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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2025

Neugestaltung Ortsmitte und Ortspark Greifenberg

3. Preis

Preisgeld: 13.500 EUR

bäuerle landschaftsarchitektur + stadtplanung

Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Im städtebaulichen Entwurf fügen sich drei Neubauten, die angemessen in ihrer Geschossigkeit und Dichte gewählt wurden, zur zentralen Ortsmitte für Greifenberg zusammen. Sie orientieren sich in ihrer Gestaltung an der ortstypischen Bauweise mit Satteldächern, was insgesamt zu einer wohltuenden Ruhe führt.

Das neue Rathaus bildet eine klare städtebauliche Kante und definiert gemeinsam mit den städtebaulich gut gesetzten, östlich angrenzenden Gebäuden, einen neuen Platzraum. So wurden der dreigeschossige Baukörper auf dem VR-Bank-Grundstück mit Banknutzung, Wohnen und Laden leicht südlich zur Straße gesetzt, was die Platzbildung unterstützt.

Der Platz wird vom Jägersteig flankiert, aber nicht durchzogen, was positiv gewertet wird. Der gut proportionierte neue Dorfplatz öffnet sich westlich zum Nahversorger, was zwar grundsätzlich funktional begründbar ist, in städtebaulicher Hinsicht aber eine schwache räumliche Fassung darstellt. Ob die städtebauliche Fassung, die nur über den Erhalt der Rotbuche angedacht ist, hier zu einem ausreichend kraftvollen Ergebnis führt, ist in Frage zu stellen.

Das Platzkonzept ist bewusst reduziert gehalten, was eine flexible, multifunktionale Nutzung für Märkte oder Feste ermöglichen soll. Die Bespielung des Platzes wirkt etwas spärlich, obwohl Elemente wie das Wasser-Fontänen-Feld und verschiedene Sitzgelegenheiten zur Aufenthaltsqualität beitragen. Die Lage des Rathauses am neuen Dorfplatz ist an sich gut gewählt, wobei die Sichtbarkeit der Funktion, mit einer Lage im Obergeschoss, besonderer baulicher Berücksichtigung bedürfte.

Um das ehemalige Rathaus, das künftig als „Arthaus“ genutzt wird, ergibt sich im städtebaulichen Konzept ein weiterer Platz, der mit Aussichtspunkt, Tischtennisplatten, Sitzmöglichkeiten und einer Funktion als Mobilitätsknotenpunkt gut nutzbar erscheint.

Den Spielplatz an der Perfallhöhe als Ort für alle Generationen auszubilden wird begrüßt. Jedoch fehlt eine Wegeverbindung von dort bis zur Alten Schule. Der geplante Weg zum Kreisseniorenheim ist zu steil für eine barrierefreie Erschließung. Die angedachte Mittagsbetreuung im Rupert-Mayer-Haus in der Nähe des Spielplatzes an der Perfallhöhe ist zwar räumlich nachvollziehbar, erscheint jedoch in der Umsetzung nicht realistisch und wäre im Realisierungsteil nachzuweisen gewesen. Zudem wird angemerkt, dass das ehemalige Maibaumgrundstück für Wohnnutzung vergleichsweise wenig ausgenutzt wird.

Die Erschließung erfolgt in der bisherigen Lage über den Jägersteig. Diese bestehende Struktur wird als funktional bewertet. Entlang der Hauptstraße ist eine 6 Meter breite, niveaugleiche Fahrgasse für den PKW-, Bus- und Fahrradverkehr vorgesehen. Diese Gestaltung sowie der Wechsel des Belags werden positiv beurteilt. Die Gehwege sind durch eine Pflasterrinne von der Straße getrennt. Die Querungshilfen entlang des Dorfplatzes könnten jedoch noch deutlicher herausgearbeitet und stärker auf den Dorfplatz ausgerichtet werden. Auch die Positionierung der VR-Bank ist hinsichtlich der Sichtachsen an der Kreuzung verbesserungswürdig.

Die Stellplätze sind ausschließlich oberirdisch im öffentlichen Raum verteilt und in ausreichender Anzahl nachgewiesen. Die zentralen Bushaltestellen mit Mitfahrerbank sind am Dorfplatz gut platziert und barrierefrei gestaltet. Fahrradbügel sollen die Attraktivität der Fahrradnutzung stärken.

Bei dem Entwurf wurde angestrebt, die Versiegelung zu reduzieren, beispielsweise durch die Verwendung von Rasengittersteinen für die Parkplätze. Für die multifunktionale Nutzung des Dorfplatzes ist jedoch ein durchgängiges Pflaster notwendig. Die Baumrigolen sind gut gestaltet und fördern die Versickerung. Zudem ist ein Wasserspiel vorgesehen, das an heißen Tagen Abkühlung schafft.

Positiv hervorzuheben ist, dass durch die oberirdische Anordnung der Stellplätze keine kostenintensiven Investitionen in eine Tiefgarage erforderlich sind. Ebenfalls vorteilhaft sind die geplante Aufstockung der Alten Schule sowie die Nachverdichtung im Ortsbereich. Beide Maßnahmen tragen zu einer effizienten Flächennutzung bei und lassen insgesamt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Freiraumgestaltung überzeugt zudem durch eine durchdachte Abstufung in der Gestaltung und hinsichtlich der Kosten: Im zentralen Bereich wird eine hochwertigere Pflasterung vorgesehen, während in den Randbereichen ein eingefärbter Asphalt zum Einsatz kommt.

Als Option zur fußläufigen Erschließung des Hangs in Richtung Kreisseniorenheim wird ein Schrägaufzug vorgeschlagen. Dieser wäre mit erheblichen Kosten verbunden, jedoch ist ohne ihn keine barrierefreie Anbindung möglich. Insgesamt handelt es sich um eine bedarfsgerechte und wirtschaftliche Aufwertung des Ortes, mit geringeren Eingriffen in die bestehende Struktur.