Einladungswettbewerb | 04/2012
Neubebauung Umfeld Pfarrkirche St. Jacobus
Ansicht von der Mittelstraße
2. Preis
ISR Innovative Stadt- und Raumplanung GmbH
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Das städtebauliche Konzept
Betrachtet man die städtebauliche Struktur der Mittelstraße so fällt auf, dass diese einen Rhythmus von Enge und Weite aufweist. Klar definierte Raumkanten bilden ein System aus Straßen und Wegen. Diese räumliche Begrenzung ist neben der Einbettung in das Wegenetz Grundvoraussetzung für öffentliche oder halböffentliche Plätze.
Aus diesem Grund ist das neue Quartier auf vielfältige Weise mit dem Stadtraum verknüpft. Der Maßstab und die Gliederung der umliegenden Bebauung wurde aufgenommen, vorhandene Raumkanten aufgenommen und weiterentwickelt.
Freistellung der St. Jacobus-Kirche
Spätestens seit dem Mittelalter wurden Kirchen zum (inner)städtischen Mittelpunkt erhoben – als Symbol eines das gesamte gesellschaftliche Leben unfassenden christlichen Glaubens. Die ins überirdische weisende Dimension der Sakralbauten wurde durch ein Gleichmaß der angrenzenden Bürgerhäuser in ihrer Wirkung noch gesteigert. Kirchentürme prägen deshalb bis heute jede Stadtansicht; ohne sie wäre es kaum möglich, eine Stadt zu identifizieren.
Auch die St. Jacobus-Kirche ist städtebaulich ein Solitär der entsprechend freigestellt werden muss um adäquat wahrgenommen zu werden. Dies geschieht durch eine Reiche von Maßnahmen. Die neu geschaffene Kirchgasse übernimmt die Raumkante der gegenüberliegenden Bebauung an der Gabelung und sorgt so für die Freistellung der Apsis. Auch die sich öffnende Stellung des Wohnhauses entlang der Mühlenstraße weist auf die Kirche hin und „zieht“ diese auf den St. Jacobus- Platz.
Das Tor zum St. Jacobus-Platz
Die wichtigste Aufgabe zur Freistellung übernimmt jedoch das neue Pfarrzentrum. Durch das Verschwenken der Vorderfront in den Stadtraum entsteht zwischen Kirche und Pfarrzentrum ein unverwechselbares Ensemble mit eine sehr gut nutzbarem Vorplatz. Das Tor zum (halböffentlichen) St. Jacobus-Platz wird in seiner Wirkung durch das bewusste Heranrücken und verschwenken des Pfarrzentrums in seiner räumlichen Spannung gesteigert. Auch das Abfallen der Traufe des polygonalen Baukörpers weist mit dieser Geste auf das Tor hin.
Die 12 Apostel
Durch die neue Platzrandbebauung entsteht ein – für die Kirche – gut nutzbarer Platz mit der Kirche als Zentrum. Dreidimensional gegliedert wird die Fläche durch ein Baumdach, das sinnbildlich für die 12 Apostel steht.
Der heilige Jacobus war der Dritte der Apostel; als Reminiszenz ist daher der dritte Baum zwar aus der gleichen Baumart wie die übrigen, weist aber ein andersfarbiges Blätterbild auf.
Ein weiteres Gestaltungsmerkmal des Platzes ist die lang gezogene Sitzbank gegenüber der Apsis. Sie wird hergestellt aus dem Abbruchmaterial des alten Reichshofes und ist damit „Gedächtnis“ der vergangenen Epoche.
Das neue Pfarrzentrum – Dialog mit der Stadt
Es ist ein großer und verständlicher Wunsch der Kirche, mit dem neuen Pfarrzentrum stadträumlich präsent zu sein, um auf ihre Aktivitäten und Angebote aufmerksam zu machen. Gleichzeitig soll das neue Haus einzigartig sein und als kulturelles bzw. soziales Gebäude wahrgenommen werden, welches in engem Dialog mit der Kirche steht.
Ergänzend zu den vorherigen Erläuterungen entsteht durch das Verschwenken des Baukörpers ein sehr gut nutzbarer Vorplatz. Vor allem aber bedeutet diese Geste: wir möchten als Kirche neugierig machen und stehen in gegenseitigem Dialog mit den Menschen in unserer Stadt. Die Geste macht den Betrachter neugierig auf die Inhalte dieses Hauses und lädt zum Eintreten ein.
