Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024
Neugestaltung Leuchtwerkareal in Augsburg
©Rendercircle
Perspektive Platz
2. Preis
Preisgeld: 25.000 EUR
Stadtplanung / Städtebau, Architektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Michael Frischauf, Annika J. Michel, Celine P. S. Stemmelen, Kalina Vankova, Martina Unzeitig, Ada Curkic, Sara Djokic
Carla Lo Landschaftsarchitektur
Landschaftsarchitektur
Zeleny Infrastrukturplanung für Regenwassermanagement
TGA-Fachplanung
con.sens verkehrsplanung zt gmbh
Verkehrsplanung
Rendercircle - Christian Marrero
Visualisierung
Modellwerkstatt GERHARD STOCKER
Modellbau
Erläuterungstext
Das neue Leuchtwerkareal - Wohnquartier mit Strahlkraft am Lechufer, Augsburg
Die Differenzierung in der städtebaulichen Körnung und Ausbildung eines kleinteiligen, menschlichen Maßstabs unterstützt ein lebendiges Ortsbild, welches mit seiner Umgebung gut abgestimmt ist. So entstehen auf dem ehemaligen Osram-Areal vier Nachbarschaften, die zur Berliner Allee jeweils mit einem „Gewerbepuffer“ zur Lärmabschottung ausgestattet sind. Die vorherrschende Barrierewirkung der Berliner Allee wird durch sichere Übergänge und das Aufnehmen bestehender Fußwege überwunden und so das Planungsgebiet mit seiner Umgebung vernetzt.
Folgende Leitprinzipien bilden das Grundgerüst des städtebaulichen und freiraumplanerischen Konzeptes:
1) Vernetzung mit der Umgebung (West-Ost und Nord-Süd Richtung)
Das ehemalige Osram Areal soll sich in alle Himmelsrichtungen mit der Umgebung vernetzen, zentrales Element sind dabei drei Grünachsen die das Gebiet mit der Umgebung und dem Lechufer verbinden.
Ergänzt wird die Anbindung in Richtung Norden und Süden durch die urbane Meile, die das lebendige Gegenstück zur ruhigen Grünvernetzung am Planungsgebiet bildet.
2) Grüne Quartiersplätze
Die grünen Quartiersplätze bilden das Herzstück des Areals und für die jeweiligen Nachbarschaften. An diese sind Kleingewerbe sowie kommunikationsfördernde Nutzungen in den überhöhten Erdgeschosszonen angesiedelt. Ein Jugendtreff, sowie ein Café sollen den Austausch unter den BewohnerInnen und BesucherInnen fördern.
3) Grünkorridore aufnehmen und ergänzen
Die grüne Vernetzung mit der Umgebung soll durch das Aufgreifen und Weiterführen bestehender Grünachsen erfolgen. Dadurch wird mit den drei Grünachsen die Bebauung von Grünräumen gerahmt, die allen BewohnerInnen einen konsumfreien Ort zum Austauschen, Spielen und Verweilen im Grünen bietet.
Beurteilung durch das Preisgericht
In unaufgeregter Lässigkeit und Robustheit formuliert der Entwurf eine Abfolge von 4 klar strukturierten Quartieren. Großzügige Grünfugen gliedern den Städtebau in lesbare Einheiten und gewährleisten eine gute Kaltluftdurchströmung von der Stadt zum Fluss. Die Wohnquartiere gruppieren sich jeweils um eine gemeinsame Mitte, die von allen Baufeldern aus erlebbar ist und im Erdgeschoß mit gemeinschaftlichen und gewerblichen Nutzungen belebt wird. Zur Berliner Alle formuliert die Bebauung eine klare Raumkante mit leichten Raumversätzen, die durch unterschiedliche Nutzungen von Quartiersgaragen über Sonderwohnen bis zu Gewerbe eine abwechslungsreiche Fassadenabwicklung erwarten lassen. Die Verteilung der gewerblichen Nutzungen über die ganze Länge der Entwicklung lässt Fragen offen und wäre quantitativ zu prüfen. Die Entscheidung der Verfasser den Lärmschutz vorrangig über die Nutzung zu lösen und nachrangig über die Grundrißtypologie von strassenseitigen Laubengängen für das Sonderwohnen, ist überzeugend.
In der Folge entstehen im Rückraum sehr qualitätvolle ruhige Wohnlagen, deren offene Höfe sich zum Lech orientieren, den Flussraum für die Bewohner erlebbar machen und geschützte Räume für KinderSpielflächen bieten. Klimatisch wirkt sich die offene Bebauung zum Fluss positiv auf die Nachströmung kühlender Frischluft aus. In den öffentlichen Grünfugen entsteht durch kluge Baumstellung Schattenwurf und Abkühlung, zusätzlich wird mit der Wegeführung die Ventilation gewährleistet. Die Entscheidung der Verfasser diese Grünräume als „landscape first“ frühzeitig zu etablieren wird ausdrücklich begrüßt. Der potentielle Schulstandort an der Grünfuge im Norden ist sehr gut gewählt. In stadtäumlich prominenter Lage schirmt die Schule den Wohnungsbau vom Gewerbelärm ab ohne ein Loch in die städtebauliche Struktur zu reißen.
Das Parkierungskonzept überzeugt durch die baufeldweise Anordnung der Quartiersgaragen. Geschickt werden diese von den bestehenden Kreuzungen erschlossen in Kombination mit der notwendigen internen Erschließung für Krankenwagen und Müll der ansonsten autoarmen Quartiere. Relativ kurze Wege vom Wohnen zur Parkierung lassen eine hohe Akzeptanz erwarten.
Überraschend ist, dass der Entwurf im Vergleich zu anderen Arbeiten kaum Bestand erhält, dessen Absenz das Projekt dann auch nicht im Raum verankern kann. So wirkt der Schornstein zwischen dem Neubau eingeklemmt und ohne Einbindung in den Stadtraum.
Der dadurch rational und aufgeräumt wirkende Städtebau ermöglicht glaubhaft das serielle Bauen mit Typenhäusern und ist ein tragfähiger Beitrag zur Lösung der Aufgabe. Wenngleich die Systemgrundrisse noch nicht in allen Situationen überzeugen können, verspricht die Architektursprache der Verfasser eine hohe Qualität, die in dieser Art Städtebau essentiell wichtig ist, um trotz der Rationalität und Serialität des Typenbaus keine Monotonie aufkommen zu lassen.
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Perspektive Freiraumkorridor
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Schwarzplan
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Grün- und Freiraum Vernetzungsplan
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Vogelperspektive
©AWZT x Carla Lo
Lageplan