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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024

Neues Stadtquartier Neufreimann Baufelder MU 1(3) und MU 1(10) in München

Perspektive Helmut-Kohl-Allee

Perspektive Helmut-Kohl-Allee

Baufeld MU1 (10)

Anerkennung

kister scheithauer gross architekten und stadtplaner GmbH

Architektur

SCHAAR Landschaftsarchitekten München GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aufgabe und Zielsetzung
Der Entwurf greift die klassische Blockrandstruktur auf und strebt an diese in eine zeitgemäße, maßstäbliche Form zu transformieren. Die städtebauliche Strenge wird durch Subtraktionen den oberen Geschossen gemildert, ohne die klaren urbanen Kanten und die räumliche Definition des städtischen Gefüges zu verlieren. Ein gut belichteter Innenhof dient als Rückzugsort und Treffpunkt für die Bewohner, soll durchwegbar sein und eine Verbindung zum umliegenden Quartier herstellen, jedoch nicht primär als Durchgangsweg genutzt werden. Die Nachhaltigkeit des Gebäudes soll sowohl technisch als auch visuell erkennbar und erlebbar sein, um ein bewusstes und umweltfreundliches Bauen zu fördern.

Städtebauliche Konzeption
Die Kubatur des Entwurfs entspricht den Anforderungen des Masterplans und definiert klare städtebauliche Kanten. Die Blockstruktur wird durch vertikale Subtraktionen aufgelöst, was die Strenge der Struktur mildert und die Belichtung des Innenhofs optimiert. Diese Öffnungen werden durch eine Stahlkonstruktion gefasst, die den Block strukturell und gestalterisch wieder schließt und zugleich ästhetische Spannung erzeugt. Diese Stahlkonstruktion zieht sich in den Innenhof und fungiert als Tragwerk für Balkone, die begrünt werden und so das vertikale Grün fördern. Die resultierenden Dachgärten und Außenräume werden durch die Subtraktionen differenziert zoniert, was eine vielseitige Nutzung ermöglicht und die räumliche Vielfalt erhöht.

Fassade und Material
Die Fassadengestaltung legt besonderen Wert auf Nachhaltigkeit, Pflegeleichtigkeit und Langlebigkeit. Der Sockelbereich ist mit grauen Natursteinelementen verkleidet, die den massiven Charakter betonen und das Gebäude im urbanen Raum verankern. Die darüberliegenden Geschosse spiegeln die Holzkonstruktion wider und sind mit keramischen Belägen verkleidet, die durch Reflexionen ein lebendiges Fassadenspiel erzeugen. Dieser Kontrast zum massiven Sockel verleiht dem Gebäude eine besondere ästhetische Qualität. Die Fenster bestehen aus Holz-Aluminium-Konstruktionen und alle Wohnungen sind mit außenliegendem Sonnenschutz in Form von Markisen ausgestattet. Die Balkonstruktur aus lackiertem Stahl betont die zeitgemäße Anmutung des Gebäudes.

Raumkonzept und Erschließungssystem
Der Sockel des Gebäudes besteht aus einer Stahlbetonkonstruktion, die weitspannende, stützenfreie Räume für Gewerbe und Kita bietet. Ab dem Erdgeschoss wird ein Holzskelettbau eingesetzt, dessen Ausfachungen modular und austauschbar sind, um flexible Nutzungen und langfristige Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Diese Bauweise ermöglicht eine variable Raumaufteilung, die an unterschiedliche Nutzungsanforderungen und Bewohnerzahlen angepasst werden kann. Alle Wohnungen sind über Sicherheitstreppenhäuser erschlossen und als Mehrspänner organisiert. Es existiert ein Mix aus verschiedenen Wohnungstypologien, darunter offene Grundrisse und Flurwohnungen. Die meisten Wohnungen sind als durchgesteckte Einheiten konzipiert, was eine optimale Belichtung und Querlüftung sicherstellt. Die Seniorenwohnungen im nördlichen Teil des Blocks sind vertikal organisiert und werden über einen von zwei Außenräumen flankierten Flur erschlossen, was soziale Interaktionen fördert.

