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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2023

Neugestaltung Ortsmitte Schutterwald

1. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

a+r Architekten

Stadtplanung / Städtebau

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die VerfasserInnen der Arbeit 1009 akzeptieren die historisch entwickelte Dorfstruktur mit ihren Straßen-, Wege- und Raumabfolgen. Eine präzise Analyse führt zur Schaffung von zukünftig 3 Plätzen mit unterschiedlichen Funktionen. Diesen Plätzen gelingt es an die bestehenden Strukturen anzudocken und ebenfalls die ortstypische Körnung zu spiegeln. Im einzelnen „reparieren“ sie gezielt heutige Defizite des Aufenthalts, der Kommunikation und bieten zusätzliche Funktionen an.

Der Rathausplatz definiert mit den Anrainern Rathaus und Kirche die historische Mitte. Der Dorfplatz an der Kreuzung Hauptstraße, Bahnhofstraße und St. Denise-Straße schafft einen Aufenthaltsbereich in der Nähe zu bestehenden und neuen Geschäften. Ebenso bildet er eine angemessene Anbindung für das Seniorenhauses St. Jakobus am Dorfgeschehen. Die Maßstäblichkeit dieser beiden kleinen Plätze wird ausdrücklich durch die Jury gewürdigt.

Mit einem dritten Platz werden alle sonstigen auch temporären Nutzungen bedient. Mit zwei neuen Gebäuden an der St.-Denise-Straße und der Erweiterung der Schulen mit zwei winkelförmigen Bauten, werden sehr klug mehrere Ergebnisse erzielt. Die Bahnhofstraße erhält in Verlängerung einen angemessenen Abschluss, die Mörburgschule eine klare Adresse und der Markplatz selbst seine wichtigen Raumkanten. Geschickt werden die Plätze, Raumkanten und Straßenfluchten durch chirurgisch genau gesetzte Neubauten gebildet, die alle unabhängig voneinander helfen, das städtebauliche Gesamtkonzept über einen Zeitraum Schritt für Schritt zu entwickeln. Neben der bis hierher geleisteten städtebaulichen Klärung gelingt der Arbeit eine weitere Qualität, die die Jury ausdrücklich würdigt.
Die dem Ort typischen großen inneren Grünräume werden herausgearbeitet und inhaltlich vertieft. Sie verbleiben miteinander verknüpft im verkehrsbefreiten Innern der Dorfmitte. Mit dem neuen Pavillon am Marktplatz entsteht ein „zweites Herz“.

Alle thematisierten Bereiche, das „Baumdach“, der „Kirchgarten“, der „Lesegarten“, der „Festplatz“, die „Große Spielwiese“ greifen direkt an bestehende Bestandsituationen an und schaffen auf erstaunliche Weise ein neues zusammenhängendes Grünraumkonzept mit hohen Aufenthaltsqualitäten. Über diese Raumabfolge gelingt auch die informelle fußläufige Anbindung der Sporthallen im Süden mit der Dorfmitte. Ein besonderes Augenmerk gilt der Jury die Etablierung eines großen Pfarrgartens, als geschützter, unverwechselbarer Ort zur Wahrung der Dorfseele. Im Norden angebunden an das Pfarrhaus und an den neuen Gemeindesaal, im Süden gefasst mit einer Mauer entlang eines neuen, wichtigen Weges zwischen Rathaus und Marktplatz, wird er zur heimlichen Mitte von Schutterwald.

Auch begrüßt die Jury, dass der Platz südlich des Vereinshaus erhalten bleibt und sowohl öffentlich als auch von der Schule zu nutzen ist. Die hohe Anzahl an Wasserspielen und Brunnen ist zu überdenken. Zu diskutieren ist die Integration des Bürgersaals in das Schulgebäude. Ebenfalls die dargestellte klimatische Trennung der einzelnen Schulbauköper und der Bauabschnitte. Die äußere Gesamtfassung für die Schule, als auch die möglichen Bauabschnitte überzeugen und müssen im weiteren Wettbewerb vertieft werden. Die Position des Schuleingangs am Marktplatz ist exakt gesetzt und wird von der Jury ausdrücklich bestätigt.

Dem Entwurf geling es auf eine verblüffende Weise mit geringen, direkt am Bestand orientierten Eingriffen und Ergänzungen eine Klärung der heutigen Situation und eine Beseitigung der Defizite. Dabei knüpft er wohltuend an die „Orts-DNA“ an. Dies und die Bewertung der Strukturdaten verkörpert ein sehr robuste Grundlage für die städtebauliche Transformation und lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten.