Mehrfachbeauftragung | 01/2024
Neuordnung Quartier Rosenviertel in Memmingen
©f64 Architekten
Visualisierung
1. Rang
Stadtplanung / Städtebau
LARS consult Gesellschaft für Planung und Projektentwicklung mbH
Projektentwicklung
Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GmbH
Landschaftsarchitektur
Erläuterungstext
Die Memminger Rosenhöfe stehen für neue städtische Dichte und Nutzungsvielfalt. Sie geben der östlichen Altstadt ein neues Gesicht und dienen als attraktiver Auftakt zur Innenstadt. Die Rückführung der neuen Stadtkante auf die ehemalige Stadtmauer öffnet das neue Viertel zur MeWo-Kunsthalle und ermöglicht eine großzügige Neugestaltung der Bahnhofstraße.
Leitidee der Planung ist die Schaffung eines eigenständigen, familienfreundlichen und klar gegliederten, urbanen Stadtquartiers, welches allen Bewohnern durch das zentral gelegene Grün großen Wohnwert bietet und gleichzeitig ein hohes Maß an Identifikation mit dem Ort erzeugt. Generationenübergreifendes Wohnen und die Orientierung in gemeinschaftliche Innenhöfe bilden Klima-Komfortzonen und generieren ein neues kollektives Gefühl der Nachbarschaft.
Der Städtebau
Die historische Stadtbefestigung wird in der städtebaulichen Setzung als neue Stadtkante im Stadtbild wieder lesbar gemacht. Die beiden neuen Quartiere folgen dem Prinzip der Memminger Stöcke und fügen sich so in die historisch gewachsene Stadtstruktur ein. Wer in die Rosenhöfe hineingeht, dem eröffnen sich abwechslungsreiche, belebte, grüne Innenhöfe, die über Öffnung und kleine Gassen miteinander in Dialog treten und eine Durchwegung ermöglichen.
Im Sinne einer angemessenen innerstädtischen Dichte orientieren sich die Gebäudehöhen im Wesentlichen am Bestand: Entlang der Bahnhofsstraße und Maximilianstraße betonen viergeschossige Gebäude den repräsentativen Anspruch des neuen Stadteingangs. Weiter stadteinwärts und entlang der Heidengasse reduziert sich die Höhenentwicklung auf drei Geschosse, um einen sanften Übergang zur angrenzenden Bestandsbebauung sicherzustellen. Das „Neue“ sucht den Dialog mit dem Bestand, ohne auf eine selbstbewusste Eigenständigkeit zu verzichten.
Die Nutzungen
Programmatisch teilt sich das Quartier in zwei Memminger Stöcke. Als neues Wahrzeichen im Quartier bildet das Hotel im Süden in strategischer Toplage den Auftakt als direktes Gegenüber zum geschäftigen Bahnhof. Der Veranstaltungsraum wird räumlich dem Hotel zugeordnet; sein Foyer liegt leicht auffindbar an der belebten Maximilianstraße und sorgt für größtmögliche Flexibilität im Betrieb zugleich als Mittler zum Hotel. So können Veranstaltungen eigenständig als auch vom Hotel aus bespielt werden. Als Auftakt in die Rosengasse komplettiert ein Restaurant mit Außenbestuhlung das gastronomische Ensemble, welches sich in einen gemeinschaftlich genutzten Innenhof mit ruhigen, nutzbaren Grünflächen und Gehölzpflanzungen erweitert.
Gut erreichbar liegt die Radstation mit Fahrradparkhaus an der Bahnhofstraße. Rückwärtig in ruhigerer Lage können sich Dienstleister ansiedeln und die bislang eher wenig beachtete Aufweitung an der Heidengasse zu einem beliebten Ort des Verweilens aufwerten. Baumpflanzungen und Sitzflächen stärken hier die Anbindung zur Altstadt.
Im nördlichen Quartier entsteht ein ruhiger, grüner Wohnhof. Die Wohnungsgrundrisse variieren – von Single- und barrierefreien Seniorenappartements bis Vier-Zimmer Wohnungen für Familien. In den Eingangsbereichen werden großzügige Abstellflächen für Fahrräder, Kinderwägen etc. vorgesehen. Die großzügigen Laubengänge auf den Ebenen dienen nicht nur der Erschließung, sondern erweitern durch angelagerte Balkone vor den Wohnungseingängen den individuellen Wohnraum. Ein Ort der Begegnung und Kommunikation im Quartier entsteht.
Die Architektur und Fassaden
Eine klare Stadtkante mit urbanen Fassaden verleihen dem Quartier Charakter.
Nach Außen präsentieren sich die Höfe mit feinen Putzstrukturen, Faschen und einem feinnuanciertem Farbkonzept zur optischen Gliederung der Gebäude in maßstäbliche Einheiten. Das Hotel erhält als Auftakt in das Quartier mittels einheitlicher Putzstruktur und Farbgebung als Pendant zum Bahnhof eine gewisse Solitärwirkung.
Im Wohnbereich wird anhand von Farbnuancen die Giebelstruktur feingliedrig herausgearbeitet. Das Resultat ist eine attraktive städtische Kleinteiligkeit, die sich harmonisch in das gewachsene Stadtbild einfügt, ohne dabei auf Eigenständigkeit zu verzichten.
Auf den Gartenseiten der Wohnhöfe kontrastieren naturbelassene, sägeraue Fassaden aus Holz die streng urbanen Fassaden. Die besondere Qualität des Materials mit seinem samtmatten Erscheinungsbild, den warmen Farbtönen und der Natürlichkeit schafft Behaglichkeit und eine ruhige Atmosphäre. Bodengebundene vertikale Begrünungssysteme an den vorgelagerten Balkonen fördern mittels Kletterpflanzen die Biodiversität im Quartier.
Beurteilung durch das Preisgericht
Insgesamt bietet der Entwurf eine robuste Grundlage für die weitere Bauleitplanung und Umsetzung, die auch dem ortstypischen Charakter entspricht. Die aufgezeigte hohe Qualität der neu geschaffenen Freiräume zwischen der Neubebauung und MEWO-Halle muss unbedingt umgesetzt werden.
©f64 Architekten
Detailplan
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Ansicht Bahnhofstraße
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Ansicht Heidengasse
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Ansicht Maximilianstraße
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Längsschnitt
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Querschnitt