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Offener Wettbewerb | 11/2024

Neues Stadtquartier Heiterblick-Süd in Leipzig

Nachbarschaftsleben im Anger

Nachbarschaftsleben im Anger

Anerkennung

Preisgeld: 4.200 EUR

CITYFÖRSTER architecture + urbanism

Stadtplanung / Städtebau

SPOT Architektur + Stadt

Stadtplanung / Städtebau

mesh landschaftsarchitekten PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Quartiersinsel Heiterblick
großräumig vernetzt - kleinräumig gemischt - zirkulär organisiert

Der landschaftliche und städtebauliche Raum von Heiterblick-Süd ist durch typologisch sehr unterschiedliche Siedlungscluster innerhalb eines durch Wald- und Landwirtschaft geprägten Freiraumes charakterisiert.
Das landschaftlich-städtebauliche Konzept des Entwurfs greift diese vorgefundene Struktur auf und ergänzt die bestehenden Siedlungscluster um einen weiteren – die Quartiersinsel Heiterblick.
Die neue Quartiersinsel Heiterblick präsentiert sich als kompakt, strukturiert und effizient erschlossen, mit einer breiten Vielfalt an Gebäudetypen. Die umgebenden Landschaftsräume fassen die Quartiersinsel fließend, kontinuierlich und vernetzend. Die kompakte Gestaltung der Insellage des neuen Quartiers führt den Landschaftsraum des Paunsdorfer Bogens sowohl nördlich als auch südlich weiter und vernetzt sich räumlich mit den Wald- und Felderflächen östlich der Autobahn.

Formfindung und Quartierssilhouette

Die kompakte Quartierskontur faltet sich nach innen und schafft grüne Finger, die als Klimakorridore fungieren und einen effektiven Luftaustausch im Quartierinneren gewährleisten. Die Lauflänge des Wiesensaums als Übergangsbereich zur Landschaft wird maximiert und wertvolle Biotopfunktionen begünstigt. Angrenzende Wildkorridore und Biotopnetzwerke werden gesichert. Der intensive Landschaftsbezug fördert die Wohnqualität im gesamten Quartier und sorgt für eine hervorragende Wohnungsnahe Freiraumversorgung.

Fünf Cluster & Eine Mitte
Durch die aus dem Wiesensaum verlängerten grünen Finger entstehen insgesamt fünf Cluster, die sich im Zentrum überlagern und eine gebündelte, zentrale Quartiersmitte mit großer Nutzungsvielfalt bilden. Eine übergeordnete Ost-West-Verbindung vernetzt die Grün- und Erholungsräume des Paunsdorfer Bogens miteinander und verleiht dem Quartierszentrum im Rahmen von Nachbarschaftsbeziehungen eine neue Bedeutung, auch mit den umliegenden Quartieren. An der Praunsdorfer-Allee schaffen Hochpunkte markante Adresse. Grundschule und Torhaus schaffen eine Eingangsgeste und laden ins Quartier ein.

Fünf Anger als grüne Herzen der Nachbarschaften
Neben der übergeordneten Quartiermitte schaffen fünf Anger De¬zentrale und Treffpunkte für die unterschiedlichen Nachbarschaften. Diese erhalten klare Adressen und jeweils unterschiedliche Charak¬tere. Die Anger sind grüne Wohnzimmer der Nachbarschaften und stellen niederschwellig nutzbare, flexible Aktivitätsflächen in direkter Wohnungsnähe bereit. Sie folgen dem Allmenden-Prinzip und er¬möglichen durch gemeinschaftlich bewirtschaftete Flächen Mehr¬werte für alle Bewohnenden bei einer gleichzeitig effizienten, suffi¬zienten Flächennutzung.
Leipziger Allerlei: Nutzungsmischung & Wohnvielfalt
Die einzelnen Nachbarschaften weisen eine hohe Vielfalt unterschiedlicher Wohntypologien auf: Punkthäuser, Laubenganghäuser, gestapelte Reihenhäuser, Clusterhäuser auch für gemeinschaftliche Wohnformen (Baugruppen/Genossenschaften), Zeilenbauten sowie offene und geschlossene Blockränder erzeugen einen Typologiemix mit einer Vielzahl an privaten und gemeinschaftlich genutzten Grünräumen und Freiflächen.Die Geschosshöhen variieren zwischen 3-5 Geschossen, einzelne Hochpunkte an der Paunsdorfer Alle weisen 8 Geschosse auf.

Freiräume
Die Freiräume von Heiterblick-Süd gliedern sich von Innen nach Außen in fünf Zonen: In der Quartiersmitte befindet sich ein multifunktionaler, urbaner Quartiersplatz mit Baumhainen in geometrischer Formensprache, in den angrenzenden Clustern sind Nachbarschaftsanger als multicodierter Freiraum zum Treffen und Spielen gestaltet.
Angrenzend an die Cluster haben die Freiräume einen gärtnerischen Charakter mit Obstbaumreihen und Parzellen für urbanes Gärtnern, und an die Bebauung schließt sich ein artenreicher Wiesensaum (Regiosaatgut) an. Im Süden und Norden knüpfen als fünfte Zone Waldbänder an die bestehenden Waldflächen des Paunsdorfer Wäldchens im Westen und das Wäldchen östlich der Autobahn an.
Grüne Finger werden aus dem Wiesensaum jeweils bis zur Quartiersmitte geführt und gewährleisten sowohl eine gute Durchlüftung des Quartiers als auch die Versickerung des Oberflächenwassers aus dem Quartier. Mit den Wiesen- und Waldflächen im gesamten Landschaftsschutzgebiet inklusive der geplanten Ausgleichsfläche knüpft Heiterblick-Süd nahtlos an die Charakteristik des Paunsdorfer Bogens an.

