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Offener Wettbewerb | 05/2025

Neuentwicklung und Revitalisierung Hafenareal in Kassel

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 10.667 EUR

Studio Stadtlandschaften GmbH ehemals Wick + Partner

Stadtplanung / Städtebau

KOPPERROTH - Architektur und Stadtumbau

Stadtplanung / Städtebau

fabulism

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das neue lebendige Stadtquartier soll mit sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Dynamik sowie attraktiven Wohn- und Lebensräumen den Hafen als zwischenzeitlich verloren gegangene Lebensader der Stadt wiederbeleben. Das Hafenareal ist heute ein spektakulärer urbaner Leerraum zwischen Fulda und Flutmulde, wischen Landschaftsraum und gründerzeitlichem Vorstadtquartier, ausgestattet mit hervorragenden Ausgangspotenzialen.
Verschiedenen Schichten der industriellen Entwicklung und städtischen Handelswege sind noch deutlich ablesbar und müssen in einer Reintegration diese Stadtbereichs in das Gesamtstadtgefüge beachtet werden.
Ein aufgewerteter öffentliche Raum auf der Achse der Hafenstraße und bisherigen Gebietserschließung bildet als verbindendes Raumkontinuum das Rückgrat der Gebietsentwicklung und integriert Elemente der historischen Hafenanlage wie Silogebäude und Schienenanlagen als tragende Quartiersidentität.
Die Setzung der Baufelder gibt ein robustes Planungsgerüst vor, das die Eigentumsstruktur überwiegend berücksichtigt, wesentliche Raumkanten nach außen vorgibt und eine hohe Flexibilität nach innen erhält.
Die Fulda als ‘kultivierter Naturraum‘ und freizeitorientierte Wasserstraße wird an ihren Uferbereichen, der Stadt gegenüber, zugänglich und erlebbar gemacht und ergänzt somit im Gesamtstadtbild das Band der landschaftlichen Parkräume entlang der Fulda.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit überzeugt mit ihrer Setzung der klar strukturierten, in die Grünräume eingebetteten, Wohnblöcke, wodurch das denkmalgeschützte Speichergebäude freigespielt wird und einen, dem Industriedenkmal angemessenen, gut proportionierten, keilförmigen Platzraum im Osten erhält.

Die großzügigen Freiflächen um das Speichergebäude, gemeinsam mit den öffentlichen Nutzungen im Gebäude, bieten einen vielversprechenden Rahmen für die Entwicklung eines lebendigen und urbanen Hafenquartiers. Jedoch ist der Grad an versiegelten Flächen des neu entstandenen Platzes sehr hoch und deren Programmatik ausbaufähig.

Die Nutzungen der Dachflächen des Speichergebäudes als öffentlicher Raum werden begrüßt. Es sollte aber im Auge behalten werden, dass keine Konkurrenzsituation zum Erdgeschoß entsteht.

Eine Durchlässigkeit des Platzes durch das Speichergebäude wird ebenfalls befürwortet, jedoch wird die Position und Größe hinterfragt. Ebenfalls positiv gesehen wird, dass die Hafenpromenade bis nach Norden fortgesetzt wird, was die Anbindung der nördlichen Wohnbereiche an das neue Quartiers-Zentrum ermöglicht und das gesamte Hafenbecken aktiviert. Dieser nördliche Promenadenabschnitt unterstreicht die Idee eines Brückenschlags am Ende des Beckens als Klammerschließung der Wegeverbindung in die Innenstadt, Die Ausformulierung der Brücke (Durchfahrtshöhe etc.) mit den beiden Anschlussstellen auf den beiden Ufern ist nicht geklärt.

Der Auftaktplatz im Süden wirkt, durch den aus dem Westen hineingreifenden Grünraum etwas abgeschottet. Der Zugang zum Quartier wird nach Süden verlagert und stellt dadurch das Mobilitätshub als Auftaktgebäude zu stark in den Mittelpunkt. Außerdem greift das südliche Mobilitätshub etwas in die Überschwemmungszonen hinein.

