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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2024

Neugestaltung Stadtpark und ehemalige Brennerei in der Eisenbahnstadt Falkenberg/Elster

Perspektive

Perspektive

1. Preis / Architektur

Preisgeld: 9.000 EUR

Herbert Hussmann Architekten

Architektur

heinemeyerbeck Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Die brachliegende historische Brennerei aus der Mitte des 19. Jahrhunderts ist ein schlafendes Kleinod, das durch den Umbau mit neuem Leben gefüllt wird. Im Erdgeschoss entsteht ein lebendiger Ort der Begegnung und Information, während das Obergeschoss Gästen eine behagliche Unterkunft im historischen Ambiente bietet. Der Anbau aus DDR-Zeiten wird zurückgebaut und die historische Eingangssituation wiederhergestellt. Im Inneren des Gebäudes werden alle nichttragenden Elemente zurückgebaut und die tragenden Elemente an gezielt ausgesuchten Stellen durchbrochen.

Im Erdgeschoss entstehen Räume für die Stadtinformation und den Empfang der Gäste. Darüber hinaus werden flexible Räumlichkeiten geschaffen, die den Bürgern der Stadt als vielseitiger Treffpunkt für kleinere Veranstaltungen dienen. Der barrierefreie Zugang ins Haus erfolgt durch einen seitlich der Haupttreppe angeordneten Aufzug.

Im Obergeschoss entstehen gemütliche, auf die Gegebenheiten des Bestands angepasste Gästezimmer. Eines der Doppelzimmer kann optional zu einem Familienzimmer erweitert werden.

Im Dachgeschoss werden optional weitere Zimmer eingerichtet. Der Ausbau scheint jedoch nur bedingt sinnvoll zu sein, da die Nutzung des Geschosses mit erheblich strengeren Auflagen an den Brandschutz einhergehen würde. Wir schlagen daher vor, das vorhandene Budget für eine konzentrierte Nutzung der unteren Etagen zu verwenden.

Im Untergeschoss entsteht eine kleine Kellerbar. Die Erschließungsflächen werden für wechselnde Ausstellungen nutzbar gemacht.

Bei der Materialwahl werden Reminiszenzen an die historischen Gegebenheiten gebildet. Die Böden in den Veranstaltungsräumen und Beherbergungszimmern werden mit Eiche-Fischgrätparkett gestaltet, um den historischen Charakter des Gebäudes zu unterstreichen. Die Nebenflächen im Erdgeschoss und im Untergeschoss werden mit robustem Mikro-Terrazzo gestaltet. Auf den Treppen und im Obergeschoss wird Sisal-Teppich ausgelegt. Sämtliche Wände werden mit Kalkfarben in historischer Verarbeitungstechnik gestrichen. Die Treppe wird als zentrales Möbelstück betrachtet und nimmt traditionelle Gestaltungsmerkmale auf. Sofern das Dachgeschoss nicht ausgebaut wird, endet die Treppe im 1. Obergeschoss. Der Treppenraum wird dennoch bis unter die Dachhaut geöffnet, sodass eine spätere Aktivierung des Dachgeschosses möglich bleibt und ein luftiger Treppenraum entsteht. Der Außenputz der Fassade wird erneuert und sämtliche Fenster, Handläufe und Brüstungen in einem auf die Fassade abgestimmten Farbton beschichtet.

Das Gebäude erhält eine Innendämmung aus feuchteregulierenden Calciumsilikatplatten. Die 3-fach Isolierfenster werden an die historischen Originale angelehnt und aus dünnen Stahlprofilen mit Sprossenteilung gefertigt. Das Haus wird über eine Wärmepumpe mit Geothermie-Tiefenbohrung zentral beheizt.

Durch den Umbau der Brennerei entsteht am Eingang des neu gestalteten Parks ein lebendiger Ort, der Geschichte und Gegenwart miteinander verbindet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Preisgericht begrüßt den behutsamen Teilrückbau des Brennereigebäudes auf einen dann freigestellten Bestandskubus, der in Parallelstellung zur vorgelagerten Von-Schönberg-Gasse einen kleinen Vorplatz mit Schmuckbeeten aufspannt. Über diesen wird eine schön proportionierte Freitreppe zum Foyer und weiter in den Frühstücksraum erschlossen, was eine wohltuend großzügige Raumsequenz ergibt.

Die Gastzimmer sind kompakt mit eingestellten Bädern und – teils schaltbaren – Nebenräumen entwickelt, eine offene Kellerbar nutzt sogar die niedrigen Gewölbebereiche, was in der baulichen Umsetzung allerdings als schwierig realisierbar eingeschätzt wird.

Die äußere Bestandsanmutung bleibt im Putzmaterial unverändert, der Aufzug wird geschickt in den Eingangs- und Rezeptionsbereich integriert und durch ein hohes Bogenmotiv aufgewertet.

Insgesamt ein überzeugender Gebäudeentwurf, dessen qualitätvolle Grundriss- und Außengestaltung nur knapp über dem Mittelwert liegende Baukosten und eine gute Nachhaltigkeit versprechen.