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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2025

Neugestaltung Freiräume Zschochern in Gera

Blick Richtung Zschochernplatz entlang der neuen Straßenwohnzimmer

Blick Richtung Zschochernplatz entlang der neuen Straßenwohnzimmer

1. Preis

Preisgeld: 26.000 EUR

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
In Gera vollzieht sich ein Wandel der städtischen Landschaft. Die durch wirtschaftliche und gestalterische Herausforderungen geschwächte Innenstadt wird im Bereich des Zschochernplatzes und der Zschochernstraße neu interpretiert. Mit dem Fokus auf eine klimagerechte Stadtgestaltung wird die etwa 6.000 m² große Fläche umfassend umgestaltet und zeitgemäß neu gedacht. Die bisher veraltete und teilweise stark heterogene Gestaltung wird durch ein harmonisches, modernes Stadtbild ersetzt.

Der Zschochernplatz fügt sich städtebaulich in die Abfolge bedeutender Plätze der Stadt Gera ein. Als zentrale Schnittstelle verbindet er die Bereiche Sorge, Steinweg und Zschochernstraße. Dabei übernimmt er eine Schlüsselrolle als Übergang zwischen der Innenstadt – insbesondere den Bereichen Sorge und Steinweg – und den Wohngebieten in Richtung Zschochernstraße. Der Platz erfüllt eine Vielzahl von Funktionen: Er dient als Treffpunkt, Spielplatz, Marktfläche und Veranstaltungsort. Die Gestaltung des Platzes geht nahtlos in den angrenzenden Straßenraum der Zschochernstraße über. Diese wird als Shared-Space konzipiert, der wie ein „Wohnzimmer“ für die Bewohnerinnen und Bewohner des Viertels fungiert. Dadurch wird nicht nur die Aufenthaltsqualität verbessert, sondern auch ein Raum geschaffen, der zum Verweilen und Miteinander einlädt.

Die Zschochernstraße
Der Freiraum der Zschochernstraße in Gera wird den Anwohnerinnen und Anwohnern zurückgegeben. Durch eine deutliche Reduktion der Stellplätze entsteht Raum für neue „Wohnzimmer“ im öffentlichen Raum. Entlang von Retentionsgärten öffnen sich immer wieder kleine Platzsituationen, die Raum für individuelle Aneignung bieten. Ein einladendes Stadtsofa lädt zum Verweilen und Begegnen ein.

Die vorhandene Topografie wird durch geschickt integrierte Böschungen und Retentionsgärten aufgefangen, sodass sämtliche Zugänge barrierefrei erreichbar sind. Der wertvolle Baumbestand bleibt weitgehend erhalten und wird durch gezielte Neupflanzungen ergänzt. Neupflanzungen folgen der Fassadenlinie und setzen an den „Wohnzimmern“ gezielte Akzente. Der hohe Anteil an Gehölzen und Vegetationsflächen schafft ein harmonisches, grünes Gesamtbild. Ein durchgehender „Stadtteppich“ aus einheitlichem Pflaster verbindet den Straßenraum visuell und schafft eine offene Atmosphäre, die alle Nutzerinnen und Nutzer gleichermaßen anspricht.

Der Zschochernplatz
Der Zschochernplatz bildet das Herzstück des neuen Stadtteppichs und wird von umliegenden Fassaden gerahmt. Ein umlaufendes Pflaster im römischen Verband fasst die Fläche ein, während ein Pflaster im Reihenverband den zentralen Platzbereich hervorhebt.

Drei unterschiedlich große Klimainseln, geschickt an den Ecken des Platzes positioniert, schaffen grüne Oasen und bilden den gestalterischen Rahmen. In der Platzmitte laden Stadtsofas ein, die kommunikative Funktion des Platzes zu nutzen. Die Topografie hinter den Bänken ist leicht erhöht und sorgt für einen grünen Rücken. Eine vierte Klimainsel im Nordosten ist speziell als Spiel- und Bewegungsraum konzipiert: Ein Wasserspiel lädt hier zum Entdecken und Spielen ein, ergänzt durch ein Spielfeld aus Balanceelementen. So wird der Zschochernplatz zu einem vielseitigen Ort für alle Generationen.

Durch die Anordnung der Klimainseln entsteht im zentralen Bereich des Zschochernplatzes eine großzügige Freifläche, die vielseitig nutzbar ist. So bietet der Platz ideale Voraussetzungen, um den Grünen Markt mit seinen Händlerinnen und Händlern aufzunehmen und ihnen eine attraktive Umgebung für ihre Stände zu bieten. Auch als Veranstaltungsort zeigt sich der neu gestaltete Zschochernplatz flexibel: Während des Höhlerfestes in Gera schafft die neue Zonierung genügend Raum, um eine Bühne oder weitere Eventbereiche zu integrieren. Die Kombination aus urbaner Funktionalität und gestalterischer und
klimatischer Aufwertung macht den Platz zu einem lebendigen Mittelpunkt, der sowohl für den täglichen Betrieb als auch für besondere Anlässe bestens geeignet ist.

Klima- und Wassermanagement
Entlang der Zschochernstraße säumen Retentionsbeete den Straßenverlauf. Diese Beete sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern fördern auch die Biodiversität und dienen als Versickerungsflächen für Regenwasser. Durch die Entlastung der Kanalisation und die Verdunstung der Gärten wird das Mikroklima verbessert. In Kombination mit den Stadtbäumen entsteht ein grünes Muster entlang der Straße.

Auf dem Zschochernplatz übernehmen die Klimainseln die Funktion der Retentionsbeete. Regenwasser wird gezielt in die Grünflächen geleitet und versickert. Der Verdunstungseffekt der Inseln und der Schatten der Stadtbäume schaffen auch an heißen Tagen angenehme Aufenthaltsorte. Das Wasserspiel im Nordosten trägt mit seiner feinen Vernebelung zusätzlich zu einem angenehmen Mikroklima bei.

Mobiliar und Ausstattung
Das Mobiliar prägt den neuen Charakter des Wettbewerbsgebiets. Besonders das Stadtsofa, das sowohl in den „Wohnzimmern“ der Zschochernstraße als auch auf dem Zschochernplatz zu finden ist, bildet ein zentrales Gestaltungselement. Es passt sich harmonisch in die Topografie ein und steht symbolisch für das gemeinschaftliche Miteinander in diesem neugestalteten Freiraum.

Für das Stadtsofa wird FSC-zertifiziertes Holz verwendet. Die Sitzfläche besteht aus aneinandergereihten Holzlamellen, die auf einem Sockel aus Beton ruhen. Durch die leichte Neigung der Rückenlehne entlang der Sitzfläche, bieten sich manche Stellen zum aufrechten Sitzen an und andere Stellen zum entspannten Liegen. Fahrradbügel und Mülleimer aus hochwertigem Stahl derselben Produktfamilie ergänzen das Möblierungskonzept und harmonieren mit dem verlegten Pflaster mit Natursteinvorsatz.

Beleuchtung
Die Beleuchtung des Freiraums betont die beiden Teilräume des Entwurfsgebiets. Auf dem Zschochernplatz kommen dreiflammige Mastleuchten zum Einsatz, die den Raum gleichmäßig erhellen. Eine Effektbeleuchtung unterhalb der Stadtsofas setzt gezielte Lichtakzente und schafft eine stimmungsvolle Atmosphäre – sowohl auf dem Platz als auch in der Straße. Das Wasserspiel im Nordosten wird von unten beleuchtet und erzeugt so auch bei Dunkelheit eine ansprechende Stimmung. Im Straßenraum sorgen wohlplatzierte Mastleuchten für eine gleichmäßige Ausleuchtung, die den gesamten Freiraum erhellen. Bei der Auswahl der Beleuchtung kommen insektenfreundliche LED-Lampen mit anpassbarer Farbtemperatur zum Einsatz. Durch den Einsatz intelligenter Lichtsteuerungssysteme wird eine nachhaltige, wirtschaftliche und sichere Beleuchtungslösung geschaffen – etwa durch zeit- und aktivitätsabhängige Dimmfunktionen.

