Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024
Neues Kultur- und Bürgerzentrum in Tittling
©ARGE SSP Planung GmbH, Waldkirchen mit lakritz architekten stadtplaner PartGmbB, Passau; FreiRaumArchitekten GbR, Regensburg
Rendering Marktplatzseite
1. Preis
Preisgeld: 16.000 EUR
Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Lakritz Architekten und Stadtplaner PartGmbB
Architektur
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Verfasser:
Markus Büttner, Susanne Wamsler, Alex Sonnleitner, Dominik Stockbauer
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
s t ä d t e b a u
das baugrundstück für das neue kultur- und bürgerzentrum befindet sich in zentraler lage des ortskerns von tittling und liegt im spannungsfeld städtebaulicher einflussfaktoren. der an der marktplatzseite 3 geschossige baukörper fügt sich durch höhe und kubatur in die bestehende bebauung ein. durch das verringerte volumen gegenüber der bestehenden bebauung entsteht vom marktplatz zum rathaus eine wechselwirkung. der dadurch aufgewertete rathausplatz wird durch die zurückhaltende form und den dadurch entstehenden großzügigen freiraum zum marktplatz dazugehörig und lässt somit auch das bestehende rathaus teil des freiraumensembles werden. verstärkt wird dies durch die den sichtachsen folgende form des gebäudes, welche sich zum marktplatz und zum rathausplatz aufweitet.
a r c h i t e k t u r
das insgesamt 5 geschossige gebäude ist ein kompakter baukörper und schafft durch das vom marktplatz abfallende gelände verbindungen zum freiraum auf drei ebenen. der eingangsbereich des bürger- und kulturzentrums befindet sich gut auffindbar am süd-östlichen gebäudeeck, genau an der fuge zwischen marktplatz und rathausplatz.
das geschossverbindende foyer bietet platz für ausstellungen und schafft beim betreten des gebäudes erste blickbeziehungen zum eine ebene tiefer liegenden bürgersaal. des weiteren bietet das foyer im erdgeschoss eine direkte verbindung zum angrenzenden cafe, welches dadurch eine bewirtung auch im foyerbereich durch den cafebetreiber bei veranstaltungen ermöglicht. der gastrobereich hat zum marktplatz hin großflächige öffnungen, um den marktplatz durch die bewirtung zusätzlich zu beleben. der ebenso angrenzende laden für nahversorger kann sowohl vom foyer als auch direkt von draussen erreicht werden.
toilettenanlagen befinden sich als jeweils kompakte einheit in allen öffentlich zugänglichen ebenen
der in der rathausplatzebene verortete bürgersaal wird durch das foyer erreicht, in dem sich eine garderobe befindet. der bürgersaal ist höhengleich mit dem rathausplatz und kann zu diesem hin geöffnet werden, um bei veranstaltungen den aussenraum mit dem innenraum zu verbinden. die ausfahrbare bühne befindet sich im bereich der westfassade. bei veranstaltungen ohne bühne bietet der saal eine blickbeziehung richtung westen in die landschaft des 3 burgenlandes.
das angrenzende foyer kann ebenso vom rathausplatz erreicht werden, so ist es möglich den bürgersaal in kurzen wegen zu erreichen. dem saal angrenzend ist die cateringküche sowie der künstlerbereich, welche durch einen internen flür vom öffentlichen bereich abgetrennt sind. das zweite untergeschoss auf ebene der bestehenden parkplätze ist für die anlieferung der cateringküche sowie als externer künstlereingang mit entsprechenden lagerflächen für den saal geplant. es finden ausserdem noch 4 überdachte stellplätze, inklusive barrierefreier stellplatz ihren platz, so ist auch die bestehende behindertengerechte öffentliche toilette in unmittelbarer nähe zum behindertenstellplatz.
Im 1. obergeschoss befindet sich die öffentliche bibliothek, welche über den kurzen weg durch das foyer erreicht wird.
die nach westen gerichtete leseterrasse mit blickbeziehung richtung „die drei burgen“ schafft hochwertige aufenthaltsqualitäten für die bibliothek. die galerie des cafes grenzt direkt an die bibliothek an, so dass auch symbiotische nutzung einer lesegalerie mit der bibliothek entsehen können.
Im obersten geschoss finden die büros für die verwaltung des marktes tittling, die räume der vhs, sowie die tittlinger stube ihren platz. Die tittlinger stube sowie die büros der verwaltung haben zugang auf eine dachterrasse, welche bezug zum aussenraum schafft und die bibliothek durch oberlichter zusätzlich mit licht von oben versorgt.
das bürger- und kulturzentrum fügt sich durch sein monlitisches erscheinungsbild und dem satteldach in das erscheinungsbild des zentrums in tittling ein. die dachform bieten flächen für eine ost-west ausgerichtete pv-anlage.
f r e i a n l a g e n
durch den umgang mit der bestehenden höhenentwicklung entstehen mehrere bereiche von attraktiven räumen im außenbereich. die erforderlichen stellplätze inklusive behindertenstellplatz werden auf dem planungsumgebiet nachgewiesen
durch fest verbaute, erhöhte grün- und sitzelemente am rathausplatz wird der platz neu gegliedert und durch die großzügige bepflanzung optisch aufgewertet. die grüninseln gehen auf die form des gebäudes ein und schaffen eine zugehörigkeit. die bepflanzung verhilft im sommer für die tägliche nutzung im cafe als auch bei festen und veranstaltung eine natürliche angenehme verschattung. durch die anordnung der bepflanzung und den fest angeordneten ausstattungen ist zum einen eine hohe aufenthaltsqualität im aussenbereich gewährleistet und zum anderen ist die anordnung so gewählt, dass der „rathausplatz“ immer noch so flexibel bleibt, dass verschiedenste veranstaltungen im aussenbereich, wie feste, weihnachtsmarkt, usw. möglich sind. die materialität des rathausplatzes besteht aus dem ausgebauten bestehenden kleinformat granitpflaster vermischt mit helgelben granitsteinen, farblich abgestimmt zum marktplatzpflaster, in ungerichtetem verband (passe).
der höhenunterschied vom marktplatz wird durch eine blockstufenanlage aus geflämmten beton überwunden. so wird ein attraktiver aussenraum ohne große eingriffe in die bestehende topografie geschaffen. die blockstufen bieten weitere sitzgelegenheiten bei veranstaltungen am rathausplatz.
die bestehende bushaltestelle wird nach süden verschoben und lässt nun ausreichen platz für dem gebäude angemessene freibereiche.
k o n s t r u k t I o n
das bürger- und kulturzentrum wird aus nachhaltiger massivbauweise mit einer mineralischen und für die gegend typischen groben putzstruktur in moderner interpretation ausgeführt und stärken somit das monolitische erscheinungsbind des innerstädtischen gebäudes. die durch glasschaumschotter hochwärmegedämmte bodenplatte sowie die gezielt platzierten lamellen an der fassade bestehen aus stahlbeton. die modern anmutende schräge fensterleibung sowie die lamellen tragen positiv zur innerenlichtstimmung der räume bei. die stahlbetondecken mit betonkernaktivierung schaffen ein angenehmes klima im gesamten gebäudekomplex. Die stürze der fenster bestehen aus heimischen granit.
Im saal findet eine holzverkleidung im innenbereich an wänden und der decke verwendung und schafft durch die großen absorberflächen eine angenehme raumakustik.
das dach besteht aus einer robusten farblich abgestimmter aluminium-stehfalzdeckung.
Integriert und von aussen unsichtbar haben alle fassaden der räume entsprechenden außenliegenden sonnenschutz aus textilen materialien.
Die geschlossene fassade des gebäudes im bereich zum übergang von marktplatz und rathausplatz bietet flächen zur information von veranstaltungen und kunst im gebäude und in dessen umfeld.
Beurteilung durch das Preisgericht
Diese Wettbewerbsarbeit integriert das neue Kultur- und Bürgerzentrum qualitätsvoll in das Ortsbild und wertet den Marktplatz mit angemessenen Mitteln auf. Die städtebauliche Situation mit großzügigem Durchgang und Blickachse zum Rathausplatz wird durch diesen Entwurf deutlich verbessert, da die Südfassade die nördliche Flucht des Rathauses nicht überschreitet. Der 3-5-geschossige Baukörper mit Satteldach, klar und zurückhaltend in der Formensprache, aber durchaus selbstbewusst mit dem 3-geschossigen Giebel am Markplatz positioniert, nimmt die Traufhöhe der benachbarten Sparkasse auf. Durch die knickende Linienführung der Südfassade wird zum Einen die Länge der Fassade gebrochen und zum Anderen werden dadurch Marktplatz und Rathausplatz geschickt miteinander verbunden. Durch den trichterförmigen Zugang von Osten bleibt der Rathausplatz eigenständig und durch die Aufweitung nach Westen bleibt das Rathaus freigestellt und rückt optisch näher an den Marktplatz. Der Rathausplatz wird aufgewertet und erhält ähnliche städtebauliche Bedeutung wie der Marktplatz. Der Saal mit Garderobenfoyer auf Rathausplatzebene öffnet sich ebenerdig zum Platz. Zum Marktplatz im Osten orientiert liegt das Café, das mit sener Außenterrasse zur Belebung des Platzes beiträgt. Diese Terrassengestaltung wird im Süden weitergeführt und führt als Treppenanlage zum tiefer gelegenen Rathausplatz. Diese äußere Wegeführung korrespondiert geschickt mit der inneren Wegeführung des Foyerbereichs im Südosten. Dieser Foyerbereich mit einläufiger Treppe mit Zwischenpodest verbindet vertikal schlüssig und an der richtigen Stelle alle Geschosse. Die Anlieferung erfolgt über den Parkplatz im Westen und kann zusätzlich für überdachte Stellplätze inkl. barrierefreiem Stellplatz genutzt werden. Die Zufahrt zum Rathaus vom Marktplatz aus ist weiterhin gewährleistet. Das Raumprogramm ist im Wesentlichen mit kleinen Abweichungen erfüllt. Im Erdgeschoss auf Ebene von Marktplatz und Café öffnet sich aus dem Foyer bereits der Blick in den Luftraum des zweigeschossigen Saalbereichs. Der Saal auf Ebene des Rathausplatzes verspricht hohe räumliche Qualität mit dem Bezug zum Platz im Süden und dem Ausblickfenster nach Westen. Durch die absenkbare Bühne ist eine flexible Saalnutzung möglich. Cateringküche und Sanitäranlagen für den Saal liegen auf Ebene des Saals Der Nebenraum zur Bühne liegt nicht ganz ideal östlich hinter der Cateringküche. Auf jeder weiteren darüberliegenden Ebene sind Sanitäranlagen vorhanden. Über dem Saal liegen im 1. Obergeschoss die Bibliothek mit Leseterrasse Über eine Lesegalerie ist die Bibliothek an das Café angebunden. Im 2. Obergeschoss liegen die Räume für die VHS, die Büros und die Tittlinger Stube. Diese erlebt eine deutliche Aufwertung durch die großzügige Dachterrasse, deren Überdachung im Lageplan und Modell noch unklar ausformuliert ist. Die Tittlinger Stube müsste vom angrenzenden Sparkassengebäude abgerückt werden, um die Belichtung der dort vorhandenen Fenster zu gewährleisten. Das scheint im Grundriss aber möglich. Insgesamt ist das Raumprogramm funktionell organisiert. Über den an der richtigen Stelle angeordneten Foyerbereich durch alle Geschosse sind die unterschiedlichen Ebenen sehr gut miteinander verbunden und es ist eine gute Orientierung möglich. Gute Raumzuschnitte und großzügige Verkehrsflächen lassen eine hohe Aufenthalts- und Raumqualität erwarten. Der Saal als Herzstück ermöglicht individuelle Nutzungen unter Einbeziehung des Rathausplatzes. Insgesamt ist der Entwurf von sehr hoher Außen- und Innenrauqualität. Die Konstruktion ist ein konventioneller Massivbau mit Stahlbetondecken und Außenwänden in monolithischem, grob verputztem Ziegelmauerwerk. Die Decken werden sinnvoll zur Bauteilaktivierung genutzt. Die ortstypische, grobe Putzstruktur wird bei den Fensterstürzen mit heimischem Granit aufgewertet. Die besonderen, größeren Öffnungen vor Saal und Foyer werden mit vertikalen Lamellen akzentuiert und verschattet. Überraschenderweise sind diese Elemente nicht aus Granit, sondern aus Stahlbeton geplant. Zum Marktplatz hin dominiert eine Lochfassade mit vertikalem textilen Sonnenschutz und niedriger Brüstung für barrierefreie Sichtverbindung nach außen. Alle Räume sind gut mit Tageslicht belichtet. Das flach geneigte Satteldach ist farblich abgestimmt zur Putzfassade mit Aluminium-Stehfalzdeckung geplant und aufliegender PV-Anlage. Zur Farbgebung ist keine Aussage getroffen. Satteldach, Konstruktion und Materialien sind ortstypisch, der
Fassadenschnitt zeigt kluge und angemessene Detail- vorschläge.
Flächen und Rauminhalte liegen im Durchschnitt der Wettbewerbsarbeiten. Durch die massive Bauweise ist ein energiesparender Betrieb und eine langlebige, unterhalts arme Nutzung zu erwarten. Durch die Dach-PV-Anlage kann ein Teil der Energie selbst erzeugt werden. Der Dachraum ist nicht als Nutzungsfläche vorgesehen. Für den Saal ist eine ansprechende, akustisch wirksame Holzverkleidung an Dach und Wänden vorgesehen. Über die Konstruktion und Bauart der weiteren Wände im Inneren ist keine Aussage getroffen. Der Entwurf lässt für die Nutzungsdauer einen wirtschaftlichen, energetisch sinnvollen und nachhaltigen Betrieb erwarten. Die Gestaltung des Freiraums wird in seiner klaren Struktur und der Verschränkung zum Gebäude positiv gewertet. Über eine Abtreppung mit Sitzstufen sowie einer Rampe gelingt es den Verfassern eine selbstverständliche Verbindung zwischen Marktebene und Rathausplatz zu entwickeln. Es entstehen attraktive Freiräume auf den verschiedenen Ebenen. Dabei wird die Formensprache des Gebäudes im Freiraum aufgegriffen und in Freiraumelemente übersetzt. Grün- und Sitzelemente gliedern die Platzfläche auf Rathausebene und
schaffen qualitätvolle Aufenthaltsbereiche. Auf Marktplatz- ebene entsteht eine Caféterrasse, die eine hohe
Aufenthaltsqualität verspricht. Im 1. OG verbindet die Leseterrasse vom Blick her Schule und Bibliothek. Die Dachterrasse im 2. OG ermöglicht freien Ausblick zur Kirche und zur den drei Burgen. Ob diese als notwendiger 2. baulicher Rettungsweg dienen kann, ist zu überprüfen. Das Aufgreifen der örtlichen Materialien im Außenraum und der bewusste Wechsel der Belagsformate zeugt von einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Ort und der sensiblen Einbeziehung des Freiraums in den räumlichen Kontext.
©ARGE SSP Planung GmbH, Waldkirchen mit lakritz architekten stadtplaner PartGmbB, Passau; FreiRaumArchitekten GbR, Regensburg
Abgabeplan 1
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Abgabeplan 2