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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Neues Stadtquartier Neufreimann Baufelder MU 1(3) und MU 1(10) in München

Perspektive von Süd-Westen

Perspektive von Süd-Westen

Baufeld MU1 (10)

Anerkennung

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

Hannes Hörr Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Architektur- und Städtebaukonzept

Leitidee des städtebaulichen Konzeptes ist eine regelmäßige Blockstruktur, die von einer diagonalen Achse mittig unterbrochen wird. In Ost-West Richtung wird sie von urbanen Achsen und in Nord-Süd Richtung von grünen Gassen durchzogen. Punktuelle Hochpunkte lockern die Blockstruktur auf. Die Innenhöfe der Blöcke werden bestimmt durch Ihre Geschlossenheit nach außen. Sie sollen einen intimen und grünen Charakter bekommen. Zur besseren Belichtung im Innern der Blöcke sind Staffelgeschosse angedacht.

Die zur Stadt gerichtete Seite des Gebäudes zeichnet sich durch klare, markante Linien und eine einheitliche Traufhöhe von 25 Metern aus. Diese Gestaltung schafft eine harmonische, kontinuierliche und städtische Atmosphäre. Die Fassade besteht aus harten, mineralischen Materialien, wirkt jedoch durch ihre Bewegungen leicht und einladend. Unterschiedliche Raster beleben die Fassade und machen sie interessanter und im menschlichen Maßstab proportioniert, während sie gleichzeitig die Struktur und Dynamik der städtischen Umgebung widerspiegeln.
Im Gegensatz dazu steht die Hofseite, die eine völlig andere Welt eröffnet. Hier dominiert eine grüne, gebrochene und weiche Gestaltung. Holz als Hauptbaumaterial schafft eine warme, einladende Atmosphäre, die den Bewohnern ein Gefühl der Identifikation vermittelt. Der Innenhof wird zu einem ruhigen Rückzugsort, an dem sich die Bewohner entspannen und miteinander interagieren können. Diese Seite des Gebäudes betont die Naturverbundenheit und bietet eine Oase der Ruhe und Gemeinschaft abseits des städtischen Trubels.

Ein wichtiges Ziel des Projekts ist es, die Qualität des Innenhofs zu maximieren. Durch die bewusste Unterschreitung der vollen Gebäudehöhe in einigen Bereichen werden Terrassierungen geschaffen, die eine optimale Belichtung des Innenhofs ermöglichen. Diese Terrassierungen generieren auf verschiedenen Ebenen hochwertige Außenräume, die vielfältige Nutzungsmöglichkeiten bieten und den Innenhof zu einem lebendigen, grünen Zentrum machen.
Die Modularität spielt eine zentrale Rolle. Die Holzmodule in den Dimensionen 3,3 x 3,3 Metern beziehungsweise 1,65 x 1,65 Metern sind durchgängig gerastert konzipiert. Trotz dieser strengen Struktur bleibt der Entwurf menschlich und romantisch, da bewusst Ausnahmen und Durchbrüche integriert werden. So entstehen abwechslungsreiche, interessante Räume, die den menschlichen Maßstab berücksichtigen und individuelle Entfaltungsmöglichkeiten bieten.
Auf vielen unterschiedlichen Höhenebenen entstehen durch die Terrassierungen hochwertige Terrassen mit hoher Aufenthaltsqualität. Diese Terrassen bieten zusätzlichen Wohnraum im Freien und tragen zur architektonischen Vielfalt sowie zur Schaffung individueller Rückzugsorte bei.
Das Erdgeschoss ist als Erweiterung des städtischen Raumes konzipiert. Es öffnet sich in alle Richtungen und ermöglicht durch verschiedene Passagen eine Durchwegung, sodass keine klare Trennung zwischen Gebäude und Stadt entsteht. Diese offene, fließende Verbindung macht die Wegführung intuitiv und einladend, mit klarer und sichtbarer Adressierung und Erschließung.
Dieses Konzept verbindet die Dualität von städtischer Strenge und lebendiger Vielfalt auf der Stadtseite mit einer harmonischen, naturnahen Gestaltung auf der Hofseite. Durch die gezielte Gestaltung von Fassaden, Innenhöfen und Terrassen schaffen wir ein lebenswertes Umfeld, das sowohl den städtischen Kontext respektiert, als auch den Bedürfnissen der Bewohner gerecht wird.

