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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2022

Neugestaltung Schulhöfe in Trier

Heiligkreuz Grundschule

Heiligkreuz Grundschule

1. Preis

Preisgeld: 32.000 EUR

club L94

Landschaftsarchitektur

amano grafica

Visualisierung

Erläuterungstext

Die gestalterische Grundidee für die Neugestaltung der Trierer Schulhöfe basiert auf der Entwicklung einer Gestaltungsmatrix. In dieser werden die notwendigen und potentiellen Räume für die Gestaltung von Schulhöfen im Allgemeinen zusammengefasst und aufgelistet. Die Gestaltungsmatrix gliedert sich in fünf unterschiedliche Teilräume mit entsprechenden Funktionen und Elementen, die dann auf die verschiedenen Schulformen reagieren und je nach Altersklasse und räumlicher Ausgangssituation angewendet bzw. verortet werden können.

Die Schulhöfe werden in folgende Teilräume gegliedert:
1. Eingangsbereich, 2. Bewegungsareal, 3. Sportflächen, 4. Lernraum, 5. Erholungszone

Die Gestaltungs- und Ausstattungselemente sowie die Material- und Bepflanzungsauswahl für die Teilräume basiert auf den Funktionen, die der jeweilige Raum erfüllen muss. So ergibt sich die Möglichkeit die Teilräume auf die räumlichen Rahmenbedingungen anzupassen und die Entwurfselemente nach den Bedürfnissen der einzelnen Schulen auszuwählen.
Räumlich ordnet sich der Eingangsbereich dem Haupteingang der Schule zu. Das Bewegungsareal entspricht dem klassischen Schulhof im Zentrum des Schulgrundstücks. Daran schließen sich die Lernräume an. Gesäumt werden die Schulhöfe von einem Grünen Rahmen mit Gehölzen und Wiesen in denen die Erholungszonen zu finden sind.

Die Nutzungen die auf den Schulhöfen stattfinden werden den Teilräumen zugeordnet. Durch die differenzierte Betrachtungsweise der Teilräume werden Nutzungskonflikte durch beispielsweise unterschiedliche Lautstärkepegel vermieden.

1. Eingangsbereich
Der Eingangsbereich dient der Adressbildung, Orientierung und dem Ankommen an der jeweiligen Schule. Hier kommen die Schüler*Innen mit dem Fahrrad, zu Fuß oder dem Auto an und haben die Möglichkeit auf ihre Freund*Innen oder ihre Eltern zu warten. Klassen können sich hier versammeln um gemeinsame Ausflüge zu unternehmen.

2. Bewegungsareal
Im Bewegungsareal werden die Bewegungs- und Spielflächen für die Schüler*Innen verortet. Hier sollen sich die Kinder während der Pause auspowern, hier können sie laut sein, Fangen spielen, Springen, Klettern, Ball spielen. Eine speziell auf die Stadt Trier abgestimmte Schullandschaft, die sich aus der Trierer Landschaft ableitet, bietet den Kindern und Jugendlichen die Spiel- und Aufenthaltsmöglichkeiten. Das Bewegungsareal zeichnet sich durch große befestigte Flächen aus, in die sich die Schullandschaften wie selbstverständlich integrieren.

3. Sportflächen
Sportflächen im Außenraum spielen vor allem in den großen, weiterführenden Schulen eine große Rolle. Hier werden die Wettkampf-Sportflächen für den Sportunterricht im Freien untergebracht. Um den parallel laufenden Unterricht nicht zu stören und auch eine Nutzung durch Vereine zu ermöglichen, werden die Sportflächen im äußeren Grünen Rahmen verortet

4. Lernraum
Die Lernräume sollen den Schüler*Innen zur Verfügung stehen um auch neben dem Unterricht neue Fähigkeiten zu erlernen, Gruppenarbeiten im Freien zu machen oder Theater- und Musikstücke aufzuführen. Auch ein Schulgarten und -teich gehören zu den Lernräumen. Hier wird erlernt wie Lebensmittel angebaut werden oder welche Pflanzen und Tiere in Gewässern zu finden sind. Durch die Übernahme von Aufgaben in den Lernräumen, lernen die Schüler*Innen zudem Verantwortung zu übernehmen.

5. Erholungszone
Die Erholungszonen sind kleine Bereiche im Grünen, in denen sich die Kinder zurückziehen können. Wenn ein Kind in Ruhe lesen möchte, ein klärendes Gespräch zu Zweit führen muss oder eine Pause von den vielen anderen Menschen braucht, findet es hier die richtigen Plätze. Die Natursteinblöcke, die ehemalig als Baumbeeteinfassung genutzt wurden, dienen zukünftig als Sitzblöcke in der Wiese. Auch Hängematten oder Liegen können hier verortet werden.

Die Bodenbeläge leiten sich zukünftig von den Fassaden der Gebäude ab. In den vier vorgestellten Schulen sieht man Sandsteinbestandteile oder beige gefärbten Beton. Diese Farbgebung wird auch auf den Bodenbelag übertragen. Die helle Färbung wirkt freundlich, einladend und erhöht den Albedo-Effekt, sodass sich die Flächen im Sommer weniger erhitzen. Die Eingangsbereiche und die Spiellandschaft wird aus großformatigen Betonplatten gefertigt, die anderen Bewegungsflächen aus Asphalt mit abgestreuter Natursteinoberfläche. Die Bäume werden in Flächen aus beiger wassergebundener Wegedecke oder Pflanzflächen verortet. Auch der Fallschutz erhält eine beige Färbung. Standardausstattungselemente, wie Papierkörbe, Leuchten und Hochbeete, werden aus Stahl im Purpur Nigra des Trierer Stadtlogos angefertigt. Sonderelemente erhalten Farbakzente in Petrusrot.
Ziel ist es alle Bestandsbäume zu erhalten und den Grünen Rahmen mit klimaresilienten Zukunftsbäumen, den "Klimabäumen" zu ergänzen. Die Grünbereiche werden mit blühenden Wiesen eingesäht, sodass Lebensräume für die Insekten entstehen und nur ein geringer Pflegeaufwand notwendig ist.
Ein Gestaltungskanon wird über die Gestaltungsmatrix, also der Klassifizierung der entsprechenden Teilräume erreicht. Auch die Schullandschaften sind modular entwickelt und können je nach Platzverhältnissen und Altersstufen in Größe und Nutzung angepasst werden. Die Farb- und Materialsprache sowie das Vegetationskonzept ist auf alle Schulhöfe gleichermaßen anwendbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Gestaltungsmatrix
Die Grundidee einer Gestaltungsmatrix mit den fünf Teilräumen Eingangsbereich, Bewegungsareal, Sportflächen, Lernraum und Erholungszone lässt eine intensive Auseinandersetzung mit der Aufgabe erkennen. Die Suche nach Prinzipien, die auf unterschiedliche Schulstandorte übertragbar sind, und die Entwicklung von entsprechenden Modulen zur Umsetzung derselben sind sehr geschickte Herangehensweisen.

Der modulare Ansatz ist ein sehr fruchtbarer Ausgangspunkt für die weitere Diskussion. Die Gestaltungsmatrix ist dazu geeignet, im Planungsprozess für jeden Standort die richtigen Elemente herauszuarbeiten. Die einzelnen Elemente können als Platzhalter verstanden werden. Das »Baukastensystem« kann jederzeit neue Elemente aufzunehmen.

Die gewählten Themen wurden richtig identifiziert. Differenzierte Angebote, die an einen veränderten Schultag mit Ganztagsnutzung anpasst sind, finden Berücksichtigung.

Die Betrachtung der Adressbildung und des Übergangs- und Wartebereichs als eigener Teilraum ist ein sehr guter Ansatz.

Eine Identität für den jeweiligen Schulstandort kann mit landschaftlichen Elementen geschaffen
werden. Die Bewegungsangebote werden aus der Fläche entwickelt, es können großzügige Bewegungsräume und Spiellandschaften entstehen.

Das Preisgericht regt an, auch das Thema »Ort des Arbeitens« zu berücksichtigen. Mit dem
Wandel zur Ganztagsschule haben sich auch die Anforderungen an das Personal der Schulen verändert. Arbeits- und Aufenthaltsbereiche außerhalb von Verwaltungsräumen und Lehrerzimmer sollten daher ein Teil Matrix werden.

Elemente der Infrastruktur fehlen bisher in der Matrix und sollten ergänzt werden. Hierzu zählen
auch neue Anforderungen wie Abstellplätze für hochwertige Fahrräder, Rollerabstellplätze bei Grundschulen und E-Ladesäulen.

Die Arbeitsweise weist eine hohe Flexibilität auf. Es kann am konkreten Ort überprüft werden,
ob die Module richtig positioniert sind und gut miteinander funktionieren. In den nachfolgend beschriebenen Beispielen des Realisierungsteils ist dies überzeugend gelungen.


Gestaltungselemente
Die regionale Herleitung der Sonderelemente wird gewürdigt. Bezüge zur Landschaft und andere charakteristische Merkmale verknüpfen die Schulen mit der Stadt und der Region.