Die Dramaturgie des Gebäudekonzeptes unterstützt diese Strategie: von der Gabelung kommend steigt die Traufe zunächst leicht an, entlang der Mittelstraße steigt sie weiter bis zum höchsten Punkt, dem zugewandtem Blick in die Stadt. Von diesem höchsten Punkt fällt die Traufe wieder, um städtebaulich auf die Beziehung zur Kirche und dem Tor zum St. Jacobus-Platz hinzuweisen.
Bei der Frage nach einer unverwechselbaren Beziehung zwischen Kirche und Pfarrzentrum kommt der Frage des Fassadenmaterials besondere Bedeutung zu. Die rote Backsteinfassade sollte ausschließlich dem Gotteshaus vorbehalten bleiben um städtebaulich den Solitärstatus zu unterstützen.
Gleichzeitig soll aber auch das Pfarrzentrum Attribute wie Wertigkeit, Beständigkeit, Identität und Ruhe ausstrahlen. Daher erhält das Haus einen vertikal vermauerten und sandfarbenen Vollklinker im Langformat (Fa. GIMA). Das Material wird das Haus in Würde altern lassen und stellt die gewünschte Beziehung zur Kirche dar.
Räumlich ist das Pfarrzentrum über drei Ebenen organisiert wobei sich der Pfarrsaal im ersten Obergeschoss befindet. Die Glasfassade lässt sich komplett wegfalten, so dass bei bestimmten Veranstaltungen eine wirkliche Öffnung zur Stadt entstehen kann. Die publikumsrelevanten Nutzungen des Nachbarschaftszentrums liegen im Erdgeschoss, so dass eine ständige Belebung des Gebäudes gewährleistet ist.
Ergänzt wird das Raumprogramm um eine Wohnung im zweiten Obergeschoss. Um eine Eingliederung in den städtebaulichen Kontext an der Mittelstraße zu gewährleisten wurde auf ein weiteres Wohngeschoss verzichtet.
Das städtebauliche Umfeld
Insgesamt drei Baukörper gliedern das Umfeld und begrenzen den St. Jacobus-Platz. Das Gebäude entlang der Hochdahler Straße knickt in der Mitte ab und nimmt die Flucht des nördlich angrenzenden Stadtquartiers an der Mühlenstraße auf. Wie ein schützender Mantel legt sich die Bebauung um den Kirchplatz und schützt diesen.
Markiert wird die Einfahrt in den Innenstadtbereich durch den turmartigen Solitär im Eckpunkt Berliner Straße/Hochdahler Straße. Dieser steht durch seine durchgängige Fünfgeschossigkeit im Dialog mit dem Bürogebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Durch seine sich öffnende Kubatur in Richtung Mühlenstraße und dem kleinen Platz an der Hochdahler Straße entsteht auch hier guter Wohnraum.
Nachhaltigkeit und Effizienz
Das energetische Konzept ist bewusst einfach gehalten und auf maximale Effizienz ausgelegt. Aufgrund der Nutzung ist der Einsatz von Erdwärmepumpen und BHKW´s unwirtschaftlich, da der Warmwasserbedarf vergleichsweise gering ist. Die hohen Investitionskosten lassen keine Amortisierung erwarten.
Es wurde daher die Kombination aus Gas-Brennwerttechnik und dachintegrierten Sonnenkollektoren ausgewählt. Im Schnitt werden rund 40% der Wärmeversorgung durch die Solaranlagen übernommen. Auch die kontrollierte Be- und Entlüftung wurde im Hinblick auf die Energieeffizienz optimiert.
Ausgestattet mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung wird der Primärenergieverbrauch für die Beheizung der Luft um 75% reduziert. Das Heizregister wird auf Niedertemperaturen ausgelegt, um die Nutzung der Brennwertthermen zu unterstützen.
Durch eine hochwertige Steuerungsanlage wird die aufgenommene elektrische Leistung der Ventilatoren optimiert, in Abhängigkeit der Luftqualität der Räume. Auf diese Weise kann die Antriebsenergie, je nach Auslastung der Räume, um 80% gegenüber dem Volllastfall reduziert werden.
Ergänzt wird das energetische Konzept durch hoch wärmegedämmte Hüllen sowie dem Einsatz von langlebigen und dauerhaften Materialien mit geringen Wartungszyklen, die eine gute Alterung erwarten lassen.