Der Entwurf zeichnet sich durch eine innovative und durchdachte Anordnung der Funktionen aus, die das Gebäude nicht nur funktional, sondern auch spannend und lebendig macht. Im Erdgeschoss ist das Gebäude in fünf Bereiche unterteilt, um verschiedene Funktionsbereiche klar zu definieren und eine dynamische Raumaufteilung zu ermöglichen. Die sechs Kerne sorgen für eine effiziente Erschließung der Obergeschosse, sowie eine klare Adressierung.
Im nördlichen Teil des Erdgeschosses befindet sich eine großzügige Kita, die sich über zwei Geschosse erstreckt. Diese Kita wird durch eine Garten- und Spielfläche zur Stadtseite hin ergänzt, wodurch der Innenhof als grüne Oase und Ruhepol erhalten bleibt. Im südlichen Teil des Erdgeschosses können verschiedene ruhige Gewerbe untergebracht werden, die das Gebäude beleben und den Bewohnern sowie der Nachbarschaft nützliche Dienstleistungen bieten. Im westlichen und östlichen Teil des Erdgeschosses, sowie im gesamten ersten Obergeschoss befinden sich Seniorenwohnungen mit Gemeinschaftsräumen. Diese Anordnung fördert das Zusammenleben und die soziale Interaktion der Senioren mit Ihrer Nachbarschaft.
Im zweiten Obergeschoss sind die Seniorenwohnungen nur noch im südlichen Teil des Gebäudes untergebracht. Der Rest dieses Geschosses besteht aus einem Mix verschiedener Wohnungstypen - von 1- bis 5-Zimmerwohnungen ist alles aufteilbar. Diese Vielfalt ermöglicht es, unterschiedliche Wohnbedürfnisse zu erfüllen und eine heterogene Bewohnerschaft zu fördern. In den Obergeschossen drei bis sieben befinden sich ausschließlich reguläre Wohnungen. Besonders hervorzuheben sind hier die flexiblen Wohnungsgrößen: Wohnungen mit drei und zwei Zimmern können zu großzügigen 5-Zimmerwohnungen verbunden werden, um den individuellen Bedürfnissen der Bewohner gerecht zu werden. Jede Wohneinheit verfügt über mindestens eine Loggia, die zusätzlichen Außenraum und damit eine höhere Lebensqualität bietet.

Ein Highlight des Gebäudes sind die großzügigen und spannenden Außenräume. Durch die Terrassierung und Abstufung der Geschosse entstehen auf dem zweiten und fünften Obergeschoss Gemeinschaftsterrassen, die sich zum Innenhof orientieren. Diese Terrassen bieten nicht nur Platz für Begegnungen und gemeinschaftliche Aktivitäten, sondern auch beeindruckende Ausblicke und abwechslungsreiche Freiräume. Auf dem sechsten Obergeschoss befinden sich grüne Ruhezonen und Gemeinschaftsgärten, in denen die Bewohner Obst und Gemüse anbauen können. Diese grünen Oasen fördern nicht nur die Erholung, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl und die Nachhaltigkeit. Auf dem siebten Obergeschoss wird die Terrassenfläche als Spiel- und Sportfläche genutzt, was insbesondere für Familien mit Kindern attraktiv ist.

Durch diese vielfältige und durchdachte Anordnung der Funktionen wird das Gebäude zu einem lebendigen und spannenden Lebensraum, der den unterschiedlichen Bedürfnissen seiner Bewohner gerecht wird und zugleich eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.

