV-Anlagen für den Eigenbedarf geplant. Die Gewerbeflächen erhalten einen außen liegenden Blend- und Sonnenschutz in Form von Screens.

Barrierefreiheit
Alle Geschosse und alle Wohnungen sind über einen Aufzug für Krankentragen barrierefrei erschlossen. 50 % der insgesamt 10 Wohnungen sind barrierefrei geplant bzw. verfügen über mindestens ein barrierefreies Zimmer und Bad im Eingangsgeschoss.

Brandschutz und Rettungswegkonzept
Das Haus ist mit einem Sicherheitstreppenhaus mit druckbelüftetem Vorraum geplant. Die Gewerbeeinheiten sind als Nutzungseinheiten kleiner 400 qm geplant und verfügen dementsprechend über einen sicheren baulichen Rettungsweg. Innerhalb der Nutzungseinheiten können kleinteilige Mieteinheiten durch einen Flur geplant werden. Der erste bauliche Rettungsweg der Wohnungen führt über einen Stichflur kleiner 15 Meter über den Vorraum in das Sicherheitstreppenhaus. Der bauliche Rettungsweg aus dem obersten Geschoss führt über einen Rettungsbalkon im Freien in das Sicherheitstreppenhaus. Um das Foyer nicht brandlastfrei zu gestalten, erfolgt der Rettungsweg aus dem Treppenhaus ins Freie auf die Dachterrasse im 1. Obergeschoss und die Freitreppe zur Hofpassage.
Ansicht Süd-West

Ansicht Süd-West

Grundriss 1. OG

Grundriss 1. OG

Grundriss DG

Grundriss DG

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB