Nichtoffener Wettbewerb | 04/2025
Neugestaltung Ortsmitte und Ortspark Greifenberg
©Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Lageplan M 1:1000
Anerkennung
Preisgeld: 6.000 EUR
Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR
Stadtplanung / Städtebau, Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Erläuterungstext
Der historische Ortskern von Greifenberg verfügt über ein hohes Potential als zentraler Begegnungsort mit hohem Identifikationswert. Entlang der Hauptstraße sind die wichtigsten zentralen Einrichtungen und Baudenkmäler wie Perlen an einer Kette aufgereiht. Die Einzigartigkeit der Situation begründet sich aus der Lage an der markanten Hangkante, die derzeit leider wenig spürbar ist.
Diesen „Schatz“ gilt es zu heben und wieder In-Wert-zusetzen, Ausblicke zu inszenieren und Räume für die Dorfbewohner erlebbar zu machen. Vorrangig sehen wir den Erhalt der charakteristischen Baustrukturen z.T. in Verbindung mit Umnutzung und Erweiterung sowie die „Freilegung“ und Erlebbarmachung der Topographie als prägendes Element.
Beurteilung durch das Preisgericht
Die städtebauliche Haltung, den Ort durch minimale Eingriffe zu stärken, wird anerkannt. Durch Abriss der alten Post und einen von der Straße nach hinten versetzten Neubau entsteht, gegenüber dem Freibereich zwischen bisherigem Rathauses und Kirche, ein Dorfplatz in angemessener Größe. Ergänzend soll der bestehende Grünbereich beim alten Schulgebäude als öffentlicher Dorfgarten aufgewertet werden.
Der Dorfplatz ist zwar nach Westen - zur Rückseite des Einkaufszentrums hin - baulich nicht geschlossen, allerdings markiert ein Grünstreifen, der die bestehende alte Rotbuche integriert, eine räumliche Trennung. Positiv zu erwähnen ist die wassergebundene Platzfläche die den dörflichen Charakter des Platzes hervorhebt. Dem Platz sind allerdings wenig frequenzbringende Nutzungen zugeordnet, so dass außerhalb von Veranstaltungen mit wenig Belebung zu rechnen ist. Die Umnutzung des alten Rathauses als Café erscheint aufgrund der hohen Aufenthaltsqualität an der Hangkante vielversprechend. Die neue Panoramaterrasse im Süden lässt einen attraktiven Sitzbereich erwarten.
Für den Bereich Perfallhöhe ist keine grundsätzlich neue Konzeptionierung erkennbar.
Der Shared Space im Bereich der Hauptstraße wird im Sinne der Verkehrsberuhigung positiv beurteilt. Das Parken ist sowohl mit oberirdischen Stellplätzen als auch einer Tiefgarage unter dem Dorfplatz vorgesehen; die Bündelung dieser Funktion (Parkplätze hinter dem Hospizgebäude in direkter Nähe zur Tiefgaragenzufahrt) wird positiv beurteilt. Allerdings kann die Verkehrsführung aller PKWs (sowohl derjenigen, die auf Parkplatzsuche sind als auch derjenigen, die das Wohngebiet erschließen wollen) über die Bäckergasse zu Nutzungskonflikten führen. Die Erschließung des Jägersteigs über die Bäckergasse ergibt sich dabei nicht zwingend aus dem städtebaulichen Entwurf. Dass die Platzfläche vom Jägersteig aus nicht befahren wird bleibt planerisch unklar.
Die Bushaltestellen sind richtig am neuen Dorfplatz angeordnet und barrierefrei geplant. Der Gehweg wird zum Straßenraum im Sinne der Barrierefreiheit auf 3 cm abgesenkt. Auf eine barrierefreie Wegeverbindung zwischen dem Kreisseniorenheim und dem alten Rathaus / neuen Dorfplatz wird hingegen bewusst verzichtet.
Der Entwurf zeichnet sich durch eine unaufdringliche Zurückhaltung aus, die in Greifenberg vorhandenen Körnungen und Bauformen (Satteldächer, Geschossigkeit, Dichte) werden aufgegriffen und fortgeführt. Im neuen Baukörper am Dorfplatz sind im Erdgeschoss sehr komprimiert die Nutzungen Rathaus / Bürgerhaus / Bürgersaal, Bank, und im Obergeschoss Wohnungen untergebracht. Auf dem bisherigen Maibaumgrundstück erfüllt ein Neubau den Bedarf nach kleinteiligen Seniorenwohnungen.
Positiv hervorzuheben ist, dass sowohl die alte Rotbuche auf dem Dorfplatz als auch der Baumbestand am Südhang erhalten bleiben kann (allerdings zu Lasten einer barrierefreien Wegeverbindung). Auch auf der Perfallhöhe soll zu Gunsten der Ökologie nur sehr zurückhaltend eingegriffen werden. Der Entwurf bemüht sich zudem um Entsiegelung (z.B. wassergebundene Decke auf dem Dorfplatz).
Die zurückhaltenden Neubauten / Aufstockungen lassen eine grundsätzlich wirtschaftliche Umsetzung der Hochbauten erwarten, ebenso die zurückhaltenden Eingriffe am Südhang und auf der Perfallhöhe. Ob sich die Kosten des großflächigen Natursteinbelags – gesamter Bereich vom ehemaligen Pfarrhaus bis hin zur Schlosseinfahrt - hinsichtlich des Nutzens rechtfertigen lassen, kann diskutiert werden.
©Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Altes Rathaus und Neues Zentrum M 1:200
©Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Straßenprofil M 1:50
©landstrich – zeichnung & visualisierung GbR/ Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Neues Zentrum
©landstrich – zeichnung & visualisierung GbR/ Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Vogelperspektive
©Lex-Kerfers Landschaftsarchitekten
Lageplan M 1:500