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Einladungswettbewerb | 06/2020

Neuentwicklung eines Bürostandortes auf drei Baufeldern in Hannover Bothfeld

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis / Baufeld III

Preisgeld: 29.000 EUR

WESTPHAL ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Erläuterungstext

1. Städtebau

Die städtebaulichen Vorgaben des Qualifizierungsverfahrens werden weitestgehend übernommen. Die Abmessungen der Kubaturen werden in wenigen Bereichen unserem Fassadenraster angepasst. Das vorgegeben Büroraster von 1,35m bildet die Grundlage für unser Fassadenraster von 2,7m, welches eine maximale Flexibilität für den Nutzer in der Anordnung seiner Büroräume darstellt. Die angepassten Gebäudeabmessungen von 40,5m (62,1m in Baufeld 3 ) X 70,20m ermöglichen eine umlaufende Anwendung des Fassadenrasters - in allen 3 Gebäuden - ohne Störung.
Die Größe der 3 Gebäudevolumina und die rauhe, heterogene Nachbarschaft erfordern eine Differenzierung des Volumens, die dem Betrachter eine Wiedererkennbarkeit und bessere Lesbarkeit ermöglichen. Aus diesem Grund wird die 5-geschossige offene Blockrandbebauung horizontal gegliedert und bildet in der Fassade ein differenziertes Sockel- und Dachgeschoss aus. Das 5. Und 6. Obergeschoss des vorgeschobenen exponierten Gebäudeteils bildet gemeinsam mit dem 4. Obergeschoss des Hauptvolumen eine Art „Krone“ als oberer Gebäudeabschluss. Sie wirkt weit in den Stadtraum und verstärkt hierdurch seine städtebauliche Präsenz.
Die eigentliche Fassadenstruktur ist durch vertikale Pfeiler plastisch gegliedert (Achsraster 2,7m). Im Sockel, wie im Dachgeschoss verdichtet sich diese Struktur auf das eigentliche Büroraster von 1,35 und bildet somit eine subtile Differenzierung zu den Regelgeschossen.
Die Überlagerung dieser ersten Hierarchie mit den zurückliegenden horizontalen Brüstungen stellt unser entwurfliches Leitbild von historischen Industriefassaden dar, welches jedoch durch die Detailierung, wie z.B. die Ausbildung von geneigten Brüstungen zu einer modernen, ausdrucksstarken, zeitgenössischem Bürogebäude, einer Art „DenkFabrik“ transformiert wird.

2. Erschließung

Die Erschließung der Grundstücke erfolgt für den motorisierten Individualverkehr über die Zufahrten von der Straße Riethorst, von hier werden auch die 3 separaten TG- Zufahrten erschlossen. Von der Podbielskistraße aus gibt es nur eine Zu-/Ausfahrt, die den Zugang zu den Besucherparkplätzen und den fußläufigen Erschließung darstellt. Etwa ein Drittel der Parkplätze sind oberirdisch, den Gebäuden direkt zugeordnet, angeordnet, die restlichen Einstellplätze sind in den Tiefgaragen untergebracht. Dort sind auch die Fahrradstellplätze angeordnet, Besucherplätze gibt es direkt vor den Eingangsbereichen.

3. Organisation

Die Erschließung der Gebäude erfolgt durch jeweils drei bzw. vier Haupteingänge eines jeden Baufeldes, welche zu den innenliegenden Erschließungskernen führen. Dabei sind die repräsentativen Eingänge von den Außenseiten des Blocks zu erreichen und werden durch hofseitige Eingänge ergänzt. Dies ermöglicht durchgesteckte, gut belichteter Eingangsfoyers. Das Büroraster von 1,35 m und Fassadenraster von 2,7 m ermöglicht eine Vielzahl von unterschiedlichen Raumgrößen für Kombi-, Zellen- und Großraumbüros. Die Anordnung der Treppenkerne ermöglicht flexibel und effizient nutzbare Grundrisse mit teilbaren, separat erschlossenen Mietflächen zwischen 220-400 m2. Die einzelnen Nutzungseinheiten sind aus brandschutztechnischen Gründen nie größer als 400 m2, sind aber miteinander kombinierbar, so dass auch größere Einheiten geschaffen werden können. Nebennutzzonen wie Sanitärräume, Pantryküchen etc. sind zum Hof orientiert, die Mietflächen sind als Einzel, Kombi- oder Großraumbüros nutzbar. Alle Büros haben direkten Sichtbezug nach außen und sind durch das Öffnen von Fenstern, die in jeder Achse angeordnet sind, natürlich zu be- und entlüften.

