Nichtoffener Wettbewerb | 04/2024
Neugestaltung Vorplatz Haus der Kultur(en) und Luchtenberg-Richartz-Park in Burscheid
©OTTL.LA
Platz der Kulturen
ein 3. Preis
Preisgeld: 6.000 EUR
Planungsbüro DTP Landschaftsarchitekten GmbH
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Luchtenberg Richartz Park und Platz der Kultur(en)
Verbunden, Durchgrünt, Klimaadaptiert
Durch den Umbau des „Haus der Kunst“ zum „Haus der Kultur(en)“ und der Überarbeitung des Luchtenberg-Richartz-Park entsteht ein neuer gesellschaftlicher Mittelpunkt in der Stadt Burscheid. Ziel der Umgestaltung ist es unter Würdigung der bestehenden Anlagen neue Akzente in den Stadtraum zu bringen und durch die Verknüpfung von Park, Vorplatz und Haus der Kulturen Synergien im Freiraum zu erzeugen. Als zentraler, durchgrünter Verbindungsraum, Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche, sowie Aktions- und Naherholungsort mit Geschichte deckt der Luchtenberg-Richartz-Park dabei eine Vielzahl an städtischen und lokalen Bedarfen ab. Insbesondere die Vernetzungsfunktion mit dem Innenstadtquartier sorgt zukünftig für neue BesucherInnen und erfordert eine Überarbeitung und Anpassung des Nutzungsspektrums. Die gezielte Aufwertung denkt dabei Bestehendes neu, nimmt Wegeverbindungen und Sichtachsen auf und sucht nach Großzügigkeit, Inwertsetzung und dem Besonderen des Ortes und schärft dabei die Identität des bestehenden Parks und des neuen Vorplatzes.
Aufwertung Luchtenberg-Richartz-Park
Im Bestand stellt sich die lineare Parkanlage als Zusammenstellung aus unterschiedlichen Gestaltungsstilen, Zeitschichten und Nutzungen dar und wirkt zwar heterogen, jedoch gut genutzt. Die Umgestaltung erkennt die bestehenden Potentiale und Kuriositäten an und setzt sich als Ziel, einen Stadtraum zu schaffen der als Assemblage aus alt und neu gelesen wird und dafür Altes mit Neuem kombiniert. Der Hauptweg im Park wird gestärkt, in seiner Form dezent geschärft und findet im Süden zur Hohestraße eine leichte Aufweitung als einleitende Geste um die zentrale Erschließungsfunktion weiter zu gewährleisten. Als markante neue Form findet sich das Aktionsband in der mittig gelegenen, offenen Rasenfläche und verbindet neue und bestehende Nutzungsangebote miteinander. Das Band sticht zum Haus der Kulturen durch den Waldsaum und verbindet das Sockelgeschoss barrierefrei mit dem Vorplatz. Hier werden Blickbeziehungen durch die Glasfassade ins Foyer aufgebaut und es besteht die Möglichkeit direkt in den Park auszutreten. Spielplatz, Parkschaukeln, der Eingang der Villa und die Freiluftbühne werden ebenfalls über das Aktionsband erschlossen, welches sich durch seine Ausformulierung aus wassergebundener Wegedecke einem bekannte Thema der Parkgestaltung bedient und sanft in der bestehenden Topographie liegt. Der Spielbereich aus hochwertigen Spielgeräten ergänzt Gerüste aus dem Bestand mit einem Wasserspielbereich, inszeniert die Topographie mit freiem Hangspiel durch Stelen und Seile, sowie einer Hangrutsche und schafft eine zentrale, einsichtige Sandspielfläche. Die im Hang liegenden Sitzstufen bilden Aufenthaltsraum für verschiedene Altersklassen und NutzerInnengruppen und können bei kleinen Veranstaltungen im Park als Tribüne für die Freilichtbühne genutzt werden. Der Wechsel aus Verweilorten und aktiven Parkbereichen, zusammen mit dem offenen, aufgeräumten Erscheinungsbild schafft Dynamik, soziale Kontrolle und Sicherheit für alle NutzerInnen. Die Ausrichtung des Aktionsbandes ist bewusst gegenläufig zum Hauptweg im Park gesetzt und verläuft über die gesamte Breite bis an die Waldsäume im Osten und Westen. So wirken die Wiesen und Rasenflächen großzügiger und weitläufiger und der Park schöpft sein ganzes Flächenpotential aus.