Freiraumkonzept

Die Freiraumgestaltung greift das Städtebauliche Konzept auf und entwickelt für den Innenhof das Leitbild der blau-grünen Kaskade: Entlang von Grünstrukturen fließt das Wasser sukzessive am Gebäude hinunter, versorgt die dortigen Gehölze und Stauden, wirkt kühlend, um schlussendlich im Erdgeschoß zu versickern.
Die Kaskade beginnt mit der intensiven Dachbegrünung auf den Hochpunkten. Eine Substratstärke von mindestens 25 cm ermöglicht die Etablierung einer wiesenartigen und insektenfreundlichen Vegetation. Eingestreute Streifenfelder mit Lavendel sind, wenn auch nicht visuell, so zumindest olfaktorisch wahrnehmbar. Eine groß dimensioniertes Retentionsdach hält bei Starkregenereignissen das Wasser zurück, macht es pflanzenverfügbar und leitet es langsam und sukzessive weiter.
Über ausladende Wasserspeier in der Attika, weit genug entfernt von der Fassade, wird überschüssiges Wasser auf die nächste Ebene, auf die Dachgärten geleitet. Es fällt in mit Kies gemulchte Hochbeete und versorgt hier Bäume, Sträucher, Kletterpflanzen und Stauden. Über offene Rinnen am Fuß der Hochbeete gelangt es weiter zur nächsten Attika und zum nächsten Wasserspeier.
Die vier Dachgärten sind jeweils von sehr unterschiedlicher Atmosphäre, alle für die Wohngemeinschaft frei zugänglich und entsprechend sehr gemeinschaftsbildend gestaltet. Nur vereinzelt sind den anliegenden Wohnungen Privatgärten vorgelagert.
Die beiden großen Dachgarten im Süden und im Norden, die Aktivgärten, sind auf eine sehr aktive Nutzung durch die Bewohner ausgelegt. Die beiden Dachgärten im Westen und im Osten auf eine eher kontemplative.
Auf dem südlichen Aktivgarten, dem Anbaugarten, steht das Gärtnern im Vordergrund. In ein Meter hohen Hochbeeten können die Bewohner Obst und Gemüse ziehen. Verwendete Gehölze in den seitlichen Beeten sind vorrangig Obstbäume und Obststräucher.
Der nördliche Aktivgarten, der Spielgarten, hat eine große Freifläche in der Mitte, wo vor allem sportliche und spielerische Nutzungen wie Basketball, Tischtennis, BobbyCarfahren, Seilhüpfen und Yoga möglich sind. Aber auch gemeinschaftliche Veranstaltungen und Feste sind hier denkbar. Unempfindliche Kiefern säumen die Spiel- und Sportflächen
Die beiden kleineren Dachgärten im Westen und im Osten sind jeweils von einer großen berankten Pergola überspannt und haben eine etwas heimeligeren Charakter. Im Westliche Ruhegarten stehen Magnolien und der östliche wird atmosphärisch von Zier-Kirschen geprägt.
Von den Dachgärten fließt überschüssiges Regenwasser weiter auf die Staffelgeschosse. Diese sind vorrangig als privatere Dachgärten gedacht, haben vereinzelt aber auch Erschließungsfunktion. Die dortigen Hochbeete an der Attika sind mit hängenden Gehölzen wie Schlitz-Ahornen und Jasmin bepflanzt. An der Fassade wachsen Wisterie, Clematis, Heckenkirsche, Kiwi, Wein etc. über Rankgerüste nach oben.
Der Gemeinschaftshof im Erdgeschoss ist das Herz der Kaskade. Mittig stehen drei markante Solitärbaume mit Anschluss an den gewachsenen Boden in einem Tiefbeet mit Spielwiese (z.B. Kiefern oder Silber-Ahorne). Seitliche Sitzkanten laden zum entspannten Aufenthalt ein. Rings um das Tiefbeet sind schützend, verwinkelt und nischenartig vier große Hochbeete angeordnet. Das anfallende Dachwasser wird auch in ihnen zunächst gesammelt, um dann über offene Rinnen dem Tiefbeet zur Versickerung zugeführt zu werden. Alle Hochbeete haben Sitzkanten und sind mit kleineren Ahornarten, Blütensträuchern, Stauden und Gräsern bepflanzt. In jedem Hochbeet ist ein besonderes Inlay verortet. So gibt es eine Lounge, ein Wasserbecken, ein Gemeinschaftsbeet und einen Sandkasten. Der streifenartige Belag aus großformatigen Platten mit Schotterrasenstreifen und Grünfugen ermöglicht eine gute Durchwegung des Hofes. Er ist so großzügig gestaltet, dass vielfältige Nutzungen wie Tischtennis, Außenbestuhlung, Kinderspiel etc. möglich auf ihm sind. Insbesondere vor dem Gemeinschaftsraum ist eine große Fläche freigehalten damit hier eine Gemeinschaftsterrasse entstehen kann.
Obwohl die Bebauung grundsätzlich einen geschlossenen Block vorsieht, wird der Gebäudeblock an fünf Stellen geöffnet und verbindet so den Gemeinschaftshof mit seiner Umgebung: Im Norden mit der naturnahen Außenspielfläche der Kita, im Süden mit der urbanen Achse, im Westen mit der grünen Gasse und im Osten mit der lebendigen Schule.

