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Offener freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit stÀdtebaulichem Ideenteil | 03/2018

Neugestaltung Talweiher in Birkenfeld

ein 3. Preis

club L94

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

SITUATION
Die Stadt Birkenfeld liegt am Rande des Nationalparks HunsrĂŒck-Hochwald und soll zukĂŒnftig stĂ€rker touristisch erschlossen werden. Dementsprechend soll der Festplatz Talweiher zukĂŒnftig durch seine Wirkung das AushĂ€ngeschild der Stadt werden. Die Veranstaltungen auf dem Platz können zudem zusammen mit einem neuen Hotel die Anziehungskraft des Ortes verstĂ€rken und weitere Touristen anziehen. Eine weitere Aufgabe des Platzes besteht neben der Attraktivierung der VeranstaltungsflĂ€che, die Erhöhung der AufenthaltsqualitĂ€t fĂŒr die BĂŒrger sowie Studenten und Mitarbeiter der Hochschule des Umweltcampus Birkenfeld.

KONZEPT
Das Freiraumkonzept fĂŒr den Talweiherfestplatz basiert zum einen auf einer Vernetzung des Platzes mit dem Ortskern sowie mit dem ĂŒbergeordneten Wassererlebnispfad und seiner Radwegeverbindung entlang des Stillbachs. Zum anderen wird ein Feld aus Birken gebildet, das den Platz seine IdentitĂ€t gibt und ihn funktional in vier rĂ€umliche Bereiche gliedert. Zwei baumĂŒberstellte Parkplatzbereiche, eine zentrale Festwiese und eine Promenade am Stillbach bilden das GerĂŒst des Platzes und erzeugen unterschiedlich nutzbare FreiraumqualitĂ€ten.

ENTWURF

Eingangsplatz
Im Westen des Platzes entsteht ein neues Entree fĂŒr die Stadt. Ein Kreisverkehr bildet zukĂŒnftig die verkehrliche Erschließung. Ein neues Hotel wirkt zusammen mit dem sanierten GastronomiegebĂ€ude "Treff" und der gegenĂŒberliegenden Bebauung als Tor zur Stadt und bildet einen straßenĂŒberspannenden Platzraum aus. Mehrere BĂ€ume mit SitzbĂ€nken, ein Blumenkreisel und eine bronzefarbene Wasserschale besetzen den Platzraum und erzeugen eine einladende, reprĂ€sentative Wirkung. Die bronzefarbene Wasserschale ist eine Reminiszenz an die ehemalige Bronzestrasse der Römer, an deren Verlauf die Stadt seinerzeit gelegen hat.

Hotel und Gastronomie
Das neue Hotel wird als U-förmiger, 4-geschossiger Baukörper ausgebildet. Er öffnet sich mit einem Hotelgarten zum Stillbach. Das Hotel kann als 3-Sterne Hotel von einer Hotelkette nur als FrĂŒhstĂŒckshotel betrieben werden. Das GastronomiegebĂ€ude Treff wird entweder saniert oder durch einen Restaurantneubau ersetzt. Es vervollstĂ€ndigt das gastronomische Hotelangebot und erhĂ€lt einen Biergarten sowie kleine TalweiherbĂŒhne fĂŒr musikalische Veranstaltungen. Zudem könnte die Touristeninfo sowie ein öffentliches WC im GebĂ€ude untergebracht werden.

Birkenfeld
Ein Raster aus Birken bildet das rĂ€umliche GerĂŒst des Talweiherfestplatzes. Helle Birken in dunklen wassergebundenen Baumscheiben ĂŒberspannen in einem lockeren Raster zwei ParkplĂ€tze mit 30 StellplĂ€tzen im Westen fĂŒr das Hotel und 60 StellplĂ€tzen im Osten fĂŒr die Veranstaltungen.

Festwiese
Das Birkenfeld umschließt die Festwiese und formt einen eigenen Platzraum. Die Festwiese aus Schotterrasen (alternativ: Rasengitterstein oder Rasenfugenpflaster) bildet das grĂŒne und gleichzeitg multifunktionale Zentrum des Platzes. Die grĂŒne Mitte erfĂŒllt ökologische AnsprĂŒche (wasserdurchlĂ€ssig, nachtkĂŒhlend) und ist zudem fĂŒr die diversen Veranstaltungen nutzbar und belastbar. Alle geplanten Veranstaltungen sind auf der FlĂ€che rĂ€umlich umsetzbar.

