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Einladungswettbewerb | 01/2022

Neugestaltung ehemaliges SÜMÖ-Areal in Mühldorf am Inn

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Preisgeld: 19.500 EUR

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

ama_architekturbüro michael auerbacher

Stadtplanung / Städtebau

modellwerkstatt reinhold fischer

Modellbau

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept | Die Verlagerung von Hallenbad und Norma öffnen die Change einer umfassenden Neustrukturierung der Innseitigen Vorstadt von Mühldorf.

Drei Leitgedanken werden für die Struktur dieser zukunftsgewandten Entwicklung zugrunde gelegt:
• Klare Gliederung und Zonierung durch Grünzüge
• Kompakte Konzentration des ruhenden Verkehrs
• Enge Verflechtung des Quartiers mit der Innenstadt

Die historisch begründeten Schalenstruktur um den Stadtplatz wird aufgegriffen, strukturell geklärt und ergänzend weiterentwickelt. In drei Intensitäten – Gärten, Park und Landschaft, umspielt zukünftig Grünbänder die Innenstadt, knüpfen an die vorhandenen Strukturen an, schaffen wohnungsnahes Grün- und Freizeitbereiche sowie einfließende Kaltluftschneisen und Kompensationsflächen für Kühlung, Versickerung und Starkregenereignisse.

Aus der radialen, auf den Stadtplatz bezogene städtebaulichen Struktur heraus werden Verbindungslinien aufgegriffen und bis an den Inn weitergeführt. Verbindungslinien und Grünbänder bilden das neue städtebauliche Grundgerüst für die Entwicklung dieses Inn Viertels.
Gewerbebauten und das zentrale Parkhaus schirmen das Quartier zu Verkehrslärm der Innstrasse in ab. Eine verkehrsberuhigte Promenade die innere Erschließungsachse, die zum Park hin von Parkvillen gesäumt wird.
Entlang der kurzen Fusswegeverbindungen zum Stadtplatz entstehen kurzweilig begleitende Strukturen wie Läden, Gastronomie oder Kombinationen aus Arbeiten und Wohnen.
Die Verlagerung von Norma kann abhängig von der tatsächlichen Grundstücksverfügbarkeit in einem zeitlich getrennten zweiten Abschnitt erfolgen.


Erschließung / Mobilitätskonzept | Der ruhende Verkehr wird um eine zentrale Parkgarage herum neu organisiert. Die Einfahrt erfolgt mit ausreichen Stauraum direkt von der Innstrase aus. Die eingeschossige Verteilerebene im Untergeschoss erschließt das Gewerbeparken, die neue Hochgarage und bindet die bestehende Garage an. In der Hochgarage wird ein Mobilitätshub mit E-Mobility, Carsharing, Rad, Lastenräder und Kickboards eingebunden. Ergänzend deckt eine getrennt angediente TG unter den nördlichen Parkvillen den zusätzlich durch das Wohnungsangebot entstehende Stellplatzbedarf ab.
Das Areal wird autoarm entwickelt. Die Verkehrsbereiche werden als Tempo 30 bzw. VB-Zonen ausgewiesen. Oberirdisch wird Parken auf Liefer- und den Hol- und Bringverkehr beschränkt.


Baustrukturen | Drei Strukturen prägen die Neubebauung. Die offene, stark grünumspielte Parkgarage, die flexibel ausgelegten Gewerbestrukturen und die leichten Villen aus nachwachsenden Rohstoffen. In den Villen wird ein vielfältiger Mix aus Stadthäusern für die Verbindung von Arbeiten und Wohnen, gestapelten Maisonettwohnungen und differenzierten Appartements abgebildet. Durch Gärten und Loggien eist ein hoher Freiraumbezug gegeben. Über der bestehenden TG nützen die leiten Konstruktionen die Erschließungskerne und Tragstrukturen der bestehenden Unterbauung und integreren partiell deren Eingänge in die aufgehenden neuen Gebäude.


Freiraumkonzept | Mit den Gärten, dem Park, der Promenade und der Auenlandschaft durchfließt Freiraum in vier differenzierten Bändern durch das Quartier.
Gärten - Schritt um Schritt werden - befeuert durch städtische Motivation und Begleitung - die rückwärtigen privaten Freiräume durch Verlagerung von Stellplätzen, intensivere Begrünung und qualitativ hochwertigen freiräumliche Ausstattung wieder zu den wohnungsnahen Gärten, die sie ursprünglich schon für die Stadthäuser waren.
Park – In einer offenen Struktur von Weisen und Großgrün knüpft der Park an den bestehenden Wallring an. Er integriert das verbindende Fuss- und Radwegenetz, weist Spiel und Freizeitbereiche aus und entwickelt durch eine leichte Durchmodellierung über nicht unterbauten Bereichen Versickerungs- und Retentionsraum für Starkregenereignisse.
Promenade - Die Promenade spannt sich zwischen Landgericht und Grundschule bildet mit Baumreihen, begleitende Gruppen, Treffpunkten und Generationen übergreifenden Spiel- und Bewegungsangeboten die innere Erschließungsachse. Seitlich sind kaskadierend angeordnete und mit Staudenteppichen umspielte Retentionsmulden angeordnet.
Landschaft - Der Inn begleitende Galeriewald wird als naturnahes Erholungsgebiet in diese Abfolge eingeflochten. Die Wegebeziehungen zum Uferweg und Innfähre werden durch beampelte Querungen verbessert.