Bauphysik

Lebenszyklusanalyse (LCA) Phasen A-D

Die Ökobilanzierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung der Umweltauswirkungen von Baumaterialien über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Die Lebenszyklusanalyse (Life-Cycle-Analysis, LCA) umfasst dabei die Phasen A-D, von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, Nutzung bis hin zur Entsorgung oder Wiederverwendung.

BSP-Holzdecken

Bei der Verwendung von BSP-Holzdecken werden pro Quadratmeter 48 kg CO2 emittiert. Interessanterweise speichern BSP-Holzdecken 43% der Emissionen im Vergleich zu einer Stahlbeton-Flachdecke im 5,4 m Raster. Insgesamt führen sie zu einer Nettoemission von -28 kg CO2/m², da sie mehr CO2 speichern als freisetzen. Dies bedeutet, dass BSP-Holzdecken 133% der Emissionen im Vergleich zu einer herkömmlichen Stahlbeton-Flachdecke binden.
Stahlbetondecke mit CO2-reduziertem Beton und Stahl
Stahlbetondecken, die aus CO2-reduziertem Beton und Stahl gefertigt sind, emittieren 53 kg CO2/m². Sie speichern 35% der Emissionen im Vergleich zu einer traditionellen Stahlbeton-Flachdecke im 5,4 m Raster. Insgesamt beträgt die CO2-Emission für diese Deckenart 61 kg CO2/m². Damit binden sie 29% der Emissionen im Vergleich zu herkömmlichen Stahlbeton-Flachdecken.

Tragwerkskonzept

Das Untergeschoss, die Decke über dem Untergeschoss, dem Erdgeschoss, dem ersten Obergeschoss sowie die Kerne bestehen aus einer Stahlbetonkonstruktion. Für die Untergeschosse, die Decken und Stützen im Untergeschoss, Erdgeschoss und ersten Obergeschoss sowie die Kernwände wird CO2-armer Beton (CEM III) verwendet, der Recycling-Aggregate enthält. Ein CO2-reduzierter Bewehrungsstahl/Baustahl kann ebenfalls verwendet werden, der durch die Herstellung auf der Elektrolichtbogenofen-Route unter Betrieb von erneuerbarem Strom und der Verwendung von Stahlschrott produziert wird.

Die Decke über dem zweiten Obergeschoss bis zur Dachdecke besteht aus BSP-Holzdecken, welche auf Holzwänden aufgelagert sind. Die Deckenstärke beträgt 24 cm. Die Wahl einer holzbaugerechten Deckenspannweite von 4,95 m (1,65 m x 3) führt zur Reduktion des Materialeinsatzes bei gleichzeitiger Optimierung der Querschnitte. Die BSP-Holzdecken auf den Holzwänden reduzieren die Emissionen erheblich, im Gegensatz zu reinen Stahlbetonkonstruktionen. Die Vorfabrikation aller Holzelemente im Werk reduziert die Bauzeit, erhöht die Qualität und senkt die Kosten.