Betrachtet man die städtebauliche Struktur der Mittelstraße so fällt auf, dass diese einen Rhythmus von Enge und Weite aufweist. Klar definierte Raumkanten bilden ein System aus Straßen und Wegen. Diese räumliche Begrenzung ist neben der Einbettung in das Wegenetz Grundvoraussetzung für öffentliche oder halböffentliche Plätze.
Aus diesem Grund ist das neue Quartier auf vielfältige Weise mit dem Stadtraum verknüpft. Der Maßstab und die Gliederung der umliegenden Bebauung wurde aufgenommen, vorhandene Raumkanten aufgenommen und weiterentwickelt.
Freistellung der St. Jacobus-Kirche
Spätestens seit dem Mittelalter wurden Kirchen zum (inner)städtischen Mittelpunkt erhoben – als Symbol eines das gesamte gesellschaftliche Leben unfassenden christlichen Glaubens. Die ins überirdische weisende Dimension der Sakralbauten wurde durch ein Gleichmaß der angrenzenden Bürgerhäuser in ihrer Wirkung noch gesteigert. Kirchentürme prägen deshalb bis heute jede Stadtansicht; ohne sie wäre es kaum möglich, eine Stadt zu identifizieren.
Auch die St. Jacobus-Kirche ist städtebaulich ein Solitär der entsprechend freigestellt werden muss um adäquat wahrgenommen zu werden. Dies geschieht durch eine Reiche von Maßnahmen. Die neu geschaffene Kirchgasse übernimmt die Raumkante der gegenüberliegenden Bebauung an der Gabelung und sorgt so für die Freistellung der Apsis. Auch die sich öffnende Stellung des Wohnhauses entlang der Mühlenstraße weist auf die Kirche hin und „zieht“ diese auf den St. Jacobus- Platz.
Das Tor zum St. Jacobus-Platz
Die wichtigste Aufgabe zur Freistellung übernimmt jedoch das neue Pfarrzentrum. Durch das Verschwenken der Vorderfront in den Stadtraum entsteht zwischen Kirche und Pfarrzentrum ein unverwechselbares Ensemble mit eine sehr gut nutzbarem Vorplatz. Das Tor zum (halböffentlichen) St. Jacobus-Platz wird in seiner Wirkung durch das bewusste Heranrücken und verschwenken des Pfarrzentrums in seiner räumlichen Spannung gesteigert. Auch das Abfallen der Traufe des polygonalen Baukörpers weist mit dieser Geste auf das Tor hin.
Die 12 Apostel
Durch die neue Platzrandbebauung entsteht ein – für die Kirche – gut nutzbarer Platz mit der Kirche als Zentrum. Dreidimensional gegliedert wird die Fläche durch ein Baumdach, das sinnbildlich für die 12 Apostel steht.
Der heilige Jacobus war der Dritte der Apostel; als Reminiszenz ist daher der dritte Baum zwar aus der gleichen Baumart wie die übrigen, weist aber ein andersfarbiges Blätterbild auf.
Ein weiteres Gestaltungsmerkmal des Platzes ist die lang gezogene Sitzbank gegenüber der Apsis. Sie wird hergestellt aus dem Abbruchmaterial des alten Reichshofes und ist damit „Gedächtnis“ der vergangenen Epoche.
Das neue Pfarrzentrum – Dialog mit der Stadt
Es ist ein großer und verständlicher Wunsch der Kirche, mit dem neuen Pfarrzentrum stadträumlich präsent zu sein, um auf ihre Aktivitäten und Angebote aufmerksam zu machen. Gleichzeitig soll das neue Haus einzigartig sein und als kulturelles bzw. soziales Gebäude wahrgenommen werden, welches in engem Dialog mit der Kirche steht.
Ergänzend zu den vorherigen Erläuterungen entsteht durch das Verschwenken des Baukörpers ein sehr gut nutzbarer Vorplatz. Vor allem aber bedeutet diese Geste: wir möchten als Kirche neugierig machen und stehen in gegenseitigem Dialog mit den Menschen in unserer Stadt. Die Geste macht den Betrachter neugierig auf die Inhalte dieses Hauses und lädt zum Eintreten ein.