Klimaanpassung | Durch die Umstrukturierung werden Flächen entsiegelt und neue Grünflächen ausgewiesen. Die neu unterbauten Flächen erhalten ausreichend starke Überdeckung für Retention und Großbaumentwicklung. Anfallendes Regenwasser wird durch begrünte Mulden dem Boden wieder zugeleitet. Die Neubauten sind weitgehend aus nachwachsenden Rohstoffen. Die Dächer sind intensiv begrünt und mit PV ausgestattet.


Reversibilität | Ca 40 % der geforderten Stellplätze sind in unterirdischen Garagen verortet. 60 % sind in einer modularen Hochgarage verortet, die je nach Entwicklung der zukünftigen Mobilität in zwei Schritt durch Gewerbebauten ersetzt werden kann. In den dann lediglich verbleibenden unterirdischen Bauteilen werden die intelligenten Verkehrssysteme verortet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch ein klar strukturiertes
Gesamtkonzept aus. Die zentrale Idee ist die Fortführung des
Grüngürtels um den Stadtkern. Die Nutzungsanforderungen
der Auslobung werden gut umgesetzt: qualitativ hochwertige
Wohnbebauung in angemessener Typologie, gute
Positionierung der Nahversorgung mit Adressbildung an der
Ecke Leopoldstraße, Nachweis der Stellplätze in dem
modular aufgebauten Parkhaus.
Die Bebauung fügt sich in ihrer Körnung selbstverständlich in
den städtischen Kontext ein. Der Entwurf zeichnet sich
dadurch aus, dass er keine „Rückseiten“ bildet.
Insgesamt bietet der Entwurf große Robustheit und Flexibilität.
Eine stufenweise Umsetzung je nach Verfügbarkeit der
Grundstücke ist möglich ohne das Gesamtkonzept zu
gefährden. Die modulare Struktur des Parkhauses ermöglicht
eine stufenweise Umsetzung und bietet eine gute Grundlage
für eine dem Ort angemessene anspruchsvolle
Fassadengestaltung. Auch die Lage des Quartiersplatzes mit
Café ist in diesem Zusammenhang zu prüfen.
Die Erschließung des Areals wird zentral in der Leopoldstraße
gebündelt. Das gesamte Quartier und im weiteren Kontext
die gesamte Altstadt wird damit vom Verkehr entlastet. In der
Umsetzung muss die Funktionsfähigkeit der Erschließung
genau betrachtet werden.
Die bestehende TG wird weiter genutzt und durch eine
eingeschossige TG ergänzt. Der Beitrag minimiert dadurch
den erforderlichen Eingriff ins Grundwasser.
Des Weiteren sollte die Möglichkeit einer Zufahrt zum
Parkhaus über die Innstraße geprüft werden.
Der Grüngürtel ist mit dem Entwurf hervorragend umgesetzt.
Gerade auch die nicht unterbauten Bereiche stellen ein gutes
Potential zur langfristigen Grünentwicklung dar. Er bietet viel
Raum um noch mehr klimarelevante Maßnahmen, wie
Verdunstungsflächen, unterzubringen. Durch die Verzahnung
von Park und Wohnbebauung profitiert sowohl der Park als
auch das Wohnumfeld. Die Bereiche zwischen den Häusern
sollten nur kleine private Freiflächen anbieten und die
Übergänge aus dem Park heraus so gestaltet werden, dass
keine Zäsur zum Park entsteht. In der weiteren Bearbeitung
wäre es wünschenswert die Notwendigkeit der querenden
Infrastrukturen im Park sowie der bestehenden TG-Zufahrt an
der Luitpoldallee zu überprüfen. Sehr positiv zu bewerten sind
die grünen Fugen zwischen den Parkhausmodulen. Die
südliche Verbindung zwischen Altstadt und Inn sollte gemäß
ihrer Bedeutung mit besonderer Sorgfalt gestaltet werden,
auch im Hinblick auf die direkte Verbindung zur Altstadt. Die
fußläufige Erreichbarkeit der Innterrasse auf der Flussseite
muss überprüft werden.
Aus vorgenannten Gründen stellt der Entwurf eine solide
Basis für eine nachhaltige Entwicklung dieses sensiblen
Areals im Kontext zur historischen Altstadt dar. Der Entwurf
verspricht in der Umsetzung gute Wirtschaftlichkeit.