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Mehrfachbeauftragung nach HOAI (Freianlagen) mit integriertem Planungsworkshop | 11/2018

Neugestaltung des Rathausvorplatzes Bayreuth

1. Rang

HAHN HERTLING VON HANTELMANN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiter: Linda Reiners, Ying Zhang und Roxane Kell

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser analysieren die städtebaulichen Rahmenbedingungen sorgfältig und umfassend und gelangen so auch folgerichtig zu der Erkenntnis, daß es sich um eine Raum- und Platzfolge handelt, die für die jeweilige Entstehungszeit repräsentativ ist. Sie stärken mit ihrem Entwurf die hinter diesen Planungen stehenden Ideen und Haltungen und beschreiben des Rathausquartier als eine offene Stadtlandschaft mit fließenden Übergängen. Das Rathaus ist die ordnende Dominate im Sinne einer „Stadtkrone“. Es gelingt den Verfassern, durch eine sensible Setzung von Bäumen die ehemalige Raumkante zum Luitpoldplatz bewußt zu machen, ohne jedoch die Durchlässigkeit der Raumbildung einzuschränken. Eine wohldefinierte Lücke weist auf den Haupteingang des Rathauses hin, inszeniert ihn förmlich. Positiv gestärkt wird dieser Wahrnehmungsraum durch eine ausgewogene Setzung der Weltkugel und das in die Rathausfassade integrierte Glockenspiel. Diese und die weiteren Elemente werden nicht eingeengten Platzzonen zugewiesen, sondern umfassen wiederum den ganzen Raum im Sinne der Entwurfsidee von einem offenen Begegnungsraum. Ergänzend zu den klaren Konturen der Platzbegrenzungen durch Rathaus und Sparkasse wird die Raumbildung auf der Nordseite sensibel entwickelt. Die Bauten werden als Zeugen ihrer Zeit respektiert. Der abrupt sich öffnende Innenbereich des Blocks wird durch ein Baumpaar geschlossen. Die Bäume vor den Privathäusern wirken sehr positiv, stärken den privaten Charakter und können ohne Hochbeet auskommen. Durch die sorgfältig formulierten Raumkanten entsteht ein Binnenraum, der die Lauf- und Blickbezüge geschickt aufnimmt und mit dem Umfeld verzahnt. Einer mit Sicherheit in der Zukunft anstehenden Neuordnung und Nachverdichtung des gesamten Quartiers auf den anderen Seiten des Rathauses wird somit vorausschauend Rechnung getragen. Die Aufteilung des Platzes in verschiedene Bereiche ist gelungen. Es ist reizvoll, daß sich dem Betrachter der Platz erst nach und nach erschließt. Er bietet viele Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Die Weltkugel mit Brunnen ist gut eingebunden. Die Weiterentwicklung des Themas „Wasser“ in den Platz hinein wird als „weiterer Wassertrittstein“ zwischen Rotem Main und Mühlengraben sehr begrüßt, wenngleich hier noch Fragen zu Technik und Unterhalt offen sind. Sehr positiv ist die Anordnung von den beiden Pflanzund Sitzinseln vor der verschlossenen Sparkassenfront. Vielfältige Sitzmöglichkeiten für unterschiedliche Aktivitäten und das ausgewogene Verhältnis von besonnten und beschatteten Bereichen versprechen eine hohe Aufenthaltsqualität. Unterstützt wird das Konzept durch die Integration des Bücherschranks und die wünschenswerte Nutzung der Erdgeschoßzone an der Nordostecke mit attraktiven Angeboten wie z.B. einem Café mit Außenbestuhlung. Die Fahrradstellplätze werden zunächst wie bislang vor dem Rathaus vorgeschlagen. Damit belasten sie nicht den Platz, was durchaus positiv gewertet wird. Es wird aber auch damit deutlich gemacht, daß die Parkierung insgesamt rund um das Rathaus ein Problem ist und übergeordnet gelöst werden muß. Der direkte Rathausvorbereich wird als noch nicht ausgereift geplant eingestuft (Lage und Form des südlichen Hochbeets, Fahnen, evtl. Öffnung des Kunstraums zum Platz hin etc.). Die prägnanten Entwurfsideen und die direkte, ungeschminkte Umsetzung transformieren den Rathausplatz in einen Ort von vielfältiger Benutzbarkeit und Atmosphäre. Abschließend wird von der Jury festgehalten, daß der Entwurf sowohl für den Rathausplatz wie auch für den hier ansatzweise bearbeiteten Luitpoldplatz eine hohe städtebauliche, planerische und nutzungsgemäße Qualität in sich trägt.