Die durchgrünten Wohnhöfe und die direkte Anbindung dieser an die angrenzenden Grünräume, sowie die Hierarchisierung und die unterschiedliche Programmierung der einzelnen Zugänge - „Landschaftsfenster“ - werden positiv gewertet. Die Zugänglichkeit zu den rückwertigen Wohnhäusern, aber auch die Adressbildung der Wohnblöcke entlang der Verbindungsstraße ins nördliche Quartier ist jedoch ausbaufähig.

Gründächer und PV-Anlagen, der Aufbau von Biodiversität und ein Regenwassermanagement, sowie weitere Maßnahmen zur Umsetzung eines funktionierenden Schwammstadtprinzips werden ebenfalls begrüßt.

Durch die klar definierten Blockstrukturen mit den beiden, gut proportionierten Mobilitätshubs im Süden und im Zentrum ist eine phasenweise Entwicklung des Areals gut möglich. Der Autoverkehr wird der jeweiligen Entwicklungsphase angemessen gesteuert und aus dem Quartier gehalten.

Die phasenweise Entwicklung ist auch in Hinsicht auf die Nachhaltigkeit positiv zu werten, da auf zukünftige Entwicklungen reagiert werden kann. Der Lieferverkehr über den zentralen Platz und entlang der neuen Wohnbebauung während der ersten Entwicklungsphase wird dagegen problematisch gesehen.

Die maßvolle Aufstockung des Speichergebäudes mit einem Hochpunkt im Süden als Auftakt ergänzt das Denkmal in der Gesamtanmutung angemessen. Durch die neu geschaffenen Nutzflächen und deren Programmierung ist eine Aktivierung und dauerhafte Nutzbarkeit des Speichergebäudes sehr gut vorstellbar. Lediglich der Kopfbau wird abgebrochen. Die Aufstockung ermöglicht den Erhalt des Dachtragwerks der eingeschossigen Halle. Der Durchgang unter dem viergeschossigem Lagerhallengebäude ist denkbar, jedoch voraussichtlich unter größerem Erhalt der historischen Tragstruktur. Der Vorschlag in diesem Bereich auf Stützen zu verzichten wird hinterfragt.

Die Ablesbarkeit der historische Silofassade ist gewährleistet, da nur ein Teil der vorhanden Fenster vergrößert wird. Ebenfalls positiv gewertet wird der Erhalt der alten Gleisanlagen als identifikationsstiftendes Element auf dem zentralen Platz und entlang der Hafenpromenade.

Die Gesamtausnutzung (GRZ / GFZ) des östlichen Quartiers liegt insgesamt im Durchschnitt im unteren Bereich, der Wohnflächenanteil ist jedoch angemessen hoch.

Der Wohnblock im Westen erscheint als Gesamtanlage zu groß, greift zu stark in den Landschaftsraum und die Überschwemmungszonen am Fuldaufer ein und beeinträchtigt dadurch auch die Frischluftschneise entlang der Fulda. Die Parkierung in diesem Bereich ist nicht ausreichend geklärt. Jedoch wird der naturgehaltene, öffentliche Spazierweg entlang des Ufers bis hin zur Spitze der Halbinsel positiv gesehen.

Der Abbruch der unter Ensembleschutz stehenden Bestandswohnhäuser und der Bau von kleinteiligen Neubauten wird nicht als angemessen und maßvoll erachtet und auch aus nachhaltigen Aspekten negativ gesehen. Der durchgehende Anlegesteg entlang der Kaimauer behindert den Kranplatz des Yachthafens, ob ein temporäres Aufstellen möglich ist, wird nicht dargelegt.

Insgesamt bietet die Arbeit mit der Nummer 1016 einen robusten Rahmen, mit städtebaulich gut durchdachten Setzungen und einem großzügig freigespielten und maßvoll ergänzten Speichergebäude als identifikationsstiftendes, zentrales Element des Hafenareals, für die Entwicklung eines lebendigen, urbanen und gut durchmischten Wohnquartiers östlich des Kasseler Hafenbeckens.
Transformation des Speicher-Gebäudes

Transformation des Speicher-Gebäudes

Schwarzplan

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Nutzungsdiagramm

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