Differenzierte Cluster & Nutzungsmix
Drei der Cluster bieten Raum für unterschiedliche Wohnformen mit einem Schwerpunkt auf Wohnen und Gemeinschaft.
Am Anger befinden sich jeweils ein Recycling-Zentrum und Gemeinschaftsraum für Grillfeste .
Das süd-östliche Cluster konzentriert sich auf kleingewerbliche Nutzungen und bietet Platz für das Rettungszentrum, einen kommunalen Werkhof für Manufakturen sowie zwei Gewerberiegel mit Werkateliers in den oberen Geschossen.
Das Cluster für Freizeit und Naherholung östlich der Paunsdorfer Allee ist als Visitenkarte des Quartiers im Grünen konzipiert und soll als Ausflugsziel für Familien, Künstler und Kreative dienen. Ein Gäste- und Seminarhaus bietet Raum für Übernachtungen, eine Gastronomie mit Biergarten lädt zum Verweilen ein, und eine Kreativscheune, eine Künstlerwerkstatt und ein Atelierhaus sollen als Magnet für Kreativschaffende fungieren, die den Landschaftsraum Heiterblick bereits früher als beliebtes Ausflugsziel schätzten. Das Cluster für Freizeit und Erholung im Süden wird landschaftlich durch einen Kletterpark und eine Streichelzoo-Wiese ergänzt, um auch überregional Anziehungskraft zu erzeugen. Der Festplatz in der Mitte kann als gemeinschaftlich genutzter Raum für Feste, Hochzeiten, Osterfeuer, Ausstellungen und kleine Konzerte dienen. Die Quartiersmitte bietet Platz für unterschiedlichste Nutzungen in den Erdgeschossen und Wohnraum in den oberen Geschossen. Die Clusterhäuser und Atriumhäuser sind für Baugruppen oder Genossenschaften prädestiniert und bieten in den 4,50m hohen Erdgeschosszonen Raum für Gewerbe, Dienstleistungen, gesundheitsbezogene Infrastruktur und auch neue, gemeinschaftliche Formen der Arbeit.
Gemeinwohlorientierte Nutzungen wie ein Repair Cafe, Kooperativen Laden, oder Räume für das lokale Wirtschaften finden Platz in den Erdgeschossräumen der Baugruppen und Genossenschaftshäuser.
Gemeinschaftsräume oder auch Almendräume können hier als 3.Orte für die Quartiersgemeinschaft entstehen und bieten Raum für Begegnungen. Der Quartiersplatz kann auch für einen regelmäßigen Wochenmarkt genutzt werden.



Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf „Quartiersinsel Heiterblick“ basiert auf dem Konzept eines Campus. Im Zentrum des Quartiers befindet sich eine Vielfalt an Gebäudetypen mit gemischter Nutzung, deren zugängliche Erdgeschosszonen das Leben im öffentlichen Raum fördern. Die Grundschule bildet an der Paunsdorfer Allee einen überzeugenden Auftakt zum Quartier. Von hier aus führt eine Promenade in das Gebiet, die dort mündet, wo der Quartiersplatz auf die sogenannte „Klimafuge“ aus dem Norden und die Sportfelder aus dem Süden trifft. Die öffentliche Mitte wird von vier Wohnquartieren umrahmt, die jeweils um einen zentralen Anger gruppiert sind. Das gesamte Quartier wird über einen effizienten Erschließungsring angeschlossen, an dem sich auch die Quartiersgaragen für die Wohnquartiere befinden. Dies ermöglicht ein weitgehend autofreies Quartier.

Der Entwurf beeindruckt vor allem durch seine Vielfalt an Typologien. Nicht nur die Quartiersmitte gewinnt hier an Qualität, auch die Wohnquartiere überzeugen mit ihrer Mischung aus verschiedenen Wohntypen, die das Zusammenleben fördern und eine funktionierende Nachbarschaft um den Anger herum entstehen lassen. Hier gibt es Platz für spontane Begegnungen, und Kinder können ungestört ohne Verkehr spielen.

Jedoch ergeben sich im Entwurf auch Herausforderungen: Aufgrund der zentralen Lage der Schule fällt es schwer, den Schulstandort sinnvoll in das Gesamtkonzept zu integrieren. Durch die Verlagerung der Sporthalle auf die andere Straßenseite wird das Schulgelände unvorteilhaft aufgeteilt.

Die Lage des Wohnquartiers zwischen der Permoserstraße und der Paunsdorfer Allee im Südwesten des Gebiets wird ebenfalls kritisch bewertet. Die vorgeschlagene Pufferzone zur Straße wird als unzureichend gesehen, um die Lärmbelastung zu minimieren. Ebenso wird die Positionierung der Sportfelder nördlich der B6, die als „grüner Finger“ in das Gebiet hineinragen und direkt zwischen zwei Nachbarschaften liegen, aufgrund von Lärmbelästigungen problematisch gesehen.

Positiv bewertet wird hingegen die Lage des Rettungszentrums mit direktem Zugang zur B6.
Quartiersmitte mit Schattenhain

Quartiersmitte mit Schattenhain

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Einbindung in den räumlichen Kontext

Einbindung in den räumlichen Kontext

Strukturplan

Strukturplan

PiktoLeitbild

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Typologien

Typologien

Modell

Modell