Nichtoffener Wettbewerb | 10/2024
Neugestaltung Freiraum und Neubau Überdachungsbauwerk am ZOB Göppingen
©BHM Planungsgesellschaft mbH / Filip Staszkiewicz
2. Preis
Preisgeld: 28.000 EUR
Schneck Schaal Braun Ingenieurgesellschaft Bauen
Tragwerksplanung
Verkehrsplanung
Modellbau
Beurteilung durch das Preisgericht
Die VerfasserInnen entscheiden sich, die vorgelegte Verkehrsplanung mutig in Frage zu stellen und an der Kellereistraße im Westen eine neue Lösung zu entwickeln, der es überraschenderweise gelingt, den wertvollen Baumbestand des kleinen Wäldchens zu erhalten und als schattenspendendes, kühlendes Gründach für den ZOB zu nutzen. Dabei werden wenige Bussteige um 90 Grad gedreht und unter den Baumbestand gesetzt. Durch die raumbildende Bestandsbaumgruppe bildet sich eine neue Raumsituation für den zentralen Bereich. Diesen definieren die VerfasserInnen auf Basis der vorliegenden Verkehrsplanung mit einer geschwungenen Dachform, die beide in Nordsüdrichtung liegende Bussteige mit einem leichten Schwung über die mittig liegende Fahrgasse verbindet. Mit Kurven und leichten Knicken reagiert und interagiert das Dach respektvoll auf die umgebende Gebäudestruktur und sucht dennoch eine harmonische Gesamtform.
Der neue Busbahnhof ist im umliegenden Stadtraum mit mehreren Zugängen mit den neuen Busteigen verknüpft. Der Anschluss an die Kanalstraße wird mit einer kleinen baumbestandenen Platzsituation gestaltet, die intuitiv mit einer großzügigen Treppe auf den zentralen Übergang zu den Bussteigen führt und den Höhensprung ansprechend ausformuliert. Wünschenswert wäre, dass die barrierefreie Rampe für die mobilitätseingeschränkten NutzerInnen auf kürzestem Weg erfolgen könnte. Über die Gehwegflächen im Norden und Osten gelingen die Verbindungen in die Grabenstraße und Innenstadt. Durch die Aufsplittung der Bussteige werden zukünftig für die intuitive Auffindbarkeit der Haltestellen gute Leitsysteme notwendig.
Der Entwurf definiert für die Fahrbeläge der Busse und Pkws einen teppichartig gestalteten Ortbetonbelag, dessen Eigenständigkeit gewürdigt wird, aber in der geometrischen Führung noch nicht gänzlich überzeugt. Die Aufenthaltsbereiche auf den Bussteigen und die umgebenden Gehwegbereiche sind mit Natursteinbelägen im wilden Verband gestaltet, die den Flächen eine angemessene Wertigkeit verleihen.
Das geschwungene Dach schwebt als leichte Stahlkonstruktion in einer mittleren Höhe zwischen 6 bis 7,5m über den Bussteigen und Fahrbahnen. Die Attika wird leicht angeschrägt, was der Gestalt einen wertigen und eher schirmartigen Charakter verleiht. Das Dach selbst wird begrünt und mit PV-Modulen bestückt. Die Ausbildung als Biodiversitätsdach kann nur in Bezug auf die angedachte Artenvielfalt gelesen werden. Für ein Biodiversitätsdach typische Elemente (Wasserstellen/ Totholz) erscheint das Dach allerdings nicht geeignet. Für die Fahrgäste ist die Dachunterseite mit seiner warmen Holzverkleidung erlebbar. Die in Grüntönen gehaltenen Metallstützen zitieren die VerfasserInnen als schrägstehende Äste, die das Baumdach halten. Die gekreuzte Aufstellung der Stützen wird im Preisgericht nicht nur positiv gesehen. Das Tragwerk selbst ist logisch und einfach entwickelt, die trogartige Ausbildung kann als Abdichtungsebene herangezogen, die Eindeckung wird etwas aufwendig beurteilt.
Als Mobiliar wird ein schmaler Katalog präsentiert, der gestalterisch in seiner Schlichtheit bisher noch nicht überzeugen kann.
Funktional kann die Arbeit noch nicht vollständig überzeugen, da Teile der Bussteige nicht vollständig überdacht sind und daher zusätzliche kleine Wartehäuschen ergänzt werden müssen. Es wird kritisch diskutiert ob, dadurch manche Wartebereiche benachteiligt werden. Bei der Einmündung in die Kellereistraße gibt es Konflikte mit dem Gegenverkehr, mit nicht optimalen Sichtbeziehungen auf relativ langen Strecken, auch sind im Süden Konflikte zwischen MIV und Bus zu lösen.
Der Arbeit bietet einen wertvollen Beitrag und kann aufzeigen, welche Chancen eine geänderte Verkehrsführung für den großflächigen Erhalt des Baumbestandes bietet und welche positiven Auswirkungen sich für das Stadtklima, die Durchgrünung und Aufenthaltsqualität im eher urbanen Verkehrsraum möglich sind. Die gewählte Dachkonstruktion wird als interessanter räumlicher Beitrag gewürdigt und kann in seiner Gestaltung als angemessenen Beitrag überzeugen.
©BHM Planungsgesellschaft mbH
©BHM Planungsgesellschaft mbH
©BHM Planungsgesellschaft mbH
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©werkstadtidee GbR
Modell
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