Materialität
Der durchgängige Stadtteppich aus Pflaster verbindet den Straßenraum mit den angrenzenden Stadtbereichen und verleiht der Zschochernstraße ein einheitliches Erscheinungsbild. Das Pflaster im römischen Verband betont die Weitläufigkeit der Fläche und schafft ein homogenes Bild.

Der Zschochernplatz hebt sich durch einen Belagswechsel vom Stadtteppich ab: Ein Pflaster im Reihenverband unterstreicht die Großzügigkeit des Platzes und schafft zugleich visuelle Klarheit. Für beide Verlegearten wird ein ökologisches Pflaster mit Natursteinvorsatz verwendet, das wasserdurchlässig ist. Durch seinen geringen Albedo-Effekt verhindert es zudem eine übermäßige Aufheizung des Stadtraums. Das Pflaster wird in abgestuften Beigetönen verlegt, die eine warme, natürliche Ästhetik erzeugen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich mit einer durchgängigen Gestaltung des Bereiches von der Leipziger Straße bis zur Bauvereinstraße über den so genannten Stadtteppich, der an den bebauten Kanten von dicht bepflanzten Beeten (Klimainseln) besetzt wird, aus. Damit entsteht einerseits ein urbaner Gesamtraum, andererseits eine differenzierte räumliche Gliederung mit unterschiedlichen, qualitativ hochwertigen Freiraumnutzungen.

Die Anordnung der Klimabeete auf dem Zschochernplatz erzeugt einen „grünen“ Eindruck und schafft einen zentrierten Aufenthaltsbereich, der für Stadtflanierer*innen wie auch den Bewohner*innen gleichermaßen Angebote schafft. Es wird eine Maßstäblichkeit erreicht, die dem Ort im vorhandenen Stadt- und Sozialgefüge eine angemessene Rolle zuteilt. Die Schotterrasenflächen an den äußeren Rändern der Beete werden kritisch gesehen und sollten den Beeten zugeordnet werden.
Der Platzbereich selber wird subtil mit einer anderen Körnung und Ausrichtung des Pflasters markiert, was im Zusammenhang mit den Beetflächen und dem Wasserspiel eine nachvollziehbare Besetzung ergibt. Das Wasserspiel selber ist zwar an der Schnittstelle der urbanen und anwohnerbasierten Nutzung richtig platziert, sollte aber differenzierter und erlebnisreicher ausformuliert werden.
Im Straßenraum kann die Arbeit durch einen hohen Grünanteil, wiederum als so genannte Klimabeete ausgebildet, bei gleichzeitiger Funktionalität im Bezug auf die Verkehrsführung und Höhenausbildung überzeugen.

Die Autor*innen platzieren auf dem Platz und in den Raumnischen der Zschochernstraße an den richtigen Stellen große „Stadtsofas“. Auf dem Platz unterstreichen diese die introvertierte Ausrichtung und bilden im Straßenraum Angebote für nachbarschaftliches Zusammenkommen. Als intelligente Lösung wird der gleichzeitige Ausgleich der Höhenunterschiede mittel der Rückenlehnen der Stadtsofas anerkannt.

Der Platzbereich ist leicht zurückgesetzt, was einen angemessenen Auftakt in den Stadtraum am Zschochern bildet. Mit der Anordnung der westlichen Klimainseln öffnet sich der Raum zur Sorge, so dass ein zentrierter und klarer Übergang der beiden Stadträume entsteht. Das Konzept eines zentralen, linearen Raumes und die Freihaltung der Bereiche vor den Gebäuden mittels nachvollziehbar angeordneter Grünflächen, wird als gelungen gewertet.

Der Straßenraum wird mit der zentralen Fahrspur und der Anordnung der Beete linear geprägt, wirkt jedoch durch Aufweitungen in den Aufenthaltsbereichen nicht monoton. Am östlichen Übergang zur Bauvereinstraße wird zum Umgang mit dem anschließenden destrukturierten Raum keine Aussage getroffen.

