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Nichtoffener Wettbewerb | 01/2025

Neugestaltung und Aufwertung Kurpark in Lenzkirch

Spielpark

Spielpark

1. Preis

Preisgeld: 16.500 EUR

bhm Planungsgesellschaft mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Zwei Parkteile, ein Konzept – verbindend, ordnend und Atmosphären schaffend
Die Neuordnung der Raumwahrnehmung und Wegestruktur, die Schaffung von Blickbeziehungen und Herausarbeitung der Topographie, ein einheitliches Materialkonzept und neugeschaffene Angebote sorgen für eine angemessene Weiterentwicklung der Parklandschaft. Aus zwei Parkteilen wird künftig ein differenzierter Mehrgenerationenpark, der durch die unterschiedlichen Atmosphären und Nutzugsangebote, sowohl für Einheimische als auch Besucher, zu einem einladenden Ort inmitten von Lenzkirch umgestaltet wird. Dabei steht die Einbeziehung verschiedener Alters- und Interessensgruppen im Vordergrund. Ein solides Grundgerüst sorgt für einen zusammenhängenden Park, der die historischen Parkteile mit- und weiterdenkt, neue Bereiche erschließt und offen ist für zukünftige Weiterentwicklungen im Dialog mit den Nutzenden.

So bleibt der südlich gelegene, historische Kurpark mit seiner Gedenkstätte erhalten. Im Norden schließt der topographisch untere Parkteil an, der sich vom westlich gelegenen Kurhaus wie ein kleines Wiesental in Richtung Osten bis zum angrenzenden Testo-Gelände erstreckt. Beide Teile werden durch eine zentrale Blickachse visuell verbunden. Ein Spielplatz setzt den Höhenunterschied in Szene und verbindet die obere mit der unteren Ebene. Ein übergeordnetes Wegenetz verbindet zusätzlich die beiden Bereiche und schafft die Anbindung an die nördlich gelegene Villa. Diese behält ihre eigenständige Vorzone, wird jedoch an den Park herangerückt und somit zu dessen Bestandteil. Die Straße ‚Am Kurpark‘ endet aus der Dorfmitte kommend in einem Platz bzw. wird ab dort als 3,5 m breite Parkpromenade weitergeführt. Die Sichtachse der ursprünglichen Bahnlinie bleibt erhalten. Eine durchgehende Achse vom Kirchplatz wird von Bäumen gesäumt und verbindet die historische Ortsmitte, an der Kirche vorbei, mit dem Kurhaus.
Der die „Dorfachse“ abschließende Platz öffnet sich zum tieferliegenden See und wird durch Sitzstufen mit dem uferbegleitenden Fußweg verbunden. Auf Höhe des Mühlrads entsteht ein weiterer kleiner Platz mit Sitzstufen, der sich zum Urseebach hin öffnet. Diese Öffnung schafft eine Blickbeziehung von der Kirche hin zum Kurhaus.

Der Alter Kurpark – kontemplativ, erinnernd und strukturiert
Die historische Struktur soll erhalten und durch minimale Eingriffe, gemäß der Förderrichtlinien, gestärkt werden. Punktuelle Maßnahmen machen die historische Struktur wieder klarer. So können nachträglich implizierte Elemente im Zuge der Planung neu angeordnet werden. Die historische Treppe wird wieder hergestellt. Ein barrierefreier Zugang zum östlichen Parkteil erfolgt im Norden entlang des Weges am Höhenunterschied. Fehlende Bäume in den Alleen werden ergänzt oder schadhafte Bäume ersetzt, um so die formale Gesamtsprache zu stärken.

Der Waldpark mit Gedenkstätte – historisch, entschleunigend und verbindend
Die bestehenden zwei Zugänge zur Gedenkstätte werden neu strukturiert. Die prägenden Hecken werden weitergeführt und grenzen den Park zur Bundesstraße und zum nördlichen Teil hin ab. Um diese zu stärken, werden entlang der Achse zur Gedenkstätte Bäume ergänzt. Die Zugänge von der Kolumban-Kayser-Straße führen axial zum Monument, wobei die aus dem Süd-Ost Eingang herführende Achse die beiden Parkteile über den neu angelegten See hinaus verbindet.
Im östlichen Teil entsteht ein informellerer Park der Ruhe, in dem einzelnen Liegen in der Wiesefläche zum Verweilen unter den Bäumen einladen. Gemähte Wege und Flächen führen durch die Wiesenfläche und schaffen Raum für Ruhe und ruhige Nutzungen wie beispielsweise Yoga oder Tai-Chi.

