Nichtoffener Wettbewerb | 08/2022
Neugestaltung Ortskern Enger 2025+
©weihrauch+fischer gmbh
Perspektive Barmeierplatz
3. Preis
Preisgeld: 9.600 EUR
Landschaftsarchitektur
Beurteilung durch das Preisgericht
Die gestalterische Grundidee wird durch einen einheitlichen Stadtboden aus rot/grau/braunem Granit in unterschiedlichen Steinformaten bestimmt. Das 30 cm breite „Stadtband“ aus abgesetztem Basalt umfasst den Kirchenrundling auf der der Kirche zugewandten Seite und schlägt die Platzfläche des Barmeierplatzes dem Kirchenumfeld zu. Zwischen dem höher liegenden Kirchenumfeld und dem Barmeierplatz wird eine begehbare, baumbestandene Platzkante formuliert, die den Platzraum mit dem Kirchenumfeld verbindet. Damit wird ein grünes Kirchenumfeld einem eher steinernen öffentlichen Raum gegenübergestellt.
Die Platzmitte zwischen den Fassaden an der westlichen Platzkante und den grünen Terrassen an der östlichen Platzkante wird von zwei Wasserelementen bestimmt, dem vorhandenen Brunnen im Süden und als Pendant einem Fontänenfeld im Norden. Zusammen schaffen sie einen attraktiven Stadtraum, der mit und ohne Belebung funktioniert, der aber leider über keine weiteren schattenspendenden Bäume verfügt.
Die Burgstraße, Steinstraße und Renteistraße erhalten jeweils auf der dem Kirchenumfeld zugewandten Straßenseite Baumreihen. Hier sind auch die Stellplätze angeordnet, in der Burgstraße sogar in Senkrechtanordnung. Auf der Außenseite der Straßen markiert eine Schnurkante und Leuchtenreihe den Fahrbahnrand.
Der Pocketpark an der Renteistraße wird behutsam aufgeräumt und mit Spielangeboten ergänzt.
Die Verfasser:innen beschreiben ihren Stadtboden als Shared Space, ohne weitere Aussagen über den Radverkehr zu treffen. Lediglich die Fahrradstellplätze werden dezentral entlang der Umfahrung der Kirche angeordnet. Die Schnurkante zur Abgrenzung des Fahrbahnrands auf der Außenseite wird aufgrund fehlender Sichtbarkeit für Autofahrer:innen vom Preisgericht kritisch bewertet.
Das vorgeschlagene Material überzeugt zwar gestalterisch, wird aber bei einer barrierefreien Ausführung den gegebenen Kostenrahmen sicherlich übersteigen. Dabei stehen eine hohe Haltbarkeit und ein gutes Alterungsvermögen entsprechend hohen Investitionskosten gegenüber. Unklar bleibt, ob das „Stadtband“ auch als taktiler Streifen oder Entwässerungsrinne fungiert.
Zu Baumarten für die geplanten Neupflanzungen der Platzterrassen schweigen sich die Verfasser:innen leider aus. Die grundsätzlich begrüßte Idee von Baumrigolen und unterirdischen Stauvolumen zur Baumbewässerung erscheint beim Erhalt der Bäume nur mit unverhältnismäßigem hohem technischen Aufwand möglich.
Insgesamt liefert der Beitrag einen sehr guten Vorschlag zur Weiterentwicklung der Innenstadt von Enger.
©weihrauch+fischer gmbh
Ansicht Burgstrasse
©weihrauch+fischer gmbh
©weihrauch+fischer gmbh