Der Einsatz von Sonderelementen birgt Risiken hinsichtlich Erstellungskosten und Unterhalt, hat aber auch viel Potential. Das Preisgericht empfiehlt, die Entwicklung von Sonderelementen in Kooperation mit Herstellern anzustreben. Durch die Perspektive der Vervielfältigung kann die angestrebte Wirtschaftlichkeit erreicht werden.
Auch die als Sonderanfertigung herzustellenden großformatigen Platten können bei Verwendung an mehreren Schulstandorten insgesamt wirtschaftlich sein. Geprüft werden sollte zudem, ob ein nachhaltigerer Materialeinsatz z. B. mit Recyclingbeton erreicht werden kann.

Das gewählte Motiv der Terrassen führt zu Sitzelementen mit großer Flexibilität. In der weiteren
Bearbeitung könnten auch Auflagen aus Holz gewählt werden, um Fragen von Bodenanschluss, Ablauf von der Oberfläche usw. zu klären.

Die Materialien und Farben der Freianlagen leiten sich von denen der Gebäude ab. Dies erzeugt eine positiv bewertete gestalterische Einheit.

Die gewählten Farben von Schrift sowie Standardausstattungselementen wie Leuchten, Fahrradbügeln oder Hochbeeten beziehen sich auf das aktuelle Trierer Stadtlogo. Dadurch können
die Schulen im Stadtbild als öffentliche Einrichtungen wahrgenommen werden. Allerdings ist ein Wechsel der Stadtlogo-Farben nicht auszuschließen.

Sämtliche Materialien sollten auf ihre Nachhaltigkeit hin geprüft werden. Hierzu gehören insbesondere die als Fallschutz vorgeschlagenen EPDM-Flächen und die mit Epoxidharz gebundenen Possehl-Flächen, deren großflächige Verwendung kritisch gesehen wird.

Die vorgeschlagenen Baumrigolen werden als grundsätzlich angemessener Umgang mit Niederschlagswasser angesehen.

Die Wünsche der Schulen nach Alleinstellungsmerkmalen wie auch nach der Erhaltung von Bestand sollten im weiteren Planungsverlauf berücksichtigt werden.


Realisierungsteil, Grundschule Heiligkreuz
Die Verfasser haben sich intensiv mit dem vorhandenen Schulgrundstück auseinandergesetzt. Sie schlagen vor, die vorhandenen Bäume entlang der Grundstücksgrenzen zu ergänzen und so einen raumbildenden Rahmen aus Großgrün zu schaffen, der den innenliegenden Schulhof umschließt.

Detailliert wird auf die einzelnen Teilräume eingegangen. Der zentrale Bewegungsraum mit entsprechender Befestigung und Angeboten zur Bewegung ist richtig verortet. Es werden angenehme Aufenthaltsbereiche geschaffen. Gebäude und Freiraum werden zu einer Einheit.

Die sehr dichte Möblierung der Bewegungsfläche versteht das Preisgericht als ersten planerischen Schritt, der alle Beteiligten zur Diskussion über das richtige Verhältnis von freier Bewegungsfläche und festen Einbauten anregen kann.

Die gewählten großformatigen Platten erscheinen als gutes Gestaltungselement. Die Länge des großzügigen Raums wird betont. Eine Vergrößerung vorhandener Baumscheiben wäre wünschenswert. Der Zielkonflikt mit den Bewegungsräumen wird erkannt. Die Plattenelemente könnten beispielsweise auch als Wurzelbrücken eingesetzt werden.

Die bestehende Überdachung wird durch eine neue Überdachung im östlichen Bereich der Bewegungsfläche ersetzt. Wünschenswert wäre dabei von Seiten der Schule ein durchgehender Regenschutz auf dem Weg zu den Toiletten im hinteren Gebäude.

Eine Nutzung des Schulgartens am vorgeschlagenen Standort im Norden des Schulgebäudes mit klassischen Gemüsebeeten erscheint fraglich. Der Bereich könnte auch ein spezifischer Schulgarten werden, der ein Lernort mit besonderen ökologischen Themen wird.

Der abgewandte Raum im Süden des Schulgrundstücks erhält als grüner Rückzugsraum eine neue Funktion. Die vorgeschlagenen Sitzelemente sind möglicherweise sehr zurückgezogen und der Aufsicht entzogen. Derzeit ist hier ein Spiel- und Bewegungsbereich für die Hortgruppe eingerichtet.