Das Kurhaus – zentral, verbindend und kommunikativ
Die bestehenden Zugänge zum Kurhaus werden neu und klarer strukturiert. Eine großzügige Treppen- und barrierefreie Rampenanlage (4%) in Richtung Kirche wird durch Mauern begleitet, die den Raum zum Wasser hin rahmen. Eine Stauden- und Gräserpflanzung sorgt für einen repräsentativen Charakter im Eingangsbereich. Auch der Zugang zum Nebeneingang, in dessen Nähe auch zwei behindertengerechte Parkplätze verortet sind, erhält eine einheitliche Gestaltung. Das bestehende Trafobauwerk wird Teil des Hofes, der durch eine klare Formsprache und räumlich wirksame Hecken von der Parkanlage abgegrenzt wird. Im Untergeschoss entsteht Raum für z.B. ein neues Café, dessen großzügige Terrasse sich zum neu angelegten See hin erstrecken kann und genügend Platz für eine Vielzahl von Nutzungen ermöglicht.

Ein Park im Tal – sportlich, naturnah und raumbildend
Zentrales Element des zukünftigen Mehrgenerationenparks sind die großzügigen Sport-, Spiel- und Bewegungsflächen. Hierfür wird die bestehende Wasserfläche am Kurhaus als See ausgebildet. Der bestehende Teich im Osten wird so näher an das Gebäude verlegt und aufgewertet. Hierdurch entstehen große zusammenhänge Flächen, die Platz für Sport- und Bewegungsangebote bieten.
Als zentrales Element wird das Wasser gestärkt und bleibt als durchgehende, gestalterische Element des Parks. Der vom Urseebach gespeiste See ist zentraler Bestandteil des Konzeptes. Aber auch das Wasserspiel (Trinkwasser) und der fortlaufende, den Park durchziehende Bachlauf (gespeist vom See-Überlauf und vorhanden Zuläufe aus dem südlichen Gebiet) sind feste Bestandteile des Konzeptes.
An den zentral gelegenen See grenzt eine Terrasse. Während diese von einer baulichen Stufe gefasst wird, sind die Übergänge zur angrenzenden Rasen- und Wiesenfläche von Flachwasserzonen mit einer üppigen Bepflanzung geprägt. Der angrenzende, großzügige Spielplatz greift den Höhenunterschied auf und besteht aus verschiedenen Spielbereichen. Von Nord nach Süd gehen diese ausgehend vom Kleinkindbereich, in ein Wasserspiel und Spielbereiche für größere Kinder über. Ein Stangenparkour als Mikkado-Landschaft lädt zum Klettern, Hangeln und Balancieren ein. Ein Bachlauf mit Pumpe fordert den Teamgeist. So lässt sich das Wasser durch gemeinsames Handeln anstauen. Anschließend geht das Wasserspiel in den naturnahen Spielbereich über. Die Bestandsbäume werden erhalten, eine sanfte Modellierung bietet Einstauvolumen bei Starkregenereignissen. Findlinge, kleinere Kiesufer und Baumstämme prägen den Bereich, der im Süden in eine Sport- und Bewegungslandschaft übergeht. Ein Pumptrack greift die Topografie auf, die den Bereich für Calisthenics / Fitness rahmt. Ergänzt wird das Angebot durch einen Aufenthaltsbereich mit Boulefeldern und Picknicktischen im Norden.

Materialität – naturnah, robust und angemessen
Ziel ist die gestalterische Einbettung des Parks in seinen landschaftlichen und geologischen Kontext. Naturräumliche Leitbilder des angrenzenden Schwarzwaldes werden aufgegriffen und gestalterisch abstrahiert. So ist der Park von Holz- und Steinelementen geprägt, die sich in eine üppige Bepflanzung einfügen. Findlingsgruppen und Kiesufer begleiten auch den Bachlauf, der in Teilen auch an eine Auenvegetation erinnert und von waldartigen Strukturen, auch aus Nadelbäumen wie Kiefern, Tannen und Lärchen, begleitet wird. Die Wege werden aus dem historischen Teil des Parks weitergeführt und als wassergebundene Wegedecke realisiert. Die Promenade zwischen dem Testo-Gelände und der Dorfachse wird aus Belastungsgründen aus Asphalt hergestellt, der beschichtet wird und so die Optik der wassergebundenen Wegedecke aufgreift. Die Dorfachse greift den Bestand auf und wird in Natursteinkleinpflaster weitergeführt. Nahezu alle Wege sind barrierefrei (3% Längsgefälle). Sollte dies nicht möglich sein, so wird eine barrierearme Ausführung angestrebt.
Die Schaffung von klaren Rändern ist zentraler Bestandteil des Vegetationskonzeptes. Dies wird einerseits durch das Aufgreifen und Fortführen der Formschnitthecken im historischen Park erreicht. Zudem sorgt ein
Gehölzrand im Osten für die Abschirmung des Parks zum Testo-Gelände hin und der angrenzenden Bebauung.

Beleuchtung – zurückhaltend, angenehm und akzentuierend
Der Park erhält mit 3,50 m hohen Lichtstelen eine angenehme, zurückhaltende Grundausleuchtung. Besondere Orte im Park wie beispielsweise die Seeterrasse, das Mühlrad, der Brunnen und der Pavillon im Kurpark sowie das Denkmal werden akzentuierend beleuchtet.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt ein robustes freiraumplanerisches Konzept vor, wie die historische Parkanlage und der Kur- park aus den 70er Jahren künftig etappenweise weiterentwickelt werden kann.

Der historische Kurpark und die anschließende offene Grünfläche werden im Wesentlichen belassen und in ein stimmiges ästhetisches Gesamtbild überführt. Der Bereich soll auch weiterhin Ort der Entspannung und der Ruhe für die Besucher:innen sein. Kriegerdenkmal und Musikpavillon bleiben zentrale und gestalterisch offene Kommunikationspunkte.

Die große Neustrukturierung findet in der unteren Parkanlage statt. Die ursprünglichen Strukturen werden auf- gelöst. Der Rückbau der Verbindungsstraße zwischen Kurpark und Firma Testo für eine im Park verlaufende neue Fuß- und Radwegeverbindung wird goutiert, jedoch auch in Bezug auf eine Realisierbarkeit kontrovers diskutiert – zumal auch die Grundstücksverhältnisse nicht dargestellt sind. Es würde sich langfristig jedoch eine gute Chance bieten, den Kurpark freiräumlich in den Norden weiterzuentwickeln. Die neu strukturierte Fläche in Tallage zeigt sich dort richtigerweise platziert als breites, für alle Generationen attraktives Band, mit ausdifferenzierten Kinderspielbereichen und guten Aufenthaltsqualitäten. Somit wird die historischen Parkanlage über die Geländestufe mit den nördlichen, intensiven Nutzungsbereichen zu einem guten Gesamtkonzept verknüpft.

Der Kinderspielplatz sollte aufgrund der Verkehrssicherheit in seinen Abständen zum neu konzipierten Fuß- und Radweg hin überprüft werden. Eine Grünverbindung zwischen dem neuen See am Kurhaus und dem intensiven Spielbereich im Osten wird allerdings vermisst – auch hinsichtlich notwendiger Beschattungen. Dem Kurhaus wird eine großräumige Terrasse zum Park hin vorgelagert, die an eine neue Wasserfläche grenzt. Dadurch wird eine Verzahnung zwischen der heute noch nicht bekannten Kurhausnutzung und der Parkanlage offen gehalten.

Durch die gelungene Neupositionierung der Wasserfläche am Kurhaus erhält die Parkanlage ihren notwendigen Schwerpunkt und Adressbildung.

Der von den Verfasser:innen vorgeschlagene Rückbau der Wasserfläche zugunsten eines Aktionsbereiches für Kinder und Jugendliche mit Pumptrack und Calisthenics ist ein Alleinstellungsmerkmal und erhöht die Attraktivität der Gesamtanlage. Die Trennung zwischen den Sport und Spielbereichen werden sehr positiv aufgenommen.

Insgesamt entsteht ein sehr schlüssiges Gesamtkonzept, das die Schwerpunkte an den richtigen Stellen verortet, eine etappenweise Realisierung ermöglicht und Chancen für die Weiterentwicklung bietet.
Dorfachse

Dorfachse

Seepark

Seepark

Sportpark

Sportpark

Gesamtlageplan

Gesamtlageplan

Schnittansicht

Schnittansicht

Piktogramme

Piktogramme

Maßnahmenpakete

Maßnahmenpakete