Einladungswettbewerb | 09/2023
Neuer Bethmannhof in Frankfurt am Main
©C.F. Møller Architects
4. Preis
Preisgeld: 14.000 EUR
Architektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Entwurfsverfassenden komponieren ein lebendiges Gebäudeensemble aus vier Riegeln auf einem massiven Mauerwerkssockelgeschoss. Darin zitieren sie mit dem vorgeschlagenen historischen Bogenmotiv die Messehallen der mittelalterlichen Stadt und integrieren dabei die Bestandsbauteile in den Gesamtentwurf. Diese Merkmale werden allerdings kritisch diskutiert, zumal die Bögen in ihrer Abfolge nicht den aufliegenden Bauteilen entsprechen. Dennoch gelingt den Entwurfsverfassenden eine spannungsgeladene Wechselwirkung zwischen historischen Bauten und Nachkriegsmoderne der Stadt.
Die Längsfassaden und Dachschrägen erzeugen durch aufgesetzte horizontalen Verschattungs- und Photovoltaikelemente eine repetitive und kleinteilige Wirkung, die einerseits das Ensemble zusammenbinden, andererseits Kleinmaßstäblichkeit in der Figur schaffen.
Der zentrale Zugangshof erhält eine neue Proportion, wirkt angemessen und verbindet die angrenzenden Nutzungen. Dabei fällt vor allem das zentrale Atrium auf als verbindender öffentlicher Raum, ein singuläres Angebot im Verfahren. Funktional integriert dieses Atrium Zugänge von allen Seiten und schafft ein lebendiges, urbanes Angebot im Gebäude und im städtischen Gewebe.
Die Bürogeschosse sind funktional aufgebaut, die Erschließungen bieten Orientierung und die geforderte Nutzungsflexibilität ist gegeben.
Die großflächige Verglasung des Gebäudeentwurfs wird äußerst kritisch betrachtet, sowohl in gestalterischer Hinsicht mit Blick auf dessen angemessenen Einfügung in den Kontext, als auch in energetischer Hinsicht. Die Fassaden und Dachflächen bringen einen hohen energetischen und ökologischen Produktionsaufwand mit sich und lassen hohe Investitions- und Folgekosten erwarten. Hier wären deutliche Eingriffe in der weiteren Entwurfsüberarbeitung zu erwarten. Die Gliederung von Glasflächen zu massiven Bauteilen und die Gleichförmigkeit von verglasten Wand- zu Dachfläche wird hinterfragt.
Die GFZ von 4,1 erscheint noch vertretbar, das Belichtungsprofil der angrenzenden Wohnbebauung in der Blauhandgasse/Ecke Münzgasse wird kritisch betrachtet, das Zurücksetzen des Giebels erscheint aber möglich.
Im Kontext der ganzheitlichen Planung wird der enorm hohe Verglasungsanteil der Fassaden kritisch diskutiert. Die daraus resultierenden Lastgänge im Winter und Sommer bieten je nach Anforderungen an das Raumklima ein erhöhtes Risiko des Einsatzes technischer Systeme zur Konditionierung. In diesem Zusammenhang wird v.a. die Möglichkeit einer Umsetzung der dargestellten Giebelfassaden zu unterschiedlichen Orientierungen in Frage gestellt. Entsprechend der hohen Komplexität der Fassaden und daraus resultierenden Lastgängen im Gebäude ist die technische Erschließung und Integration der Raumkonditionierungssysteme nachvollziehbar gelöst und entspricht den Anforderungen aus der Fassadengestaltung.
Insgesamt handelt es sich um einen mutigen Entwurf, der das Spektrum der Wettbewerbsbeiträge erweitert, allerdings mit den gewählten Maßnahmen überzeichnet.
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects
©C.F. Møller Architects