Im Norden finden sich zurückgezogenere Bereiche und eine ökologische und biodiverse Gestaltung mit Habitatfunktionen für Kleintiere und Insekten. Die wechselfeuchte Retentionssenke sammelt Oberflächenwasser aus dem gesamten Park und ist über Tritt- und Sitzsteine und die Wartungszufahrt mit den Parkwegen verbunden. Rund um die Villa wird die bestehende Pflanzung aufgewertet und durch Blühstauden und eine Gräsermischung ergänzt.
Neugestaltung Platz der Kulturen
Der Platz der Kulturen ist ein multifunktionaler Stadtplatz mit urbanem Flair. Als übersichtliches Entree weist er Besuchenden den Weg in das Haus der Kulturen bei Veranstaltungen oder Konzerten, bietet Platz zum Treffen vor dem Einlass, für Vernissagen mit Empfang oder zum gemeinsamen Warten auf andere Gäste. Der bestehende Geländerverlauf wird durch eine Stufenanlage mit Sitzstufen aufgefangen, die gleichzeitig als Tribüne für Performances und Veranstaltungen dient. Als Ort für Empfänge oder Bühne ist der Stadtplatz eben und durchgängig gestaltet. Die großzügige Platzoberfläche wird durch drei Pflanzinseln zoniert, bildet sanft unterschiedliche Bereiche aus, die durch den Schatten der Bäume tagsüber, oder durch den Lichtschein der Kreisstrahler der Lichtstehle Nachts gefasst werden. Eine freie Bestuhlung lädt zur Aneignung ein. Kunst und Kultur spiegeln sich in den Kulturlinien wieder. Die Aufdrucke auf der Asphaltfläche sind Alleinstellungsmerkmal und unterstreichen zugleich die Identität des Stadtraums im Kanon mit dem neuen Montanusplatz und dem Kirchplatz St. Laurentius. Der Platz zieht sich von der Höhestraße bis an die Fassade des trichterförmigen Eingangs. Zwei barrierefrei Stellplätze sind im vorderen Bereich des Platzes vorgehalten. Als markantes und verbindendes Element zwischen Park und Platz verläuft eine Betonmauer am südlichen Parkeingang. Prägungen markieren die Freiräume, sind von Weitem und im vorbeifahren sichtbar und weisen den Weg.
Inklusion und Barrierefreiheit
Prägnant für die Entwurfsorte ist die präsente Topographie, sowohl im Park, als auch in der direkten Umgebung zum Vorplatz. Der Entwurf nimmt die Themen Gleichstellung und Inklusion ernst und zeigt verträgliche Lösungen für Zugänglichkeit und Nutzungen auf, die für alle Menschen erreichbar sind. Dazu gehört, dass jede/r Besuchende den Vorplatz als Entree für Veranstaltungen nutzen kann. Von hier aus führt eine barrierefreie Rampenanlage an der westlichen Platzkante über den zentralen Parkweg zum Sockelgeschoss. Die Wege hierhin sind auf Grund der Topographie teilweise barrierearm ausgeführt.
Regenwassermanagement
Durch einen geringen Versiegelungsgrad wird der anfallende Niederschlag im Planungsraum gesammelt und an zentralen Stellen gespeichert oder versickert. Die versiegelte Platzfläche ist aus drainfähigem Asphalt mit farbigen Markierungen gestaltet. Zudem führen offen Rinnen Oberflächenwasser ab und machen das Thema der Schwammstadt auf dem Vorplatz erleb- und erfahrbar. Baumrigolen unter den mit Gräsern bestandenen Grüninseln sammeln das Wasser auf und geben es über Zeit an die Großgehölze und Stauden ab. Eine zentrale Zisterne im Park sammelt das Dachwasser des neuen Kulturbaus.
Vegetationskonzept
Der Baumbestand im Park ist besonderes Merkmal, bietet bei der Umgestaltung großes Potential und ist in jedem Fall erhaltenswert. Der dichte Waldsaum des Parks wird aufgeräumt, locker unterpflanzt und lässt so neue Blickbeziehungen zur Villa, Haus der Kulturen und den angrenzenden Straßenräumen zu. Das schafft Sicherheit und eine einfache Orientierung im Park. Die Unterpflanzung aus Bodendeckern, klein- und mittelgroßen Sträuchern, sowie Einzelgehölzen bildet eine Fassung für den linearen Parkraum. Im Süden, zur Straße hin öffnen sich Saum und Unterpflazung mit einer einladenden Geste zum Vorplatz.