Natürliche Schüttungen in den Decken, beispielsweise lehmbasiert oder aus recyceltem Bauschutt, erzeugen die notwendige akustische Masse zur Tritt- und Körperschallkontrolle. Eine Holzkonstruktion erlaubt den Einsatz von „Design for Disassembly“-Prinzipien, die im Betonbau nicht funktionieren: der zerstörungsfreie Ausbau der Holzelemente am Lebensende des Gebäudes und ihre direkte Wiederverwendung als Konstruktionselemente in zukünftigen neuen Gebäuden, wodurch eine negative CO2-Bilanz aufrechterhalten wird.

Für den Innenausbau werden Lehmbauplatten oder vorzugsweise freistellbare Wandelemente verwendet, die bei Nichtbenutzung zwischengelagert werden können. Dies führt zu einer erheblichen Abfallreduktion im Vergleich zu Gipskarton oder ähnlichen Materialien.

Kreislauffähigkeit

Ein wesentlicher Bestandteil des nachhaltigen Bauens ist die Wiederverwertung von Abbruchmaterialien. RC-Beton oder Schüttmaterial können für Decken verwendet werden, und Holzdecken sowie Holzwände lassen sich in zukünftigen Projekten wiederverwenden.
Ressourcen-Konzept

Für den Gebäudeentwurf ist sowohl die Reduktion des Gesamtenergiebedarfs als auch die Minimierung der grauen Energie von höchster Priorität. Um dieses Ziel zu erlangen, ist die Integration von umweltverträglichen Baustoffen ein wesentlicher Aspekt des Nachhaltigkeitskonzeptes. Rohstoffe für Beton werden aus möglichst rezyklierten Quellen gewonnen. Somit wird die Entnahme von Primärressourcen vermindert und durch die Nutzung von Sekundärressourcen, insbesondere bei metallenen Werkstoffen, der damit verbundene CO2-Ausstoß reduziert.

Langlebigkeit und die Möglichkeit zur Wiederverwertung der Baustoffe sind neben der Demontierbarkeit des Gebäudes elementare Bausteine eines nachhaltigen Rückbaukonzeptes. So werden die Konstruktionselemente aus Recyclingbeton konzipiert. Der Kiesanteil dieses Betons wird zum Teil durch rezykliertes, mineralisches Baumaterial ersetzt. Mechanische Verbindungen werden im gesamten Bausystem eingesetzt. Es wird insbesondere Wert darauf gelegt, eine möglichst geringe Vielfalt an verbauten Materialien zu verwenden.

Re-Use

Die Wiederverwendung von Baustoffen aus dem Bestand fördert nicht nur den verantwortungsbewussten Umgang mit Ressourcen, sondern trägt auch zur Schaffung einzigartiger und nachhaltiger Gebäude bei. Für die Fassade sollen die im Bestandsgebäude vorhandenen Natursteinplatten wiederverwendet werden, wodurch weitere Primärressourcen und CO2- eingespart werden können. Darüber hinaus soll geprüft werden, ob weitere Materialien in ihrer Qualität, Zustand und Eignung für die Wiederverwendung im Neubau vorgesehen werden können. Die so identifizierten Baustoffe werden in die Planung und das Design integriert. Der selektive Rückbau dieser Materialien wird dann entsprechend sorgsam vorgesehen und die Materialien dokumentiert und gelagert. Vor der Wiederverwendung werden die gesammelten Baustoffe einer gründlichen Prüfung unterzogen. Beschädigte oder unbrauchbare Teile werden identifiziert und entsorgt, während noch verwendbare Materialien aufbereitet und bei Bedarf repariert werden. Dies ermöglicht nicht nur eine effektive Nutzung der vorhandenen Ressourcen, sondern fördert auch eine ästhetische Integration der Altmaterialien in das neue Bauvorhaben.

Brandschutz

Die Grundstruktur im Gebäude (Fluchtwege und Treppenkerne) ist so konzipiert, dass im Brandfall eine schnelle und effektive Evakuierung möglich ist.
Für jeden Bereich des Gebäudes gibt es mindestens zwei Fluchtwege, die ins Freie gelangen. Die Zufahrt der Feuerwehr kann im Westen und Osten des Gebäudes erfolgen. Hier sind Feuerwehraufstellflächen vorgesehen, von wo aus eine Evakuierung über die Fassade (2. Rettungsweg) erfolgen kann. Zusätzlich zu den regulären Treppenhäusern gibt es zwei Fluchttreppenhäuser. Auf der Süd- und Nordseite des Gebäudes können die Bewohner innerhalb der maximal zulässigen Fluchtweglängen diese Treppenhäuser erreichen. Sämtliche Fluchttreppenhäuser sind mit rauchdichten Türen und automatischen Schließeinrichtungen ausgestattet und baulich mit den notwendigen Brandqualitäten geplant.
Durch die Anordnung der Treppenhäuser sind sämtliche maximal erlaubten Fluchtweglängen in den Obergeschossen eingehalten, bzw. unterschritten.
Die Tiefgarage ist nach gleichem Grundprinzip konzipiert - Fluchtweglängen werden ebenfalls eingehalten. Im Erdgeschoss kann aus den Fluchttreppenhäusern direkt ins Freie geflüchtet werden.
Alle Maßnahmen gewährleisten, dass sowohl die vertikale Erschließung über die Kerne als auch die horizontale Durchwegung im Erdgeschoss im Brandfall sicher und effizient sind.

Fassadenkonzept

Das Gebäude präsentiert zwei unterschiedliche Fassadentypen, die jeweils spezifischen Anforderungen gerecht werden. Zur Straßenseite hin besteht die Fassade aus markanten Betonfertigteilen, die innen hohl sind, um das Gewicht zu reduzieren. Diese Elemente sind mit schallabsorbierenden Verglasungen versehen, die sowohl den Schallschutz verbessern als auch dem Gebäude ein modernes, elegantes Aussehen verleihen. Im Gegensatz dazu zeigt die Fassade zum Innenhof eine einladende Holzkonstruktion, die Wärme und Natürlichkeit ausstrahlt. Bei beiden Fassadentypen handelt es sich um eine vorgelagerte Struktur, die zusätzlichen Außenraum in Form von Terrassen und Loggias schaffen. Die thermische Hülle des Gebäudes besteht aus Holzrahmenelemente, die eine sehr hohe Energieeffizienz und eine gleichzeitig schlanke Außenwand beiträgt. Diese differenzierten Fassadenlösungen harmonieren geschickt mit den unterschiedlichen funktionalen und ästhetischen Anforderungen der jeweiligen Seiten des Gebäudes.

Die Fassade zur Straßenseite nutzt vorgelagerte Betonfertigteile, die gezielt für eine Reduzierung des Eigengewichts mit Hohlräumen ausgeführt sind. Diese hohlen Elemente tragen zur Senkung der strukturellen Belastung bei und erleichtern die Montage, während sie gleichzeitig eine stabile und ästhetisch ansprechende Oberfläche bieten. Im Innenhof besteht die vorgelagerte Struktur aus Holz und schafft durch ihre Materialität und Offenheit eine warme und einladende Atmosphäre. Die vorgelagerte Struktur schafft zusätzliche Veranden und Balkone, die den Wohnraum erweitern und den Bewohnern private Außenbereiche bieten. Durch bauliche Verschattung wird der sommerliche Wärmeschutz verbessert, was das Innenklima reguliert und die Energiekosten senkt. Die vorgelagerten Strukturen bieten auch Schutz vor Witterungseinflüssen und ermöglicht die Integration von Begrünungen, die zur Verbesserung des Mikroklimas und der Biodiversität beitragen.

Holzrahmenelemente / Thermische Hülle

Beim angedachten Holzrahmenbau für die Fassadenelemente liegen tragende Konstruktion und Wärmedämmung in einer Ebene liegen, die Außenwände sind bei mindestem gleichem Dämmstandard dünner als bei jeder anderen Bauweise. Der Holzrahmenbau zeichnet sich dadurch aus, dass sämtliche Teile nach dem Lebenszyklus auch wieder in Einzelkomponenten zerlegt werden können. Weiter ist die Bauweise Material- und Ressourcenschonend im Verglich zu herkömmlichen Holzbauweisen.
Die hochwärmegedämmten opaken und verglasten Elemente, jeweils geschosshoch und mit einer Regelbereite von 4,95 m, sind komplett vorelementiert um ein modulares Bauen und zügiges Schließen des Gebäudes für den Ausbau zu ermöglichen.
Nach der Baudicht Erstellung werden fassadenseitig sämtliche außenliegende Strukturen und Sonnenschutz unabhängig von anderen Fachgewerken im Inneren montiert. Die Abmessungen der Fassaden wurden sowohl mit Bedacht auf optimale Raumnutzung, als auch auf effizienten Materialeinsatz gewählt. Die dreifachisolierverglasten thermisch getrennten Holzfensterkonstruktionen des Gebäudes werden je nach Nutzung exakt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Anforderungen und Tätigkeiten ausgebildet und bereits in die Holzrahmenelemente integriert. Durch hocheffiziente selektive Glasbeschichtungen kann bei gleichzeitig bester Nutzung des natürlichen Tageslichts der sommerliche sowie winterliche Wärmeschutz der verglasten Bereiche realisiert werden. Darüber hinaus bieten die vorgelagerte Struktur zusätzlichen Sonnen- und Sichtschutz bei gleichzeitigem Höhenzugang über die zwischengelagerten Stege. Ein verfahrbarer Sonnenschutz sowie Öffnungsflügel zur natürlichen Lüftung und zum Austritt auf die Veranda können beliebig wo gewünscht und erforderlich integriert werden.


Fensterfassadensystem

Hochwärmegedämmtes Holz - (Alu) Fenstersystem als ökologisches Produkt aus heimischem Holz ist natürlich, beständig, stabil und widerstandsfähig. Holz erzeugt Behaglichkeit, lebt und strahlt Wärme zum Innenraum aus. Als Verglasungen kommen hocheffiziente Dreifachisolierverglasungen mit einer kombinierten Sonnen- und Wärmeschutzschicht im äußeren Scheibenzwischenraum und einer Wärmeschutzschicht im inneren Scheibenzwischenraum zur Ausführung. Die hochselektiven Schichten erlauben optimalen sommerlichen und winterlichen Wärmeschutz bei gleichzeitig neutraler und transparenter Optik. Das heißt die Verglasungen sind nach außen kaum spiegelnd und zum anderen fast farbneutral. Die Reflexion/Spiegelung außen liegt im Bereich von <15% was für den Vogelschutz bei voll verglasten Fassaden äußerst positiv ist. Die Heiz- und Kühllasten können die Wahl der Verglasung und Beschichtungen immens reduziert werden.

Vorteile der Vorfertigung

Für das Projekt Neufreimann München legen wir starken Fokus auf die wirtschaftliche Vorfertigung von Bauteilen wie Wänden, Decken und Dächern. Durch nachhaltigen Holzbau und die Verwendung lokaler Baustoffe werden die Außenwände einschließlich Dämmschicht, Fenstern, Sonnenschutz, Fassadenbekleidung, Innenbekleidung und Installationen präzise vorgefertigt. Dies bietet zahlreiche Vorteile:
• Wirtschaftlichkeit durch hohen Wiederholungsfaktor
• Hohe Präzision durch Fertigung im Werk
• Umweltfreundlichkeit und Zirkularität
• Behagliches Wohnklima
• Kurze Montagezeit
• Leichte und schlanke Konstruktion mit mehr Wohnraum
• Hohe Wärmedämmung und geringer Energieverbrauch
• Gute Schalldämmung durch Mehrschichtigkeit

