Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023
Neubau Zentralmensa Campus Kultur- und Geisteswissenschaften der Justus-Liebig-Universität (JLU) in Gießen
©a+r
Außenperspektive
Anerkennung
Preisgeld: 10.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Gordon Krauß, Stefan Hofmann, Oleksandra Joest, Melanie Wiecek
Landschaftsarchitektur
Geisel GmbH - Großküchentechnik
TGA-Fachplanung
Beurteilung durch das Preisgericht
Der Entwurf folgt der Hauptidee, dass die zentrale Bedeutung des Mensagebäudes für den gesamten Campus eine möglichst öffentliche und entsprechend sichtbare Nutzung des Erdgeschosses erfordert. Deshalb werden 2/3 des Speisesaales zusammen mit der Hauptessensausgabe im Erdgeschoss angeordnet. Dadurch entsteht ein sehr weitreichender unmittelbarer optischer Kontakt zwischen Mensa und Außenraum.
1/3 des Speisesaales wird als Galerie an der Fassade des 1.OG angeordnet. Zusammen mit dem großzügigen Luftraum entsteht eine Sichtbarkeit der Mensanutzung über etwa 2/3 von EG und 1.OG zum Campusplatz hin, zur Magistrale und Richtung Süden. Dadurch erfährt die Mensa auch die gewünschte Präsenz an der Rathenausstraße sowie vis-a-vis dem Gebäude H. Mit einer Holz-Beton-Hybridkonstruktion in Skelettbauweise wird einerseits versucht dem geplanten nachbarschaftlichen architektonischen Erscheinungsbild zu entsprechen und andererseits eine zukunftsorientierte nachhaltige Bauweise vorgeschlagen. Betreffend der Fassadengestaltung werden Betonfertigteile vorgesehen. Der Haupteingang der Mensa liegt an der Campusmagistrale. Die Arkade über die gesamte Länge des Gebäudes betont die Wichtigkeit der Magistrale und wertet den großzügigen Eingang zusätzlich auf. Die regelmäßig entlang der Magistrale angeordneten Außensitzplätze betonen deren räumliche Bedeutung. Ihre Anzahl erscheint jedoch unzureichend. Die Mensabereiche im EG sind zweckmäßig unterteilbar. Zusammen mit dem Foyer gliedern die etwa mittig angeordneten Garderobenschränke und Automatenstation samt Nebenräumen das EG in zwei Speisesäle sowie eine Abendlounge. Die Galerie der Mensa wird über das großzügige Foyer und eine breite Treppenlage erschlossen.
Die im EG bis zur Rückseite des Gebäudes durchgesteckte Mensanutzung erzeugt auch dem Gästehaus gegenüber eine angenehme Nachbarschaft. Die Erschließung der an der Rückseite des 1. OG liegenden Verwaltung sowie der Produktions- und Lagerungsräume im 2.OG erfolgt über die im Anlieferungsbereich liegenden Treppenhäuser. Die Überdeckung des Anlieferungsbereiches ist ein interessanter Versuch das mögliche Durcheinander zu fassen und nach allen Seiten hin verträglich zu machen. Die zur Rathenaustraße angeordneten Stellplätze sind nicht bewilligungsfähig, sie entsprechen nicht der Stellplatzsatzung der Stadt Gießen. Die Funktionalität der Mensa wird in einer Reihe von Punkten gefährdet: Erschwerte Personalbewegungen im Produktions- und Verwaltungsbereich, schwierige Materialflüsse und Geschirrtransporte, Plausibilität der Trennung Rein- und Unreinbereiche, Lage Automatenraum, Plausibilität Barrierefreiheit. Die Küche weist aufgrund der räumlichen Tiefe eine schlechte Tageslichtausbeute aus, da die dargestellten Oberlichter aus hygienischen und bautechnischen Gründen kritisch zu sehen sind.
Belichtung und Belüftung der Küche über die Oberlichter sind so nicht umsetzbar. Das Holztragwerk oberhalb des großflächigen Speisesaals mit den darüberliegenden Nutzungen wird aus Brandschutzsicht kritisch hinterfragt. Die Möglichkeit zur Entrauchung großer Flächen ist fraglich. Der Wettbewerbsbeitrag 2044 liegt – bezogen auf den vorgegebenen Kostenrahmen – in der vergleichenden Kostenbetrachtung knapp unter dem Durchschnitt aller Wettbewerbsbeiträge jedoch über dem Wert der Vorgaben aus dem auf den aktuellen Kostenstand angepassten „0“-Projekt.
Die Anforderungen des Landes Hessen betreffend Energieeffizienz und Ökologie können mit dem vorliegenden Entwurf gut erfüllt werden. Das vorgeschlagene Energiekonzept zeigt keine Möglichkeiten der Reduktion der mechanischen Belüftung auf. Durch die Schaffung eines Arkadengangs im Erdgeschoss im Bereich der Südfassade sowie einer variablen Sonnenschutzvorrichtung (Textilscreen) ist ein effizienter Sonnenschutz gewährleistet. Der transparente Fensterflächenanteil mit 23 Prozent kann Bereichsweise zu einer nicht ausreichenden Tageslichtversorgung führen. Insgesamt weist der Entwurf im Teilnehmerfeld einen deutlich niedrigeren Energiebedarf auf als der Durchschnitt. Der verbleibende sehr niedrige Energiebedarf soll durch die vorliegende Fernwärme gedeckt werden. Die Dachflächen sind mit einer PV Anlage belegt, was positiv gewertet wird.
Insgesamt liegt ein Beitrag vor, der hinsichtlich der Bedeutung des Gebäudes wichtige architektonische Vorschläge macht, deren Realisierung durch eine Reihe funktionaler Mängel leider eine gewisse Herausforderung darstellt.
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Innenperspektive
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Lageplan
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Isometrie