Alle Eingänge, Durchgänge und Verbindungen sind für Fußgänger*innen gut erschlossen. Für zukünftige Nutzungen sind ausreichend Räume und Flächen vorhanden. Die Marktnutzung und die Durchführung der geforderten Veranstaltungen wird nachgewiesen. Die Möglichkeiten für größere Events sollen in einer möglichen Überarbeitung geprüft werden.

Die Stellplatzflächen sind klar und gut erreichbar angeordnet. Die Fahrbahnbreite beträgt 4,5 Meter und ermöglicht für Radfahrer*innen wie auch bei Lieferungen das Ausweichen.

Als Kinderspiel wird lediglich das Wasserspiel gezeigt und ein Balancierspiel im Text genannt. Das Preisgericht sieht hier noch weiteres Potential, da der Entwurf entsprechende Flächen und Möglichkeiten vorhält. Die Integration weiterer Spielmöglichkeiten würde die Multifunktionalität erhöhen. Die Ausstattungselemente sind angemessen und können gut im Raum, je nach Funktionsanspruch, variiert werden. Die Stadtsofas stellen einen elementaren Bestandteil der Arbeit dar und schaffen ein qualitätsvolles und universelles Sitz- und Kommunikationsangebot. Die Bestandsbäume sind größtenteils erhalten, was positiv bewertet wird. Das Regenwassermanagement basiert auf der Versickerung in die Grünflächen, was als einfache, aber funktionsfähige Form gewürdigt wird. Ob die Gefälleausbildung und Zuführung in die Beete – hier stehen teilweise die großen Bänke im Weg – ausreichend ist, muss ggf. im weiteren Verfahren geprüft werden.

Weiterhin ist die Nähe der Versickerungseinrichtungen zu den Gebäuden überprüfen. Das vorgeschlagene Betonpflaster ist je nach notwendiger Materialstärke, im Vergleich zu Natursteinen unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit im Bezug auf den CO2-Abdruck zu überprüfen. Die Jury beurteilt das Verhältnis von Grünflächen zu befestigten Flächen als günstig.

Die Herstellungskosten werden im Feld der eingereichten Arbeiten im mittleren Bereich gesehen. Für die Bänke als Sonderbauteile muss ein entsprechender Finanzrahmen geschaffen werden. Außer dem Wasserspiel werden keine technisch aufwändigen Einbauten vorgesehen. Für die Unterhaltung kann eine wirtschaftliche Reinigung der Wegeflächen aufgrund der klaren Anordnung der Einbauten und Grünflächen angenommen werden. Der Pflegeaufwand der Beetflächen wird, je nach Art der Bepflanzung, als anspruchsvoll, aber realisierbar eingeschätzt.
Blick Richtung Wasserspiel auf dem Zschochernplatz

Blick Richtung Wasserspiel auf dem Zschochernplatz

Lageplan - Eingliederung Zschochernplatz und Zochernstraße M 1-500

Lageplan - Eingliederung Zschochernplatz und Zochernstraße M 1-500

Lageplan - Zschochernplatz und Zschochernstraße M 1-250

Lageplan - Zschochernplatz und Zschochernstraße M 1-250

Städtebauliches Konzept

Städtebauliches Konzept

Vernetzung mit dem städtischen Gefüge

Vernetzung mit dem städtischen Gefüge

Verkehr und Mobilität

Verkehr und Mobilität

Klimamanagement und Entwässerung

Klimamanagement und Entwässerung

Beleuchtungskonzept

Beleuchtungskonzept

Längs- und Vertikalschnitte, A-A‘ & B-B‘ & C-C‘ - M 1-250

Längs- und Vertikalschnitte, A-A‘ & B-B‘ & C-C‘ - M 1-250

Detail Zschochernplatz mit Klimainsel M 1-50

Detail Zschochernplatz mit Klimainsel M 1-50

Zusammenspiel aus Zschochernplatz und Zschochernstraße

Zusammenspiel aus Zschochernplatz und Zschochernstraße

Veranstalungen & Märke auf dem Zschochernplatz

Veranstalungen & Märke auf dem Zschochernplatz

Ausstattungsfamilie

Ausstattungsfamilie