Mehrfachbeauftragung mit Auftragsversprechen als nichtoffener freiraumplanerischer Wettbewerb | 02/2022
Neuordnung Mobilitätsinfrastruktur am Bahnhof Korntal sowie Aufwertung Bahnhofumfeld in Korntal-Münchingen
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Perspektive
1. Preis
Preisgeld: 4.600
Erläuterungstext
Mobilitätsdrehscheibe Bahnhof Korntal
Räumliche und funktionale Vernetzung – Freiraumstruktur
Der Bahnhofsplatz von Korntal befindet sich in Verlängerung der stadträumlich wichtigen Achse der Martin-Luther-Straße und somit an zentraler Stelle im Übergang zu den südlichen Stadtteilen. Weitere wichtige Achsen wie der Fuß- und Radweg der Schneckenbrücke, der Bahnhofweg sowie die Zuwegung
aus dem Park+Ride-Platz münden in den Bahnhofsplatz. Ein markantes Platzfeld bündelt sämtliche Wegeachsen und verleiht dem Bahnhof sein eigenes, zentrales Vorfeld. Der vorhandenen Allee kommt dabei als Freiraumachse eine wichtige Bedeutung zu. Vor dem Bahnhofsgebäude entsteht eine Freifläche als Aufenthaltsort, die Funktionen werden entlang der Platzränder angeordnet.
Verkehr und Fahrradinfrastruktur – Der Bahnhofsplatz als Mobilitätsdrehscheibe
Sämtliche Verkehrsarten finden ihren angemessenen Bereich und werden in einem ganzheitlichen und zukunftsorientieren Gesamtkonzept miteinander vernetzt. Die beiden Bushaltepunkte werden im westlichen Bereich des Platzes angeordnet, ebenso wie die Stellplätze für Carsharing, E-Mobilität und die
Kurzzeitparker. Die Fahrradstellplätze werden kompakt in einem neuen Radhaus untergebracht, das zugleich den räumlichen Abschluss des Platzes bildet.
Die gesamte Fläche wird als verkehrsberuhigter Bereich im Sinne eines Shared Space angelegt.
Wegebeziehungen – Entflechtung Fußgänger / Radfahrer
Durch eine Neuaufteilung des vorhandenen Raums wird weitestgehend eine Entflechtung der Verkehrsströme von Fußgängern und Radfahrern ermöglicht. Die Fußgänger aus der Schneckenbrücke können direkt in die Innenstadt bzw. an den Bahnhof und zu den Gleisen gelangen,
ohne die Radwege kreuzen zu müssen. Es verbleibt lediglich eine Querung der Fußgänger aus Richtung der Innenstadt mit den Radfahrern von und nach Westen, diese wird in Form einer offenen und übersichtlichen Gestaltung dieses Bereichs entschärft.
Das neue „Radhaus“
Durch eine zweihüftige Anordnung sowie der Ausführung als Doppelparker können im neuen Radhaus insgesamt ca. 128 überdachte Fahrradstellplätze angeboten werden. Dadurch kann der Platz weitestgehend von störenden Einbauten frei gehalten werden. Das Radhaus erhält eine natürlich
gestaltete Fassade in Form von Holzlamellen, die dem Gebäude eine angenehme Transparenz und Leichtigkeit verleihen. Das Dach wird begrünt und mit einer extensiven Blumenwiese als Bienenweide eingesät.
Beurteilung durch das Preisgericht
Mit der klar strukturierten Gestaltung der zu überplanenden Fläche durch Aufenthalts- und Pflanzinseln kombiniert mit einem Wasserspiel, wird eine Empfangssituation geschaffen, die neben der hohen Aufenthaltsqualität auch die Übersichtlichkeit wahrt und damit ein hohes Maß an Verkehrssicherheit erzielt. Gerade im unmittelbaren Vorbereich des Bahnhofsgebäudes ermöglicht die großzügige Flächengestaltung eine sichere und bequeme Bewegungsmöglichkeit für Fußgänger. Der Entwurf bildet die gleichwertige Berücksichtigung aller Verkehrsteilnehmer ab, unter besonderer Beachtung des Radverkehrs, womit den funktionellen Ansprüchen der Planungsaufgabe sehr gut entsprochen wird. Der Vorplatz ist offen und einsehbar und bietet damit eine sehr gute Übersichtlichkeit und Orientierung. Die Freistellung der Fahrradspirale setzt die vorhandene Architektur außerdem gut in Szene. Allen Anforderungen an die Verkehrsinfrastruktur wird damit Rechnung getragen, indem die jeweilige Verkehrsführung klar zugewiesen und geregelt ist und trotzdem eine Verknüpfung der Verkehrsmittel und –wege gut miteinander funktionieren. Den Nachhaltigkeitskriterien wird mit einem guten Gesamtkonzept entsprochen, welches ein dezidiertes Oberflächenwassermanagement vorsieht, in das auch ein Wasserspiel integriert ist. Diverse Maßnahmen zur Begrünung sorgen für die gewünschte Beschattung und angestrebte Förderung des lokalen Klimas. Die Gesamtheit der Möblierung, Grünbereichsgestaltung und ein Wasserspiel sorgen für eine sehr attraktive Platzgestaltung und laden zum Verweilen ein. Die gewünschten und wichtigen Ausstattungselemente, wie z.B. öffentliches WC, Beleuchtung und ein vielfältiges Sitzangebot sind im Entwurf enthalten. Der gewählte Belag aus Naturstein für die Gesamtfläche verfolgt grundsätzlich den Anspruch an Nachhaltigkeit, ist jedoch in Hinblick auf Wirtschaftlichkeit gerade bei den KFZ-Fahrflächen kritisch zu betrachten. Die ausgewählte Infrastruktur und Ausstattung sind ansprechend und zum Teil sehr individuell, was sich in der Umsetzung kostenintensiv auswirken könnte. Allerdings ist insgesamt mit den Einbauten sparsam umgegangen worden. Insgesamt ein sehr gelungener, durchdachter und attraktiver Entwurf, der den vielfältigen Anforderungen an einen Bahnhofsvorplatz gerecht wird.
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Lageplan
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Freiraumstruktur
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Entflechtung Fußgänger / Radfahrer