Nichtoffener Wettbewerb | 06/2023
Neuer Eingangsbereich Zeche Nachtigall in Witten
©Die Planergruppe, Böll Architekten
Lageplan M 1:500
3. Preis
Preisgeld: 10.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Charlotte Soppa, Kerstin Wagener, Bianca Porath, Ching Akina Lee
Erläuterungstext
Der Entwurf des neuen Eingangsgebäudes resultiert aus einer ziemlich radikalen Neuerfindung der Erschließung des Museums. Während man bislang in einem Wohngebiet parkte, entlang einer Landstraße einen weiten Weg zurücklegte um am Ende in einer scharfen Kehre ins Museum zu stolpern, passiert nun etwas völlig anderes: Die Besucher parken an einem Waldweg, überqueren die Ruhr und erleben von der Brücke die Schönheit des Ruhrtals, um dann direkt auf den Eingang des Museums zuzulaufen. Welch ein Gewinn!
Unser Entwurf setzt bewusst kein weithin sichtbares Zeichen, um diesen neuen Eingang zu markieren. Denn durch die neue Wegführung erklärt er sich von selbst. Stattdessen beschäftigt sich die Setzung des neuen Hauses wesentlich mit der Thematik der Topografie und der Lenkung der Besucher.
Das neue Gebäude schiebt sich so weit wie möglich an die Hangkante und dreht sich um ca. 45° aus der Richtung der Wegführung über die Ruhrbrücke. So öffnet sich ein dreieckiger Platz, der den Besucher zwischen Gleisquerung und der Einfriedung des Museumsgeländes Raum gibt, um anzukommen. Diese Platzfläche gibt zudem Raum genug für eine barrierefreie Wegführung. Die Einfriedung des Museumsgeländes entwickelt sich aus der bestehenden Stützwand des Bahnsteigs. Sie wird somit integraler Bestandteil der Topografie; der Eindruck einer bloßen Einzäunung wird vermieden.
Mit dieser städtebaulichen Setzung sind wesentliche Elemente für den Entwurf des Gebäudes bereits vorgegeben: Es gibt eine einladende Vorderseite und eine geschlossene Rückseite. Die Gastronomie befindet sich im östlichen Gebäudeteil, das Besucherfoyer im westlichen. So ist der Betrieb der Gastronomie außerhalb der Museumszeiten möglich.
Die Wahl des Materials wird zum weiteren prägenden Faktor für den Entwurf: Lehm und Holz. Die historischen Bauten des Museums sind aus Naturstein und Ziegel errichtet. Das Material für den Ziegel wurde in unmittelbarer Nähe abgebaut und auf dem Gelände in einem enorm energieintensiven Prozess gebrannt. Der Lehmbau nutzt dieses Lokale Material und verzichtet auf den Einsatz von Energie zum Brennen. Stattdessen wird das Material als Stampflehm verbaut. Prägend für diese nachhaltige Bauweise ist ein großes Schutzdach, um den Lehm vor dem Regen zu schützen. Das Schutzdach ist ein modernes Zitat des Schutzdaches über den Ringöfen. Es dient zudem der Energiegewinnung durch Solarenergie.
Der Entwurf eines Gebäudes aus Lehm führt die Erzählung des Ortes fort: Er diente der Ausbeutung der Erde, ihr wurde erst Kohle, später der Lehm entnommen. Die Ziegelei verbrannte Kohle, um den Lehm zu brennen. Heute leihen wir uns den Lehm, verbauen ihn ungebrannt. Das spart enorm viel Energie und eines Tages können wir den Lehm einfach zurückbringen in die Tongrube.
Unser Entwurf setzt bewusst kein weithin sichtbares Zeichen, um diesen neuen Eingang zu markieren. Denn durch die neue Wegführung erklärt er sich von selbst. Stattdessen beschäftigt sich die Setzung des neuen Hauses wesentlich mit der Thematik der Topografie und der Lenkung der Besucher.
Das neue Gebäude schiebt sich so weit wie möglich an die Hangkante und dreht sich um ca. 45° aus der Richtung der Wegführung über die Ruhrbrücke. So öffnet sich ein dreieckiger Platz, der den Besucher zwischen Gleisquerung und der Einfriedung des Museumsgeländes Raum gibt, um anzukommen. Diese Platzfläche gibt zudem Raum genug für eine barrierefreie Wegführung. Die Einfriedung des Museumsgeländes entwickelt sich aus der bestehenden Stützwand des Bahnsteigs. Sie wird somit integraler Bestandteil der Topografie; der Eindruck einer bloßen Einzäunung wird vermieden.
Mit dieser städtebaulichen Setzung sind wesentliche Elemente für den Entwurf des Gebäudes bereits vorgegeben: Es gibt eine einladende Vorderseite und eine geschlossene Rückseite. Die Gastronomie befindet sich im östlichen Gebäudeteil, das Besucherfoyer im westlichen. So ist der Betrieb der Gastronomie außerhalb der Museumszeiten möglich.
Die Wahl des Materials wird zum weiteren prägenden Faktor für den Entwurf: Lehm und Holz. Die historischen Bauten des Museums sind aus Naturstein und Ziegel errichtet. Das Material für den Ziegel wurde in unmittelbarer Nähe abgebaut und auf dem Gelände in einem enorm energieintensiven Prozess gebrannt. Der Lehmbau nutzt dieses Lokale Material und verzichtet auf den Einsatz von Energie zum Brennen. Stattdessen wird das Material als Stampflehm verbaut. Prägend für diese nachhaltige Bauweise ist ein großes Schutzdach, um den Lehm vor dem Regen zu schützen. Das Schutzdach ist ein modernes Zitat des Schutzdaches über den Ringöfen. Es dient zudem der Energiegewinnung durch Solarenergie.
Der Entwurf eines Gebäudes aus Lehm führt die Erzählung des Ortes fort: Er diente der Ausbeutung der Erde, ihr wurde erst Kohle, später der Lehm entnommen. Die Ziegelei verbrannte Kohle, um den Lehm zu brennen. Heute leihen wir uns den Lehm, verbauen ihn ungebrannt. Das spart enorm viel Energie und eines Tages können wir den Lehm einfach zurückbringen in die Tongrube.
Beurteilung durch das Preisgericht
Das Gebäude ermöglicht dem denkmalgeschützten Ringofen durch seine Schrägstellung parallel zur Hangtopografie einen angemessenen Auftritt. Von Osten kommend ist dieser schon weithin sichtbar, von Norden und Westen kommend empfängt eine bewegungseinfangende Platzgeste. Gleichwohl wird die räumliche Nähe an der Westecke, verbunden mit der großen Höhe des Gebäudevorschlages in Bezug auf das Denkmal als kritisch empfunden.
Der Gebäudeentwurf ist offensichtlich und nachvollziehbar inspiriert von der Industriearchitektur am Ort: Ein weitspannendes Dach über einer einfachen, quaderförmigen Kubatur ruht auf außenliegenden Stützen, prägt damit einen umlaufenden, zweigeschossigen Laubengang und gliedert die Fassade. Gebäudeform, Dach und die benachbarte Materialität – Lehmbau-Ziegelherstellung – korrespondieren mit dem Ensemble vor Ort. Während sich die Platzfassade mit großen Öffnungen angemessen äußert, wird kontrovers diskutiert, ob die Fassade zum Hang nicht zu sehr wie eine Rückfassade wirke.
Die räumliche Struktur ist klar gegliedert und verspricht spannende Innenräume: sei es der langgestreckte Gastronomieraum oder das in Teilen zweigeschossige Infozentrum und der darüber hinweg Richtung Ringofen ausgerichtete multifunktionale Raum.
Die Dachkonstruktion ist als Raumtragwerk aus Brettstapelhölzern konzipiert, was den Ort durch einen Ausdruck moderner, zeitgenössischer Architektur bereichert. Der darunter gestellte Raumbaukörper aus Lehm ist nicht nur nach aktuellen Standards des Lehmbaus konstruiert, sondern erzeugt durch seine innovativen Facettierungen im Wandquerschnitt besondere Licht- und Schattenwirkungen und erweitert die haptische Erfahrbarkeit der Wände. Nach den aktuellen Anforderungen an Wärmeschutz dürfte die Lehmbau-Wandkonstruktion ohne zusätzliche Dämmmaßnahmen allerdings kaum realisierbar sein. Alles ist rückbau- und recyclingfähig konstruiert und verspricht es nicht nur. Die Dachneigung erklärt sich aus der sinnfälligen Ausrichtung der PV-Anlage, allerdings erscheint das Gebäude zum Platz dadurch noch höher.
Die Baukörperstellung lässt einen Dreiecksplatz als einladende Geste entstehen. Hier sind Außengastronomie, Fahrradstellplätze und ein nur 90 m² großer Kinderspielplatz verortet. Die vorgeschlagene Rampe ist in Bezug auf den tatsächlich zu überwindenden Höhenunterschied zu knapp, bemessen. Im Vorbereich werden schattenspendende Bäume vermisst, das Areal liegt in der vollen Sonne und lässt so Aufenthaltsqualität und Klimaanpassung vermissen. Das Gebäude ist vollständig von versiegelten Fläche umschlossen, die Flächen zum angrenzenden Waldhang wirken dabei als unschöne Rückseite. Eine Einbindung in den Landschaftsraum wird vermisst. Aussagen zum Umgang mit Niederschlagswasser der großen versiegelten Bereiche fehlen.
©Die Planergruppe, Böll Architekten
©Die Planergruppe, Böll Architekten
©Böll Architekten
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