Leitidee
Mit der Neugestaltung des W&W-Areals besteht die Chance, Ludwigsburg um einen belebten und zukunftsgewandten Stadtbaustein zu ergänzen. Die Erhaltung von zwei Bestandssolitären als Landmarks und die Inklusion von Bestandsbäumen verbinden das neue Quartier mit seiner Geschichte. Die beiden Bestandsgebäude stellen darüber hinaus einen zeitgemäßen Ansatz für ressourcenschonendes Bauen (graue Energie) und Nachhaltigkeit dar.
Durch das Konzept der „produktiven Nachbarschaft“ entsteht ein zukunftsweisendes, vielseitiges Quartier für Gewerbe, Arbeiten und mit einem breiten Wohnungsangebot, in dem die Bedürfnisse einer vielfältigen und bunten Gesellschaft ein Zuhause finden. Das Quartier soll nicht nur für sich stehen, sondern einen Mehrwert für die angrenzenden Ortsteile erzeugen. Die lebendige Sockelzone der Baukörper aktiviert den öffentlichen Raum, schafft attraktive Angebote für Bewohner*innen und ist auch Anlaufstelle für die angrenzenden Siedlungen. Zwei begrünte Auftaktplätze – an den beiden Enden des Gebiets verortet – öffnen das einst hermetisch abgeschlossene Areal zur Stadt hin.
Städtebau
Der Städtebau zielt auf eine angemessene Ergänzung der Ludwigsburger Südstadt und schafft eine harmonische Verbindung zwischen Alt und Neu. Die beiden prägnanten Hochpunkte am nördlichen und südlichen Wettbewerbsgebiet werden erhalten und rahmen das Quartier.
Zwischen den beiden Bestandsbauten formen zwei geöffnete Blöcke ein Netzwerk aus kleinteiligen begrünten Stadtplätzen. Die Blockstrukturen erhalten dezente Hochpunkte und erzeugen so eine angemessene Maßstäblichkeit im Übergang der hohen Bestandsbauten zur kleinteiligen Bebauung in der Nachbarschaft. Somit wird ein respektvoller Umgang mit den bereits bestehenden Siedlungsstrukturen gewährleistet. Den Gebäudesockeln liegt eine polygonale Form zugrunde, die ihre Herleitung aus der Geometrie von L6 bekommen. Die so entstehenden Freiräume ermöglichen eine intuitive Orientierung für Fußgänger*innen im Gebiet. Die beiden hybriden Wohnblöcke öffnen sich mit ihren grünen Innenhöfen zueinander und verbinden so die beiden semi-privaten Wohnhöfe miteinander.
Ein Hauptaugenmerk der städtebaulichen Überlegungen liegt darauf, eine sinnvolle Verknüpfung der Quartiere zu schaffen, die den Bedürfnissen der Bewohner*innen sowie der umliegenden Gemeinschaft gerecht wird. Die Fortschreibung des öffentlichen Fuß- und Radwegenetzes berücksichtigt die lokalen und regionalen Bezüge. Somit stellt die Ergänzung des Radschnellwegs auf dem Wettbewerbsgebiet eine wichtige Verknüpfung für die Stadt mit der Region dar. Das Wegenetz wird durch ein geschickt angelegtes System von begrünten Stadtplätzen ergänzt, die auch zur öffentlichen Durchwegung durch die Innenhöfe einladen.
Die Sockelzone der Gebäude ist durch eine bunte Mischung an kleinteiligen Nutzungseinheiten belebt und adressiert die Laufkundschaft im Quartier. Ladenlokale, Praxen, Läden des alltäglichen Bedarfs, Ateliers und leichte Produktion öffnen sich zu den Freiflächen. Nahversorger, Gastronomie, Sportnutzungen und Dienstleister bieten nicht nur für das Quartier selbst, sondern auch einen Mehrwert für die umgebenden Gebiete und fördern so eine lebendige und vielseitige Nachbarschaft. Im Sockel der Quartiersgarage werden neben Mobilitäts-Hub und Shared-Mobility-Angeboten auch kreative Nutzungen [Ateliers, Werkstätten, Fotostudio, etc.] implementiert.
Auf den Schutz vor Lärmemissionen der angrenzenden Bahnlinie ist besonderes Augenmerk gelegt worden. Der Baukörper der Quartiersgarage entlang der Bahn schirmt den Lärm ab und erlaubt gleichzeitig eine Aktivierung der einstigen Rückseite des Areals zum Radschnellweg. Als Teil dieses repräsentablen Gesichts zur Bahn ist die Quartiersgarage mittig im Areal verortet. Bei fortschreitender Verkehrswende erlaubt die Konstruktion der Quartiersgarage die geschossweise Umwidmung der Flächen zu Wohn- und/oder Büroeinheiten.
