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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2024

Neugestaltung Dorfmitte mit Rathaus in Schweitenkirchen

Collage

Collage

Anerkennung

Preisgeld: 5.200 EUR

H2M Architekten

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

SCHAAR Landschaftsarchitekten München GmbH

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Peter Corbishley Modellbau

Modellbau

Erläuterungstext

Auszug aus dem Erläuterungsbericht:

Idee + Leitbild
Dem Einfachen und dem Sparsamen ein attraktives Gesicht verliehen. Unser Ziel ist es, über einfaches, handwerkliches und charakteristisches Bauen der Ortsmitte in Schweitenkirchen eine neue Identität zu geben. Im Städtebau, in der Gebäudeplanung und im konstruktiven Detail entwickeln wir durch simple und naheliegende Lösungen eine ganzheitliche Antwort für die Bauaufgabe. Wir lernen aus den Bauerfahrungen der Vergangenheit im Umgang mit Holz und sind offen für Zukunftstechnologien wie Vorfertigung und Rückbaubarkeit. Einfach Bauen heißt für uns materialgerecht, durchführbar, unkompliziert, klimafreundlich und dennoch mit hoher architektonischer Qualität. Eine Verwendung für Dritte oder auch der mögliche Rückbau nach der ersten Lebenszyklusphase werden möglich.

Ort + Städtebau
Es erfolgt eine präzise und naheliegende Setzung der Baukörper im Kontext der Umgebung. Das Raumprogramm wird durch die Auflösung in zwei einfache Volumina gegliedert, in seiner Massivität aufgelöst und funktional eindeutig nach Nutzungen differenziert. Durch die beiden versetzten Satteldachhäuser entstehen zwei individuelle öffentliche Plätze mit unterschiedlicher Qualität: Der adressbildende Dorfplatz zur Kreuzung und der geschützte Bürgerhof bilden mit ihrer schlüssigen Verbindung die neue Dorfmitte und einen Ort des Zusammenfindens. Der ziegelrote Sockel spielt mit dem Gelände, schafft qualitätvolle Aufenthaltsfläche für die Bürger, integriert notwendige Erschließungen und führt Freiraum und Gebäude zu einer schlüssigen Einheit zusammen. Über einen eigenen Zugang angebunden, ergänzen zwei zueinander verschobene Wohnbauten das Quartier. Zukunftsweisend und dennoch im Einklang mit dem örtlichen Erscheinungsbild entsteht ein funktionales und gut proportioniertes Gebäudeensemble.

Architektur + Gebäude
Das zum Vorplatz giebelständige Rathaus mit Uhr und Sitzungssaal bildet das neue Gesicht der Ortsmitte. Die ergänzenden Nutzungen wie Café, Apotheke und Praxen erhalten ein eigenständiges flankierendes Gebäude. Die Eingangsbereiche sind markant zurückgesetzt oder über Vordächer akzentuiert und bilden so leicht auffindbare Adressen zum Dorfplatz. Der separate Außenzugang zum Rathaus sowie die inneren Erschließungen garantieren eine Nutzung des großen Saals auch außerhalb der Öffnungszeiten. Die einfach zonierten Obergeschosse ermöglichen optimale Arbeitswege und Kommunikationszonen. Über die Flexibilität in Grundriss und Fassade sind Nutzungsveränderung auch in Zukunft möglich. Hohe Fenster mit in den außenliegenden Sonnenschutz integrierter Tageslichtlenkung sorgen für optimale Arbeitsplatzbedingungen und maximieren die Raumnutzung. Die Architektur fördert das soziale Miteinander und schafft eine zukunftsweisende, gesunde Arbeitsumgebung.



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser bilden mit zwei parallel stehenden in der Höhe gestaffelten Gebäuden für Rathaus und Geschäftshaus einen gerade noch ausreichend großen Dorfplatz, der sich zur Ortsmitte hin öffnet und einen introvertierteren Bürgerhof südlich des Rathauses aus. Die Verbindung der beiden Plätze bis zur fußläufigen Erschließung der Wohngebäude des Ideenteils schafft eine kleine Abfolge von Plätzen und gassenartigen Engstellen, die die unterschiedlichen Platzqualitäten betont. Die Eingänge zu Rathaus, Apotheke und Café sind richtig am Dorfplatz angesetzt, der Freibereich des Cafés liegt dabei aber wenig attraktiv in der Durchgangszone der Gasse. Die ergänzend angebotene Hofterrasse südlich des Cafés ist für den Betrieb durch die fehlende Sichtbeziehung zum Ausschank problematisch.