Vernetzung mit der Stadt
Der gesamte Platz wird mit einem einheitlichen Material aus Betonpflaster hergestellt. Das Betonpflaster wird in VerlĂ€ngerung der Sattlergasse, des Hujetsweg sowie der Schadtengasse ĂŒber die Straße Am Talweiher gespannt und bis in den Ortskern gefĂŒhrt. Dies wirkt zudem verkehrsberuhigend fĂŒr die Straße Am Talweiher. Die Straße erhĂ€lt außerdem eine neue Baumreihe an der Nordseite. Die SĂŒdseite nimmt die Bushaltestellen und BuswarteplĂ€tze parallel zur Straße auf. BuswartehĂ€user werden zwischen der nördlichen Baumreihe des Platzes aufgestellt.

Vernetzung mit der Landschaft
Die Stillbachpromenade und der ĂŒbergeordnete Radweg vernetzen den Talweiherfestplatz mit der Landschaft. Die Ost-West Beziehungen aus der Landschaft treffen mit den Nord-SĂŒd Beziehungen aus der Stadt an der Stillbachpromenade zusammen. Stufenanlagen fĂŒhren Radfahren sowie FußgĂ€nger aus der Stadt zum renaturierten Stillbach. Sie bieten eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t in der Sonne und laden Kinder zum Spielen ein. Auf der Stillbachpromenade befinden sich SitzbĂ€nke und KleinspielgrĂ€te im Wechsel mit Leuchten und BaumstĂ€mmen.

Beleuchtungskonzept
Die gesamte FlĂ€che unterhalb des Baumrahmens wird mit Lichtstelen zwischen den BĂ€umen ausgeleuchtet. Die Lichtstelen können mit Strom- und WasseranschlĂŒssen fĂŒr die verschiedenen Marktveranstaltungen ausgestattet werden. Der Eingangsplatz erhĂ€lt eine SolitĂ€rleuchte womit die besonders reprĂ€sentative Gestaltung des Platzes betont wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit zeichnet sich durch eine konsequente und klare Gliederung aus, dabei unterteilt der Verfasser die FlĂ€che eindeutig in unterschiedliche Bereiche. PrimĂ€r wird ein multifunktionaler „Festplatz“ in der Mitte geschaffen, der von Pflasterwegen mit Baumreihen eingerahmt wird. Hier können neben dem jĂ€hrlichen PrĂ€mienmarkt auch andere Veranstaltungen und AktivitĂ€ten gut umgesetzt werden.

Die beiden ParkplatzflÀchen werden jeweils an den Schmalseiten des Platzes angeordnet. Der nord-östliche Abschluss kaschiert mit seinen Baumreihen die angrenzende GewerbeflÀche.

Die einfache, nahezu strenge Geste wird positiv gewertet, polarisiert aber auch. Der Platz kann problemlos in mehreren Bauabschnitten und auch in ökonomischer Sicht gut umgesetzt werden. Die Anbindung an die Stadt funktioniert einfach und in angemessener Art und Weise.

Ebenfalls positiv gesehen wird die sĂŒdwestliche Eingangssituation zum Talweiher-Platz. Sie ergĂ€nzt die vorhanden Baukörper zu einer Raumkante mit Platzcharakter. Die angeordneten Baukörper, Hotel und BestandsgebĂ€ude „Treff“, fĂŒgen sich in das Ensemble zu einem Gesamtbild ein. Der „Treff“ kann in funktionaler Weise in das Ensemble integriert werden und kann das Übernachtungshotel ergĂ€nzen. Die Verortung des Hotels funktioniert an dieser Stelle gut, ebenso kommt dem entgegen, dass die Umsetzung ohne Tiefgarage gelingt und so die Chancen einer Realisierbarkeit erhöht werden.

Ebenso positiv wird die unspektakulĂ€re Lösung der Bushaltepunkte und ParkplĂ€tze gesehen. Mit der Anordnung der BusparkplĂ€tze parallel zur Straße „Am Talweiher“ werden die PlatzflĂ€chen konsequent frei gehalten. Allerdings bilden die ParkplĂ€tze fĂŒr die Busse eine Barriere zwischen Platz und Stadt. Es wird kritisch gesehen, dass die sĂŒd-westlichen ParkplĂ€tze nur dem Hotel dienen.

Bei der Platzfassung scheinen die vorgeschlagenen Birken nicht empfehlenswert. Um die Einsehbarkeit weiterhin zu gewĂ€hrleisten, mĂŒssten hochstĂ€mmige BĂ€ume gewĂ€hlt werden.

Zusammengefasst ĂŒberzeugt der Entwurf durch seine einfache und funktionale Lösung, die eine wirtschaftliche Umsetzbarkeit erwarten lĂ€sst. Die gute stĂ€dtebauliche Lösung im sĂŒdwestlichen Abschnitt, der Umgang mit dem BestandsgebĂ€ude und die FlexibilitĂ€t der FestflĂ€che machen die QualitĂ€t dieser Lösung aus.