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Offener Wettbewerb | 07/2024

Neugestaltung Europaplatz in Mannheim

Perspektive

Perspektive

3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

STADTRÄUMLICHE LAGE UND AUSGANGSSITUATION

Der Europaplatz ist der bedeutendste Stadteingang Mannheims und stellt den östlichen Verkehrsknotenpunkt zwischen Innenstadt und Autobahnanbindung dar. Seine Funktion als Startpunkt der Augustaanlage mit der stadtprägenden mehrreihigen Allee Richtung
Platz am Wasserturm und die lange Geschichte des Europaplatzes machen ihn auch in seiner Bedeutung zu einem bedeutenden Ort der Stadt. Durch die isolierte Lage, die durch die einklammernden Straßenräume entsteht, und die monotone Gestaltung wird der heutige Europaplatz nicht als repräsentativer Stadteingang wahrgenommen und kann seiner Funktion als Ankunftsort der Mannheimer Bevölkerung und Besucher*Innen nicht gerecht werden.
Trotz der großen, schützenswerten Bestandsgehölze kann der Europaplatz auch im Hinblick auf die heutigen Anforderungen an Klimaanpassung, Ökologie und zeitgenössischer Landschaftsarchitektur nicht überzeugen.

URBANES HABITAT
Die Konzeption für den Europaplatz entwickelt die vorhandenen Potentiale des Stadtraums weiter und überführt diese mit einfachen Mitteln in ein klimagerechtes und zukunftsfähiges Gesamtkonzept. Die Idee den ökologischen Wert des Europaplatzes, der umgeben
Von zahlreichen, qualitativ hochwertigen Parkanlagen, keinen hohen Nutzungsdruck verspürt in den Vordergrund zu stellen, bildet den Schwerpunkt des Konzeptes. Die Teilflächen, die sich aus der Verkehrsführung ergeben, werden als urbane Habitate entwickelt und bieten den Tieren neue Lebens- und Rückzugsräume im Mannheimer Zentrum. Die Werte der Europäischen Union „Einheit, Solidarität und Harmonie“ werden auf das gemeinsame innerstädtische Leben von Tieren, Menschen und Natur übertragen - der Name wird Programm.
Unterschieden wird zwischen den außenliegenden Grünflächen, die mit dem großen Gehölzbestand als Waldhabitat entwickelt werden und der innenliegenden offenen Blühwiese. Neupflanzungen von klimaresistenten Gehölzarten verdichten den rahmenden Baumbestand und erhöhen die Vielfalt des Waldes. Unterwuchs und Totholz bieten vielen Tierarten Schutz- und Brut Orte und sind in diesen Bereichen erwünscht. Das anfallende Regenwasser der angrenzenden Straßenräume kann hier gesammelt und werden. Das Ansiedeln von beispielsweise Hasen, Fledermäusen, Waldkäuzen oder Spechten wird gefördert. Das urbane Habitat im Zentrum des Europaplatzes wird als Blühwiese ausgebildet, die mit einer Standortgerechten überwiegend blau und gelb blühenden Saatmischung auch einen optischen Bezug zu Europa herstellt. Die Wiese mit trockenheitsresistenten Arten bietet einen Lebensraum für bspw. Hummeln, Feldhamster, Tagpfauenaugen oder Heuschrecken. Kleine Eingriffe, wie Amphibienzäune und -Tunnel schützen die Tiere vor dem MIV auf den umliegenden Straßen.

SYMBOL DER EINHEIT
„Ein Kreis hat weder Anfangs- noch Endpunkt und ist daher ein Symbol der Unendlichkeit. Ein Kreis vermittelt weniger Spannung als ein Rechteck oder ein Dreieck, da er in keine Richtung weist. Wirkung: ruhig, harmonisch, in sich geschlossen, unendlich, weich,
weiblich und sicher.“ Die Bedeutung der Grundformen: Technische Hochschule Augsburg Artifiziell und symbolhaft wird auch der Kreis der EU-Flagge als Symbol der Einheit auf den Europaplatz übertragen. Eine große, kreisrunde Stegkonstruktion, der Europaring, ermöglicht es den Menschen über die blühende Wiese zu spazieren, ohne die Tier und Pflanzenarten zu beeinträchtigen. Ein Miteinander in Harmonie wird hier ermöglicht. Der Steg entwickelt sich auf der Stadtseite zu einem großen Sitzmöbel. Durch die Lage im Zentrum des Euroaplatzes, die die geringste Lichtverschmutzung im Planungsraum darstellt, ist der Steg prädestiniert als Beobachtungsort des Sternenhimmels. Als Verknüpfungspunkt zwischen Planetarium und Europaring spannt sich die neue Außenterrasse, die für die Astronomischen Beobachtungsabende genutzt werden kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit strukturiert die Fläche klar in einen geschlossenen Randbereich „Ökosystem Wald“ und eine offene Mitte als Wiesenstruktur „Urbanes Habitat“. Die Straße wird jeweils mit einer Baumreihe / Baumallee begleitet, was den Innenraum begrenzt und dennoch den freien Blick zum Planetarium ermöglicht. Diese Grundstruktur wirkt überzeugend und ist klar ablesbar.

Die innere Wiesenfläche wird strukturiert durch symmetrisch angeordnete Wege und einen dazwischenliegenden runden 240 m langen und 2,5 m breiten Holz-Steg. Im inneren des Kreises plant der/die Verfasser:in eine blau blühende Wiese und außerhalb gelb blühende Wiese.

Der Steg ist ein starkes Element. Die Wirkung des Stegs ist vor allem durch die Nutzung bestimmt. Ob das Element stark genug ist, um die Besucher:innen auf die Fläche zu ziehen ist zumindest fraglich. Ein Verweilen in den Sommermonaten ohne Schatten wird in der Regel nur kurzzeitig erfolgen.

Die Anbindung des Planetariums an die Wegestruktur und den Steg ist gut gelungen. Die dargestellten Orte zur Sternenbeobachtung erscheinen jedoch zu nahe am Gebäude und müssten in die Wiese verlagert werden.

Die Wiesen und Waldstrukturen tragen zur ökologischen Wirksamkeit der Fläche bei und sind positiv zu bewerten, ebenso das geplante Einleiten des Oberflächenwassers in die Grünflächen. Auch die Bäume, im speziellen die Eiben, werden weitestgehend erhalten. Der Bezug zu Europa ist durch den kreisrunden Holzsteg und blau sowie gelb blühende Pflanzen schlüssig dargelegt, dennoch stellt sich die Frage, ob dieser Bezug tatsächlich auch ohne Erklärung ablesbar ist.

Der Entwurf lebt durch sein prägnantes Element einer massiven Holzkonstruktion. Die Pflege der Wiesen ist im Bereich des schwebenden Steges zumindest herausfordernd. Ein attraktiver Stadteingang ist seitens des Autofahrers auch ohne den Steg aufgrund der räumlichen Struktur und der blühenden Wiese geben.
Lageplan

Lageplan

Lageplan

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Detail

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