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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2018

Neugestaltung des Domplatzes in Frankfurt am Main

Teilnahme

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

DER DOMPLATZ UND SEIN UMFELD
Nachbarn, Nutzer, Atmosphären

Die Innenstadt Frankfurts zeichnet sich durch eine bunte Mischung aus Stadtquartieren mit unterschiedlichen Identitäten aus, basierend auf deren individueller geschichtlicher Entstehung.
Insbesondere die Altstadt durchlief eine wechselvolle Entwicklung, die mit dem in jüngster Zeit umgesetzten Dom-Römer-Projekt ihren vorläufigen Abschluss gefunden hat.
Der Domplatz ist neben dem Römerberg der zweite bedeutende öffentliche Raum der Altstadt, den es nun im Zuge der Fertigstellung des Dom-Römer-Quartiers einer seiner Wertigkeit angemessener Gestaltung zuzuführen gilt. Es soll ein zeitgemäßer, städtisch geprägter und gleichzeitig an den heutigen Bedürfnissen orientierter öffentlicher Raum entstehen, der den Anforderungen der einzelnen Nutzer und Besucher gerecht wird, aber auch übergeordneten Themen wie der „Kulturmeile rund um die neue Altstadt“ eine Bühne bietet.

KONZEPT
Der Dom ist heute von Freiräumen umgeben, die durch ihre städtebaulichen Rahmenbedingungen und auch aus der historischen Entwicklung und Nutzung heraus ihre jeweilige eigene Atmosphäre und Aufenthaltsqualität bieten. Diese Potentiale gilt es im Entwurf aufzugreifen und herauszuarbeiten.

Domplatz
Der Bereich des Domplatzes markiert den Eingang in das Baudenkmal und stellt einen wichtigen Aufenthaltsbereich für Besucher dar. Darüberhinaus ist er Bestandteil der Platzabfolge entlang des historischen „Krönungsweges“ zwischen Römer und Dom. Dementsprechend wird eine offene, städtisch-steinerne Platzfläche geschaffen, die den freien Blick auf den Dom ermöglicht und durch ihre einheitliche und einladende Gestaltung in Szene setzt.

Weckmarkt
Das südliche Umfeld des Doms ist hingegen weniger repräsentativ und ein eher kleinteiliger, von Grünelementen wie dem Domgarten und dem alten Baumbestand geprägter Raum. Dieser Charakter wird erhalten und mit gezielt platzierten Neupflanzungen und Aufenthaltsbereichen geschärft.

Die beiden Bereiche werden insbesondere durch ein einheitliches Materialkonzept als zusammenhängender Gesamtraum wahrgenommen und erlebbar gemacht.

ENTWURF
Domplatz
Das Herausnehmen der Parkplätze und des Durchgangsverkehrs, der momentan von der Domstraße über den Platz zur Kannengießergasse führt, ist ein erster wichtiger Schritt um den Domplatz als einheitlichen und frei nutzbaren Platzraum zu gestalten. Ein zweiter Schritt, der den offenen Charakter unterstützt und das Bauwerk in Szene setzt, ist die Entnahme der den Blick verstellenden Baumpflanzungen. Auf diese Weise eröffnet sich insbesondere den von Norden kommenden Besuchern ein großzügiger und einladender Raum, der eindrucksvoll vom markanten Dom beherrscht wird. Das prächtige „Kaiserportal“ wird somit freigestellt und das Bartholomäus-Relief von Hans Mettel an der Fassade des Kreuzgangs sichtbar.
Eine hochwertige, aus Naturstein gefertigte Brunnenschale, der „Kaiserbrunnen“, setzt einen gestalterischen Akzent auf dem Platz, der zum einen eine besondere Aufenthaltsqualität bietet, und zum anderen einen Anlaufpunkt für Altstadt-und Dombesucher darstellt. Hier können sich die Menschen treffen und kommunizieren oder auf dem Rand sitzend das Spiegelbild des Doms kontemplieren und dem leisen Plätschern des Wassers lauschen.
Der heutige Eingangsbereich an der Vorhalle und vor dem nördlichen Turmportal wird durch den „Roten Teppich“ markiert. Ein an dem Bodenbelag im Inneren des Doms angelehnter Teppich aus großformatigen Buntsandsteinplatten kann größere Besuchergruppen aufnehmen und als Informationsträger zur Vermittlung der Geschichte der Altstadt und des Domareals in Form von auf den Platten aufgebrachten Bildern beitragen.
Die gastronomischen Einrichtungen des Haus am Dom und dem Paulaner an den Platzrändern erhalten ausreichend Fläche für das Aufstellen von Außenbestuhlung und tragen weiterhin zur Belebung und Attraktivität dieses Teils der Altstadt bei.

Weckmarkt
Das Potential des Weckmarktes ist zum einen sein eher grün geprägter Charakter, zum anderen seine aus der historischen Nutzung als Markt und Garküchenplatz belebende Kleinteiligkeit. Darüberhinaus dient er der Erschließung des Kaiserdom von Süden, insbesondere durch das dem Turm vorgelagerte Pförtnerhaus. Auch hier wird im Entwurf der Blick freigestellt und die Zugänglichkeit durch Entnahme von störenden Einbauten verbessert. Der durch die Topographie vorhandene Höhenunterschied wird durch parallel zur Domgartenmauer laufende Stufen aufgefangen. Eine Lange Bank auf dem oberen Plateau bietet Aufenthaltsqualität im Schatten der Bäume und dient als Aussichtspunkt über den südlichen Weckmarkt.
Als räumliches Zitat der ehemals auf dem Weckmarkt stehenden Garküchen wird an dieser Stelle eine „Grüne Arkade“ platziert. Dieser Hain aus hoch aufgeasteten, geschnittenen Platanen beherbergt in seinem Schatten Sitzmöglichkeiten für Jung und Alt. Denkbar wäre, hier einen Trinkbrunnen zu verorten und punktuelle Spielmöglichkeiten für Kinder anzubieten, um im Rahmen eines Altstadtbesuches den Ort auch für Familien mit Kindern attraktiv zu gestalten. Zusätzlich könnte ein kleiner Kiosk das Thema der Garküchen aufnehmen und z.B. durch ein Angebot von „Streetfood“ modern übersetzen, zum kurzweiligen Aufenthalt einladen und zur Belebung beitragen.


Materialität
Gemäß dem erklärten Ziel, den Kern der Altstadt zu einem gestalterisch zusammenhängenden Ensemble zu formen, orientiert sich der Entwurf für das Umfeld des Kaiserdoms an dem Leitmaterial Basalt. Das im Bereich des Dom-Römer-Areals verwendete Pflaster im Reihenverband mit gesägter Oberfläche wird entlang der den Platz rahmenden Gebäudefassaden verwendet, um hier den Laufkomfort und die Barrierefreiheit der Haupt-Wegeverbindungen zu gewährleisten. Die Platzmitte hingegen erhält im Hinblick auf den denkmalpflegerischen Kontext eine Oberfläche aus ungesägten Pflastersteinen in einem ungerichteten Verband, der in besonderem Maße die lebendige Wirkung von Naturstein ausstrahlt. Denkbar wäre auch, den dunklen Basaltsteinen eine gewisse Anzahl hellerer Granitsteine unterzumischen, um die Lebendigkeit zu unterstützen und dem Domplatz einen individuellen Charakter im Rahmen des übergeordneten Leitbildes zu geben.
Pflasterrinnen bilden den Übergang von dem gesägten Material an den Rändern zum ungerichteten Natursteinpflaster in der Mitte. Auf diese Weise werden die notwendigen Entwässerungseinrichtungen gestalterisch harmonisch in das Gesamtbild eingefügt. Gleichzeitig definieren sie die Laufzonen entlang der Gebäude, die von Einbauten, Geschäftsauslagen und Gastronomie-Möblierung freigehalten werden sollen.
Auch das taktile Leitsystem für sehbehinderte Menschen orientiert sich an dem im Rahmen des Dom-Römer-Projektes erarbeiteten Prinzips. Dort wo möglich werden Gebäudefassaden und Kantensteine als innere Leitlinien angeboten und insgesamt auf der Fläche Bodenindikatoren sparsam eingesetzt.

Beleuchtung
Die Ausleuchtung des Stadtraumes trägt neben der Gewährleistung der Sicherheit und Orientierung in den Abend- und Nachtstunden auch zur Attraktivierung der Freiräume und Straßen bei. Vor diesem Hintergrund wird empfohlen, die Laufzonen zu beleuchten und den Platz mit Licht zu rahmen. Verwendung findet hierbei die „Römerberg-Leuchte“ als Mastleuchte mit Leuchtkörpern in niedriger Höhe. Der Dom und weitere denkmalwürdige Gebäude werden durch Effektbeleuchtung in Szene gesetzt. Auch das Anstrahlen der Bäume verleiht dem Ort eine besondere Atmosphäre. Herausragende Objekte wie der Kaiserbrunnen werden durch die Betonung ihrer Kontur mithilfe von Lichtlinien in besonderer Weise wahrnehmbar.

Verkehr
Durch die Beschränkung der Befahrbarkeit des Domplatzes auf Anliegerverkehr erhält dieser seinen angemessenen großzügigen Charakter. Um dennoch Stellplatzangebote in diesem stark frequentierten Innenstadtbereich vorzuhalten wird vorgeschlagen, die Befahrbarkeit der Domstraße von der Zufahrt zur Dom-Römer-Tiefgarage bis zur Einmündung auf dem Platz zu ermöglichen, um am östlichen Rand weiterhin Kurzparkplätze anbieten zu können. Denkbar wäre, diese mit einer schattenspendenden Baumreihe zu überstellen und somit auch Ersatz für die auf dem Domplatz entnommenen Spitz-Ahörner zu schaffen.
Die Verkehrsbeziehung Saalgasse-Weckmarkt-Fahrgasse wird im 2-Richtungsverkehr aufrecht gehalten. Die 5,5m breite Fahrbahn erhält einen Belag aus Naturstein-Mittelpflaster im Reihenverband, der sich dem gestalterischen Gesamtbild der Platzflächen unterordnet, gleichzeitig aber bautechnisch für eine Befahrbarkeit auch von Müllfahrzeugen geeignet ist. Als Abgrenzung zu den Gehwegsbereichen werden niedrige, räumlich zurückhaltende Poller in Form von „Calotten“ vorgeschlagen. Markierungsnägel im Belag definieren die entlang der Fahrbahn vorhandenen Längsparkplätze. Die Fläche neben der grünen Arkade kann von Anlieferverkehr als Ladezone über umklappbare Poller angefahren werden und steht nachts als Parkraum für Anwohner zur Verfügung.