Nichtoffener Wettbewerb | 03/2024
Neugestaltung zentraler Ankunftsbereich Rheinhallenareal in Rüdesheim am Rhein
©POLA
Zentraler Ankunftsbereich
1. Preis
Preisgeld: 30.350 EUR
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Théo Pietronave, Hinal Palan, Holly Hein, kuang-yu Niu, Sara Perovic
Architektur
Erläuterungstext
Die Zeiten unklarer städtischer Infrastruktur sind vorbei. In einer Gestaltung, die sich an der Zukunft orientiert,
werden Aufenthaltsqualität und flexible Raumnutzung maßgeblich. Es entsteht ein besonderer Ankunftsort für
Rüdesheim. Zentrales Entwurfsmotiv ist das Drehkreuz als Raum, der flexiblen und sicheren Fluss zwischen den
Einrichtungen der Verkehrsinfrastruktur bietet: Bahnhof, Busbahnhof, Kiss-and-Ride und Taxi-Verkehr werden
verbunden und in Beziehung gesetzt. Den äußeren Rahmen für dieses Drehkreuz bildet der Grünraum, der Schatten
bietet sowie visuelle und akustische Barrieren schafft. Die Schaffung einer wohltuenden Atmosphäre ist ein wichtiger Aspekt der
Gestaltung. Stellen Sie sich vor, Sie warten auf den Bus und hören das beruhigende Plätschern eines Wasserspiels,
das gleichzeitig den Lärm der Verkehrsflächen mindert.
Der Entwurf ist für alle Altersgruppen gleichermaßen zugänglich, wobei älteren Menschen und Sehbehinderten
besondere Aufmerksamkeit zuteilwird. Die Materialauswahl für den Entwurf ist nachhaltig, robust und leicht zu
pflegen.
Der Busbahnhof ist strategisch zentral verortet, um einfachen Zugang zum neuen Bahnhof, zur Gartenschau und
anderen Teilen der Stadt über die Geisenheimer Straße und Bleichstraße zu ermöglichen. Im Terminal finden sich
Ticketverkauf, Snacks und Sitzgelegenheiten für alle Altersgruppen. Der gesamte Bereich ist ausschließlich für Busse,
Fußgänger und Fahrräder zugänglich. Kiss-and-Ride-Flächen sind im Norden und Süden des Geländes entlang beider
Verkehrsachsen vorhanden. Ein Taxistand wird an der Bleichstraße vorgesehen. Die Zufahrt von Bussen kann sowohl
von der Geisenheimer Straße als auch von der Bleichstraße aus erfolgen, wobei die primären Busrouten von Osten
kommend an der primären Haltestelle auf der westlichen Spur halten, während sekundärer Busverkehr von Westen
kommend über die Bleichstraße einfährt.
Beurteilung durch das Preisgericht
Mit seiner grundsätzlichen stadträumlichen Einschätzung, dass die Raumkanten des Stadthallenareals mit Ausnahme der Nordseite nur eine geringe architektonische Qualität aufweisen, setzt der vorliegende Entwurf auf neue grüne Raumkanten, die die ungeordnete Bebauung ausblenden und die Dimensionen der durch den Abriss der Stadthalle entstandenen Leerstelle auf ein für Rüdesheim angemessenes Maß reduzieren. Dabei werden die Grünflächen so ausgebildet, dass ein „grünes Drehkreuz für Rüdesheim“ entsteht, das in selbstverständlicher Weise alle querenden Wegebeziehungen aufnimmt, ohne diese inszenieren zu müssen.
Im Mittelpunkt des Drehkreuzes sind die Haltestellen für den Linienverkehr, ein großzügiges und funktional überzeugendes Wartedach und der Kiosk sinnvollerweise gebündelt platziert. Dass das Wasserspiel ebenfalls im räumlichen Zusammenhang mit Dach und Kiosk angeordnet ist, erhöht die Aufenthaltsqualität an dieser wichtigen Stelle im Übergang zu den Gleisen zusätzlich. Durch die Platzierung des Daches muss allerdings ein gewisser Weg im Regen zu den Bussen in Kauf genommen werden.
Die erhaltenen Standorte des schönen Baumbestands sind so gewählt, dass die derzeitige starke Reihung im Bestand gebrochen wird. Durch die Neupflanzung von Zukunftsbäumen wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen entwicklungsfähigem Neupflanzung und dem Altbestand in seiner Reifephase hergestellt: trotzdem wäre ein höherer Anteil an Baumerhalt wünschenswert.
Kritisch gesehen wird die ausschließliche Festlegung der Grünflächen auf Stauden- und Strauchpflanzung. Hier wäre eine wenigstens teilweise Nutzbarkeit, z.B. als Rasenfläche wünschenswert gewesen. Auch wird der Anteil an befestigten Flächen als zu hoch bewertet. Eine stärke Bespielung des Platzes insgesamt wäre wünschenswert.
Die klare und wohltuend einfach gehaltene Grammatik des Entwurf lässt eine hohes Maß an Entwicklungsfähigkeit und Adaptivität an zukünftige Anforderungen an diesen Stadtraum erwarten. Die einzelnen Anforderungen an den Mobilitätshub werden unprätentiös und dezentral angeordnet. Insbesondere die Entscheidung, den Platz nicht durch PKW-Verkehr zu belasten, sondern Kiss and Ride an Bleichstraße und Geisenheimer Straße sowie die Taxen im Zusammenhang mit der Bahn an der Bleichstraße) anzuordnen, wird begrüßt. Die Anzahl der Haltestellen ist nachgewiesen, allerdings werden keine Aussagen über deren Organisation und die Unabhängigkeit der An- und Abfahrt getroffen.
Das Konzept der durchgängigen Materialität wird sich im Bereich der Busspur nicht umsetzen lassen, da die Belastung durch die hohen Scherkräfte regelmäßig zu Totalschäden am Belag führt. Insgesamt, unter Berücksichtigung obiger Anmerkungen, löst die vorliegende Arbeit die komplexe Aufgabenstellung mit ihrem Spagat zwischen Stadtgrün, Verkehrsflächen und Warteplatz auf elegante Weise.
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Einbindung
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Funktionsräume
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Entwurf
©Atelier Sunder-Plassmann | POLA
Architektur
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Bushaltebereich