Nichtoffener Wettbewerb | 05/2022
Neugestaltung Bahnhofsumfeld in Stuttgart-Zuffenhausen
©GWHHrs
Ostzugang
ein 2. Preis
~ GRÜNE WELLE, lebendige Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
Hannes Hörr Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
Stadtplanung / Städtebau
Verkehrsplanung
Kunst
Erläuterungstext
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Verfasser*innen sehen den Bahnhof mit seinem Umfeld in einem landschaftlichen Verbund, der sich in Ost-West-Richtung über das Plangebiet erstreckt, wobei der Begriff „Bahnhofpark“ kontrovers diskutiert wird. Daraus ergibt sich eine sehr grüne Anmutung mit hoher Aufenthaltsqualität. Zudem ist der Vorschlag mit differenzierten, nachhaltigen Vorschlägen gespickt, die zunächst im Hinblick auf ihre Realisierung unterschiedlich bewertet werden können, aber einzigartig sind. Dazu zählen unter anderem die Begrünung im Tunnel (tunnel farming), der Bauernmarkt unter dem Eingangsdach zur Unterführung, die Wiederverwendung von altem Pflaster und die Beleuchtung an den alten Oberleitungsmasten. Die Vielzahl der Ideen sorgt in Teilbereichen jedoch für ein Gefühl der Überladung. Der Treppenaufgang von der Burgunderstraße auf das Niveau des Bahnhofsplatzes, der einerseits großzügig dimensioniert ist und trotzdem einen sehr hohen Grünanteil hat, wird ausdrücklich gewürdigt.
Im Widerspruch zu dieser landschaftlichen Haltung stehen die verschiedenen Dächer, die abgesehen von ihrer Farbgebung deplatziert und überdimensioniert wirken. Insbesondere die Länge des Eingangsdachs, auch im Gefälle, sorgt für ungünstige Proportionen. Die Geste der Pergola im Westen, die im Verbund mit der Architektur des Rundbaus und dem Eingangsportal gesehen werden muss, übersteigt das erträgliche Maß.
Die Baumdarstellungen in den Schnitten sind wegen der Stammhöhen nicht glaubwürdig, zumal die vorgeschlagenen Baumarten dafür nicht geeignet scheinen. Die Baumhöhen oberhalb der Tiefgarage sind wegen der beschränkten Aufbauhöhen nicht realistisch. Hier werden Vorschläge zur Substraterhöhung vermisst. Die Dichte der Bäume in diesem Bereich mutet zu hoch an, weil hier insbesondere von Nutzerseite großzügigere Flächen für Veranstaltungen und Treffen gewünscht werden. Das atmosphärische Bild eines dichten und hochaufgeasteten Zitterpappel-Hains kann an dieser Stelle nicht gehalten werden.
Die Offenheit, die der landschaftliche Entwurf suggeriert, wird durch die Nähe von Busbahnhof und Kinderspiel kritisch hinterfragt. Bei einer geschickteren Zuordnung der Spielangebote könnte dieses Problem überwunden werden, indem ein Schwerpunkt für Kleinkinder im sicheren Bereich, nahe der Stadtteilbibliothek situiert wird.
Den Verfasser*innen gelingt mit ihrer Konzeption ein guter und eigenständiger Vorschlag zur Gestaltung des Bahnhofsumfelds. Leider mindern die überdimensionierten Dächer und die Pergola mit ihrer Architektur und Setzung die Qualität des Entwurfs.
©GWHHrs
Nordzugang
©GWHHrs
Lageplan
©GWHHrs
Detail