4. Fassaden / Materialien

Die Fassade ist stadtseitig als Ziegelfassade mit wassergestrichenen orange-braunen Kohlebrandziegeln geplant, im Innenhof ist sie als Wärmedämmverbundsystem ausgebildet. Die Pfeiler sind aus Vollsteinen gemauert, während die Brüstungen als vorgefertigte mit Riemchen beklebte Stahlbetonverbundfertigelemente, im Werk seriell hergestellt werden können. Die Fensterbänke und die Attika sind aus Weißbeton, die Fenster aus anthrazitfarbenem eloxierten Aluminium.

5. Wirtschaftlichkeit / Energie- und Nachhaltigkeitskonzept

Durch die kompakte Gebäudekubatur stellen sich alle Gebäude auf Grund ihrer geringen Grundflächen und dem günstigen Verhältnis von Außenhülle zu Volumen schon in ihrem Entwurfsansatz als besonders wirtschaftlich dar. Auch die umschließende Wärmehülle verläuft geradlinig, der Fensteranteil liegt bei ca. 50 %. Die Warmwasserversorgung und die Heizung werden über eine Übergabestation im KG wirtschaftlich und energetisch optimiert geplant. Die Bauteile werden für Heiz- und Kühlelemente aktiviert, zusätzlich können Heizkörper vor den Fensterbrüstungen angeordnet werden. Zusätzliche kostenintensive Absturzsicherungen sind nicht notwendig. Der Sonnenschutz ist über außenliegend verdeckt angebrachte textile Screens gewährleistet. Die Nachtauskühlung funktioniert über Lüftungsklappen mit geeignetem Einbruch- und Insektenschutz. Die Flachdächer der Bebauung ermöglichen eine extensive Dachbegrünung, vermindern somit die lokale Aufheizung im Sommer. Die Dachbegrünung dient als Kompensation der Bodenversiegelung, sie stellt eine Retensionsfläche für Regenwasser dar und puffert somit Niederschlagsspitzen ab. Da der Innenhof vollständig durch die Tiefgarage unterbaut ist, wird das Regenwasser durch extensive Dachbegrünungen auf den Gebäudedächern und auf dem Tiefgaragendach gespeichert und gedrosselt (3l/sec/ha) in die Kanalisation abgeleitet. Das Tiefgaragendach ist als Retentionsdach ausgebildet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf bezieht sich auf alle drei Baufelder mit dem gleichen Leitgedanken, wodurch eine Ruhe und Gleichmäßigkeit vermittelt wird, die eine kraftvolle Antwort auf die heterogene Nachbarschaft findet.

Die Fassaden erfahren eine gelungene Dreigliedrigkeit durch eine Sockelzone, einen Mittelteil und ein Dachgeschoss. Der Entwurf führt sehr konsequent eine lesbare, vertikale Gliederung im Achsraster von 2,70m (2 x1,35m) ein, die im Sockel- und Dachgeschoss durch vertikale Lisenen unterteilt wird. Hierdurch wird eine klare, logische wie konsequente Struktur entwickelt, die das Tragwerk ablesbar machen. Im Brüstungs- und Attikabereich werden die zurückliegenden Flächen leicht geneigt, hierdurch entsteht eine leichte Spannung, die nicht zur Übertreibung neigt, jedoch eine zeitgemäße Antwort zu klassischen Industriefassaden findet. Die gewählte Materialität aus gebrannten Ziegeln, in klassisch liegendem Verband vermauert, ist durch die Struktur nicht zu flächenhaft und ist im weiteren Entwurf mit der neuen Nachbarschaft in Einklang zu bringen. Für die Hoffassaden wurden die Fensterformate der Straßenfassaden übernommen. Die Gestaltung der Fassaden stellt eine konstruktive und materialtechnische Mischung aus Betonfertigteilen, Mauerziegeln und Putzfassaden dar. Die unterschiedlichen Konstruktionen haben unterschiedlichen Anforderungen an die Planung und Auswirkungen auf die Dauerhaftigkeit. Der Verzicht auf Stürze und der maßvolle Fensterflächenanteil lassen sowohl tageslichttechnisch als auch klimatisch gute Innenraumverhältnisse erwarten.

Die innere Erschließung ist analog der städtebaulichen Vorgaben für die Baufelder I und II übernommen, die Eingänge und Foyers stellen eine gelungene Verbindung zu den Hofbereichen dar. Sie erscheinen einen Hang zur Übergröße zu haben.

Der Entwurf folgt der Auslobung, findet klare Adressen und Eingangszonen, die der geforderten Realteilung Rechnung tragen. Durch die Stellplatzorganisation in den Außenbereichen verliert die Vorplatzsituation an der Podbielskistraße, wodurch der weiteren Bearbeitung der Freiflächen eine besondere Aufgabe zukommt. Ein gelungener Entwurf, der sich mit den weiteren Wettbewerbssiegern arrangieren wird.
Modellfoto

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Abgabeplan

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