Erschließungskonzept
Die Erschließung der Wohnungen erfolgt differenziert: Die südlichen, östlichen und westlichen Einheiten sind vom Straßenraum aus zugänglich, während die Seniorenwohnungen über den Innenhof erschlossen werden. Das Gewerbe im Erdgeschoss wird primär von der Helmut-Kohl-Allee erschlossen, die Kita im Osten, wobei die Anlieferung im Westen erfolgt.

Funktionsverteilung
Im Erdgeschoss befinden sich die Kita im nördlichen Teil und das Gewerbe im südlichen Teil zur Helmut-Kohl-Allee hin. Darüber sind die Wohnbereiche angeordnet, wobei das Seniorenwohnen im nördlichen Blockbereich integriert ist.

Freianlagen
Durch die Nähe zu den Grünanlagen der Schule und der Parkanlage im Norden strebt der Entwurf für die Freianlagen einen fließenden Übergang von der dichten Bebauung in die Grünflächen an. So entsteht ein System aus Parkwegen, das wichtige Blick- und Wegebeziehungen durch klar ausgerichtete Achsen fokussiert, sich an wichtigen Knotenpunkten und Eingangsbereichen aufweitet aber ansonsten von Freizeitwiesen, Bäumen und Pflanzbeeten gesäumt wird. Die Außenspielfläche für die Kindertagesstätte ist entlang der gesamten Nordkante des Neubaus situiert und durch eine frei wachsende Sträucherhecke im Freiraum abgegrenzt. Für die Wohnanlage gibt es Kinderspiel im geschützten Innenhof und Spielanlagen für ältere Kinder jeweils im nördlichen Teil der grünen Gassen. Südöstlich des Neubaus ist eine Außenterrasse für einen möglichen Gastronomiebetrieb verortet.

Bauphysik
Alle Wohnungen sind optimal belichtet und verfügen über eine natürliche Belüftung, was ein angenehmes Wohnklima und eine hohe Wohnqualität sicherstellt. Die durchgesteckten Wohnungen ermöglichen eine effiziente Querlüftung, da Fenster auf beiden Seiten des Gebäudes geöffnet werden können. Dies fördert nicht nur den Luftaustausch, sondern sorgt auch für ein angenehmes Wohnklima.

Die Wände und Decken bestehen aus mehrschichtigen Konstruktionen mit schallabsorbierenden Materialien, um eine optimale Akustik und hohen Wohnkomfort zu gewährleisten. Innenwände sind als Doppelständerwände mit schallabsorbierenden Materialien wie Mineralwolle konzipiert. Decken enthalten schallabsorbierende Materialien in den Hohlräumen der Holzkonstruktion und eine schwimmende Estrichplatte auf Dämmschichten zur Trittschalldämmung. Die entkoppelte Bauweise verhindert die Übertragung von Körperschall, indem tragende und nicht tragende Bauteile ohne direkte starre Verbindungen montiert werden.

Das Gebäude wird auf Low-Tech-Weise natürlich belüftet, ohne den Einsatz mechanischer Lüftungssysteme. Jede Wohnung ist so konzipiert, dass frische Luft von der ruhigeren Seite des Gebäudes einströmen und auf der gegenüberliegenden Seite wieder austreten kann.

Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Der Entwurf ist als Skelettbau konzipiert, der zukünftigen Anforderungen flexibel angepasst werden kann. Serielles Bauen mit wiederholenden, vorgefertigten Elementen ermöglicht eine kosteneffiziente und schnelle Bauweise. Die Auswahl nachhaltiger Materialien wie Holz und wiederverwendbarer Baustoffe sowie ökologische Dämmstoffe wie Zellulose und Holzfaser unterstreicht den umweltfreundlichen Ansatz.


Perspektive Innenhof

Perspektive Innenhof

Lageplan

Lageplan

Grundriss 1. Obergeschoss

Grundriss 1. Obergeschoss