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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neugestaltung Leuchtwerkareal in Augsburg

Perspektive Platz

Perspektive Platz

2. Preis

Preisgeld: 25.000 EUR

Albert Wimmer ZT GmbH

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

Carla Lo Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Zeleny Infrastrukturplanung für Regenwassermanagement

TGA-Fachplanung

con.sens verkehrsplanung zt gmbh

Verkehrsplanung

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Modellwerkstatt GERHARD STOCKER

Modellbau

Erläuterungstext

Das neue Leuchtwerkareal - Wohnquartier mit Strahlkraft am Lechufer, Augsburg

Auf der ca. 12 ha großen Fläche im Textilviertel Augsburg soll auf dem ehemaligen Gewerbegebiet der Firma Osram ein attraktives, nachhaltiges Wohnquartier am Lechufer entstehen, das die ressourcenschonende Modulbauweise der Firma Nokera nutzt und sich durch die Neuordnung des Areals gut in die umliegende Nachbarschaft eingliedert. Die Mischung aus Wohnbebauung mit ergänzendem Kleingewerbe lässt ein lebendiges Quartier mit Strahlkraft weit über das Projektgebiet hinaus entstehen.
Die Differenzierung in der städtebaulichen Körnung und Ausbildung eines kleinteiligen, menschlichen Maßstabs unterstützt ein lebendiges Ortsbild, welches mit seiner Umgebung gut abgestimmt ist. So entstehen auf dem ehemaligen Osram-Areal vier Nachbarschaften, die zur Berliner Allee jeweils mit einem „Gewerbepuffer“ zur Lärmabschottung ausgestattet sind. Die vorherrschende Barrierewirkung der Berliner Allee wird durch sichere Übergänge und das Aufnehmen bestehender Fußwege überwunden und so das Planungsgebiet mit seiner Umgebung vernetzt.

Folgende Leitprinzipien bilden das Grundgerüst des städtebaulichen und freiraumplanerischen Konzeptes:

1) Vernetzung mit der Umgebung (West-Ost und Nord-Süd Richtung)
Das ehemalige Osram Areal soll sich in alle Himmelsrichtungen mit der Umgebung vernetzen, zentrales Element sind dabei drei Grünachsen die das Gebiet mit der Umgebung und dem Lechufer verbinden.
Ergänzt wird die Anbindung in Richtung Norden und Süden durch die urbane Meile, die das lebendige Gegenstück zur ruhigen Grünvernetzung am Planungsgebiet bildet.

2) Grüne Quartiersplätze
Die grünen Quartiersplätze bilden das Herzstück des Areals und für die jeweiligen Nachbarschaften. An diese sind Kleingewerbe sowie kommunikationsfördernde Nutzungen in den überhöhten Erdgeschosszonen angesiedelt. Ein Jugendtreff, sowie ein Café sollen den Austausch unter den BewohnerInnen und BesucherInnen fördern.

3) Grünkorridore aufnehmen und ergänzen
Die grüne Vernetzung mit der Umgebung soll durch das Aufgreifen und Weiterführen bestehender Grünachsen erfolgen. Dadurch wird mit den drei Grünachsen die Bebauung von Grünräumen gerahmt, die allen BewohnerInnen einen konsumfreien Ort zum Austauschen, Spielen und Verweilen im Grünen bietet.

Beurteilung durch das Preisgericht

In unaufgeregter Lässigkeit und Robustheit formuliert der Entwurf eine Abfolge von 4 klar strukturierten Quartieren. Großzügige Grünfugen gliedern den Städtebau in lesbare Einheiten und gewährleisten eine gute Kaltluftdurchströmung von der Stadt zum Fluss. Die Wohnquartiere gruppieren sich jeweils um eine gemeinsame Mitte, die von allen Baufeldern aus erlebbar ist und im Erdgeschoß mit gemeinschaftlichen und gewerblichen Nutzungen belebt wird. Zur Berliner Alle formuliert die Bebauung eine klare Raumkante mit leichten Raumversätzen, die durch unterschiedliche Nutzungen von Quartiersgaragen über Sonderwohnen bis zu Gewerbe eine abwechslungsreiche Fassadenabwicklung erwarten lassen. Die Verteilung der gewerblichen Nutzungen über die ganze Länge der Entwicklung lässt Fragen offen und wäre quantitativ zu prüfen. Die Entscheidung der Verfasser den Lärmschutz vorrangig über die Nutzung zu lösen und nachrangig über die Grundrißtypologie von strassenseitigen Laubengängen für das Sonderwohnen, ist überzeugend.

In der Folge entstehen im Rückraum sehr qualitätvolle ruhige Wohnlagen, deren offene Höfe sich zum Lech orientieren, den Flussraum für die Bewohner erlebbar machen und geschützte Räume für KinderSpielflächen bieten. Klimatisch wirkt sich die offene Bebauung zum Fluss positiv auf die Nachströmung kühlender Frischluft aus. In den öffentlichen Grünfugen entsteht durch kluge Baumstellung Schattenwurf und Abkühlung, zusätzlich wird mit der Wegeführung die Ventilation gewährleistet. Die Entscheidung der Verfasser diese Grünräume als „landscape first“ frühzeitig zu etablieren wird ausdrücklich begrüßt. Der potentielle Schulstandort an der Grünfuge im Norden ist sehr gut gewählt. In stadtäumlich prominenter Lage schirmt die Schule den Wohnungsbau vom Gewerbelärm ab ohne ein Loch in die städtebauliche Struktur zu reißen.

Das Parkierungskonzept überzeugt durch die baufeldweise Anordnung der Quartiersgaragen. Geschickt werden diese von den bestehenden Kreuzungen erschlossen in Kombination mit der notwendigen internen Erschließung für Krankenwagen und Müll der ansonsten autoarmen Quartiere. Relativ kurze Wege vom Wohnen zur Parkierung lassen eine hohe Akzeptanz erwarten.

Überraschend ist, dass der Entwurf im Vergleich zu anderen Arbeiten kaum Bestand erhält, dessen Absenz das Projekt dann auch nicht im Raum verankern kann. So wirkt der Schornstein zwischen dem Neubau eingeklemmt und ohne Einbindung in den Stadtraum.

Der dadurch rational und aufgeräumt wirkende Städtebau ermöglicht glaubhaft das serielle Bauen mit Typenhäusern und ist ein tragfähiger Beitrag zur Lösung der Aufgabe. Wenngleich die Systemgrundrisse noch nicht in allen Situationen überzeugen können, verspricht die Architektursprache der Verfasser eine hohe Qualität, die in dieser Art Städtebau essentiell wichtig ist, um trotz der Rationalität und Serialität des Typenbaus keine Monotonie aufkommen zu lassen.
Perspektive Freiraumkorridor

Perspektive Freiraumkorridor

Schwarzplan

Schwarzplan

Grün- und Freiraum Vernetzungsplan

Grün- und Freiraum Vernetzungsplan

Vogelperspektive

Vogelperspektive

Lageplan

Lageplan