Die vorgeschlagene Infrastruktur sollte überprüft werden und die vorhandenen Elemente sollten einbezogen werden. Die Vorgaben der Stellplatzsatzung werden nicht erfüllt. Der tatsächliche Bedarf an Fahrrad- und Rollerabstellplätzen ist hoch. Ein Wegfall der vorhandenen Pkw-Stellplätze muss in der weiteren Abstimmung diskutiert werden. Die vorgeschlagene Feuerwehrzufahrt mit Rasengittersteinen wird als Übergang zum aufgewerteten Grünsaum positiv bewertet.

Die Schule rechnet mit steigendem Raumbedarf. Teile des Grundstücks werden künftig ggf. bebaut werden. Die Möglichkeit der Abstimmung eines Erweiterungskonzepts mit der Freiflächenplanung bei der Weiterentwicklung des Entwurfs wird als große Chance gesehen. Die Klassenraumcontainer im Schulhof sind derzeit für den Schulbetrieb unverzichtbar.

Es wird empfohlen, auch die angrenzenden öffentlichen Flächen in die weitere Planung einzubeziehen: Unmittelbar südlich liegt die Bezirkssporthalle Heiligkreuz. Im angrenzenden öffentlichen Spielplatz wurde ein »Grünes Klassenzimmer« eingerichtett, das die Schule nutzt.


Realisierungsteil, Johann-Herrmann-Grundschule Euren
Auch am Standort Euren haben die Verfasser die vorgeschlagene Gestaltungsmatrix konsequent umgesetzt. Der Umgang mit der besonderen topographischen Situation des Grundstücks ist gelungen

Die bisher ungenutzten Randbereiche werden aktiviert und mit Funktionen belegt.

Die Empfangszone der Schule ist radial durch die Straße begrenzt. Im Umgang mit dem Straßenraum sollten die angrenzenden Nutzungen mit betrachtet werden: Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich ein öffentlicher Spielplatz.

Der zentrale Bewegungsraum wird durch die vorgeschlagenen Gestaltungselemente gut gefasst. Das Schattendach als zusätzliches Element gliedert den Schulhof. Die Sitzstufen bilden eine räumliche Kante vor dem höher liegenden Musikpavillon. Der vorgeschlagene Standort für Streetball in unmittelbarer Gebäudenähe sollte überprüft werden.

Der Bereich des Schulgartens ist großzügig angelegt und kann auch weitere Nutzungen übernehmen.

Bei der weiteren Durcharbeitung im Hinblick auf Erschließung und Barrierefreiheit sollten die verschiedenen Anforderungen besser aufeinander abgestimmt werden. Beispielsweise liegt die vorgeschlagene Rampe zum Schulhof unmittelbar neben der derzeitigen Anlieferung für die Mensa im Untergeschoss. Zu prüfen wäre ferner, ob die externen Nutzer des Musikpavillons weiterhin die Feuerwehrzufahrt als Zugang nutzen sollen.

Der Versiegelungsgrad könnte insgesamt reduziert werden.


Ideenteil: Auguste-Viktoria-Gymnasium und Max-Planck-Gymnasium
Die vorgeschlagenen Nutzungsbereiche geben weitgehend den Ist-Zustand wieder. Der Einsatz relativ weniger zusätzlicher Gestaltungselemente könnte zu einer Aufwertung der vorhandenen Hoffläche führen. Die Gestaltungsmodule sollten für höhere Altersstufen spezifisch ausgearbeitet werden.

Im halböffentlichen Außenraum des Schulgrundstücks werden Schulnutzungen angedeutet. Hier könnte der Pausenbereich für die Sekundarstufe II vorgeschlagen werden.

Der räumlich sehr begrenzte Innenhof im Innenstadtbereich erfordert hinsichtlich der Klimaanpassung eine besondere Betrachtung von Baumstandorten und Begrünung.


Ideenteil: Schulzentrum Mäusheckerweg
Die vorgeschlagene Gliederung des zentralen Schulhofes in zwei getrennte Bereiche für die Realschule plus und das Friedrich-Spee-Gymnasium entspricht den Wünschen der Nutzer.

Das Gelände sollte jedoch insgesamt als Schulcampus betrachtet werden und die Potentiale von Synergien sollten geprüft werden. Der Grad der Versiegelung könnte dabei reduziert werden.

Die Zugänge zu den Schulgebäuden werden im Konzept nur teilweise berücksichtigt. Der Haupteingang des Gymnasiums befindet sich beispielsweise im Süden des Gebäudes.
Heiligkreuz Grundschule

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Johann-Hermann-Grundschule-Euren

Johann-Hermann-Grundschule-Euren

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Gestaltungsmatrix

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Konzepträume

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