Die Wohngebäude liegen mit ihrer geringeren Bauhöhe städtebaulich richtig, das südliche der beiden Gebäude hat eine ausreichend große und gut nutzbare private Grünfläche vor der Erdgeschosszone, das nördliche Gebäude liegt so zwischen Fußwegerschließung und Bürgerhof, dass die private Freifläche beeinträchtigt wird.

Die Differenzierung in einen eher steinernen Dorfplatz und einen grün geprägten ruhigeren Bürgerhof am Übergang zum Wohnen wird gewürdigt. Die Größe und Proportion beider Freiflächen scheint stimmig und lässt eine gute Nutzbarkeit vermuten. Auch in der Gestaltung der Oberflächen am Platz überwiegend versiegelt und damit sehr flexibel nutzbar und geringeren Versiegelung im Bürgerhof mit wassergebundener Decke ist folgerichtig. Positiv bewertet werden die angebotenen Sitzgelegenheiten, sowohl am Platz als auch im Hof, welche konsumfreien Aufenthalt auch außerhalb der Geschäftszeiten ermöglichen. Die Aufenthaltsqualität der sogenannten Hofterrasse mit geschlossener Fassade des Stadels im Süden und rein dienenden Räumen des Geschäftshauses im Norden wird in Frage gestellt. Die Begrünung der Tiefgaragenzufahrt wird begrüßt. Die Situierung der Bushaltestelle an der Hauptstraße ohne Angebot einer Überdachung und ausreichend breitem Zustiegsbereich wird negativ bewertet. Der neue Standort des Maibaums kann nicht überzeugen. Aussagen zum zeitgemäßen Regenwassermanagement werden vermisst.

Die am meisten von der Bürgerschaft frequentierten Bereiche von Bürgerportal und Einwohnermeldeamt sind großzügig angelegt und über den Haupteingang unmittelbar vom Dorfplatz zu erreichen, für private Angelegenheiten stehen kleine Rückzugsbereiche zur Verfügung. Die innere Erschließung des Rathauses über einen Mittelflur mit beidseitig angelagerten Büroräumen ist sinnfällig und flexibel, durch eine Belichtung am Flurende wird die Flurzone ausreichend mit Tageslicht versorgt. Der Rathaussaal ist als zweigeschossiger Raum gut proportioniert und trägt mit der Orientierung zum Dorfplatz dazu bei, dass die Arbeit des Gemeinderates erlebbar wird. Die Orientierung des Hauptamtes in Richtung der benachbarten Bebauung wird kritisch gesehen.

Die Tiefgarage ist wirtschaftlich organisiert und erlaubt die direkte Anbindung der beiden Gebäude des Realisierungsteils, über die mögliche Erweiterung auch die Anbindung der Treppenräume der Wohngebäude. Das Übergreifen des Wohnungsbaus im Ideenteil auf die Tiefgarage des Rathauses wird kritisch beurteilt.

Die Ausbildung der Erdgeschosszone des Rathauses und des Sockelgeschosses des Geschäftsgebäudes in kerngedämmtem, gefärbtem Recyclingbeton und der oberirdischen Geschosse in Holzbauweise wird eine wohltuende horizontale Gliederung der Fassaden erreicht. Im Bereich des Rathauses wirkt die Gliederung der Lochfassade zu gleichförmig und wird der Bedeutung des öffentlichen Gebäudes nicht vollständig gerecht. Die vorgeschlagenen Konstruktionen lassen, zusammen mit den gewählten Spannweiten und der vorgeschlagenen Grundrissorganisation, eine wirtschaftliche Umsetzung in der vorgesehenen Holz-Hybrid-Bauweise erwarten. An einigen Stellen führt die rigide Ordnung der Lochfassade zu Problemen bei der Teilung oder Nutzbarkeit der dahinter liegenden Räume. Die Kombination aus lasierten Lisenen und darunter liegender vertikaler Holzschalung ist im Unter-
halt eher aufwändig, die Detailausbildung, etwa im Bereich offener Stirnholzflächen der Lisenen, erfordert hohe Sorgfalt.

Ein moderater Fensteranteil, außen liegende Verschattungsmöglichkeiten und angemessene Raumtiefen erlauben eine ausreichende Tageslichtversorgung bei gleichzeitigem Schutz vor Überhitzung der Räume. Die Arbeit schlägt ergänzend eine aktive Kühlung vor, deren Stromversorgung über Photovoltaikelemente erfolgen soll, bleibt jedoch den Nachweis der Unterbringung dieser Elemente auf Dach und Fassade schuldig.

Insgesamt liefert die Arbeit einen interessanten Beitrag für die gestellte Aufgabe, der eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten lässt, Schwächen zeigt sie im Bereich der erdgeschossigen Nutzungen und Ihrer Verbindung mit den jeweils zugeordneten Freianlagen.

Lageplan

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