Die Retentionssenke im Norden wird mit pflegeextensiven, wechselfeuchten Blühstauden- und Gräsermischungen umpflanzt und kann so sowohl bei Trockenheit, als auch bei Anstauung nach Regenfällen attraktive Blühaspekte im Park ausbilden.
Die gesamte Parkachse ist durch eine trockenresistente Wiesenmischung geprägt, die im zentralen Bereich in eine strapazierfähige Rasenzone übergeht. Einzelne Blühstauden und Akzentgehölze lockern die topographischen Wiesenhügel auf und betonen die Eingangssituationen, wie auch die Platzfläche vor dem Haus der Kulturen, das erhöht die Biodiversität der Stadträume und schafft eine ökologische Aufwertung, sowie Habitate für Insekten und Kleintiere. Sie bilden Blühaspekte zu unterschiedlichen Jahreszeiten und unterstreichen durch ihre Texturen und Skalierung die Unterschiedlichkeit der beiden Stadträume. Der Vorplatz wird zudem durch drei kreisrunde Pflanzbeete zoniert, die mit zwei zusätzlichen, schattenspendenden Großgehölzen bepflanzt werden und an das Regenwassersystem angeschlossen sind.
Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb, Nachhaltigkeit
Großer Wert wird bei der Umgestaltung auf die Wirtschaftlichkeit gelegt. Das zeigt sich nicht zuletzt an der Auswahl der Oberflächen, dem hohen Recyclingwert und der Verwendung von dauerhaften Materialien. Die vegetativen Flächen sind simpel in der Instandhaltung und robust im Unterhalt. Oberflächen sind leicht zu reinigen und können mit gelagerten Baustoffen repariert werden. Drei Faktoren führen zudem zu einem hohen Einsparpotential für CO2 bei der Umgestaltung: Verwendung von recycelten und reparierbaren Materialien, Beibehalt der Entsiegelung und weitere Durchgrünung der bestehenden Flächen, sowie qualitätvolle und nutzungsoffene Umgestaltung mit hohem Aufenthaltswert, langer Haltbarkeit und Beständigkeit. Zudem werden Teilbereiche in der Umgestaltung nur leicht überarbeitet und aufgewertet und nicht komplett neu ausgeführt und bestehende Ausstattungselemente nach Möglichkeit wiederverwendet. So wird weniger neues, in Materialien gebundenes CO2 freigesetzt, neue Gehölze nehmen zudem CO2 auf und BürgerInnen und NutzerInnen identifizieren sich auf lange Zeit mit den neuen Stadträumen.
Die umfassende Mauer, sowie die Montanus Gedenktafel werden erhalten und inwertgesetzt und betonen zusammen mit den bestehenden Kunstwerken die Parkeingänge im Norden und Süden.
Bänke und Ausstattungselemente im Park und auf dem Vorplatz sind wertig, dauerhaft und pflegearm ausgeführt. Besonderen Wert wird auf angenehme Haptik, warme Oberflächen und eine einfache Reparierbarkeit gelegt. Das verwendete Mobiliar ist inklusiv. Im Park werden dimmbare Mastleuchten mit LED-Technik verwendet und auf dem Vorplatz durch eine markante Leuchtstehle ergänzt. Das schafft Differenzierung in den Teilräumen und die Ausleuchtung passt sich in Intensität und Ausrichtung an die direkte Umgebung an.
Neue Orte im Stadtkontext
Durch die Umgestaltung des Luchtenberg Richartz Parks und des Platz der Kulturen erhält die Stadt Burscheid neue, klimasensible, durchgrünte Anlaufpunkte für BürgerInnen und Besuchende, die bis in die anliegenden Straßen strahlen. Man trifft sich am neuen Spielplatz, schlendert mit einem Eis über die zentrale Wegeverbindung und nimmt Platz auf einer der neuen Parkbänke oder Sitzstufen im Hang. In den Abendstunden können Konzerte und Lesungen auf dem Vorplatz oder der kleinen Bühne im Park stattfinden, Tagsüber können hier Workshops oder kleine Veranstaltungen abgehalten werden.
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