Den Grünen Ring – als stadträumender Grünzug – fortzuführen, ist nicht nur eine gestalterische Entscheidung, sondern bildet auch eine funktionale Verknüpfung der Quartiere. Dadurch, dass neben den Fußabdrücken der Gebäude kaum Fläche unterkellert ist, lassen sich großzügige erdgebundene Grünflächen mit Baumpflanzungen realisieren, die die natürliche Versickerung im Gebiet maximieren.
Freiraum
Im Hinblick auf Klimaschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen wurde darauf geachtet, die Flächenversiegelung auf ein Minimum zu reduzieren. Der Bodenbelag wird aus Ökopflaster mit hoher Wasserdurchlässigkeit vorgesehen. Unterkellerung [wenig TG-Fläche durch Quartiersgarage] finden fast überall nur unter den Gebäuden statt, sodass bodengebundene Baum und Strauchpflanzugnen in umfassender Zahl möglich sind. Im ganzen Quartier befinden sich verstreut schollenförmige, grüne Inseln, die im Fußgängerstrom fließende Räume schaffen. So wird eine Balance zwischen flexibler Nutzbarkeit und ökologischem Anspruch angestrebt. Locker stehende, mehrstämmige Bäume überstellen die Inseln, schaffen beschattete Rückzugsorte und Spielflächen für Kinder.
Darüber hinaus bilden zwei großzügige urbane Plätze, von Grün umrahmt, im Norden und im Süden qualitätsvolle Eingangsbereiche. Im zentralen Bereich beider Eingangsplätze wird je ein Wasserelement (ein Fontänen-Feld und ein Wasserspiegel) verortet, die sich positiv auf das Mikroklima auswirken und bei Veranstaltungen ausgeschaltet werden können.
Innerhalb des Planungsgebiets ist eine Regenwasserwiedernutzung vorgesehen. Das Regenwasser von den Dächern wird abgeleitet, gesammelt, bzw. gefiltert und dann wieder für die Bepflanzung genutzt.
Architektur
Das neue Mischquartier zeichnet sich durch seinen innovativen und kreativen Ansatz in der Architektur aus. Dieser setzt auf modulare Baukörper in Holzbaumaßen, um eine Holz[hybrid]-Bauweise mit schnellem und wirtschaftlichem Bauablauf zu ermöglichen. Auf den polygonalen Gebäudesockeln sind die aufgehenden Baukörper von orthogonaler Struktur. Die modularen Tragsysteme erlauben eine flexible Anpassung der Raumzuschnitte in den Wohn- und Gewerbegrundrissen. Die Gestaltung der Fassaden schafft ein einheitliches und dennoch abwechslungsreiches Quartier, das den Ludwigsburger Süden prägen wird. In ihrer Gestaltung wird die Mischung aus Arbeiten, Wohnen und Gewerbe deutlich. Auch eine den Gebäudegrößen angemessene Urbanität wird in den Fassaden deutlich. Der angepasste Öffnungsanteil und die wirtschaftlichen Kosten der verwendeten Materialien gewährleisten eine nachhaltige Bauweise. Leichte, vorgehangene, modulare Fassadenelemente mit Freistizen geben den Bestandsbaukörpern ein neues Gewand.
Die Sockelzone des Quartiers wird durch flexiblen, kleinteiligen Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen und Gesundheitsangebote belebt. Im Sockel von L6 beleben Fitnessstudio und Kita als multifunktionale Nutzung den Hochpunkt. Die Kita ist zur lärmabgewandten Seite platziert, um eine ruhige Umgebung für die Kinder zu gewährleisten. In den oberen Geschossen von L6 werden kleinteiligere Wohnungen untergebracht. Die mittlere Erschließungszone wird an die Fassade geführt, um eine angenehme Zone zum Ankommen und Orientieren zu ermöglichen.
Im Wohnungsbau erlauben die zeitgemäßen Grundrisse eine Vielfalt an innovativen Wohnformen, die Raum für sämtliche Lebensabschnitte und Lebensmodelle unserer Gesellschaft schafft. Die Wohnungen sind zusammenschaltbar und weisen kompakte Grundrisse auf, um eine flexible Anpassung an individuelle Bedürfnisse zu ermöglichen. Kleine Apartments, Clusterwohnungen, betreutes Wohnen, ein Boarding House sorgen für soziale Durchmischung des Quartiers. In den gewerblich genutzten Baukörpern erlaubt die freie Grundrissaufteilung in ihrer Anordnung sowohl neue Arbeitswelten als auch klassische Zellenbüros.
Die hohen Schallschutzanforderungen entlang der Bahn sind durch Balkone mit Lärmschutzverglasung zur Bahnseite gelöst. Durch die Quartiersgarage wird das Gebiet von Lärm abgeschirmt, sodass ein ruhiges und angenehmes Wohnumfeld möglich ist.
Zusätzlich bieten aktivierte Gründächer nicht nur ökologische Vorteile, sondern auch Raum für Aufenthalte und soziale Interaktion [Sitzecken und Sport] innerhalb des Quartiers.