Vorteile Vorgelagerter Strukturen zur Straßenseite und aus Holz zur Hofseite

Die Verwendung von vorgelagerten Strukturen aus Betonfertigteilen zur Straßenseite und aus Holz zur Hofseite bietet zahlreiche Vorteile, die die Lebensqualität und Funktionalität des Gebäudes erheblich verbessern. Durch die vorgelagerten Strukturen werden Veranden und Balkone geschaffen, die nicht nur zusätzlichen Wohnraum bieten, sondern auch ein prägendes gestalterisches Element darstellen. Diese Veranden und Balkone tragen maßgeblich zur Lebensqualität bei, indem sie den Bewohnern private Außenbereiche zur Verfügung stellen.
Ein wesentlicher Vorteil der vorgelagerten Strukturen ist der bauliche sommerliche Wärmeschutz. Durch die bauliche Verschattung mittels Gesimse und Lisenen wird der Wärmeeintrag in das Gebäude reduziert, was zu einem angenehmeren Innenklima während der heißen Sommermonate führt.
Die vorgelagerten Strukturen ermöglichen nicht nur die Ausbildung der Veranden, sondern bieten auch einen Höhenzugang zur Reinigung und Wartung während der Nutzung. Dies erleichtert die Instandhaltung des Gebäudes und trägt zur Langlebigkeit der Fassaden bei.

Zusätzlich bieten die vorgelagerten Strukturen einen effektiven Witterungsschutz, insbesondere bei Starkregen. Sie schützen auch den verfahrbaren Sonnenschutz und erhöhen so die Lebensdauer der Sonnenschutzelemente.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Vogelschutz. Die vorgelagerten Strukturen schützen vor Vogelschlag, da Vögel die Struktur wahrnehmen und so Kollisionen mit den verglasten Geschossen vermieden werden.
Die vorgelagerten Strukturen bieten durch ihre horizontalen und vertikalen Elemente einen perfekten Sichtschutz, insbesondere bei verglasten Fassaden. Dies ermöglicht den Bewohnern Privatsphäre im Quartier. Zudem wirken sich die vorgelagerten Elemente positiv auf den Schallschutz gegen Außenlärm aus. Durch die entstehende Zweischaligkeit können zusätzliche Prallscheiben integriert werden, um den Schallschutz weiter zu verbessern.
Die Struktur bietet vielseitigen Platz zur einfachen Integration von Gebäudebegrünung mit ausgewählten Pflanzen. Dies trägt zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Förderung der Biodiversität bei. Innerhalb der Strukturen können auch Habitate für gefährdete Arten wie Mauersegler, Hausperling und Fledermäuse untergebracht werden, wodurch zusätzlicher Lebensraum für Tiere geschaffen wird.
Durch die Vorfertigung und schnelle Montage der Bauelemente kann die Bauzeit erheblich verkürzt werden. Diese vorgefertigten Elemente lassen sich individuell an die spezifischen Anforderungen und Bedürfnisse anpassen, wodurch vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten entstehen. Beispielsweise können zusätzliche verfahrbare Sonnenschutzelemente integriert werden oder das Verhältnis von transparenten zu opaken Flächen kann nach Wunsch gesteuert werden.
Darüber hinaus tragen dreifach isolierverglaste Fensterelemente zu einem wohngesunden Raumklima bei und fördern gleichzeitig energiesparendes Wohnen. Der schlanke Wandaufbau der Konstruktion sorgt nicht nur für eine effiziente Raumnutzung, sondern führt auch zu einem deutlichen Gewinn an Wohnfläche. Um den erhöhten Schallschutzanforderungen für die West- und Südfassade des Gebäudes gerecht zu werden, bietet die Vorgelagerte Struktur mit Betonfertigelementen die Integration von einer zusätzlichen Verglasung.
Ein weiterer bedeutender Vorteil ist der Beitrag zum Klimaschutz: Holz, als Hauptbaumaterial, speichert CO2 und reduziert somit den ökologischen Fußabdruck des Gebäudes. Diese Kombination aus innovativer Technik, flexibler Gestaltung und umweltfreundlichen Materialien macht das Bauvorhaben besonders zukunftsweisend und nachhaltig.









Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof