Offener Wettbewerb | 08/2023
Neuentwicklung Bahnhofplatz und Bushof in Dietikon (CH)
©b86.digital
Dach
3. Rang / 3. Preis
Preisgeld: 25.000 CHF
Architektur
Emch+Berger Verkehrsplanung AG
Verkehrsplanung
Tragwerksplanung
Lichtplanung
Projektsteuerung
Beurteilung durch das Preisgericht
Architektur & Freiraum
Im Projekt «Forum Dietikon» steht der Aspekt der Begegnung im Vordergrund. Die umgenutzte Velostation sowie der Sprechplatz in der Achse Kirchstrasse widerspiegeln den Wunsch, aus dem Zentrum mehr zu machen als bloss ein Durchgangs- oder ein einfacher Aufenthaltsort. Das Projektteam verfolgt über den Bahnhofplatz ein Gestaltungskonzept mit räumlich wirksamer, hochstämmiger, artenreicher Baumstruktur und einem prägenden Hartbelag aus Natursteinplatten. Partiell sind die Baumpflanzungen in chaussierten Belagsbereichen angeordnet. Ausgehend vom Bahnhofsgebäude, eröffnet sich den Passanten eine grosszügige, linear auf das Gebäude ausgerichtete und baumbestandene Platzsituation. Ein grosser Natursteinbrunnen besetzt die Mitte und vermittelt zwischen den beiden Businseln. Diese sind im Innern der ringförmigen Busdächern mit Bäumen und Stauden üppig bepflanzt, dienen mit Sitzgelegenheiten als Warteorte und nehmen die Funktion als Versickerungsbereiche das Thema "Schwammstadt" wahr.
Die beiden in der Ansicht minimierten Dachringe umfassen auf niederer Höhe die Bepflanzung der Businseln. Sie treten optisch zugunsten eines zusammenhängenden Stadtraums in den Hintergrund. Die Verkehrsbereiche des ÖV sind in Ortsbeton vorgesehen, wobei die Übergänge zu den Natursteinbelägen fliessend und teils überlappend sind. Diese gestalterische Intervention zur Auflösung klarer Grenzen und formaler Fragestellungen, die visuell auch die fussläufigen Verbindungen etwas betont, hat seinen Reiz, wird aber in der technischen Umsetzung kritisch beurteilt. Der Wunsch nach einer materiell aufgelösten Trennung zwischen Aufenthaltsbereichen und Zirkulationsflächen für die Busse ist nachvollziehbar, stellt jedoch ein Sicherheits- und Unterhaltsrisiko dar. Auf dem Weg zum Stadtzentrum wird das bestehende Velohaus auf ideenreiche Art umstrukturiert und als lebendiges und durchwachsenes Forum der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Der relativ hohe Grad an Versiegelung wird hier mit der Wiederverwendung einer Natursteinpflästerung fortgesetzt. In der Verlängerung der Kirchstrasse wird der Platzbereich attraktiv in den Strassenbereich ausgeweitet und ein geometrisch gestaltetes Baumfeld in einer Chaussierung eingefügt. Diese Zone mit Forum und dem sogenannten "Sprechplatz" lässt am richtigen Ort eine aneigenbare Situation für die Stadtbevölkerung entstehen, wobei die räumliche Dichte aufgrund der beengten Gesamtsituation etwas hoch erscheint. Sitzgelegenheiten für Treffpunkte und Aufenthalt sind sinnvoll angeordnet.
Insgesamt handelt es sich um ein sorgfältig durchgearbeitetes Projekt, das in Bezug auf die tragenden Ideen überzeugt, hinsichtlich der Belagstrennungen und -überlagerungen, dem relativ hohen Anteil an versiegelten und aufwendigen Platzflächen jedoch eher kritisch beurteilt wird. In der Gesamtheit vermag es nicht vollends zu überzeugen.
Mobilität
Die Gestaltung der Businseln hinsichtlich Anordnung der Haltekanten referenziert auf das Richtprojekt. Aufgrund der Haltestellenanordnung und der Platzverhältnisse ist die Machbarkeit von durchgehend hohen Haltekanten (22cm) nicht an allen Haltekantenstandorten möglich.
Im Verkehrsschema sind an zwei Standorten, beim Aufnahmegebäude und beim «Hohes Haus Süd», die Anlegekanten für den Bahnersatzbus angegeben. In den Situationsplänen sind sie nicht dargestellt. Die Veloführung entlang den Bahnhofsgebäude verläuft durch den Fahrbereich der Busse, speziell in den Kurvenbereichen, was bei gegenseitiger Unachtsamkeit zu Behinderungen und Konflikten führen kann. Eine mögliche künftige Durchmesserlinie des Busses nutzt beim Bahnhofsvorplatz auch den Fahrstreifen für Velos. Mit der entsprechenden räumlichen Gestaltung und Anordnung der Bepflanzung wird der Fussverkehr geführt.
Tragwerk
Das mit zusammengeschweissten Stahlblechen gefügte als Hohlkastenträger wirkende Dach ist sorgfältig entworfen worden. Sämtliche aus den Einwirkungen resultierenden Biege-, Schub- und Torsionsbeanspruchungen können integral von diesem Element aufgenommen und weiter auf die entsprechend gesetzten und ausgerichteten Stützen abgetragen werden.
Durch grössere Auskragungen hätte dieses Tragwerksprinzip sicherlich noch mehr aufgeladen werden können. Die an der Dachunterseite abgehängten, polierten Edelstahlplatten verunklären die radikal einfache Dachkonstruktion.
©jannerhard / co-struct AG
Konstruktion Schnitt
©ferala GmbH
Forum Dietikon