Die Dramaturgie des Gebäudekonzeptes unterstützt diese Strategie: von der Gabelung kommend steigt die Traufe zunächst leicht an, entlang der Mittelstraße steigt sie weiter bis zum höchsten Punkt, dem zugewandtem Blick in die Stadt. Von diesem höchsten Punkt fällt die Traufe wieder, um städtebaulich auf die Beziehung zur Kirche und dem Tor zum St. Jacobus-Platz hinzuweisen.
Bei der Frage nach einer unverwechselbaren Beziehung zwischen Kirche und Pfarrzentrum kommt der Frage des Fassadenmaterials besondere Bedeutung zu. Die rote Backsteinfassade sollte ausschließlich dem Gotteshaus vorbehalten bleiben um städtebaulich den Solitärstatus zu unterstützen.
Gleichzeitig soll aber auch das Pfarrzentrum Attribute wie Wertigkeit, Beständigkeit, Identität und Ruhe ausstrahlen. Daher erhält das Haus einen vertikal vermauerten und sandfarbenen Vollklinker im Langformat (Fa. GIMA). Das Material wird das Haus in Würde altern lassen und stellt die gewünschte Beziehung zur Kirche dar.
Räumlich ist das Pfarrzentrum über drei Ebenen organisiert wobei sich der Pfarrsaal im ersten Obergeschoss befindet. Die Glasfassade lässt sich komplett wegfalten, so dass bei bestimmten Veranstaltungen eine wirkliche Öffnung zur Stadt entstehen kann. Die publikumsrelevanten Nutzungen des Nachbarschaftszentrums liegen im Erdgeschoss, so dass eine ständige Belebung des Gebäudes gewährleistet ist.
Ergänzt wird das Raumprogramm um eine Wohnung im zweiten Obergeschoss. Um eine Eingliederung in den städtebaulichen Kontext an der Mittelstraße zu gewährleisten wurde auf ein weiteres Wohngeschoss verzichtet.
Das städtebauliche Umfeld
Insgesamt drei Baukörper gliedern das Umfeld und begrenzen den St. Jacobus-Platz. Das Gebäude entlang der Hochdahler Straße knickt in der Mitte ab und nimmt die Flucht des nördlich angrenzenden Stadtquartiers an der Mühlenstraße auf. Wie ein schützender Mantel legt sich die Bebauung um den Kirchplatz und schützt diesen.
Markiert wird die Einfahrt in den Innenstadtbereich durch den turmartigen Solitär im Eckpunkt Berliner Straße/Hochdahler Straße. Dieser steht durch seine durchgängige Fünfgeschossigkeit im Dialog mit dem Bürogebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Durch seine sich öffnende Kubatur in Richtung Mühlenstraße und dem kleinen Platz an der Hochdahler Straße entsteht auch hier guter Wohnraum.
Nachhaltigkeit und Effizienz
Das energetische Konzept ist bewusst einfach gehalten und auf maximale Effizienz ausgelegt. Aufgrund der Nutzung ist der Einsatz von Erdwärmepumpen und BHKW´s unwirtschaftlich, da der Warmwasserbedarf vergleichsweise gering ist. Die hohen Investitionskosten lassen keine Amortisierung erwarten.
Es wurde daher die Kombination aus Gas-Brennwerttechnik und dachintegrierten Sonnenkollektoren ausgewählt. Im Schnitt werden rund 40% der Wärmeversorgung durch die Solaranlagen übernommen. Auch die kontrollierte Be- und Entlüftung wurde im Hinblick auf die Energieeffizienz optimiert.
Ausgestattet mit einer hocheffizienten Wärmerückgewinnung wird der Primärenergieverbrauch für die Beheizung der Luft um 75% reduziert. Das Heizregister wird auf Niedertemperaturen ausgelegt, um die Nutzung der Brennwertthermen zu unterstützen.
Durch eine hochwertige Steuerungsanlage wird die aufgenommene elektrische Leistung der Ventilatoren optimiert, in Abhängigkeit der Luftqualität der Räume. Auf diese Weise kann die Antriebsenergie, je nach Auslastung der Räume, um 80% gegenüber dem Volllastfall reduziert werden.
Ergänzt wird das energetische Konzept durch hoch wärmegedämmte Hüllen sowie dem Einsatz von langlebigen und dauerhaften Materialien mit geringen Wartungszyklen, die eine gute Alterung erwarten lassen.
St. Jacobus-Platz