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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2011

Neukonzeption typischer Stadtbahnhaltestellen Stadtgebiet Mannheim

3. Preis

Preisgeld: 3.000 EUR

Hackl Hofmann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Aufgabenstellung/ Konzept

Durch die Neugestaltung der Haltestellen soll ein Konzept entwickelt werden, das sich sowohl in der Innenstadt Mannheims, als auch in den Vorortregionen anwenden lässt. Das Konzept soll nicht nur einem erhöhtem Verkehrsaufkommen Rechnung tragen, sondern auch hinsichtlich Barrierefreiheit und Aufenthaltsqualität zukunftsweisend sein.


Haltestellengestaltung und Modularität

Die verschiedenen verwendeten Elemente der Haltestellen (Einfassungen, Blindenleitsystem, Fahrgastunterstand, Ausstattung) sind so konzipiert, dass sie - den örtlichen Gegebenheiten gemäß - angepasst werden können. Das Grundgerüst bildet der Belag aus Ortbeton, an dessen Dehnfugen einem Raster gleich die verschiedenen Ausstattungsgegenstände angeordnet werden können. Im Bereich der Schienen wird ein Pflaster im wilden Verband eingebaut, das sich durch seine Richtungslosigkeit gut an bestehende Beläge anfügen und durch seine helle Farbe ein ansprechendes Bild entstehen lässt.
Je nach Fahrgastaufkommen ist der Fahrgastunterstand als Modul aufgebaut, sodass er problemlos um das Doppelte erweitert werden kann. Seine ansprechende Gestaltung erhöht die Aufenthaltsqualität der Haltestellen.


Haltestelle Nationaltheater

Die Haltestellen am Nationaltheater werden grundsätzlich in ihrer Lage beibehalten, allerdings um 30 Zentimeter auf das Niveau der haltenden Straßenbahnen angehoben. Barrierefreie Rampen verbinden den Bahnsteig mit den angrenzenden Fuß- und Radfahrerquerungen.
Die Verteilung der Ausstattungselemente beruht auf dem Raster der Dehnungsfugen des Bodenbelages. Bei hohem Fahrgastaufkommen kann optional zu den zehn Meter langen Fahrgastunterständen je ein weiterer Unterstand mit fünf Metern Länge auf dem Bahnsteig integriert werden.
Die Haltestellen sind auf der Rückseite mit einer Absturzsicherung aus Glas gesichert.


Haltestelle Thorner Straße

Im Gegensatz zum Bestand werden die Haltestellen zur Straßenmitte an die Gleise versetzt und um 30 Zentimeter angehoben, um das Ein- und Aussteigen der Fahrgäste zu erleichtern. Ein Blindenleitsystem ermöglicht sehbehinderten Menschen das sichere Begehen der Bahnsteige.
Die Ausstattungselemente wie Mastleuchten und Fahrgastunterstände sind auf einer Flucht angeordnet, um ein klares Bild zu erzeugen. Die Bäume wirken als Zäsur im Straßenraum und markieren die Haltestelle. Gleichzeitig schaffen sie Aufenthaltsqualität durch ein natürliches Erscheinungsbild.
Die Zufahrt zu den angrenzenden Grundstücken erfolgt über den Gehsteig.


Fahrgastunterstand

Die Fahrgastunterstände bestechen durch ihr klares, zurückhaltendes und schlichtes Design, die Form erinnert an einen Kubus. Die außergewöhnliche Farbgebung verleiht ihnen etwas Besonderes. Durch die Farbe sind die Unterstände aus weiterer Entfernung erkennbar und erleichtern die Orientierung.
Die Kuben sind modulartig aufgebaut, sodass sich aus dem fünf Meter langen Unterstand problemlos mit dem selben Konstruktionsprinzip der zehn Meter lange Unterstand entwickeln und mit diesem kombinieren lässt.
Die Grundkonstruktion besteht aus verzinkten Stahl-Hohlprofilen, die mit großflächigen Metallpaneelen verkleidet sind. Die Werbe- und Fahrplanvitrinen sind in die Fassade integriert, um die Flächigkeit der Paneele zu unterstreichen.
Im Sitzbereich wird die Fassade durch eine rahmenlose Verglasung unterbrochen, die den Fahrgastunterstand bei Tag belichtet und je nach Standortanforderungen transluzent oder klar ausgeführt werden kann.


Materialisierung

Die messingfarbene Beschichtung der Metallfassade verleiht den Fahrgastunterständen eine leicht schimmernde Oberfläche. An Orten mit Bedeutung - wie dem Nationaltheater - erhalten die Fassadenpaneele bei Bedarf eine individualisierende Prägung mit dem Logo der Stadt Mannheim und dem Logo des RNV.
Aus dem selben Material werden auch die Ausstattungsgegenstände wie Fahrgastinformationen, Fahrkartenautomaten und Papierkörbe gefertigt, um ein einheitliches, durchgängiges Bild zu schaffen. Die Sitzschalen in den Fahrgastunterständen bestehen aus einem durchgefärbten Verbundmaterial aus Holz und Kunststoff.
Die Bahnsteige grenzen sich durch Ortbetonbelag vom umgebenden Asphalt ab. Farblich abgehoben sind das Blindenleitsystem aus profilierten Betonfertigteilen und die Bahnsteigkante aus hellen, breiten Betonfertigteilen, die sich am Ende des Bahnsteigs verschmälern, absenken und in die Gehsteigkante übergehen.
Je nach Erfordernissen - wie etwa bei den Bahnsteigen des Nationaltheaters - schirmt ein Spritzschutz die wartenden Fahrgäste von der Straße ab. Dessen transluzentes Glas wird getragen von einer Rahmenkonstruktion aus Stahl. Der Spritzschutz übernimmt gleichzeitig die Aufgaben einer Absturzsicherung.


Beleuchtungskonzept

Zwischen Dach und Seitenwand beleuchten Lichtstreifen aus LED-Leuchten die Fahrgastunterstände. Die Beleuchtung integriert sich hinsichtlich Farblichkeit und Intensität in das Beleuchtungskonzept der gesamten Haltestellen, akzentuiert die Unterstände jedoch dezent. Die erhöhte Position der Beleuchtung verhindert, dass Fahrgäste geblendet werden, sich aber im Dunkeln dennoch gut orientieren können. Die Lichtstreifen heben nachts die Farbe des Metalls hervor und lassen es golden schimmern.
Die Haltestelle als solche wird durch entsprechende Anpassung der allgemeinen Straßenraumbeleuchtung akzentuiert.


Wirtschaftlichkeit

Aufgrund der schlichten Form und der einfachen Grundkonstruktion bleiben die Kosten des Fahrgastunterstandes überschaubar. Der modulartige Aufbau ermöglicht die Vorfertigung der Elemente. Es muss aufgrund der Durchgängigkeit des Materials nur ein Gewerk ausgeschrieben werden. Der Belag aus Ortbeton ist eine kostenneutrale und zeitgemäße Alternative zum Verbundpflaster mit sehr guten Pflegeeigenschaften (keine Fugen).

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus dem Preisgerichtsprotokoll: "Die Verfasser der Arbeit schlagen einen kompakten differenziert gestalten Kubus als Fahrgastunterstand vor. Das klare und zurückhaltende Design und die besondere messingfarbene Materialisierung sind auch in den unterschiedlichen stadträumlichen Situationen gut vorstellbar.
Die Unterstände bestehen aus unterschiedlichen Modulen, die in sich schlüssig detailliert und auch gut kombinierbar sind und vor allem immer ein schlüssiges Ganzes ergeben. Die Fahrgastinformationen und die Werbetafeln erscheinen nicht wie störende Elemente sondern werden fast wie Bilder in einer Ausstellung inszeniert.
Sehr überzeugend ist vor allem das Wechselspiel der offenen und geschlossenen Wandflächen. Die Konstruktion erscheint relativ einfach und robust. Die einzelnen Komponenten sind sehr sorgfältig durchgearbeitet und dargestellt."